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Montag, 4. Februar 2008, 01:00 MEZ
Sturm West-, Mitteleuropa, Südskandinavien 31.01.-02.02.2008 Satellitenbild: 31.01.2008, 12:18 UTC, NOAA-18 VIS/IR Quelle: B. J. Burton |
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Wetterlage und Entwicklung Der Januar 2008 erwies sich vor allem in den nordwestlichen und mittleren Gebieten Europas als äußerst stürmischer Monat. Nach "Eliane", "Jette", "Louisa" und einer namenlosen Welle stellte Orkantief "Resi" schon den fünften schweren Wintersturm innerhalb weniger Wochen dar. "Resi" entstand am 30.01. aus einem Gebiet tiefen Luftdrucks unweit von Island und vollführte eine beeindruckende Entwicklung. Binnen 30 Stunden fiel der Luftdruck im Zentrum des Tiefs um 40 hPa von unter 995 hPa auf unter 955 hPa. Zu dieser explosionsartigen Vertiefung trug die sehr günstige Lage auf der linken Seite des Jetauszugs bei. Der Jet bildete mit Windgeschwindigkeiten bis 150 kt (278 km/h) im 300 hPa-Niveau (etwa 9 km Höhe) am 31. um 00 UTC über dem mittleren Nordatlantik ein Maximum aus. "Resi" verlagerte sich mit ihrem lehrbuchhaft ausgeprägten Zentrum am 31.01. knapp nördlich an Schottland vorbei. Am 01.02. führte ihr weiterer Weg über die nördliche Nordsee und Südnorwegen hinweg, ehe sie am 02.02. unter allmählicher Abschwächung über Südschweden zum Bottnischen Meerbusen zog. Rund um den Tiefkern formierte sich ein Gebiet großer Luftdruckgegensätze und infolgedessen hoher Windgeschwindigkeiten. Der Okklusionsprozess hatte längst begonnen, als das Frontensystem des Tiefs am 01.02. Deutschland von Nordwest nach Südost überquerte. Südlich der Mittelgebirge wurde die Kaltfront allerdings durch eine Wellenbildung über Frankreich zurückgehalten und erreichte erst in der Nacht zum 02.02. die Alpen. Der 30.01. verlief in Großbritannien bis zum Abend windtechnisch recht ruhig, am späten Nachmittag ging es mit ersten Sturmböen an der irischen Küste und auf den schottischen Hebriden los. Um Mitternacht verzeichnete South Uist (SCO) immerhin schon 111 km/h in Böen. In der ersten Hälfte der Nacht zum 31.01. erfasste das Sturmfeld ganz Schottland und die nördlichen Teile Englands (z.B. Glasgow-Prestwick Flgh./SCO 109 km/h). Bis zum Morgen war dann auch der Süden Großbritanniens betroffen (z.B. Mumbles/Wales 107 km/h). Die Kaltfrontpassage erfolgte über England gegen Mittag. Im Umfeld der Front wurden die kräftigsten Böen gemessen. Beispielsweise meldete die 20.000-Einwohner-Stadt Sheerness auf der Isle of Sheppey im Südosten Englands 111 km/h. Während der Wind dort hinter der Front wieder abflaute, blieb er im Bereich des rückseitigen Höhentroges über der Mitte und dem Norden Englands kräftig mit weiteren schweren Sturm- und orkanartigen Böen am Abend (z.B. Dishforth 109 km/h). In diesen Regionen verloren die Böen erst im Laufe der Nacht zum 01.02. an Kraft. Unterdessen lebte der Wind am Nachmittag des 31.01. auch in Nordfrankreich und den Benelux-Staaten auf. Um 13 Uhr MEZ registrierte La Hague in der Normandie schon 100 km/h, was dort gleichzeitig aber auch die Spitzenböe darstellte. Im weiteren Verlauf traten entlang der gesamten nordwestfranzösischen Küste Sturmböen auf. Auch in Belgien und in den Niederlanden wurden zum Teil schwere Sturmböen, auf Vlieland (NL) sogar eine 112-km/h-Böe (Beaufort 11) beobachtet. Ebenfalls noch am Nachmittag des 31. griff das Starkwindfeld auch auf die komplette Nordhälfte Deutschlands über. Unter anderem verbuchten Kiel/Leuchtturm (115 km/h) und St. Peter-Ording (108 km/h) orkanartige Böen. In der Nacht zum 01.02. und tagsüber wehten Sturmböen zunehmend auch über die Mitte und den Süden des Landes, wobei die Geschwindigkeiten in Baden-Württemberg höher waren als in Bayern. Der Feldberg im Schwarzwald (1493 Meter) schaffte immerhin 140 km/h, da konnte selbst die Zugspitze (2962 Meter) mit 122 km/h nicht mithalten. Am 02.02. ließ der Wind im Süden nach, an den Küsten gab es dagegen am Nachmittag beim Durchzug eines kurzwelligen Höhentroges in der eingeflossenen labilen Polarluft in Verbindung mit kräftigen Regen- und Schneeschauern gebietsweise nochmals Sturmböen. Aus Nordholz liegt sogar eine Meldung über 122 km/h an diesem Tag vor. Auch der Süden Skandinaviens, insbesondere Südwestnorwegen und Dänemark, verbuchte am 31.01. und am 01.02. schwere Sturmböen. Utsira (N) kam auf 122 km/h, was Orkanstärke entspricht. Noch stärkere Böen brachten - etwas ‚außer Konkurrenz', da mitten in der Nordsee gelegen - nur die beiden Ölbohrplattformen Tyra Øst (DK, 139 km/h) und Ekofisk (N, 130 km/h) zustande. Über größere Schäden durch "Resi" wurde nichts bekannt. Vor allem an der Nordseeküste wurden allerdings einige Bäume entwurzelt und Dächer abgedeckt. Die Bahn stellte den Autozug-Verkehr zur Insel Sylt vorübergehend ein. In der Irischen See geriet infolge hohen Wellengangs eine Fähre in Seenot. Vier Passagiere und zehn Besatzungsmitglieder mussten per Helikopter evakuiert werden. Text: CE
Wetterwerte Nachstehend die jeweils höchsten gemessenen Spitzenböen (soweit vorliegend) aus Großbritannien und Irland, Frankreich, und Benelux (31.01.) sowie aus Südskandinavien (31.01. und 01.02.) und aus Deutschland (31.01., 01.02. und 02.02.). Quelle: WetterOnline.
Satellitenbilder
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