Wetterlage und Entwicklung
Stürme sind im Winterhalbjahr für Nordwest- und Nordeuropa nichts Ungewöhnliches. Nicht selten überschreiten die
Windgeschwindigkeiten dabei auch die 100 km/h-Schwelle. Ein Orkan wie "Eliane", der am 08. und 09.01.2008 den Norden
Irlands, Nordirland und Schottland heimsuchte, kommt aber auch dort nicht alle Tage vor.
"Eliane" entstand am 7. als flache Welle innerhalb einer gut ausgeprägten Frontalzone rund 500 Kilometer östlich von
Neufundland. Diese verlagerte sich bis zum 7., 18 UTC über den Nordatlantik ostwärts, wo durch Interaktion mit einem
sich in der Höhe annähernden Kurzwellentrog günstige Voraussetzungen zur Weiterentwicklung gegeben waren. Am 8. um 12 UTC
lag das Zentrum des nun voll ausgebildeten Tiefdruckgebietes unmittelbar nordwestlich von Irland. Während die Warmfront
die Britischen Inseln überquerte, vertiefte sich "Eliane" weiter. Ihren Höhepunkt erreichte die ‚stürmische Dame' am 9.
um 06 UTC, als vor der nordschottischen Küste ein Kerndruck von unter 965 hPa analysiert wurde. Bis zum 10. zog das Tief
weiter nach Nordosten und schwächte sich ab.
Das Starkwindfeld formierte sich vor allem rückseitig der Kaltfront im Trogbereich. So kam es auch erst mit Annäherung
der Kaltfront am Abend des 8. zu ersten Böen über 100 km/h (z.B. Belmullet/IR 130 km/h, Valley/Wales 109 km/h). In der
ersten Nachthälfte legte der Wind besonders im Norden Irlands und in Nordirland kräftig zu: Malin Head, der nördlichste
Punkt Irlands, verzeichnete zwischen dem 8., 23 UTC und dem 9., 00 UTC eine Böe von 173 km/h. Das ist die dritthöchste
Windgeschwindigkeit, die dort seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gemessen wurde. Die höchste Windgeschwindigkeit von
182 km/h datiert aus dem Jahre 1961. Zudem registrierte Machrihanish in Schottland eine 135 km/h-Böe, am Flughafen
Glasgow-Prestwick wurden in der zweiten Nachthälfte 120 km/h verzeichnet. Am Vormittag des 9. verschob sich das Gebiet
mit den höchsten Windgeschwindigkeiten nach Nordosten. In der Hauptstadt der Highlands, Inverness, erreichten die Böen
Geschwindigkeiten bis 109 km/h. Auch sonst konnten verbreitet schwere Sturm- und orkanartige Böen notiert werden. Aus
den schottischen Highlands unweit von Inverness liegt zudem eine Meldung über eine 225 km/h-Böe vor, die an der Strecke
der Cairngorm-Standseilbahn aufgetreten sein soll. Die Bahn musste daraufhin ihren Betrieb einstellen.
Der Sturm führte in ganz Schottland zu erheblichen Behinderungen und Beeinträchtigungen. Zahlreiche Brücken und Straßen
wurden gesperrt, viele Schulen blieben geschlossen. In über 20.000 Haushalten fiel der Strom aus.
Text: CE
Bodendruckanalysen vom 07. bis 10.01.2008, jeweils 00 UTC
Quellen: FU Berlin / DWD
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07.01.2008, 00 UTC |
08.01.2008, 00 UTC |
09.01.2008, 00 UTC |
10.01.2008, 00 UTC |
500 hPa-Geopotential und Bodendruck vom 07. bis 10.01.2008, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
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07.01.2008, 00 UTC |
08.01.2008, 00 UTC |
09.01.2008, 00 UTC |
10.01.2008, 00 UTC |
Wetterwerte
Nachstehend die zehn höchsten gemessenen Windgeschwindigkeiten in Irland und Großbritannien vom
09.01.2008 (Quelle: WetterOnline):
Ort |
09.01. |
Malin Head (IR) Machrihanish (SCO) Islay/Port Ellen (SCO)
Tiree Island (SCO) Prestwick Airport (SCO) Ballykelly (NIR) South Uist Range (SCO)
Glasgow Airport (SCO) Leuchars (SCO) Dundee/Riverside (SCO) |
173 km/h
135 km/h 130 km/h 130 km/h 120 km/h 119 km/h 119 km/h 117 km/h 115 km/h 115 km/h |
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Satellitenbilder
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07.01., 21:00 UTC, MSG IR
Quelle: B. J. Burton |
08.01., 12:55 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton |
09.01., 12:45 UTC, Meteosat VIS
Quelle: EUMETSAT |
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10.01., 10:56 UTC, NOAA-18 IR
Quelle: B. J. Burton |
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