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Wetterlage und Entwicklung In zwei Hälften sowohl vom zeitlichen Ablauf als auch räumlich betrachtet ließ sich die Witterung im Februar 2011 in Deutschland einteilen. Einem landesweit äußerst milden Monatsauftakt mit vorfrühlingshaften Eindrücken vor allem im Südwesten und Süden stand ein speziell in der Nordosthälfte äußerst kalter zweiter Abschnitt mit strengem Nacht- und tagelangem Dauerfrost gegenüber. Wenig verwunderlich fiel der Monat in der Gesamtbilanz somit etwa nordöstlich der Elbe etwas kälter aus als im Mittel der Jahre 1961 bis 1990 (z. B. Greifswald -0,2 °C/-0,2 K), während die Monatsmitteltemperaturen im Westen und Süden örtlich mehr als 2 K über dem langjährigen Durchschnitt lagen (z. B. Kempten +1,3 °C/+2,3 K). Eine Zweiteilung ließ sich auch beim Niederschlag feststellen, wobei es im Norden und Nordosten deutlich mehr regnete und schneite (z. B. Hamburg/Flgh. 70,6 mm/171%) als im Süden (z. B. Augsburg 11,1 mm/29%). Von der Sonne verwöhnt wurden vor allem die östlichen Bundesländer (z. B. Leipzig/Flgh. 103,1 Stunden/151%), im Südwesten schien sie teilweise nur gut halb so lange wie sonst in einem Februar üblich (z. B. Trier 48,0 Stunden/62%). Für den anfänglich sehr kalten, später überwiegend ungewöhnlich milden Winter 2010/11, der aus meteorologischer Sicht die Monate Dezember, Januar und Februar umfasst, ließ sich eine über die gesamte Fläche Deutschlands gemittelte Temperatur von -0,6 °C errechnen. Damit schloss dieser 0,8 K kälter als im Mittel der Jahre 1961 bis 1990, allerdings 0,7 K wärmer als sein Vorgänger ab. Dabei konnte sich nach einem sehr kalten Dezember ab dem Dreikönigstag von Südwesten her im ganzen Land sehr milde Luft mit nachhaltigem Tauwetter durchsetzen. Mit einer mittleren Temperatur im Februar von +3,8 °C und einer daraus resultierenden positiven Abweichung von 1,7 K brachte der Winter 2010/11 in Rheinstetten das Kunststück fertig, nach einem mehr als 3 K zu kalten Dezember in der Bilanz noch 0,1 K zu warm auszufallen. Zudem verlief der Monat außerordentlich trocken; 21,2 mm Niederschlag bedeuteten gerade 35% des langjährigen Monatsmittels. Die Sonnenscheindauer lag dagegen im Soll (65,4 Stunden/96%). Bemerkenswert erscheint noch die Tatsache, dass an keinem einzigen Tag im Winter - also auch nicht im Februar - die Windgeschwindigkeit Sturmstärke erreichte. Eine ausführlichere Betrachtung mit sämtlichen Tageswerten der Station gibt es hier.
Zum 2. zog, gekoppelt an einen kurzwelligen Höhentrog, die Kaltfront von Tief "Johannes" mit Zentrum bei Jan Mayen von Nordwest nach Südost über Deutschland hinweg. In Bodennähe verlor sie später ihre frontale Struktur, sodass auf den Analysekarten lediglich noch eine Höhenkaltfront markiert war. Während im Süden geringer Schnee fiel, regnete und nieselte es im Norden auf die gefrorenen Böden. Es stellte sich eine verbreitete Glatteislage ein, hunderte Unfälle waren die Folge (siehe Artikel). Nach den Niederschlägen in der Nacht und am Morgen blieb es tagsüber meist stark bewölkt oder bedeckt durch hochnebelartige Bewölkung, sonnige Lücken offenbarten sich erneut im Mittelgebirgsraum. Obgleich postfrontal etwas kühlere Luft einfloss, sorgte die Front für etwas Durchmischung und einen Anstieg der Temperaturen im Norden auf Werte über den Gefrierpunkt. Im Süden herrschte weiterhin Dauerfrost. Nachdem der Hochdruckeinfluss vorübergehend nochmals zugenommen hatte, näherte sich am 3. von Nordwesten her das okkludierende Frontensystem von Tief "Klaus" mit Zentrum bei Island an. Nach einer in der Mitte und im Süden teilweise streng frostigen Nacht (z. B. Reit im Winkl / BY -17,0 °C) führten die damit verbundenen Niederschläge, die meist in Form gefrierenden Regens fielen, vor allem hier zu verbreiteter Glätte (siehe Artikel). Im Norden dagegen war Glatteis nach einer bereits weitgehend frostfreien Nacht kaum mehr ein Thema. Während in der gealterten Kaltluft im Süden unter dichter Bewölkung nur Höchstwerte um den Gefrierpunkt erreicht wurden, konnten dort tagsüber bei zeitweiligem Sonnenschein Maxima nahe +10 °C gemessen werden (z. B. Oldenburg/NDS +7,6 °C).
Am 6. und 7. blieb die Zweiteilung mit einem stark bewölkten Norden und einem sonnigen Süden im Wesentlichen bestehen. "Doreen" verlagerte sich mit ihrem Schwerpunkt unter Abschwächung Richtung Norditalien, innerhalb der weiterhin über das nördliche Mitteleuropa verlaufenden Frontalzone wanderte ein weiteres, namenloses Randtief über die Nordsee und Dänemark hinweg ostwärts. So fiel im Norden anfangs noch weiterer Regen, am zweiten der hier zusammengefassten Tage ließen die Niederschläge jedoch nach. Generell blieb es sehr mild, fast überall traten tagsüber zweistellige Plusgrade auf. Die höchsten Temperaturen wurden mit +16,7 °C in Hechingen und Müllheim (beide Baden-Württemberg) und mit +16,6 °C an der Station München/Stadt (Bayern) verzeichnet.
Nach der Frontpassage stellte sich zum 9. rasch wieder hoher Luftdruck in Mitteleuropa ein. Dabei positionierte sich Hoch "Eva" genau über der Mitte Deutschlands und sorgte vielerorts für einen weiteren sonnigen und recht milden Februartag. In Baden-Württemberg und Bayern allerdings, wo die Front am Tag zuvor längere Zeit mit feuchter Luft zugegen war, breitete sich gebietsweise Nebel und Hochnebel aus, der sich tagsüber zum Teil nicht auflöste. So war es beispielsweise am Oberrhein und entlang der Donau mit Höchstwerten nur wenig über dem Gefrierpunkt vergleichsweise kalt, während in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz bis +12 °C (z. B. Aachen/NRW +12,4 °C) erreicht wurden. Am 10. verlagerte sich "Eva" allmählich zum Balkan und bildete zusammen mit dem noch immer über dem westlichen Mittelmeerraum verweilenden Hoch "Doreen" eine südeuropäische Hochdruckzone aus. Über Südskandinavien entwickelte sich am Okklusionspunkt eines kräftigen, sich jedoch rasch auflösenden Tiefs vor der Südküste Grönlands Tief "Olaf", dessen Fronten zunächst dem Norden und Westen, am Abend auch der Mitte und örtlich dem Süden Deutschlands Regen brachten. Zu Beginn der zweiten Dekade stellte sich die Großwetterlage allmählich um. Entscheidend dazu bei trugen nicht zuletzt die beiden Tiefdruckgebiete "Nicolas" und "Olaf", auf deren Rückseiten jeweils sehr kalte Luft arktischen Ursprungs den kompletten osteuropäischen Raum flutete. Mit der umgebogenen Okklusion von Tief "Olaf", das mit seinem Zentrum bis dahin zum Baltikum gezogen war, streifte diese am Abend des 11. erstmals auch den äußersten Nordosten und Osten Deutschlands. Während dessen Kaltfront quer über der Mitte des Landes verharrte, dort noch für örtlich durchaus kräftigen Regen gut war (z. B. Bad Marienberg / RP 20 mm in zwölf Stunden) und die milde Luft im Südwesten nicht verdrängen konnte, gingen die Temperaturen im Laufe des Abends im Nordosten in den leichten Frostbereich zurück. Dies war die Geburtsstunde einer Luftmassengrenze, die Deutschland über mehrere Tage in eine zum Teil sehr milde Südwesthälfte und einen äußerst kalten Nordosten und Osten teilen sollte.
Am 13. und 14. änderte sich an dieser Situation nur wenig. Die weiter bestehende Luftmassengrenze wurde durch den Ausläufer von Tiefdrucksystem "Paolini" mit Zentren über Island und nördlich von Schottland regeneriert beziehungsweise aufrechterhalten. Dieser brachte der Westhälfte Deutschlands einige Millimeter Regen. Während im Südwesten an beiden Tagen Höchstwerte deutlich über +10 °C erreicht wurden (z. B. Stuttgart (Neckartal) / BW +14,8 °C), stand im äußersten Nordosten leichter Dauerfrost auf der Karte. Am Anfang der zweiten Monatshälfte war Hoch "Friederike" zum Schwarzen Meer abgewandert, der hohe Luftdruck über dem skandinavischen Raum und Nordosteuropa blieb in Form von Hoch "Gabriela" allerdings erhalten. "Gabriela" lag mit ihrem Schwerpunkt am 15. im Bereich der Ostsee, wodurch mit einer östlichen Windkomponente die Kaltluftzufuhr in den äußersten Norden und Nordosten Deutschlands andauerte. Die Niederschläge in Verbindung mit dem Ausläufer von Tiefdrucksystem "Paolini" fielen dort als gefrierender Regen und Schnee (z. B. Jagel/SH 4 cm in zwölf Stunden). Sonst verlief der Tag zunächst meist wolkig, aber trocken, ehe im Westen am Spätnachmittag mit der Okklusion eines weiteren Tiefdrucksystems ("Quirin") bei den Britischen Inseln neuer Regen aufkam.
Die Lage änderte sich am 17. insofern, als dass das Hauptzentrum von Tief "Quirin" den Weg über die Biskaya und Südfrankreich zum zentralen Mittelmeer fand. An der Nordflanke des Tiefs stellte sich in ganz Deutschland eine östliche Strömung ein, mit der die kalte Luft nach Westen an Raum gewinnen konnte. Leichter Dauerfrost breitete sich zusammen mit hochnebelartiger Bewölkung bis zur Weser aus, und auch im Westen wurden trotz Sonnenscheins vielfach nur noch einstellige Höchstwerte registriert. Dieser Trend setzte sich zum 18. fort. Tief "Quirin" zog über das zentrale Mittelmeer zur südlichen Adria, Hoch "Heike" behielt ihre Position im Wesentlichen bei. Die Temperaturen gingen deutschlandweit noch etwas zurück, am wärmsten wurde es mit +6,0 °C im badischen Rheinfelden. Nordöstlich der Weser herrschte durchweg Dauerfrost. Dabei lag das gesamte Land, wenige Orte am unmittelbaren Alpenrand sowie höhere Berge ausgenommen, unter einer Hochnebeldecke - ein auch bei winterlichen Hochdrucklagen nicht alltägliches Bild. Vor allem in der Osthälfte fiel daraus etwas Schnee und Regen. Am 19. bekam die Hochnebeldecke im Nordwesten sowie ganz im Süden größere Lücken, ansonsten blieb es grau. Dort, wo sich die Sonne zeigte, erwärmte sich die Luft gegenüber dem Vortag etwas (z. B. Wolfach/BW +8,7 °C), unverändert Dauerfrost gab es im Nordosten.
Die häufig klare Nacht zum 21. verlief vor allem in Thüringen und Sachsen streng frostig mit Tiefstwerten unter -10 °C (z. B. Carlsfeld/SN -17,5 °C). Die Niederschläge im Südwesten waren in der Nacht vollständig in Schnee übergegangen, sodass am Morgen - etwas überraschend - selbst am Oberrhein eine dünne Neuschneedecke beobachtet werden konnte (z. B. Rheinstetten/BW 2 cm). Auch tagsüber schneite es in Baden-Württemberg und Bayern gebietsweise noch leicht, während in der sonst immer trockeneren Kaltluft bis zu zehn Sonnenstunden im Norden registriert wurden (z. B. Norderney/NDS 9,6 Stunden). Die Temperaturen verweilten besonders im Osten tief im Minus, die wärmsten Orte konnten wieder einmal im Südwesten und Westen gefunden werden (z. B. Duisburg-Baerl/NRW +2,7 °C). In der Nacht zum 22. sanken die Temperaturen im Osten und Nordosten noch weiter in den strengen Frost ab als in der vorangegangenen Nacht. Nahezu überall in den neuen Bundesländern lagen die Tiefstwerte zwischen -10 und -15 °C, in Sachsen (z. B. Sohland/Spree) um -18 °C. Einzelne Stationen mit kürzeren Messreihen (Trollenhagen, Oschatz, Neuhaus am Rennweg) verzeichneten neue Rekorde für die letzte Dekade. Tagsüber entschädigte viel Sonnenschein für den strengen Nachtfrost, einzig in Baden-Württemberg und Bayern blieb die Wolkendecke geschlossen. "Heike" lag zu dieser Zeit mit ihrem Schwerpunkt über dem Westen Russlands und wies einen Kerndruck von mehr als 1045 hPa auf. Zusammen mit der kalten Polarluft bestimmte sie auch am 23. das Wetter in Deutschland, wobei nach einer abermals verbreitet streng frostigen Nacht im Osten (z. B. Deutschneudorf-Brüderwiese/SN -20,0 °C) in weiten Landesteilen lange Zeit die Sonne schien. Vornehmlich hohe Wolkenfelder jedoch trübten den Sonnenschein im Nordwesten, sie gehörten zur Warmfront eines Tiefs ("Sigurd") mit Zentrum über Island.
Die nur wenig weiter nach Osten vorankommende Okklusion beschäftigte am 25. weiterhin den Westen Deutschlands mit vielen Wolken, Nebel und örtlichem Sprühregen. Ein gegenüber den Vortagen unverändertes Bild mit viel Sonne ergab sich im Osten. Insgesamt setzte sich nun von Westen her aber doch deutlich mildere Luft durch, sodass leichter Dauerfrost lediglich noch ganz im Osten und auf Rügen auftrat. Im Westen erreichten die Temperaturen örtlich bereits wieder Höchstwerte über +10 °C (z. B. Nideggen-Schmidt/NRW +10,3 °C). Zwischen "Heike" über dem Westen Russlands und einem nach Nordosten verschobenen Azorenhoch mit Schwerpunkt über Südwesteuropa hatte sich zwischenzeitlich eine Hochdruckbrücke ausgebildet, die zum 26. in ihrem Mittelteil aber bereits wieder Auflösungserscheinungen zeigte. Dabei drang von Nordwesten her das Frontensystem eines Tiefs ("Tim") mit Zentrum über dem Eismeer nach Mitteleuropa vor, an dessen lang gezogener Kaltfront sich auf der Vorderseite eines markanten Kurzwellentroges über den Britischen Inseln ein Teiltief ("Tim II") entwickelte. In Verbindung damit kamen zum Abend im Südwesten Deutschlands kräftigere Regenfälle auf (z. B. Lahr/BW 6 mm in sechs Stunden). Die Osthälfte präsentierte sich dagegen weiterhin sonnenscheinreich.
Monatswerte Nachstehend Monatswerte vom Februar 2011 für ausgewählte Stationen in Deutschland. "Temp." steht dabei für die Monatsmitteltemperatur, "Nds." für die Niederschlagssumme und "Sonne" für die Sonnenscheindauer. "Vgl." gibt für die jeweilige Größe den Vergleich mit dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 des Ortes an (Quelle: DWD):
Text und Gestaltung: CE
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