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Wetterlage und Entwicklung Trotz eines ersten nachhaltigen Wintereinbruchs im letzten Monatsdrittel bilanzierte der November 2010 in Deutschland nach drei überaus milden Wochen zu Beginn im bundesweiten Flächenmittel um 0,9 K zu warm. Einen großen Anteil daran, dass unter dem Strich eine positive Abweichung zu Buche stand, hatten außerordentlich milde Tage um die Monatsmitte, als an zahlreichen Stationen neue Dekaden- und sogar einzelne Novemberrekorde der Höchsttemperatur aufgestellt wurden. Doch neben relativ milden Regionen (z. B. Frankfurt/Main Flgh. +6,9 °C/+2,2 K) gab es vor allem im Norden auch Gebiete, wo der Monat im Vergleich mit dem klimatologischen Mittel der Jahre 1961 bis 1990 zu kalt ausfiel (z. B. Helgoland +6,4 °C/-1,2 K). Nicht zum ersten Mal in diesem Jahr rangierten die östlichen Bundesländern beim Niederschlag ganz oben. Bereits August und September brachten dort einen nicht unerheblichen Überschuss an Nass, und auf einen etwas trockeneren Oktober folgte nun ein regen- und gegen Ende schneereicher November. Mehr als doppelt so viel Regen wie üblich fiel beispielsweise in Magdeburg (87,5 mm/229%) und am Leipziger Flughafen (85,0 mm/228%). Kräftiger Dauerregen kurz vor der Monatsmitte führte im Westen und in der Mitte regional zu Hochwasser. Teilweise zu trocken war der Monat im Süden (z. B. Trier 55,2 mm/74%). Nur an wenigen Orten erfüllte die Sonne ihr im November zugedachtes Soll (z. B. Augsburg 66,5 Stunden/106%). Meist präsentierte sich der Monat insgesamt trüb, nördlich der Mittelgebirge konnte zum Teil nicht einmal die Hälfte der sonst üblichen Sonnenscheindauer verzeichnet werden (z. B. Hannover 21,0 Stunden/41%). In Rheinstetten unterstrichen eine Monatsmitteltemperatur von +7,0 °C und eine damit verbundene positive Abweichung von 2,1 K die äußerst milde Witterung in der ersten Monatshälfte, ehe die Werte gegen Ende deutlich zurückgingen und am letzten Tag des Monats gar der erste Eistag registriert werden konnte. Die Niederschlagsmenge betrug 107,2 mm, deutlich mehr als im langjährigen Mittel üblich (147%). Im Gegensatz zu vielen Regionen Deutschlands schien die Sonne etwas länger als sonst im November zu erwarten (54,2 Stunden/108%). Eine ausführlichere Betrachtung mit sämtlichen Tageswerten der Station gibt es hier.
Am 2. drang das zu dieser Zeit bereits weitgehend okkludierte Frontensystem von "Yentl" von Nordwesten her nach Deutschland ein und kam bis zum späten Abend etwa bis zu den Mittelgebirgen südostwärts voran. Aufgrund nicht sonderlich starker dynamischer Hebungsantriebe und Warmluftadvektion fiel nur örtlich geringer Regen und Sprühregen. Nach Osten hin bildeten sich unter schwachen Luftdruckgegensätzen großflächig Nebel- und Hochnebelfelder aus. Mit einem auffrischenden Südwestwind stiegen die Temperaturen im Westen erneut auf Höchstwerte von deutlich über +10 °C, örtlich sogar bis +15 °C (z. B. Köln/Bonn Flgh.); im nebligen Grau wurden vielfach hohe einstellige Maxima registriert. Die Okklusion zog am 3. weiter nach Südosten, war aber nur wenig wetteraktiv und bald schließlich auch als solche nicht mehr diagnostizierbar. Den Norden überquerte jedoch ein weiteres Frontensystem eines zügig nach Südnorwegen und -schweden wandernden kleinen Randtiefs von "Yentl". Regenmengen von mehr als 10 mm innerhalb von zwölf Stunden fielen nur im äußersten Norden (z. B. Cuxhaven 16 mm); dafür traten verbreitet starke bis stürmische Böen, unmittelbar an den Küsten auch Sturmböen auf (z. B. St. Peter-Ording 76 km/h).
Durch einen sich nach Süden ausdehnenden Höhentrog über Westeuropa wurde das schleifende Frontensystem - auch als Luftmassengrenze zu bezeichnen - am 6. nach Süden gedrückt. Entsprechend verlagerte sich auch das daran geknüpfte Band mit mäßigen, gefördert durch eine weitere Teiltiefentwicklung ("Anneli") über der Mitte Frankreichs zum Teil sogar starken Regenfällen südwärts und lag am Abend zwischen Main und Donau quer über der Südhälfte des Landes. Dabei summierten sich nochmals verbreitet zwischen 5 und 15 mm Niederschlag innerhalb von zwölf Stunden bis zum frühen Abend. Die astronomisch maximal mögliche Sonnenscheindauer wurde im äußersten Süden sowie im äußersten Norden ausgeschöpft.
Zum 9. entwickelte sich an der Südostflanke von "Becky" ein Randtief ("Anneli"), das rasch über das südöstliche Mitteleuropa nach Polen zog. Auf diese Weise ergab sich über West- und Mitteleuropa eine breite rinnenartige Struktur, sodass in ganz Deutschland ein auf Meereshöhe reduzierter Luftdruck von weniger als 990 hPa an den Barometern abgelesen werden konnte - ein nicht alltägliches Phänomen. Das längst okkludierte Frontensystem des Tiefs streifte mit etwas Regen den Westen, über viel Sonnenschein dank leichten Föhns durften sich die Bayern freuen. Nur einen Tag später, am 10., verschwand "Becky" von den Wetterkarten. Sie verlagerte sich unter Abschwächung über Benelux und Norddeutschland nordostwärts und ging dort in "Anneli" auf. Im Umfeld der Bodentiefdruckrinne und des zugehörigen, ostwärts schwenkenden Höhentroges fiel vor allem in der Nordwesthälfte kräftigerer und schauerartig verstärkter Regen, im Laufe des Abends erreichte dieser auch die Gebiete im Osten. Es blieb mild mit Höchsttemperaturen um +10 °C; im Süden meist etwas darüber, im Norden wenig darunter. In der Nacht zum und am 11. sorgte ein rasch ostwärts wandernder Zwischenhochkeil für eine kurze Wetterberuhigung. Nach einem recht sonnigen Vormittag allerdings machten sich von Westen her die Ausläufer von Sturmtief "Carmen" bei den Britischen Inseln bemerkbar. Bereits weit im Vorfeld des okkludierenden Frontensystems stellte massive Warmluftadvektion einen großräumigen Hebungsantrieb bereit, in der Folge begann es ab dem frühen Nachmittag im Westen zu regnen. Das Starkwindfeld an der Südflanke des Tiefs erfasste rasch weite Teile Deutschlands, zahlreiche Stationen im Westen und in der Mitte meldeten Sturmböen (z. B. Dortmund/Wickede 85 km/h). Schwere Sturm- und Orkanböen gab es auf den Gipfeln der Mittelgebirge (z. B. Brocken 148 km/h). Das mit dem Frontensystem verknüpfte Regengebiet überquerte bis zum späten Abend ganz Deutschland, dahinter traten noch schauerartige Regenfälle auf.
Dabei regnete es lang anhaltend und teilweise stark; innerhalb von 72 Stunden summierten sich von Nordrhein-Westfalen über den Süden Niedersachsens bis nach Brandenburg örtlich mehr als 100 mm. Innerhalb von 24 Stunden bis zum Morgen des 14. betrugen die höchsten Mengen in Stiege (Sachsen-Anhalt) und in Herzberg (Niedersachsen) jeweils 60 mm. Hauptsächlich im Sauer- und Siegerland kam es zu Überschwemmungen, kleinere Flüsse führten Hochwasser (siehe Artikel). Sonnig und bereits ungewöhnlich mild verlief der 13. südlich des Regenbandes in Sachsen, Baden-Württemberg und Bayern; Dresden-Hosterwitz registrierte ein Maximum von +19,5 °C. Mit einem über dem nahen Atlantik südostwärts vorstoßenden Höhentrog wurde aus der Westströmung 24 Stunden später eine Südwestströmung, mit der für die Jahreszeit extrem milde Luft subtropischen Ursprungs weit nach Nordosten verfrachtet wurde. Im 850-hPa-Niveau, etwa 1.500 Metern Höhe entsprechend, konnten über dem Süden Frankreichs, dem Alpenraum und Süddeutschland bis nach Südosteuropa über einem großen Bereich Temperaturen von mehr als +10, über dem Süden Bayerns durch Föhn kurzzeitig sogar +15 °C ausgemacht werden. Im Sommer hätte eine solche Situation eine Hitzewelle bedeutet; mit einem kräftigen, auf den Bergen in Böen Sturmstärke erreichenden Südwestwind reichte es an diesem Sonntag zumindest für Frühlingsgefühle mitten im November. An 34 von 118 Stationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) wurden neue Rekorde für die zweite Novemberdekade aufgestellt, den höchsten Wert im Messnetz des DWD verbuchte Oberstdorf mit +21,3 °C für sich. In der Karlsruher Hertzstraße, wo das Institut für Meteorologie und Klimaforschung am Karlsruher Institut für Technologie die Messungen seit Schließung der Station des DWD unter denselben Bedingungen fortführt, wurde es mit einem Maximum von +22,0 °C sogar noch etwas wärmer. Dieser Spitzenwert bedeutete hier sogar einen neuen Novemberrekord in der über 130 Jahren langen Messreihe. In nahezu ganz Deutschland wurden Höchsttemperaturen zwischen +15 und +20, selbst am ehemaligen Flughafen Berlin-Tempelhof noch +18,5 °C erreicht (siehe Artikel). Mit Durchzug der Kaltfront von Tief "Ditte" am 15. wurde die extrem milde Luft rasch nach Südosten abgedrängt und durch merklich frischere Meereskaltluft ersetzt. Der Wechsel ging mit kräftigen Regenfällen in der Südhälfte einher, wobei die Vorderseite eines über Südfrankreich abtropfenden und daher nur zögernd ostwärts vorankommenden Höhentroges hebungsfördernd wirkte. In einem Streifen von Südbaden über den Nordwesten Baden-Württembergs und Südhessen bis nach Brandenburg fielen innerhalb eines halben Tages zwischen 10 und 15 mm. Im Regen lagen die Höchsttemperaturen zum Teil mehr als 10 K unter den Werten vom Vortag (z. B. Lahr +9,3 °C gegenüber +20,3 °C am Vortag).
In der Folge schlug "Emilya" einen nordöstlichen, Vb-artigen Kurs ein. Am 17. ließ der Regen in den östlichen Landesteilen vorübergehend nach, sonst zeichnete steigender Luftdruck - gestützt durch einen wenig prägnanten Rücken - für ruhiges und mäßig kaltes Wetter verantwortlich. Dies bedeutete nicht zuletzt verbreitet Nebel und Hochnebel sowie örtlich etwas Sprühregen. Am 18. kam im Osten von Süden her neuer Regen auf, der Hebungsprozessen durch einen kurzwelligen Höhentrog zum einen und um den Kern von "Emilya" geführte Warmluft zum anderen geschuldet war. Mit meist weniger als 10 mm binnen zwölf Stunden wurden zwar nicht ungewöhnlich große Mengen gemessen; der großflächige Charakter der Niederschläge sowie die nasse Vorwitterung jedoch lösten mancherorts kleinere Überschwemmungen und steigende Pegel an Bächen und Flüssen aus. Ausgehend von einem Langwellentrog über dem östlichen Nordatlantik schwenkte am 19. ein weiterer kurzwelliger Anteil über Mitteleuropa nach Norden. Dieser brachte im Südwesten der Bundesrepublik etwas Regen; mehr Nass von oben kam im Süden Bayerns durch ein namenloses Tief südlich der Alpen sowie im äußersten Norden herunter, wo mit dem abziehenden Tief "Emiliya" noch immer schwache Warmluftadvektion wirksam war. Immerhin wurden in Kiel noch einmal 12 mm binnen zwölf Stunden registriert.
Zu Beginn der letzten Dekade stellte sich die großräumige Zirkulation allmählich auf ein winterliches Muster um. Über dem mittleren Nordatlantik wölbte sich ein mächtiger Rücken bis nach Grönland auf, der atlantische Einflüsse auf das Wettergeschehen auf dem europäischen Kontinent im weiteren Verlauf unterband. Zunächst jedoch zog am 21. Tief "Gundula" von der Biskaya über den Süden Frankreichs nach Norditalien. Vorderseitig des zugehörigen Höhentroges, der sich in ein komplexes, umfangreiches Höhentiefsystem umwandelte, griff Warmluftadvektion über die Alpen nordwärts aus; in Baden-Württemberg fielen stellenweise ein paar Tropfen. Den äußersten Norden beschäftigte noch immer eine quasi an Ort und Stelle verweilende Okklusion, die an den Vortagen aus "Emilya" hervorgegangen war. Regen fiel aber auch dort nur noch vereinzelt. In einem Streifen quer über der Mitte schien längere Zeit die Sonne.
Auch "Gundula" folge wie zuvor "Emilya" einer Vb-artigen Zugbahn und wählte am 22. ebenso einen nordöstlichen Kurs über Osteuropa hinweg nach Polen. Die verbreitet von Baden-Württemberg bis zur Ostsee auftretenden Niederschläge mit Schwerpunkt in Sachsen-Anhalt (z. B. Wernigerode 18 mm in zwölf Stunden) fielen in der rückseitig des Tiefs einfließenden Meereskaltluft nicht mehr ausschließlich als Regen, sondern teilweise bis in tiefe Lagen als Schnee. So konnte der Flughafen Erfurt auf 322 Meter Höhe am Abend eine Neuschneehöhe von 5 cm vermelden. Fernab des Tiefzentrums bekam der Nordwesten etwas Sonnenschein ab. Dort kletterten auch die Temperaturen auf Höchstwerte bis +7 °C, im Regen oder Schneefall kamen sie nicht über 0 bis +5 °C hinaus. Lediglich der äußerste Osten, der in den Bereich der Warmluft geriet, konnte ebenfalls mit höheren Temperaturen bis +8 °C (z. B. Cottbus/BB +7,6 °C) aufwarten.
Ein den inzwischen große Teile Europas überdeckenden und mit hochreichend kalter Polarluft angefüllter Höhentrog umlaufender Randtrog samt eines vorgelagerten kleinen Tiefs ("Irmi") sorgten am 25. in der Südhälfte für leichte bis mäßige Regen- und Schneefälle. Bis zum Abend gingen die Tropfen auch am Oberrhein allmählich in Flocken über. Zwischen der nach Osten abziehenden "Irmi" und einem weiteren kleinen Tief ("Hanni") über Westfrankreich bestimmte am 26. die hochreichend kalte Luftmasse unter geringen Luftdruckgegensätzen das Wetter in Deutschland. Dabei entwickelten sich verbreitet Schneeschauer, zwischendurch schien auch mal die Sonne. Die Höchsttemperaturen lagen nur noch in den tiefen Regionen Westdeutschlands bei maximal +3 °C, sonst herrschte Dauerfrost. Mit Ausnahme des Nordwestens und Nordostens bedeckte eine mindestens dünne Schneedecke weite Teile des Landes. Nach der ersten streng frostigen Nacht im Norden (z. B. Dörnick/SH -14,5 °C) und in den Höhenlagen der Mitte hielt der 27. zunächst viel Sonnenschein parat. Im Tagesverlauf jedoch weitete sich das langwellige Trogsystem nach Südwesten aus, wodurch Südeuropa auf dessen Vorderseite unter eine südwestliche Höhenströmung geriet. Die damit verbundene Warmluftadvektion erfasste in abgeschwächter Form am Nachmittag und Abend auch den Süden Deutschlands, die dadurch hervorgerufenen Hebungsprozesse mündeten in leichten Schneefällen in Baden-Württemberg.
Am 29. zog "Hanni" über die Mitte Frankreichs zur Schweiz und löste sich dort auf. Großräumige Hebungsvorgänge resultierten zudem aus einem markanten Randtrog des langwelligen Komplexes, der sich mit seinem Zentrum in Form eines eingelagerten Höhentiefs mittlerweile über den Britischen Inseln befand. Andauernde Schneefälle leichter bis mäßiger Intensität breiteten sich über dem Süden und der Mitte Deutschlands aus, verbreitet fielen einige Zentimeter Neuschnee (z. B. Vielbrunn/HE 9 cm innerhalb von zwölf Stunden). Meist trocken blieb es nördlich der Mittelgebirge, an der Ostsee traten einzelne Schneeschauer auf. Auch am letzten Tag des Monats setzte sich die ausgesprochen winterliche Witterung fort. Der frische Schnee vom Vortag und ein klarer nächtlicher Himmel schufen die Voraussetzungen für eine dieses Mal im Süden eiskalte Nacht mit Tiefstwerten bis -20,1 °C in Oberstdorf (Bayern) und -18,8 °C in Sigmaringen-Laiz (Baden-Württemberg). Tagsüber schien hier die Sonne von einem oftmals blauen Himmel, dies galt auch für große Teile Norddeutschlands. Noch etwas Schnee fiel in der Mitte; ergiebige, von der Ostsee landeinwärts ziehende Schneeschauer gingen eng begrenzt in Teilen Schleswig-Holsteins nieder: In Pelzerhaken (Neustadt in Holstein) fielen im Tagesverlauf 30 cm Schnee. Eine ausführliche Betrachtung des ersten markanten Wintereinbruchs gibt es hier.
Monatswerte Nachstehend Monatswerte vom November 2010 für ausgewählte Stationen in Deutschland. "Temp." steht dabei für die Monatsmitteltemperatur, "Nds." für die Niederschlagssumme und "Sonne" für die Sonnenscheindauer. "Vgl." gibt für die jeweilige Größe den Vergleich mit dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 des Ortes an (Quelle: DWD):
Text und Gestaltung: CE
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