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Wetterlage und Entwicklung Nach dem nahezu flächendeckend deutlich zu nassen August setzte sich die niederschlagsreiche Witterung im September 2010 im Nordosten Deutschlands fort. Vor allem in Sachsen, Sachsen-Anhalt und im Süden Brandenburgs regnete es regional doppelt bis drei Mal soviel - örtlich sogar noch mehr - wie sonst in einem Septembermonat üblich (z. B. Magdeburg/SA 127,2 mm/352%). Ein Großteil davon kam gegen Ende des Monats während eines dreitägigen Dauerregenereignisses zusammen, in dessen Folge verbreitet Überschwemmungen auftraten. Trockener verlief der Monat im Süden, beispielsweise wurden in Fürstenzell 24,5 mm und damit nur 39% des Monatssolls gemessen. Dem überdurchschnittlich warmen Juli und dem ausgeglichen temperierten August schloss sich ein im Flächenmittel 0,9 K zu kalter erster Herbstmonat an. Besonders in Teilen Bayerns lag die Monatsmitteltemperatur mancherorts fast 2 K unter dem klimatologischen Mittel der Jahre 1961 bis 1990 (z. B. Augsburg +11,4 °C/-1,9 K). Positive Temperaturabweichungen gegenüber dem Durchschnitt traten nur örtlich an den Küsten auf (z. B. Kiel +13,4 °C/+0,1 K). Trotz der großen Regenmengen schien auch im Nordosten die Sonne fast so lang oder sogar etwas länger wie im langjährigen Mittel zu erwarten (z. B. Leipzig/Flgh. 155,0 Stunden/110%). In Anbetracht der bereits erwähnten Tatsache, dass das Gros der Niederschläge binnen drei Tagen fiel, verwundert dies aber nur auf den ersten Blick. Allgemein länger zeigte sich die Sonne in der Südwesthälfte (z. B. Konstanz 174,3 Stunden/102%). Wie fast im gesamten Bundesgebiet schnitt der September auch in Rheinstetten unter dem Strich zu kalt ab. Am Monatsende betrug die Temperaturabweichung vom langjährigen Mittel -1,1 K. Anders als in weiten Landesteilen jedoch fiel der Monat deutlich zu trocken aus. 47,3 mm Niederschlag bedeuteten lediglich 75% des Solls. Die Sonne schien 184,1 Stunden lang und damit 16,5 Stunden länger als eigentlich zu erwarten (110%). Eine ausführlichere Betrachtung mit sämtlichen Tageswerten der Station gibt es hier.
Am 2. intensivierte sich "Erina" über Osteuropa und zog nach Norden, parallel dazu lief ein Kurzwellentrog an der Ostflanke des Rückens über den Norden und Osten Deutschlands nach Südosten ab. Diesem vorgelagert war die Kaltfront eines sich auflösenden Tiefs über der Barentssee, die in die Zirkulation von "Erina" einbezogen wurde. Sie kam mit etwas Regen bis zum Abend etwa bis zum Mittelgebirgsraum voran, in der mit Übergreifen des Troges einströmenden Höhenkaltluft entwickelten sich am Nachmittag im Nordosten einzelne Gewitter. Trocken und sonnig blieb es im Südwesten. Nach einer weitgehend klaren und empfindlich kühlen Nacht im Norden (z. B. Quickborn +2,3 °C) gestaltete sich der 3. in ganz Deutschland teils sonnig, teils wolkig und überwiegend trocken. Einzelne Schauer von meist geringer Intensität entwickelten sich im Nordwesten sowie zwischen Harz und Erzgebirge. Für die Jahreszeit war es weiterhin zu kühl - die +20-°C-Marke wurde nur im Südwesten überschritten (z. B. Mannheim +21,6 °C).
Das Höhentief, das über der Mitte und dem Süden Polens eine nahezu ortsfeste Lage einnahm, beschäftigte den Nordosten und Osten Deutschlands auch am 5. und 6. noch mit einzelnen Schauern, deren Zahl und Intensität jedoch abnahm. Gewitter traten lediglich noch unmittelbar an der polnischen Grenze auf. Ansonsten setzte sich an der Südflanke von Hoch "Helmut" bundesweit sonniges und trockenes, bedingt durch eine östliche Grundströmung aber nur mäßig warmes Wetter durch. Die höchste Temperatur hatte das badische Rheinau-Memprechtshofen mit +23,8 °C zu bieten, nachts wurde es ausgesprochen kalt mit tief einstelligen Temperaturen. Aus dem Nordosten konnten für drei Stationen (Ueckermünde, Marnitz, Teterow) neue respektive eingestellte Rekordtiefstwerte für die erste Septemberdekade vermeldet werden. Erste Wolkenschleier kündigten im Südwesten die Warmfront eines atlantischen Tiefdrucksystems an. Dieses gehörte zu dem eingangs erwähnten Langwellentrog, der sich nun nach Osten verlagerte und gleichzeitig nach Süden ausweitete. Bereits in der Nacht zum 7. begann es im Südwesten Deutschlands zu regnen, bis zum Abend erreichte das Regenband unter Abschwächung die Gebiete zwischen Weser und Elbe. Derweil setzte im Südwesten neuer Regen ein, der zum einen Warmluftadvektion und andererseits dynamischen Hebungsprozessen auf der Vorderseite des sich von Westen annähernden Troges geschuldet war. Am Südrand des steuernden Tiefs mit Zentrum nordwestlich der Britischen Inseln zog ein Randtief ("Fe") nach Nordfrankreich. Ein Ableger davon ("Fe II") sorgte im Zusammenspiel mit auf der Trogvorderseite nach Nordosten ablaufenden Randtrögen im Südosten Frankreichs für intensive Niederschläge (siehe Artikel).
Am 9. konnten die beiden Fronten nur noch als eine einzige Luftmassengrenze identifiziert werden, die auf den Analysekarten als Okklusion markiert war. Sie lag eingebettet in eine Tiefdruckrinne, die ausgehend von dem nordatlantischen Zentraltief über die Nordsee und Norddeutschland - mit dem dort darin integrierten Tief "Fe I" - nach Südosteuropa verlief. Großräumige Hebungsantriebe waren hauptsächlich dynamischer Natur und wurden durch die Vorderseite des überlagerten Höhentroges sowie das konfluente Strömungsmuster in Bodennähe bereitgestellt. So fiel vor allem im Nordosten länger anhaltend Regen, nach Südwesten hin gab es neben einigen kräftigen Schauern auch sonnige Momente.
Die Tiefdruckrinne am Boden verschob sich am 10. weiter nach Nordosten und machte nur anfangs noch durch dichtere Wolken und etwas Regen im Nordosten auf sich aufmerksam. Von Westen her arbeitete sich allmählich ein Rücken Richtung Mitteleuropa vor; Warmluftadvektion, gekennzeichnet durch die Warmfront eines Tiefs ("Gloria") zwischen Island und den Britischen Inseln, überkompensierte jedoch vor allem im Nordwesten die Absinkbewegungen auf seiner Vorderseite. Entsprechend fiel dort etwas Regen. Kräftige Schauer, sogar einzelne Gewitter traten in der Mitte des Landes unter dem Einfluss eines zurückhängenden Trogrestes in höhenkalter Luft auf. Am 11. wanderte der Rücken zusammen mit einem Hoch ("Iker") am Boden über Mitteleuropa ostwärts. Dies bedeutete für viele einen sonnenscheinreichen und dank einer auf Südwest drehenden Strömung warmen Samstag mit Höchsttemperaturen von verbreitet +20 bis +25 °C (z. B. Bad Kreuznach/RP +25,3 °C). Unter einer dichten Wolkendecke verborgen blieb der Norden des Landes, wo durch andauernde Warmluftadvektion im Warmsektor von "Gloria" weiterhin ein Hebungsantrieb gegeben war.
Mit Passage der Kaltfront wurde die spätsommerlich warme Luftmasse durch deutlich kältere Luft polaren Ursprungs ersetzt. Dies wirkte sich natürlich auch auf die Höchsttemperaturen aus, die am 13. verbreitet rund 5, in Bayern, das noch längere Zeit mit den Wolken der Kaltfront zu tun hatte, sogar bis zu 10 K niedriger als am Vortag lagen. Sonst behauptete sich in der gut durchmischten Kaltluft unter zunehmendem Hochdruckeinfluss ("Julius") teils sonniges, teils durch Quell- und Schichtquellwolken wolkiges und meist trockenes Wetter. Zum 14. brachte sich bei Island ein ausgeprägtes Tiefdrucksystem ("Hiltrud") in Stellung. Diesem überlagert war ein kräftiges Höhentief, auf dessen Vorderseite massive Warmluftadvektion ein großräumiges Hebungs- und Niederschlagsgebiet erzeugte. Den vorderen Bereich der Warmluft markierte die Warmfront von Tief "Hiltrud", das sich im Tagesverlauf mit seinem Zentrum nach Südwestnorwegen verlagerte. Vor allem im Norden fiel kräftiger Regen mit 24-stündigen Niederschlagsmengen von gebietsweise um 40 mm in Niedersachsen (z. B. Clausthal-Zellerfeld 43 mm). Vielerorts trocken blieb es in Baden-Württemberg und Bayern, hier schien nach Durchzug der dichten Warmfrontbewölkung sogar zeitweilig die Sonne. So verwundert auch nicht, dass die höchsten Temperaturen (z. B. Bad Kreuznach/RP +22,2 °C) im Südwesten gemessen wurden, im regnerischen Norden reichte es dagegen nur für Werte um +15 °C. Im Laufe des 15. folgte der Warm- die Kaltfront von "Hiltrud" nach, die ganz Deutschland bis zum Abend von Nordwest nach Südost überquerte. Damit einher gingen erneut bisweilen kräftige und schauerartig verstärkte Regenfälle. Dazu gesellte sich ein stark böiger Westwind; im Küstenumfeld konnten am Abend in Verbindung mit einem über die Nordsee nach Dänemark ziehenden Randtief ("Imogen") Sturm- und schwere Sturmböen registriert werden (z. B. St. Peter-Ording 97 km/h).
An der drei Tage zuvor südwärts gezogenen und als Luftmassengrenze südlich der Alpen verweilenden Kaltfront bildete sich, mit Unterstützung eines von Südwesteuropa heranschwenkenden Troges, am 18. über dem Golf von Genua ein neues Tief aus. Auf dessen Vorderseite wurde die Luftmassengrenze als Warmfront teilweise wieder nach Norden rückläufig und beeinflusste mit dichten Wolken, aber nur wenig Regen das unmittelbare Alpenvorland. Nach Norden hin gingen im Bereich des sich allmählich nordostwärts bewegenden Tiefdrucksystems "Hiltrud" noch Schauer nieder, mehrheitlich gestaltete sich dieser Samstag allerdings freundlich. Einzig die Temperaturen ließen für Mitte September alles in allem zu wünschen übrig, sie kamen trotz des Sonnenscheins nicht über Höchstwerte um +15 °C hinaus. Nach einer klaren und kalten Nacht mit Tiefsttemperaturen um den Gefrierpunkt im Süden Deutschlands bescherte eine ostwärts wandernde Hochdruckzelle ("Karlheinz") diesen Regionen auch am 19. viel Sonnenschein. Den Norden hingegen überquerte die Warmfront eines zu den Britischen Inseln ziehenden Tiefs ("Joleen") mit Regen. Die örtlich recht üppigen Niederschlagsmengen im äußersten Norden (z. B. Hohn/SH 23 mm in zwölf Stunden) summierten sich allerdings infolge von letzten Regenschauern auf der Rückseite von "Hiltrud".
Am Anfang der dritten Dekade setzte sich das sonnige Wetter dann überall durch. Einige dichtere Wolkenfelder beschäftigten zunächst noch den Norden, unter dem Einfluss von Hoch "Ludger" wurden am 22. und 23. dann aber verbreitet jeweils um zehn Sonnenstunden auf den Sonnenscheinautographen geschrieben. Mit Höchsttemperaturen um +25 °C (z. B. Ohlsbach/BW +26,1 °C) konnte sich eine typische - wenngleich kurze - altweibersommerliche Episode einstellen.
Quasi "eingeklemmt" zwischen Hochdruckgebieten im Westen ("Marcel") und Osten ("Ludger") formierte sich zum 25. eine meridional ausgerichtete, vom hohen Norden Europas über Skandinavien und Mitteleuropa bis zum zentralen Mittelmeer verlaufende Tiefdruckrinne. Darin eingelagert fanden sich drei Tiefdruckgebiete; "Joleen" über der Barentssee, "Kathrein" über Südskandinavien und das neu entstandene Tief "Lya" über dem Golf von Genua. Dem überlagert war ein langwelliger, aber schmaler und sich gleich doppelt abschnürender Höhentrog. Die resultierenden Höhentiefs positionierten sich zunächst über Benelux und Norditalien. Ausgehend von Letzterem schwenkte im Tagesverlauf ein kurzwelliger Anteil über die Alpen nordwärts, woraus großräumige Hebungsantriebe und flächendeckende Regenfälle resultierten. Diese weiteten sich über Bayern und Württemberg nach Norden aus. In Augsburg beispielsweise fielen bis zum Abend 24 mm. Trocken und sonnig blieb es im Nordwesten zwischen Niederrhein und Nordseeküste. "Lya" wählte einen Vb-artigen Kurs und bewegte sich am 26. und 27. über das südöstliche und östliche Mitteleuropa nach Norden. Zum einen dynamische Hebungsvorgänge auf der Vorderseite des parallel dazu nordwärts ziehenden Höhentiefs, in erster Linie aber andauernde Warmluftadvektion an dessen Westflanke waren ursächlich für anhaltende und in der Summe ergiebige Regenfälle im Osten Deutschlands. Die Kaltfront wurde dabei in ihrem Nordteil als Warmfront nach Westen rückläufig und als Okklusion um den Kern von Tief "Kathrein" gebogen, das - neu organisiert - inzwischen über der Mitte Frankreichs analysiert werden konnte. Über drei Tage summiert fielen im Osten Deutschlands, insbesondere im südlichen Brandenburg und in Sachsen, verbreitet um 100 mm Regen (z. B. Zinnwald/SN 119 mm). Mehrere Flüsse führten Hochwasser, speziell an der Schwarzen Elster kam es zu großflächigen Überschwemmungen und zu einer Zuspitzung der Lage. Erst mit steigendem Luftdruck über Frankreich und einer nördlichen Strömungskomponente über Mitteleuropa rückte die Luftmassengrenze am 28. unter Abschwächung nach Süden vor. Eine ausführliche Betrachtung des Starkregenereignisses steht in einem separaten Artikel zum Abruf bereit.
Monatswerte Nachstehend Monatswerte vom September 2010 für ausgewählte Stationen in Deutschland. "Temp." steht dabei für die Monatsmitteltemperatur, "Nds." für die Niederschlagssumme und "Sonne" für die Sonnenscheindauer. "Vgl." gibt für die jeweilige Größe den Vergleich mit dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 des Ortes an (Quelle: DWD):
Text und Gestaltung: CE
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