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Wetterlage und Entwicklung Wiederholt auftretende Starkregenereignisse - in Erinnerung bleiben vor allem die Hochwasserkatastrophe in Teilen Sachsens zu Beginn und die ergiebigen Regenfälle in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen am Ende des Monats - machten den August 2010 in Deutschland zum nassesten seiner Art seit Beginn der Beobachtungen im Jahre 1901. Die flächengemittelte Regenmenge betrug 159,2 mm, das sind 81,6 mm mehr als im langjährigen Augustschnitt (205%). 270,1 mm fielen in Greifswald, was sensationellen 499% des Mittels der Jahre 1961 bis 1990 entspricht. An quasi jedem Ort, den Wendelstein in den bayerischen Alpen mit 96% vom Mittel ausgenommen, wurde das monatliche Niederschlagssoll er- oder überfüllt. Trotz des vielen Regens fiel die Temperaturbilanz des Monats weitgehend ausgeglichen aus. Einem etwas zu warmen Nordosten (z. B. Rostock +18,0 °C/+1,3 K) stand dabei ein geringfügig zu kühler Südwesten (z. B. Saarbrücken +16,8 °C/-0,3 K) gegenüber. Insgesamt erwies sich der August 2010 als relativ sonnenscheinarm. Im Flächenmittel schien die Sonne 142,4 Stunden lang (72% des Mittels). Besonders trüb verlief der Monat im Nordosten (z. B. Leipzig 126,9 Stunden/65%), generell länger zeigte sich das Zentralgestirn nach Südwesten hin (z. B. Trier 150,0 Stunden/75%). Ebenfalls deutlich zu nass fiel der August 2010 in Rheinstetten aus. 133,3 mm bedeuteten 168% des Monatsmittels. Um den langjährigen Durchschnitt bewegten sich die Temperaturen (+18,3 °C/-0,2 K); 173,7 Sonnenstunden genügten dagegen nicht, um das Monatssoll diesbezüglich zu erfüllen (78%). Eine ausführlichere Betrachtung mit sämtlichen Tageswerten der Station gibt es hier.
Am 3. schwenkte der Höhentrog mit seiner Achse unter Verkürzung der Wellenlänge über Mitteleuropa ostwärts, gleichzeitig stieg am Boden der Luftdruck von Südwesten her an. Nahe der noch über dem östlichen Mitteleuropa verweilenden Front fiel in der ersten Tageshälfte vor allem nahe Oder und Neiße noch länger anhaltend Regen, sonst setzte sich unter der höhenkalten Luft wechselhaftes Wetter mit Schauern und einzelnen Gewittern durch. Diese wurden jedoch im Tagesverlauf bei sich stabilisierender vertikaler Schichtung allmählich weniger. Die Temperaturen lagen bundesweit nur um +20 °C und damit für einen Tag Anfang August ungewöhnlich niedrig.
Ebenso wie das System vom Monatsanfang kamen auch die Ausläufer von "Viola" nur zögernd südostwärts voran und beeinflussten am 5. noch weite Teile Deutschlands. Bei genauer Betrachtung handelte es sich um zwei kurz aufeinanderfolgende Fronten, wobei Letztere von einem Teiltief über der Nordsee ausging. Von West nach Ost voranschreitend kam es zu teilweise kräftigen und auch gewittrigen Regenfällen (z. B. Leutkirch-Herlazhofen/Allgäu 31 mm in zwölf Stunden bis 20 Uhr MESZ), reichlich Sonnenschein und sommerliche Wärme gab es zuvor in den neuen Bundesländern (z. B. Greifswald +26,9 °C). Derweil initiierte der sich Richtung Italien und zentrales Mittelmeer ausweitende Höhentrog bzw. ein sich dort abschnürendes Höhentief auf seiner Vorderseite eine neue Zyklongenese über dem norditalienischen Raum, welche eine weitere Südostverlagerung des Frontensystems am 6. verhinderte. Eine Höhenströmung aus südlichen Richtungen in Kombination mit nördlichen Winden in den unteren Schichten bewerkstelligte eine massive vertikale Scherung und damit Aufgleiten von warmer und feuchter auf kühlere Luft. Zusätzlich führten Staueffekte vor allem am Alpennordrand zu großen Niederschlagsmengen (z. B. Kloster Schäftlarn 63 mm in 24 Stunden). Im oberen Donau-Einzugsgebiet wurden landwirtschaftlich genutzte Flächen, Straßen und Keller überflutet. Die Westhälfte und der Norden Deutschlands erlebten dagegen überwiegend sonniges, aber nur mäßig warmes Wetter mit Temperaturen meist zwischen +20 und +25 °C. Im bayerischen Dauerregen kamen die Temperaturen kaum über +15 °C hinaus.
In den übrigen Teilen Deutschlands setzte sich vor allem am ersten Tag dieses Wochenendes unter Zwischenhocheinfluss sonniges und recht warmes Wetter durch, ehe die Okklusion von Tief "Wilhelmina" neue Schauer und Gewitter brachte.
Auf deren Rückseite schob sich ein Keil des Azorenhochs bis nach Mittel- und Osteuropa vor. Mit Hilfe großräumigen Absinkens auf der Vorderseite eines Rückens ging aus diesem eine eigenständige Hochdruckzelle ("Edlef") hervor, die am 9., weiten Teilen Deutschlands auch am 10. heiteres bis sonniges Wetter mit sommerlichen Temperaturen zwischen +25 und +30 °C bescherte. In Trier konnten bis +29,7 °C gemessen werden, selbst an der Ostsee überschritt das Quecksilber die +25-°C-Marke (z. B. Rostock +26,0 °C). Später jedoch kamen im Nordwesten bereits wieder Wolken mit etwas Regen auf. Sie gehörten zu Tief "Xenia", das sich mit seinem Zentrum zur Nordsee verlagerte. Es unterlag einem recht kräftigen und in diesem Bereich in den darauffolgenden Tagen nahezu ortsfest werdenden Höhentief.
Am 13. dehnte sich der das Höhentief über der Nordsee beherbergende Langwellentrog über Westeuropa nach Süden aus. Hebungsprozesse auf seiner Vorderseite ließen an der nach wie vor über dem östlichen und südlichen Mitteleuropa verweilenden Front ein Teiltief ("Yvette") entstehen, das im weiteren Verlauf auf typischer Bahn über den Alpenraum, Tschechien und Polen zur Ostsee zog. An seiner Westflanke fiel in der Osthälfte Deutschlands andauernder Regen, gebietsweise summierten sich binnen zwölf Stunden noch einmal um 40 mm (z. B. Wiesenburg/SN). Längere freundliche Abschnitte und nur wenige Schauer hatte der Westen zu bieten. Noch während "Yvette" das östliche Mitteleuropa passierte, formierte sich über dem Golf von Genua ein neues, kräftiges Tief. Es erhielt den Namen "Yvette II", wanderte am 14. und 15. über die Alpen hinweg Richtung Nordwestdeutschland und wurde später nur noch als "Yvette" bezeichnet. Es bezog potenziell instabil geschichtete Warmluft in seine Zirkulation ein, sodass die verbreitet von Nordwestitalien über die Schweiz und den Südwesten Deutschlands bis nach Nordostfrankreich fallenden Niederschläge teilweise gewittrig durchsetzt waren. Auf dem Feldberg im Schwarzwald fielen 43 mm innerhalb von zwölf Stunden, lokal kam es zu Überflutungen. Inzwischen hatte sich der Langwellentrog endgültig von der nordatlantischen Frontalzone losgelöst, das Höhentief wählte eine Zugbahn nach Südfrankreich und von dort über die Schweiz nach Deutschland. Ein um dieses schwenkender kurzwelliger Anteil ließ die Niederschlagstätigkeit nahe des Bodentiefzentrums über dem Westen und der Mitte Deutschlands wieder aufleben. Bendorf bei Koblenz brachte es auf 42 mm innerhalb von zwölf Stunden, Büchel in der Eifel auf 40 mm. An der Ostflanke des Tiefs wurde warme und feuchte Luft über Osteuropa nord- und nordwestwärts gelenkt, in der sich zum Teil kräftige Gewitter entwickeln konnten. Pirna (Sachsen) meldete 57 mm innerhalb von nur einer Stunde, der Berliner Flughafen Schönefeld schwere Sturmböen. Nur eine Woche nach der Hochwasserkatastrophe in Sachsen kam es daraufhin erneut zu Überschwemmungen; deren räumliches Ausmaß wurde jedoch längst nicht erreicht.
Zum Ende der zweiten Dekade überquerte ein weiterer Tiefausläufer Deutschland von Nordwest nach Südost. Die mit Tief "Zusel" in Zusammenhang stehende Okklusion brachte am 18. vor allem der Nordhälfte Deutschlands bei punktuell auftretenden Gewittern größere Niederschlagsmengen (z. B. Oldenburg 23 mm). Bei steigendem Luftdruck ("Fred") schien dagegen am 19. häufig die Sonne; Regenschauer beschränkten sich auf den äußersten Norden.
"Fred" verlor am 22. allmählich den Einfluss auf das Wettergeschehen in Mitteleuropa. Von Nordwesten her näherte sich die lang gestreckte, zunehmend verwellte Kaltfront von "Angelika" an und drang etwa bis zur Landesmitte vor. Nach einem weiteren spätsommerlich heißen Tag in Teilen Süddeutschlands (z. B. Rheinstetten +31,0 °C) entluden sich dort am Nachmittag und Abend mit Passage eines kurzwelligen Höhentroges zum Teil kräftige Gewitter. Im Umfeld der Kaltfront gab es auch im Norden Schauer und Gewitter. Aufgrund der recht großen Windgeschwindigkeiten in der mittleren und oberen Troposphäre und einer daraus resultierenden großen vertikalen Windscherung gingen die Gewitter zum Teil mit schweren Sturmböen (z. B. Weinbiet/Pfälzer Wald 101 km/h) und Hagel einher.
Ein innerhalb der zu dieser Zeit gut ausgeprägten und recht weit südlich verlaufenden Frontalzone nordostwärts schwenkender Randtrog gab den Impuls zu einer markanten Tiefentwicklung, die als Welle an der Kaltfront von "Angelika" ansetzte und am 23. unter dem Namen "Beate" mit einem Kerndruck von weniger als 985 hPa über die Nordsee zum Skagerrak zog. Auf der Rückseite von "Beate" kam die Kaltfront beschleunigt nach Südosten voran. Der Tag war geprägt von schauerartigen Regenfällen, regionalen Gewittern sowie schweren Sturmböen im Nordseeumfeld und auf den Gipfeln der Mittelgebirge. In Hessen und auf Usedom traten Tornados auf, östlich von Gießen entstanden dabei Schäden in Millionenhöhe (siehe Artikel).
Am 25. zog der zu "Beate" korrespondierende Höhentrog über den Norden Deutschlands nach Nordosten ab. Ihn begleiteten letzte Schauer, während sich im Süden Hoch "Gerhard" mit weitgehend heiterem bis sonnigem Wetter bemerkbar machte. Höchsttemperaturen bis knapp +25 °C am Rhein (z. B. Bendorf +24,6 °C) hinterließen spätsommerliche Eindrücke. Vor Westeuropa hatte sich derweil ein System aus zwei Tiefs ("Doreen" und "Cathleen") in Stellung gebracht, auf dessen Vorderseite von Südwesten her vorübergehend sehr warme Luft subtropischen Ursprungs in die Südhälfte Deutschlands geführt wurde (z. B. Rheinfelden/BW +31,1 °C). Im Norden blieb es deutlich kühler, dort brachte die Warmfront von "Cathleen" verbreitet Regen. Das Tief selbst verlagerte sich im Tagesverlauf zur niederländischen Küste und weitete sich rinnenförmig nach Osten aus. Darin eingebettet fand sich die Warmfront, die durch eine Teiltiefentwicklung mehr und mehr die Gestalt einer wenig beweglichen Luftmassengrenze annahm. Durch Einbeziehung der feuchtwarmen Luft im Süden kam es entlang eines schmalen Korridors von der niederländischen Grenze über das nördliche Münsterland bis in den Süden Niedersachsens zu extrem starken und anhaltenden Regenfällen. Innerhalb von 24 Stunden bis zum 27., 8 Uhr MESZ fielen zum Teil deutlich mehr als 100 mm, in Steinfurt-Burgsteinfurt nordwestlich von Münster gar 162 mm. Ganze Landstriche standen unter Wasser, zahlreiche kleinere Flüsse führten Hochwasser. Auch im Süden regnete es lokal kräftig, wenngleich in Form von Schauern und Gewittern und damit räumlich eingegrenzt. Dennoch wurden auch hier mancherorts Straßen und Keller überflutet.
Zum Ende des Monats regenerierte ein von Nordwesten einlaufender kurzwelliger Anteil den Höhentrog. Aus dem zugehörigen Bodentrog entwickelte sich innerhalb kurzer Zeit ein ausgereiftes Tief ("Erina") das über die Nordsee, Norddeutschland und das östliche Mitteleuropa Richtung Balkan zog. Hinter der Kaltfront des Tiefs gelangte ein Schwung polarer Kaltluft nach Mitteleuropa. Deutschlandweit sorgte "Erina" am 29. und 30. für schauerartige Regenfälle, Schauer und einzelne Gewitter. Wie kalt die Luftmasse tatsächlich war, zeigen erste Schneefall- und Schneeregenmeldungen vom Feldberg im Schwarzwald, vom Fichtelberg und vom Großen Arber. Selbst im Tiefland wurden nur noch Höchstwerte um +15, teilweise kaum mehr als +10 °C erreicht (z. B. Augsburg +11,2 °C). Ergiebiger Regen fiel in den Nordstaulagen der Alpen (z. B. Garmisch-Partenkirchen 61 mm in 48 Stunden). Eine ausführliche Betrachtung der Starkregenfälle im Westen Deutschlands, dem Tornado an der Ostsee und dem anschließenden Kaltlufteinbruch kann unter diesem Link abgerufen werden. Für eine Wetterberuhigung zeichnete am 31. Hoch "Helmut" verantwortlich, das von den Britischen Inseln aus seinen Einfluss auf Mitteleuropa ausweitete. Dies bescherte vor allem der Westhälfte häufigere sonnige Phasen sowie ein im Vergleich zum Vortag um etwa 5 K höheres Temperaturniveau. Im Südosten fiel dagegen noch öfter Regen.
Monatswerte Nachstehend Monatswerte vom August 2010 für ausgewählte Stationen in Deutschland. "Temp." steht dabei für die Monatsmitteltemperatur, "Nds." für die Niederschlagssumme und "Sonne" für die Sonnenscheindauer. "Vgl." gibt für die jeweilige Größe den Vergleich mit dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 des Ortes an (Quelle: DWD):
Text und Gestaltung: CE
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