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Wetterlage und Entwicklung Zu warm, zu trocken, zu sonnenscheinreich - so lässt sich an vielen Orten in Deutschland die Witterung im April 2010 zusammenfassen. Mit einer flächengemittelten Temperatur von +8,8 °C fiel der Monat 1,4 K wärmer aus als im klimatologischen Mittel. Die positiven Abweichungen waren dabei recht einheitlich über das Land verteilt, größere Ausreißer nach oben und unten gab es kaum. Nur in Teilen Bayerns (z. B. Augsburg +8,2 °C/+0,7 K) lagen die Monatsmitteltemperaturen etwas näher am langjährigen Durchschnitt. Mit Ausnahme des äußersten Nordens (z. B. Helgoland 36,3 mm/95%) blieb der gesammelte Niederschlag deutlich hinter den Sollwerten zurück. In großen Landesteilen fiel nur etwas mehr als ein Viertel der sonst üblichen Menge. Besonders trocken verlief der Monat zum Beispiel am Stuttgarter Flughafen, wo nicht einmal 10 mm und damit nur 14% des Mittels zusammenkamen. Wenig Niederschlag bedeutet während der Frühjahrs- und Sommermonate nicht selten viel Sonnenschein - so auch im April 2010. Besonders lange im Vergleich zum Mittel konnte man die Sonne zum Beispiel in Frankfurt/Main am Himmel sehen, nämlich 250,9 Stunden (154%). Rund 30 bis 50 Stunden weniger zeigte sie sich im Osten und Süden Deutschlands (z. B. Magdeburg 198,4 Stunden/125%). Mit einer Monatsmitteltemperatur von +11,0 °C bilanzierte der April 2010 in Rheinstetten 1,5 K über dem Mittel der Jahre 1961 bis 1990. Dies war vor allem einer recht warmen zweiten Monatshälfte mit ersten Sommertagen gegen Ende des Monats zu verdanken. Mit nur 24,7 mm Niederschlag fiel auch der vierte Monat des Jahres zu trocken aus (37%), die Sonnenscheindauer betrug 230,8 Stunden (149%). Eine ausführlichere Betrachtung mit sämtlichen Tageswerten der Station gibt es hier.
Am 2. nahm ein neues Tief ("Lia") Kurs auf die Britischen Inseln. Bevor das okkludierte Frontensystem von Westen her auf Deutschland übergriff setzte sich jedoch Zwischenhocheinfluss und damit verbreitet heiteres Wetter durch. Dies bedeutete zunächst eine sehr kalte Nacht mit verbreitetem Frost in der Mitte und im Süden, in Oberstdorf konnte mit -12,8 °C gar ein neuer Apriltiefstwert verzeichnet werden. Besonders im Norden und in der Mitte wurde die zu dieser Jahreszeit astronomisch maximal mögliche Sonnenscheindauer mit bis zu zwölf Stunden ausgeschöpft, im Süden waren es aufgrund zahlreicher Quellwolken und zum Abend aufziehender Wolkenfelder zwei bis drei Stunden weniger. Erster Regen fiel am späten Abend in den Gebieten westlich des Rheins. Das Frontensystem kam am 3. in seinem nördlichen und mittleren Teil zügig nach Osten voran, hing aber nach Süden hin weit zurück. Ursache war ein zu der Iberischen Halbinsel schwenkender Randtrog, vor dem die Höhenströmung über Mitteleuropa auf Südwest rückdrehte. Während zunächst nur leichter, allenfalls mäßiger Regen fiel, setzten mit Annäherung einer flachen Welle an der teilweise rückläufig werdenden Front am Abend im Südwesten kräftige Regenfälle ein (z. B. Freiburg/Flugplatz 9 mm in sechs Stunden). In der Nähe des kalten Höhentiefzentrums traten am Abend im äußersten Westen (z. B. Kalkar) einzelne kurze Gewitter auf.
Auf der Rückseite des Höhentroges setzte zum 5. eine Stabilisierung ein. Vor allem bodennah stieg der Luftdruck an, Hoch "Kuno" verschob seinen Schwerpunkt bis zum Tagesende von Südwesteuropa nach Deutschland. In höheren Schichten aber folgte der korrespondierende Hochdruckrücken nur zögernd nach. So gab es in der Osthälfte Deutschlands noch viele Wolken und einige Schauer, nach Westen hin nahmen die sonnigen Abschnitte zu und es blieb meist trocken. Am Rhein konnten Höchsttemperaturen bis +15 °C (z. B. Bendorf +15,2 °C) gemessen werden, nordöstlich der Elbe und in weiten Teilen Bayerns musste man sich mit einstelligen Werten zufrieden geben. Am 6. wölbte sich der Rücken über Westeuropa dank massiver Warmluftadvektion auf der Vorderseite eines Orkantiefs bei Island weit nach Norden bis über Spitzbergen hinaus auf und stützte durch großräumiges Absinken Hoch "Kuno" über Mitteleuropa. Dichtere Wolkenfelder hielten sich nordöstlich der Elbe, sonst herrschte in ganz Deutschland sonnenscheinreiches und mit Höchsttemperaturen bis nahe +20 °C im Westen (z. B. Aachen +19,4 °C) mildes Wetter. Daran änderte sich am 7. nur wenig, wenngleich sich "Kuno" allmählich nach Nordosten verlagerte. An seiner Westflanke wurde mit einer südlichen Strömung Warmluft mediterranen Ursprungs nach Mitteleuropa geführt, die Höchsttemperaturen von verbreitet über +20 °C im Westen zuließ (z. B. Bendorf +22,7 °C). Kühl blieb es im nordöstlichsten Zipfel Deutschlands - am Kap Arkona wurden nur +7,5 °C registriert.
Die kühlere Luft erreichte am 9. schließlich auch den Südosten, während der Westen im Tagesverlauf bereits von "Lancelot" profitierte. Die Temperaturen gingen gegenüber den Vortagen insgesamt etwas zurück, entlang des Rheins konnten dennoch vielfach über +15 °C gemessen werden (z. B. Mannheim +17,1 °C). Dass es sich tatsächlich um eine Kaltluftmasse handelte, zeigt zum Beispiel der Höchstwert vom Brocken im Harz, wo nur +5,1 °C am Thermometer abgelesen werden konnten.
Der mit der Tiefdruckrinne in Verbindung stehende Höhentrog weitete sich am 10. über dem östlichen Mitteleuropa nach Süden aus, gleichzeitig lief an seiner Westflanke von Norden her ein markanter Randtrog ein. Daraus entwickelte sich über der Ostsee ein eigenständiges Höhentief, das sich mit seinem Zentrum und sehr kalter Luft in der mittleren Troposphäre (unter -30 °C in 500 hPa) nach Tschechien bewegte und auch das Wetter im Osten Deutschlands bestimmte. Dort gingen Regen- und Graupel-, im Bergland Schneeschauer nieder, einzelne Gewitter inklusive. Zwischen dem sich schwerpunktmäßig nach Südskandinavien verlagernden Hoch "Lancelot" sowie tiefem Luftdruck über Südeuropa kam auch bodennah eine stramme nordöstliche Strömung in Gang, mit der reichlich frische Luft nach Deutschland gelangte. Nur im äußersten Südwesten (z. B. Lahr, Freiburg) wurde die +15-Grad-Marke nochmals überschritten, in etwas höheren Lagen waren kaum mehr als +5 °C drin. Am 11. positionierte sich das Höhentief über den Alpen, demgegenüber stand hohes Geopotential über Nordwest- und Nordeuropa. In Bodennähe hatte sich eine von Russland quer über ganz Europa bis zum mittleren Nordatlantik reichende Ostströmung eingestellt, die man in dieser Ausprägung selten zu Gesicht bekommt. Entsprechend hielt der Zustrom kalter und feuchter Luft an, um das Höhentief schwenkende Randtröge lieferten zudem Antriebe für Hebung und fachten damit die Schauertätigkeit an. In den östlichen Mittelgebirgen schneite es länger anhaltend, auf dem Fichtelberg wuchs die Schneedecke innerhalb von 48 Stunden von 15 auf 40 cm. Zweistellige Höchsttemperaturen bildeten die Ausnahme, nachts trat gebietsweise leichter Frost auf.
Am 13. schloss sich ein weiteres Höhentief vor Südwesteuropa dem alpinen Höhentief an, sodass eine quer über Europa verlaufende Trogstruktur mit eingelagerten Höhentiefkernen entstand. Über Nordeuropa wurde die lang gestreckte Hochdruckzone unterbrochen, da "Lancelot" sich in den Westen Russlands zurückzog. Am Rande des neuen Hochs "Micha" mit Schwerpunkt südwestlich von Island drang von Norden her ein wenig wetteraktiver Tiefausläufer in den Norden Deutschlands vor, hinter dem ein frischer Schwall kühler und trockener Luft einfloss. Im Süden Baden-Württembergs und Bayerns sanken die Temperaturen in der weitgehend klaren Nacht unter den Gefrierpunkt, am Freiburger Flugplatz auf einen neuen Rekordwert für die zweite Aprildekade (-3,1 °C). Nach wie vor lag ein Regenband quer über der südlichen Mitte des Landes, das sich im Tagesverlauf vorübergehend etwas nach Süden verschob. Reichlich Sonnenschein bekam dagegen der Norden ab. Das Höhentief über den Alpen hatte seine westlichste Position erreicht und machte sich am 14. wieder auf den Weg nach Osten. An seiner Nordflanke driftete ein weiteres kleines Höhentief über Bayern und Baden-Württemberg westwärts. So herrschte im Süden einmal mehr unbeständiges Wetter mit Regen- und Graupelschauern, einzelnen Gewittern und länger anhaltenden Regen- und Schneefällen südlich der Donau vor. Innerhalb von zwölf Stunden summierten sich dort verbreitet zwischen 10 und 20 mm Niederschlag, dazu war es mit Höchsttemperaturen um +5 °C deutlich zu kalt für die Jahreszeit (z. B. Altenstadt +4,4 °C). Sonnig und entsprechend temperiert (z. B. Köln/Bonn Flgh. +16,2 °C) präsentierten sich die Regionen nordwestlich einer Linie Köln - Berlin. Zur Monatsmitte schwächte sich der Höhentrogkomplex über Europa ab, anhaltende Warmluftadvektion an der Nordflanke der beiden Höhentiefs über der Slowakei und Ostfrankreich bedingten über der Mitte Deutschlands allerdings noch leichte Regenfälle. Kaum eine Wolke zeigte sich im Norden, wohin Hoch "Micha" einen Keil vorschob und sich auch der bislang nach Skandinavien gerichtete Rücken allmählich verlagerte.
"Micha" wanderte am 17. ziemlich genau über die Mitte Deutschlands südostwärts, die Warmfront von Tief "Philomena" streifte mit einigen harmlosen Wolkenfeldern lediglich den äußersten Norden. Ansonsten strahlte die Sonne von einem blauen Himmel, der allerdings durch die Asche des isländischen Vulkans "Eyjafjallajökull" (siehe Sonderbetrachtung) etwas getrübt war. Die Temperaturen kletterten verbreitet auf ein frühlingshaftes Niveau. Auf der Rückseite des Hochs transportierte eine südliche Strömung am 18. noch wärmere Luft heran; in Bendorf fehlte mit +24,0 °C nicht mehr viel zu einem Sommertag, von dem Meteorologen ab einer Höchsttemperatur von +25,0 °C sprechen. Nicht ganz so freundlich gestaltete sich der Tag in Bayern; der Rest des vier Tage zuvor westwärts gezogenen kleinen Höhentiefs wählte einen ähnlichen Weg zurück nach Osten und sorgte in den alpennahen Gebieten für einige Regentropfen. Am Abend stieß die Kaltfront von Tief "Philomena", mittlerweile über dem Bottnischen Meerbusen gelegen, in den Norden Deutschlands vor. Die Passage der Front äußerte sich vor allem in spürbar zurückgehenden Temperaturen. Am 19. geriet die Kaltluft rasch unter den Einfluss von Hoch "Norbert", das sich - ähnlich wie zuvor "Micha" - von den Britischen Inseln nach Norddeutschland verlagerte. Kalte, trockene Luft, windschwache Verhältnisse und klarer Himmel - das sind beste Voraussetzungen für großflächigen Nachtfrost auch noch Mitte/Ende April in Deutschland. Bis auf -1,6 °C ging das Quecksilber etwa im schleswig-holsteinischen Hohn zurück. Tagsüber entschädigte viel Sonnenschein für die kalte Nacht, in Teilen Nordrhein-Westfalens jedoch hielt sich am Vormittag eine zähe Hochnebeldecke. Im Süden war die Kaltluft noch nicht angekommen, dort wurden Höchsttemperaturen bis +23 °C erreicht (z. B. Regensburg +23,2 °C).
Postfrontal kam die nach Süden hin zunehmend flacher werdende Kaltluftschicht bis in die Gebiete südlich der Donau voran. Während im Bereich des Höhentroges zahlreiche Schauer und stark böiger Wind im Norden Frost verhinderten, rutschten die Temperaturen in der Nacht zum 21. in der Mitte unter klarem Himmel in den leichten Frostbereich. Im Süden standen dem die Wolken der dort noch verweilenden Front entgegen. Tagsüber gewann Hoch "Ottokar", das von den Britischen Inseln her einen Keil nach Mitteleuropa vorschob, vor allem im Süden an Einfluss. Im Norden entstanden in der labil geschichteten Kaltluft zahllose Regen- und Graupelschauer, örtlich fielen sogar bis ins Tiefland Schneeflocken (z. B. Lübeck). Ein kräftiger Luftdruckgradient zwischen Tief "Queenie" und Hoch "Ottokar" mündete besonders in der Nähe solcher Schauer in starken bis stürmischen Böen, an der Station Berlin-Dahlem erreichten die Böen gar Sturmstärke (83 km/h). Die +10-Grad-Hürde stellte im Norden ein unüberwindbares Hindernis dar, Konstanz am Bodensee wartete dagegen mit +19,3 °C auf.
Die Nacht zum 22. sollte die kälteste dieser Witterungsperiode (siehe Artikel) werden mit zum Teil mäßigem Frost in der Mitte. Die tiefste Temperatur im Messnetz des Deutschen Wetterdienstes (Berge ausgenommen) verzeichnete Bad Königshofen in Unterfranken mit -6,7 °C, dicht gefolgt von Gilserberg in Hessen mit -6,0 °C. Gießen meldete mit -3,8 °C einen neuen Dekadenrekord. Der Höhentrog im Norden zog Richtung nordöstliches Mitteleuropa ab, sodass nur noch einzelne Schauer entstanden. In den übrigen Gebieten zeichnete Hoch "Ottokar", das sich mit seinem Schwerpunkt nach Südosteuropa bewegte, für ausnahmslos sonniges Wetter verantwortlich. Im Norden erholten sich die Temperaturen nur zögernd; im Südwesten, wo sich die Kaltluft nie richtig durchsetzen konnte, wurden erneut deutlich mehr als +15 °C registriert (z. B. Freiburg/Flugplatz +17,6 °C). Am 23. befand sich Mitteleuropa im Übergangsbereich zwischen dem abziehenden Trog im Nordosten und einem Rücken über Westeuropa, im Bodendruckfeld dominierte hoher Luftdruck. Nach einer wiederum verbreitet frostigen Nacht - dieses Mal vor allem im Norden und in der Mitte - schoben sich nordseitig eines Mittelmeertiefs Schleierwolken in den Süden Deutschlands, der äußerste Norden hatte es zum Abend mit den Wolken des Ausläufers eines Tiefs über Südskandinavien zu tun. Regen fiel aber nicht.
Mit der am 26. Deutschland ostwärts überquerenden Kaltfront wurde - von teilweise gewittrigen Regenfällen begleitet - die Warmluftmasse nach Osten abgedrängt und durch kühlere Meeresluft ersetzt. Besonders kräftig fielen die Niederschläge im Norden Deutschlands aus, wo der ostwärts schwenkende Höhentrog maximale Hebungsbeiträge bereitstellte. In Bergen (Niedersachsen) summierten sich 12 mm innerhalb von zwölf Stunden. Die Höchsttemperaturen lagen meist rund 5 K tiefer als am Tag zuvor. Zum 27. platzierte sich das nächste Hoch, "Quinn", mit seinem Schwerpunkt genau über Deutschland. Vorderseitig des zugehörigen, aber noch über Westeuropa liegenden Rückens lief allerdings noch ein Kurzwellentrog über den Norden und die Mitte Deutschlands nach Südosten ab und ermöglichte dort viele Wolken und einzelne Regenschauer. Frühlingsliebhaber kamen bei viel Sonnenschein und Höchstwerten über +20 °C entlang der Rheinschiene vor allem in der Südwesthälfte auf ihre Kosten.
Eine nachhaltige Wetterumstellung leitete zum 30. dann die Kaltfront eines Tiefdrucksystems mit Zentrum ("Siglinde") über Skandinavien ein. Diese kam im Norden recht schnell nach Osten voran, über dem Süden blieb sie aufgrund ihrer Lage auf der Vorderseite eines sich über Westeuropa etablierenden Höhentroges längere Zeit liegen. Dort entwickelten sich zum Teil kräftige Gewitter, in Waging am See (Bayern) fielen innerhalb von 24 Stunden 52 mm. Sommerliche Temperaturen konnten nur noch wenige Orte im Osten Deutschlands vermelden (z. B. Dresden +26,3 °C), sonst kühlte es merklich ab.
Monatswerte Nachstehend Monatswerte vom April 2010 für ausgewählte Stationen in Deutschland. "Temp." steht dabei für die Monatsmitteltemperatur, "Nds." für die Niederschlagssumme und "Sonne" für die Sonnenscheindauer. "Vgl." gibt für die jeweilige Größe den Vergleich mit dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 des Ortes an (Quelle: DWD):
Text und Gestaltung: CE
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