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Wetterlage und Entwicklung Zwei völlig verschiedene Hälften hatte der Dezember 2009 witterungstechnisch Mitteleuropa zu bieten. Ein sehr milder Monatsbeginn konnte dabei im Norden Deutschlands von anschließender Kälte überkompensiert werden (z. B. Emden +1,3 °C / -1,5 K), im Süden flossen dagegen überwiegend leicht positive Temperaturabweichungen in die Bilanz ein (z. B. München/Flgh. 0,3 °C / +1,2 K). In Erinnerung bleiben werden zwei außergewöhnlich kalte Tage zum Ende der zweiten Dekade mit zahlreichen neuen Temperaturrekorden. In weiten Teilen regnete und schneite es deutlich mehr als im Dezember-Mittel der Jahre 1961 bis 1990, besonders im Süden und in der Mitte des Landes (z. B. Erfurt/Flgh. 77,7 mm / 247 Prozent). Deutlich trockener mit negativen Niederschlagssummen verlief der Dezember im Nordosten (z. B. Rostock 32,8 mm / 68 Prozent). Die Sonnenscheindauer wich insgesamt nur wenig vom klimatologischen Schnitt ab. Etwas länger als üblich zeigte sich das Zentralgestirn Richtung Norden (z. B. Hannover/Flgh. 45,5 Stunden / 136 Prozent). In Rheinstetten schloss der Dezember 2009 mit einer Mitteltemperatur von +2,7 °C ab, was gegenüber dem Mittel der Jahre 1961 bis 1990 eine moderate positive Abweichung von 0,8 K bedeutete. Mit 106,9 mm (147 Prozent) und 52,1 Stunden (141 Prozent) fielen sowohl Niederschlag als auch Sonnenschein üppiger aus als im Schnitt zu erwarten. Eine ausführlichere Betrachtung mit sämtlichen Tageswerten der Station gibt es hier.
Am 2. setzte sich in ganz Deutschland Zwischenhocheinfluss durch. Der korrespondierende Hochdruckrücken verlagerte sich jedoch rasch ostwärts, sodass am Nachmittag und Abend im Westen die ersten dichten Wolkenfelder von Tiefdrucksystem "Quintus" mit Zentrum zwischen Island und den Britischen Inseln aufziehen konnten. Im Nordwesten fiel dabei auch schon etwas Regen; sonst mischten sich auf ganz ähnlichem Temperaturniveau wie am Vortag Nebel, Hochnebel und sonnige Momente.
Nach kurzem Zwischenhocheinfluss und einer vor allem in der Mitte und im Süden Deutschlands verbreitet leicht frostigen Nacht überquerte am 5. zunächst eine Okklusion den mitteleuropäischen Raum ostwärts, zum Abend näherte sich die Warmfront von Tief "Ronny" mit Zentrum nordwestlich der Britischen Inseln und leitete erneut den Zustrom milder Meeresluft ein. Die Höchsttemperaturen wurden denn auch vielfach erst am späten Abend erreicht, im Westen Deutschlands bis +10 °C. Im Bereich der Warmfront regnete es am 6. verbreitet mit meist leichter Intensität, die Kaltfront griff am Abend auf den Westen über. Sie kam am 7. bis in die Gebiete südlich der Donau voran, wurde jedoch im Zuge einer über der Mitte Frankreichs ansetzenden Welle wieder etwas nach Norden rückläufig. Im Zusammenhang mit dieser Welle standen am Abend im Südwesten aufkommende Regenfälle. Der zugehörige Kurzwellentrog allerdings überlief die Welle am Boden und schwenkte zudem über Norditalien ostwärts, sodass eine weitere Intensivierung nicht möglich war. In der Mitte und im Norden präsentierte sich der Tag überwiegend sonnig und mit Höchsttemperaturen um +10 °C (z. B. Berlin-Tegel +10,1 °C) mild.
Unterdessen etablierte sich wenige hundert Kilometer südwestlich von Island ein steuerndes Tief, "Sebastian". Warmluftadvektion auf dessen Vorderseite führte zur Aufwölbung eines Hochdruckrückens, der sich langsam ostwärts verlagerte und am Abend des 9. über Deutschland zum Liegen kam. Am Boden schob sich der Keil eines Hochs mit Schwerpunkt über der Iberischen Halbinsel weit nach Nordosten vor und nahm Kontakt zu einem russischen Kältehoch auf. Dies bedeutete zumindest für den Südwesten Deutschlands sonniges und mildes Wetter mit Tagestemperaturen bis +10 °C am Oberrhein (z. B. Rheinstetten +9,8 °C), nach Norden und besonders Nordosten hielt sich aber recht verbreitet eine Hochnebeldecke mit etwas Sprühregen und leichtem Regen. Das okkludierende Frontensystem von "Sebastian" respektive eines Teiltiefs über der südlichen Nordsee ("Sebastian II") brachte dem Nordwesten am Abend erste Regentropfen.
Anfang der zweiten Dekade vollzog sich eine grundlegende Umstellung der großräumigen Wetterlage. Verlief der Monat bis dahin überdurchschnittlich mild, wurden die Weichen nun Richtung Winterwetter gestellt. "Sebastian II" war das vorerst letzte atlantische Tief, das unmittelbaren Einfluss auf das Wettergeschehen in Mitteleuropa nahm. Es zog am 10., zusammen mit einem neuerlich im Bereich der Nordsee abtropfenden Höhentrog, über die Nordhälfte Deutschlands gen Tschechien. So fiel an diesem Tag nochmals verbreitet Regen, teilweise war dieser schauerartig verstärkt. Bis 19 Uhr MEZ summierten sich besonders im Norden verbreitet zweistellige Zwölfstundenmengen, in Quickborn beispielsweise wurden 36 mm gemessen. Hinter der rückwärtig um den Tiefkern gewundenen Okklusion, die am 11. von Nordost nach Südwest über Deutschland vordrang, strömte polare Kaltluft ein. An der Okklusion kam es hauptsächlich im Süden noch zu länger anhaltenden Niederschlägen, die zunehmend bis in mittlere und tiefe Lagen in feste Form übergingen. Innerhalb von zwölf Stunden bis 19 Uhr MEZ konnten zum Beispiel in Kempten 16 mm registriert werden.
Der mit dem Kaltluftvorstoß verbundene, südwestwärts ausgreifende Höhentrog schnitt in der Folge den Rücken in dessen Südteil westlich der Iberischen Halbinsel ab; ein Prozess, der von einem weiteren, sich ostwärts ausweitenden Langwellentrog über dem westlichen Nordatlantik unterstützt wurde. Übrig blieb ein ausgeprägtes Höhenhoch mit Schwerpunkt über dem isländischen Raum, wohin sich auch das Hoch am Boden verlagerte. Die lebhafte nordöstliche bis östliche Strömung wurde schwächer, die in der Grundschicht zum Teil sehr feuchte Kaltluft blieb wetterbestimmend. So herrschte um die Monatsmitte vielerorts ein Nebeneinander von hochnebelartiger Bewölkung, etwas Schnee oder Schneegriesel und sonnigen Abschnitten bei oftmals dauerfrostigen Temperaturen.
Auf der Rückseite von "Uwe" formierte sich zwischen dem unverändert nahe Island liegenden Hoch "Dorothea" und einem Hoch mit Schwerpunkt über dem zentralen Russland ("Ellen") eine lang gestreckte Hochdruckzone, deren mittlerer Bereich sich zum 18. einige hundert Kilometer gen Süden verschob. An der Südflanke dieser Hochdruckzone konnte von Osten her außergewöhnlich kalte und hochreichende Arktikluft nach Mitteleuropa einfließen; im 850-hPa-Niveau (in diesem Fall etwa 1300 Meter Höhe) wurden am 19. und 20. über Deutschland unter -20 °C analysiert. Auf den Wetterkarten der mittleren und oberen Troposphäre bildete sich der Kaltluftvorstoß durch das Abspalten eines separaten Höhentiefs aus dem nordosteuropäischen Trogteil ab. Die Vorderkante der Kaltluft wurde durch eine Kaltfront markiert, in deren Bereich diverse, das genau über Deutschland zum Liegen gekommene Höhentief umrundende Kurzwellentröge Hebungsantriebe und damit leichte Schneefälle forcierten. Diese weiteten sich am Abend des 18. nach Südwesten aus. Auf beeindruckende Art und Weise floss dabei die Kaltluft von Osten her nach Deutschland; so wurden zum Beispiel am Flughafen Hannover am Morgen noch -3 °C, zwölf Stunden später um 19 Uhr MEZ aber bereits -11 °C gemessen. Am 19. hatte die wahrlich extrem kalte arktische Luft ganz Deutschland - die Nordseeinseln ausgeklammert - im Griff; die Tageshöchstwerte zwischen 7 Uhr MEZ und 19 Uhr MEZ lagen vielerorts - sogar am Rhein - im zweistellig negativen Bereich (z. B. Hof -16,2 °C, Rheinstetten -11,1 °C). Die Kaltluft war für eine ganze Reihe neuer Dekaden- und Dezemberrekorde verantwortlich, an zwei Stationen mit kurzen Zeitreihen (Zinnwald und Vielbrunn) wurden gar neue absolute Stationsrekorde für die Tiefsttemperatur aufgestellt. Mehr zu dieser außergewöhnlichen Winterwetterlage gibt es hier.
Der mit "Vincent" verbundene Höhentrog regenerierte das bisherige europäische Trogsystem recht weit im Westen, sodass Mitteleuropa ab dem 21. auf seine Vorderseite geriet. Gleichzeitig wurde ein Ableger des westatlantischen Langwellentroges in dessen Zirkulation eingebunden. Damit drehte die Höhenströmung auf Südwest, womit immer mildere Luft advehiert wurde. Mit dieser Strömung wurde zunächst die an den Alpen angekommene Okklusion von "Vincent" wieder als Warmfront nach Norden rückläufig, wobei am Vormittag im Süden Deutschlands nochmals der ein oder andere Zentimeter Neuschnee verzeichnet werden konnte. Bis zum Abend breiteten sich die - zumeist leichten - Schneefälle etwa bis zum Main nordwärts aus; gleichzeitig kamen in Verbindung mit einem neuen Tief im Südwesten am Nachmittag neue Niederschläge auf, die am Oberrhein teilweise in Schneeregen und Regen übergingen. Weiter nördlich fiel weiterhin Schnee, bis in die Nacht hinein trocken blieb es nordöstlich der Elbe.
Am 22. bewegte sich dieses neue kleine Tief mit seinem Zentrum über die Nordhälfte Deutschlands nach Nordosten, die damit verbundenen Niederschläge gingen fast überall - bis auf den äußersten Norden - von Schnee in Regen über. Im nördlichen Sachsen und Brandenburg gefror der Regen bis zum Nachmittag am Boden und bildete gefährliches Glatteis. Mindestens genauso bemerkenswert wie die extreme Kälte drei Tage zuvor war die Erwärmung an diesem Tag: Exemplarisch sei hier die Station Freiburg/Flugplatz genannt, wo das Thermometer in der Nacht zum 20. noch -19,9 °C, am Nachmittag des 22. dann allerdings fast schon frühlingshafte +14,3 °C anzeigte. Eine solch durchgreifende Milderung war - wie immer im Winter - nur mit ausreichend Wind zu bewerkstelligen; so wurden denn auch in den höheren Mittelgebirgslagen im Südwesten orkanartige Böen verzeichnet (z. B. Weinbiet/Pf. Wald 108 km/h). Hinter dem Tief - es erhielt keinen Namen - arbeitete sich die alte Kaltluft am 23. wieder nach Süden vor. Dies reichte in den frühen Morgenstunden sogar am Oberrhein wieder für einige Schneeflocken. Am Nachmittag bekamen die Wolken unter leichtem Hochdruckeinfluss vor allem im Norden mehr Lücken, während sich im Südwesten ein in die vergleichsweise kräftige südwestliche Höhenströmung eingelagerter Kurzwellentrog mit etwas Regen bemerkbar machte. Die Temperaturen gingen vor allem im Südwesten wieder deutlich zurück; die zweistelligen Plusgrade vom Vortag wurden bei weitem nicht mehr erreicht. Im Norden spürte man von der Warmluft bis dato ohnehin nur wenig, dort herrschten weiterhin Temperaturen um den Gefrierpunkt.
Bis zum Abend des 25. erreichte "Yann" mit seinem Zentrum die deutsch-dänische Grenze. Dabei handelte es sich um ein kleinräumiges, aber kräftiges Tief, das vor allem der Mitte und dem Süden Deutschlands verbreitet Sturmböen brachte (z. B. Rheinstetten 76 km/h). In höheren Lagen blies der Wind in Böen mit Stärke 10, auf den Mittelgebirgsgipfeln mit voller Orkanstärke (z. B. Brocken/Harz 140 km/h). Dazu fiel diesmal im Norden kräftiger Regen (z. B. Nordholz 13 mm in zwölf Stunden), der bei Höchsttemperaturen um +3 °C auch die letzten Schneereste abtauen ließ. Erst auf der Tiefrückseite drang am Abend von Nordwesten her wieder kältere Luft landeinwärts vor, sodass die - dann allerdings nachlassenden - Niederschläge allmählich wieder in Schnee übergingen. Richtung Süden hielt sich der Regen in Grenzen; in der herangeführten Warmluft - im 850-hPa-Niveau wurden über dem Südosten Deutschlands mehr als +10 °C analysiert - stiegen die Temperaturen in Baden-Württemberg und Bayern örtlich über +10 °C (z. B. Lahr +10,8 °C). Am 26. zog "Yann" zum Baltikum ab, brachte dem Nordosten aber nochmals zum Teil schwere Sturmböen (z. B. Potsdam 90 km/h, siehe Artikel). Im Südwesten und Westen riss die Wolkendecke in den frühen Morgenstunden bereits auf, die frisch eingeflossene Polarluft geriet unter Zwischenhocheinfluss ("Gilma"). Die Temperaturen sanken vielfach unter den Gefrierpunkt, was auf den noch nassen Straßen zu einer verbreiteten Glatteislage führte. Tagsüber regnete es im Norden - bedingt durch die Warmfront von Tief "Zephyrinus" mit Zentrum über Südnorwegen - in unbedeutenden Mengen, sonst schien für einige Stunden die Sonne. Die Passage eines markanten Kurzwellentroges stand am 27. auf dem Programm. Nahe der Kaltfront von "Zephyrinus" fiel im Nordwesten Deutschlands schon am Morgen etwas Regen, sonst begann der Tag aufgelockert bewölkt. Am Nachmittag breiteten sich von Westen her Schnee- und Regenfälle auf große Teile des Landes aus. Die Höchsttemperaturen lagen meist zwischen 0 und +5 °C.
Der Jahresausklang stand dann ganz im Zeichen von Tief "Angelos", das sich mit seinem Zentrum zunächst westlich der Britischen Inseln einnistete. Sein okkludierendes Frontensystem kam bis zum Abend des 29. etwa bis zur Mitte Deutschlands voran. Damit griffen von Südwesten her verbreitet Niederschläge in Form von Regen, gefrierendem Regen und Schnee über. Mit einem vor allem in den südwestlichen Mittelgebirgen auffrischendem Wind (z. B. Feldberg/Schwarzwald 112 km/h) konnte sich im Süden einmal mehr sehr milde Luft bis in die Tallagen durchsetzen - beispielsweise wurden entlang des Oberrheins am späten Abend über +10 °C gemessen (z. B. Freiburg/Flugplatz +13 °C). Auf der Rückseite eines kräftigen, vom südöstlichen Europa nordwärts ziehenden Tiefs jedoch sickerte kalte Polarluft in den Norden Deutschlands ein. Quer über der Mitte des Landes bildete sich so eine recht scharfe Luftmassengrenze aus, auf deren kalter Seite Schnee fiel. Am Morgen des 30. meldeten viele Stationen zwischen Weser und Elbe 1 bis 5 cm Neuschnee. Im Tagesverlauf verschob sich die Grenze zwischen Warm und Kalt etwas nach Norden, nördlich einer Linie Nordseeküste - Berliner Raum schneite es aber durchgehend. Potsdam meldete am Silvestermorgen eine Schneehöhe von 13 cm, Faßberg in Niedersachsen 11 cm. In der Südhälfte dagegen regnete es bei Temperaturen von knapp +10 °C anhaltend, auf dem Feldberg im Schwarzwald zählte der Messbecher 35 mm innerhalb von zwölf Stunden. An dieser groben Verteilung änderte sich auch am 31. nicht viel. Allerdings kamen die Luftmassengrenze und hinter ihr die kalte Luft Stück für Stück in Richtung Süden voran. So schneite es zum Jahreswechsel beispielsweise auch in Bad Hersfeld, während weiter südlich noch Regen fiel.
Monatswerte Nachstehend Monatswerte vom Dezember 2009 für ausgewählte Stationen in Deutschland. "Temp." steht dabei für die Monatsmitteltemperatur, "Nds." für die Niederschlagssumme und "Sonne" für die Sonnenscheindauer. "Vgl." gibt für die jeweilige Größe den Vergleich mit dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 des Ortes an (Quelle: DWD):
Text und Gestaltung: CE
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