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Mittwoch, 23. Dezember 2009, 15:15 MEZ
Rekordkälte Ost-, Mitteleuropa 18.-20.12.2009 Grafik: Tagesmitteltemperaturen in Deutschland am 19.12.2009 Quelle: IMK, KIT |
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Tiefsttemperaturen zwischen -15 und -20 °C, vielfach zweistellig negative Maxima - arktische Kaltluft überströmte zum Ende der zweiten Dezemberdekade 2009 große Teile Ost- und Mitteleuropas und sorgte für einen zwar kurzen, aber außergewöhnlichen Witterungsabschnitt. An zahlreichen Stationen wurden neue Rekordwerte für Dezember gemessen.
Wetterlage und Entwicklung Zum Abschluss einer bereits vielfach winterlichen und dauerfrostigen Woche ab dem 14.12.2009 fand zum Ende des zweiten Dezemberdrittels kontinentale Arktikluft den Weg nach Mitteleuropa. Zwischen einer vom isländisch-grönländischen Raum über Südskandinavien bis weit nach Russland reichenden Hochdruckzone und tiefem Luftdruck über Südeuropa intensivierte sich eine östliche Strömung, mit der die hochreichend kalte Luft gen Westen advehiert wurde. Dabei hatte sich am 17. ein großflächiges Gebiet mit Temperaturen unter -20 °C im 850-hPa-Niveau (in diesem Fall etwa 1300 Meter Höhe) über Polen gebildet, das sich zum 19. und 20. zunächst über die Mitte Deutschlands und dann nach Südosten verschob. Der Kaltluftvorstoß bildete sich im Druckfeld durch ein vor allem in der mittleren Troposphäre ausgeprägtes Höhentief ab, in dessen Umfeld am Abend des 18. und in der Nacht zum 19. etwas Schnee fiel. Im Laufe des 20. drehte die Strömung vor einem sich den Britischen Inseln nähernden Tief auf West zurück und drängte die kälteste Luft wieder nach Osten ab. Mindestens ebenso bemerkenswert wie der strenge Frost war das Tempo der nachfolgenden Milderung: Beispielsweise wurden in Freiburg am Flugplatz in der Nacht zum 20. -19,9 °C gemessen, nur zwei Tage später am Nachmittag dagegen +14,3 °C.
Auf beeindruckende Art und Weise floss die Kaltluft am 18. von Osten her nach Deutschland. Wurden beispielsweise in Halle um 00 UTC (1 Uhr MEZ) noch vergleichsweise "milde" -2,8 °C gemessen, waren es sechs Stunden später bereits -8,4 °C und um 12 UTC -10,8 °C. Bis zum Abend breitete sich die kalte Luftmasse bis in den Westen des Landes aus, derweil im Osten die ersten Rekorde für die zweite Dezemberdekade gebrochen wurden (z. B. Schmücke, Neuhaus am Rennweg). Dass die Kaltluft nicht seicht, sondern hochreichend einströmte, verdeutlichen die Temperaturwerte der Bergstationen. Auf dem 1142 Meter hohen Brocken im Harz zeigte das Thermometer am 18. um 00 UTC noch -10,5 °C, 24 Stunden später aber -21,2 °C an - auch dies bedeutete einen neuen Dekadenrekord.
Die Nacht zum 20. wurde dann zur verbreitet kältesten Nacht des Jahres. Zwar konnten Anfang Januar zum Teil noch tiefere Temperaturen gemessen werden (siehe Artikel), jedoch war das Gebiet mit Tiefstwerten um -20 °C damals auf einen Streifen quer über die Mitte Deutschlands beschränkt. Anders in dieser Nacht, wo solche Werte sowohl im Norden (z. B. Barth -20,2 °C), in der Mitte (z. B. Fritzlar -18,6 °C) als auch im Süden (z. B. Lechfeld -21,3 °C) auftraten. Die tiefste Temperatur maß eine private Wetterfirma in Albstadt-Degerfeld auf der Schwäbischen Alb mit -30,3 °C. Reihenweise wurden neue Dekaden- und Dezemberrekorde aufgestellt, an zwei Stationen mit kürzeren Zeitreihen (Zinnwald, seit 1991, -19,9 °C und Vielbrunn, seit 1987, -18,6 °C) sogar neue absolute Stationsrekorde.
Wetterwerte Nachstehend eine Übersicht über sämtliche im Zeitraum vom 18. bis zum 20.12.2009 aufgetretenen neuen Dezemberrekorde der Tiefsttemperatur an deutschen sowie neue Dezemberrekorde der Tiefsttemperatur an Schweizer Stationen in der Nacht vom 19. zum 20.12.2009. Dazu eine Auswahl gemessener Tiefsttemperaturen in Europa. Quellen: DWD und MeteoSchweiz
Satellitenbilder
Text: CE
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