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Wetterlage und Entwicklung Als einer der drei wärmsten Novembermonate seit 1881 schloss der elfte Monat des Jahres 2009 in Deutschland ab. Die mittlere Temperatur betrug +7,3 °C und lag damit um 3,3 K höher als im langjährigen Durchschnitt. Vor allem im zweiten Monatsdrittel wurden zahlreiche neue Dekadenrekorde aufgestellt. Besonders groß fielen die positiven Temperaturabweichungen in Nürburg in der Eifel mit 4,3 K und am Flughafen Hannover mit 4,2 K aus. Negative Abweichungen kamen überhaupt nicht vor. Mit etwa 89 mm brachte der November 2009 ca. ein Drittel mehr Niederschlag als im klimatologischen Mittel. Besonders nass war es dabei teilweise im Osten Deutschlands (z. B. Neuruppin 90,8 mm / 206 Prozent), vergleichsweise trocken in manchen Regionen Bayerns (z. B. Augsburg 42,2 mm / 80 Prozent). Die Sonne zeigte sich - bedingt durch häufige Föhnlagen - am längsten im Süden Bayerns (z. B. Augsburg 79,5 Stunden / 127 Prozent). Sonst allerdings machte der November seinem Image als "grauer Monat" viel Ehre; in Schleswig beispielsweise sah man die Sonne nur 13,4 Stunden lang (26 Prozent). Mit einer mittleren Temperatur von +8,4 °C fiel der November 2009 in Rheinstetten um 3,5 K zu warm aus. Die Niederschlagsmenge betrug 84,3 mm, was etwas über langjährigen Mittel liegt (115 Prozent). Allerdings zählte man zu den wenigen Orten in Deutschland, an dem die Sonne etwas länger schien als normalerweise in einem November zu erwarten; 63,4 Sonnenstunden bedeuteten 126 Prozent des Mittels. Eine ausführlichere Betrachtung mit sämtlichen Tageswerten der Station gibt es hier.
Zum 2. näherte sich bereits ein weiteres und zu Sturmtief "Berti" über den Britischen Inseln gehörendes Frontensystem Deutschland von Westen her an. Vorderseitig eines markanten langwelligen Höhentroges gelegen entfaltete es wesentlich mehr Wetterwirksamkeit, wie sechsstündige Regenmengen bis 21 mm in Bad Marienberg (Westerwald) zwischen 1 Uhr und 6 Uhr MEZ belegen. Im Tagesverlauf erreichte das Frontensystem unter fortschreitendem Okklusionsprozess auch den Osten des Landes, der Höhentrog weitete sich in seinem Südteil nach Südosten hin aus. In der gesamten Südosthälfte fiel noch längere Zeit Regen, vor allem in Bayern verbreitet mit zweistelligen Mengen innerhalb von sechs Stunden (z. B. München/Stadt 12 mm). Richtung Nordwesten setzten sich im Zuge eines nachfolgenden Hochkeils zunehmend Aufheiterungen durch. Am 3. wanderte ein schwach ausgeprägter Rücken über Mitteleuropa ostwärts, ihm folgte rasch ein neuer Höhentrog nach. Das korrespondierende Bodentief ("Cassen") zog vom isländischen Raum zu den Britischen Inseln, auch sein Frontensystem erfasste am Abend den Westen in bereits stark okkludiertem Zustand. So wies das Wetter in Deutschland an diesem Tag eine Dreiteilung auf; nordöstlich der Elbe brachte die noch dort liegende Okklusion von "Berti" etwas Regen, in einem westlich daran anschließenden Streifen schien bei Höchsttemperaturen um +10 °C häufig die Sonne. Die Ausläufer von "Cassen" ließen es am Abend von Westen her erneut regnen.
Am 5. verlagerte sich "Cassen" zur südlichen Nordsee und löste sich allmählich auf. Der zugehörige Langwellentrog jedoch überdeckte noch nahezu ganz West- und Mittel- sowie Teile Nordeuropas. In der Nähe zur höhenkältesten Luft und getriggert durch einen um das Bodentiefzentrum laufenden Bodentrog gingen im Norden noch schauerartige Regenfälle nieder, im Süden schien längere Zeit die Sonne - bis zu acht Stunden im Allgäu. Dort sowie am Rhein wurden zweistellige Höchsttemperaturen gemessen. In der Folge spaltete sich der Langwellentrog in zwei separate Teile auf. Der südliche Teil schnürte sich südlich der Alpen vorübergehend zu einem eigenständigen Höhentief ab, das jedoch alsbald wieder von den Karten verschwand. Der Nordteil bewegte sich im Laufe des 6. nach Nordosten. Ein sich recht gut abbildender Hochdruckrücken sorgte an diesem Tag für vielfach freundliches Wetter, wurde aber zum 7. von einem neuen, über Westeuropa zum Mittelmeer vorstoßenden Langwellentrog nach Osten gedrückt. Diesem unterlag am Boden das auf die Britischen Inseln zusteuernde Tief "Dettmar", am Okklusionspunkt des zugehörigen Frontensystems und vor der Südspitze des Höhentroges entstand über dem Golf von Genua Tief "Fritz". Die Okklusion selbst zeichnete im Westen für etwas Regen verantwortlich, im Osten schien oftmals die Sonne. Nach wie vor wurden sowohl im Norden als auch im Süden Deutschlands recht hohe Tageswerte um +10 °C erreicht.
Am 9. ging aus dem westeuropäischen Langwellentrog ein ausgeprägter und hochreichender Tiefdruckkomplex mit Zentren über Sardinien und Süddeutschland in der oberen Troposphäre hervor, am Boden verlagerte sich "Fritz" zum Tyrrhenischen Meer. Warmluftadvektion in höheren Schichten bei gleichzeitig nördlicher bis nordöstlicher Bodenströmung an der Nordwestflanke des Tiefdruckkomplexes ließ ein ausgedehntes Niederschlagsgebiet entstehen, das von Ost nach West über Deutschland hinwegzog. In einem breiten Streifen von Südwest nach Nordost regnete es dabei zum Teil kräftig mit zwölfstündigen Mengen im hohen Zehnerbereich (z. B. Kassel 16 mm). In höheren Lagen fiel Schnee, auf dem Feldberg im Schwarzwald lagen am Abend 16 cm.
Das südliche Zentrum des Höhentiefs wanderte am 10. über Mittelitalien zur Adria, derweil ein weiteres kleines und hochreichendes Tief ("Fritz II") den Nordosten und Norden Deutschlands überquerte. Über der Westhälfte stützte Warmluftadvektion weitere Regen-, in höheren Lagen Schneefälle; hauptsächlich im Nordwesten kamen dadurch nochmals örtlich Summen über 10 mm in zwölf Stunden zustande (z. B. Bad Salzuflen 11 mm). Unter einer nahezu ganz Deutschland überziehenden Wolkendecke und im Dauerregen blieb es mit Höchstwerten meist um oder etwas über +5 °C verhältnismäßig kühl.
An der Südflanke von "Gerhard" bildete sich ein Randtief aus, "Gerhard II". Dessen Warmfront passierte Deutschland am 13. von West nach Ost, wobei besonders im Norden Regen fiel. Südlich der Mittelgebirge schien unter leichtem Hochdruckeinfluss dagegen sogar öfter die Sonne. Die Kaltfront indes tangierte nur den äußersten Nordwesten und wurde vor einer sich zum Sturm entwickelnde Zyklone ("Hans", siehe Artikel) rasch nach Nordosten rückläufig. "Hans" zog über den Norden der Britischen Inseln hinweg nordwärts, in seinem breiten Warmsektor stellte sich am 14. vorübergehend eine kräftige Südwestströmung über Mitteleuropa ein. Mit dieser wurde für die Jahreszeit ungewöhnlich milde Luft mit subtropischem Ursprung herantransportiert. Bereits im Tagesverlauf jedoch wurde diese mit der nachfolgenden Kaltfront wieder nach Osten abgedrängt und durch kühlere Meeresluft ersetzt. Entlang der Front regnete es leicht bis mäßig, die höchsten Regensummen konnten im Südwesten verzeichnet werden (z. B. Rheinstetten 8 mm). Bedingt durch einen kräftigen Kaltluftvorstoß über dem mittleren Nordatlantik regenerierte sich der dort liegende Langwellentrog zur Monatsmitte. Auf seiner Vorderseite wurde ein neues Tief, "Ingmar", geboren. Es wählte eine etwas südlichere Zugbahn als zuvor "Hans", kam allerdings nicht an dessen Intensität heran. Einem diese zuzuschreibende Bodentroglinie respektive Konvergenz sorgte am Nachmittag und Abend des 15. nach vielfach sonnigem Beginn im Westen und Norden für schauerartige Regenfälle, auch im Süden fiel zum Abend etwas Regen.
Südlich einer solchen, über die südliche Mitte Deutschlands ziehenden Welle gelangte am 17. ein neuer Schub sehr milder, ja sogar warmer Luft nach Süddeutschland. Im 850-hPa-Niveau (etwa 1500 Meter Höhe) wurden großflächig mehr als +10 °C analysiert; am Boden war diese Wärme für drei neue Dekadenrekorde gut (z. B. Kempten +20,2 °C). Im Umfeld der Welle fiel in einem breiten Sektor über der Mitte des Landes verbreitet und zum Teil kräftiger Regen, wie zwölfstündige Regenmengen von beispielsweise 15 mm auf dem Hoherodskopf in Hessen belegen. Vergleichsweise unspektakulär gestaltete sich der Wetterablauf im Norden fernab von Wärme und Dauerregen - bei wechselnder Bewölkung kletterten dort die Temperaturen etwas über die +10-Grad-Marke. Zum Ende des zweiten Monatsdrittels etablierte sich vorübergehend eine typische Westwetterlage mit in rascher Folge durchziehenden Tiefausläufern über West- und Mitteleuropa. Mit "Jürgen" entstand innerhalb dieser Strömung dabei ein besonders kräftiges Tief, das am 18. vor allem in den nord- und ostseenahen Gebieten verbreitet zu orkanartigen Böen führte. In Glücksburg-Meierwik an der dänischen Grenze wurden sogar 119 km/h und damit Orkanböen gemessen. Insgesamt kam es zwar zu zahlreichen, meist aber nur kleineren Schäden (siehe Artikel).
Sie kam am 21. allerdings nur etwa bis zur Mitte Deutschlands nach Süden voran und ging dort in die Warmfront eines neuen Sturmwirbels mit Zentrum vor den Britischen Inseln ("Ludwig") über. Das sehr milde Wetter dauerte somit an, im Westen und Süden wurde die +15-Grad-Marke örtlich ohne Probleme deutlich überschritten (z. B. Öhringen +17,1 °C). Am 22. fand sich Mitteleuropa zunächst im Warmsektor von "Ludwig" wieder; am Nachmittag jedoch zogen von Westen her erst die Kaltfront, später ein markanter kurzwelliger Höhentrog über das Bundesgebiet ostwärts. Damit setzten schauerartige Regenfälle ein, im Nordwesten gab es in Verbindung mit dem Höhentrog am Abend auch kurze Gewitter. "Ludwig" wanderte am 23. mit seinem Kern nach Südskandinavien. Innerhalb der flotten westlichen Strömung an seiner Südflanke wurde ein Randtief ("Ludwig II") über die Britischen Inseln, die südliche Nordsee und Norddeutschland nach Nordpolen gesteuert. Nicht nur in Deutschland, auch auf den Britischen Inseln, in Frankreich und den Benelux-Staaten traten verbreitet Sturm-, gebietsweise auch orkanartige Böen auf. Auf dem Weinbiet im Pfälzer Wald, nur 557 Meter hoch gelegen, wurden gar 130 km/h gemessen. Neben kräftigem Wind brachten "Ludwig II" respektive dessen Ausläufer aber auch starken Regen, vor allem im Westen und im nördlichen Mittelgebirgsraum. In Lüdenscheid fielen 30 mm innerhalb von zwölf Stunden. Einen ausführlichen Artikel dazu gibt es hier.
Hinter der Front strömte in mehreren Schüben deutlich kältere, dennoch aber erwärmte Meeresluft nach Mitteleuropa. Eine gute vertikale Durchmischung ließ zum Beispiel auch am 27. Höchsttemperaturen um +10 °C und damit für die Jahreszeit zu hohe Werte zu.
Monatswerte Nachstehend Monatswerte vom November 2009 für ausgewählte Stationen in Deutschland. "Temp." steht dabei für die Monatsmitteltemperatur, "Nds." für die Niederschlagssumme und "Sonne" für die Sonnenscheindauer. "Vgl." gibt für die jeweilige Größe den Vergleich mit dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 des Ortes an (Quelle: DWD):
Text und Gestaltung: CE
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