Ein Herbststurm der etwas heftigeren Sorte forderte am 18. November 2009 im Norden Deutschlands ein Todesopfer. Vielerorts
stürzten Bäume um und wurden Dächer abgedeckt, als Tief "Jürgen" mit schweren Sturm- und örtlichen Orkanböen über
den Norden Dänemarks und Südskandinavien ostwärts zog.
Wetterlage und Entwicklung
"Jürgen" entstand aus einer Welle an der Warmfront von Tief "Klaus" über dem mittleren Nordatlantik, die
erstmals am Abend des 17. November 2009 analysiert wurde. Diese Welle geriet am Morgen des 18. über der Nordsee unter die
Vorderseite eines von Westen heranschwenkenden, immer schärfer werdenden Höhentroges und verstärkte sich binnen wenigen
Stunden zu einem veritablen Sturmtief. Auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung wies "Jürgen" am Nachmittag des 18.
über dem Skagerrak einen minimalen Kerndruck von etwas weniger als 985 hPa auf; die Luftdruckunterschiede zu einer von den
Azoren über Südwesteuropa bis zum nördlichen Balkan reichenden Hochdruckzone mit dem Schwerpunkt in "Beata" über
Westfrankreich betrugen etwa 40 hPa auf rund 500 Kilometer. Am 19. zog "Jürgen" über Südschweden und die mittlere
Ostsee gen Finnland und schwächte sich deutlich ab.
Bodendruckanalysen vom 17. bis 19.11.2009, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
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17.11.2009, 00 UTC |
18.11.2009, 00 UTC |
19.11.2009, 00 UTC |
500-hPa-Geopotential und Bodendruck vom 17. bis 19.11.2009, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
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17.11.2009, 00 UTC |
18.11.2009, 00 UTC |
19.11.2009, 00 UTC |
Mit Annäherung des Tiefs waren die ersten Sturmböen auf der Nordsee schon in den Frühstunden des 18. zu verzeichnen (z. B.
Helgoland und Feuerschiff Deutsche Bucht jeweils 76 km/h um 4 Uhr MEZ). Am Vormittag nahm der Wind weiter Fahrt auf, um 11
Uhr MEZ war es schließlich das Feuerschiff Tiefenwasser Ems, das erstmals eine Böe im dreistelligen Bereich messen konnte
(108 km/h). Die maximalen Böen wurden dann am Nachmittag mit Passage der Kaltfront registriert, gleichzeitig griff das
Starkwindfeld auch auf die ostseenahen Gebiete über. St. Peter-Ording meldete um 16 Uhr MEZ 115 km/h und damit orkanartigen
Sturm, Glücksburg-Meierwik mit 119 km/h sogar Orkan. Ebenfalls auf 115 km/h kam der Kieler Leuchtturm, am Kap Arkona auf
Rügen wurden 104 km/h notiert. Örtlich noch deutlich höheren Windgeschwindigkeiten konnten Stationen eines privaten
Dienstleisters erfassen, zum Beispiel mit 137 km/h in Ellenbogen auf Sylt und mit 133 km/h am Dornbusch auf Hiddensee.
Böen in Sturmstärke gab es derweil auch im norddeutschen Binnenland (z. B. Bremen, Diepholz, Celle), auf dem 1142 Meter
hohen Brocken im Harz wurden 140 km/h gemessen. Weitere Meldungen über schwere Sturm- und einzelne orkanartige Böen lagen
aus Dänemark, Südnorwegen und Südschweden vor (z. B. Halmstad 117 km/h, Karup 115 km/h).
Der Sturm richtete im Norden Deutschlands zahlreiche zumeist kleinere Schäden an. Vielerorts stürzten Bäume um und wurden
Dächer abgedeckt. In Bremen verunglückte ein Seemann tödlich, als er beim Anlegen im Hafen von Bord gestürzt war und
zwischen die Bordwände zweier Schiffe geriet. In Emden kam ein Passagierflugzeug bei der Landung von der Bahn ab, ernsthaft
verletzt wurde dabei aber niemand.
Wetterwerte
Nachstehend eine Auswahl gemessener Spitzenböen in Deutschland und Dänemark am 18.11.2009.
Quelle: WetterOnline
Ort (D) |
Böe |
Brocken Glücksburg-Meierwik List/Sylt Kiel Leuchtturm
St. Peter-Ording |
140 km/h 119 km/h 115 km/h 115 km/h 115 km/h |
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Ort (DK) |
Böe |
Tyra Øest Karup Århus/Tirstrup Roskilde
Kopenhagen/Kastrup |
119 km/h 115 km/h 111 km/h 109 km/h 109 km/h |
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Satellitenbilder
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Satbildanimation vom 17., 17:45 MEZ bis 19.11.2009, 05:45 MEZ in 1-h-Schritten /
Größe ca. 2,5 MB | Bildquelle: EUMETSAT |
Text: CE
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In Zusammenarbeit mit:
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