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Mittwoch, 7. Januar 2009, 00:30 MEZ
Rückblick Dezember 2008 Satellitenbild: 31.12.2008, 20:25 UTC, NOAA IR Quelle: DLR |
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Wetterlage und Entwicklung Insgesamt abwechslungsreiches Wetter hatte der Dezember 2008 in Deutschland zu bieten. Die mittleren Temperaturen lagen dabei meist um die klimatologischen Mittelwerte der Jahre 1961 bis 1990, wobei sich einer milden ersten Monatsdekade deutlich kältere Tage bis nach Monatsmitte anschlossen. Einem verfrühten Weihnachtstauwetter mit den höchsten Temperaturen des gesamten Monats um den astronomischen Winterbeginn folgte kaltes Winterwetter zu Weihnachten und gegen Ende des Jahres. Die größten positiven Abweichungen bei der Temperatur verzeichnete der Osten und Südosten Deutschlands (z.B. Straubing +0,7 °C / +1,2 K). Relativ gesehen am kältesten war es im Westen (z.B. Aachen +2,2 °C / -1,2 K). Mit Ausnahme einzelner Orte (z.B. Rostock 54,9 mm / 114 Prozent) verlief der Monat teilweise klar zu trocken. In Bremen fielen nur 8,5 mm Niederschlag - das entspricht gerade einmal 14 Prozent der sonst üblichen Monatssumme. Im Gegensatz zum Niederschlag konnten bei der Sonnenscheindauer erhöhte Werte gegenüber den langjährigen Mittelwerten festgestellt werden. Besonders sonnig war es im Nordwesten und im Südosten des Landes (z.B. Straubing 79,3 Stunden / 222 Prozent), sonnenscheinarm präsentierte sich der äußerste Norden (z.B. Schleswig 25,5 Stunden / 64 Prozent). An der Wetterwarte in Rheinstetten lag die Monatsmitteltemperatur bei +2,1 °C, was einem leichten Plus von 0,2 K gegenüber dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 entspricht. Mit 39,5 mm summierte sich nur in etwa halb soviel Niederschlag wie im Dezembermittel dieser Jahre (54 Prozent). Die Sonne schien 47,4 Stunden lang - etwas länger als im Dezember üblich (128 Prozent).
Am 2. verlagerte sich "Phostine" zur Ostsee und brachte dem Nordosten Deutschlands noch Regen (z.B. Rostock 17 mm in 12 Stunden). Ein über die Mitte des Landes ostwärts schwenkender Kurzwellentrog löste in der recht feuchten Luftmasse auch in diesen Regionen etwas Regen, in höheren Lagen Schneefall aus. Der Langwellentrog wurde am 3. durch einen weiteren Trog von Westen her regeneriert. Am Boden bestimmten weiterhin verhältnismäßig kleinräumige Strukturen das Wettergeschehen in Mitteleuropa. Da wäre Tief "Qumaira" zu nennen, das sich über den äußersten Norden Deutschlands ostwärts bewegte und dessen okkludiertes Frontensystem im Tagesverlauf bis zur Mitte vorankam. Besonders im Norden und in der Mitte schneite es kräftig bis in tiefe Lagen, was verbreitet Probleme wintertechnischer Art auf den Straßen zur Folge hatte. Dazu wehte ein böiger Westwind mit Sturmböen auf den Mittelgebirgsgipfeln. In Bayern merkte man von alldem wenig bis nichts; dort schien mit rund acht Stunden die Sonne so lange wie sie Anfang Dezember astronomisch bedingt scheinen kann; dazu wurden örtlich fast zweistellige Höchstwerte erreicht (z.B. München/Stadt +9 °C).
Am 6. und 7. wanderte Tief "Rosel" unter Abschwächung zum Baltikum. Der zugehörige Höhentrog schwenkte ebenfalls langsam ostwärts. Am 6. kam es dabei noch verbreitet zu nennenswerten Niederschlägen, die in den Mittelgebirgen die Schneedecke weiter anwachsen ließen. Auf dem 841 Meter hohen Kahlen Asten im Rothaargebirge konnten am 6. 74 cm Schnee gemessen werden. In den Niederungen fiel dagegen durchweg Regen. Von Westen her setzte sich zum 7. der Einfluss von Hoch "Paolini" durch, dessen Schwerpunkt sich bis zum 8. von Großbritannien nach Mitteleuropa verschob. An der Nordflanke des Hochs streifte die Warmfront von Tief "Sabrina" über dem Nordmeer am 7. den Norden Deutschlands mit leichtem Regen. Im Süden konnte sich gebietsweise Nebel und Hochnebel halten, besonders im Westen schien aber auch häufig die Sonne.
Während sich "Paolini" am 9. samt eines wenig ausgeprägten Hochdruckrückens nach Südosten verabschiedete, baute sich über dem mittleren Nordatlantik ein neuer und wesentlich imposanterer Rücken auf. Im Gegenzug weitete sich ein Höhentrog über West- und Mitteleuropa weit nach Süden aus. Hinter der Kaltfront eines kleinen, über den Norden Deutschlands hinwegziehenden Tiefs drang Kaltluft polaren Ursprungs am 10. über West- und Mitteleuropa bis nach Südfrankreich und zu den Alpen vor. Mit der Front verbunden waren meist leichte Niederschläge in Form von Schnee, in tiefen Lagen auch Regen. Im Südwesten fielen Regen und Schnee etwas kräftiger aus; dort machte sich zusätzlich ein weiteres Tief ("Tine") über dem westlichen Mittelmeer bemerkbar, das Teilen der Südalpen erhebliche Neuschneemengen lieferte (siehe Artikel). Beispielsweise gingen in Freiburg bis zum 10., 06 UTC 12-stündig 9 mm nieder.
Bis zur Monatsmitte etablierte sich ein durch alle Höhenschichten der Troposphäre erkennbares Hoch über Osteuropa und Westrussland. Laut Analyse handelte es sich noch immer um Hoch "Paolini", das bereits eine Woche zuvor das Wettergeschehen in Mitteleuropa beherrschte. Derweil stieß ein mächtiger Höhentrog mitsamt eines Bodentiefs ("Verena") vom Atlantik über Südwesteuropa ins westliche Mittelmeer vor, dahinter nahm das Azorenhoch Verbindung zu seinem russischen Pendant auf. Während sich in Deutschland am 13. die Sonne noch nahezu überall hinter einer kompakten Wolkendecke versteckte, betrug die Anzahl der Sonnenstunden einen Tag später vor allem in der Südhälfte örtlich sieben (z.B. Stuttgart/Flgh.).
Am 17. erreichte die Okklusion eines Tiefs bei der Vulkaninsel Jan Mayen im Tagesverlauf den Westen Deutschlands und kam bis zum Abend etwa bis zur Mitte des Landes voran. Dabei fiel Richtung Norden leichter Regen, vor allem im südlichen Nordrhein-Westfalen sowie in Rheinland-Pfalz gab es bei Temperaturen um 0 °C gefrierenden Regen. Im südlichen Baden-Württemberg und in Bayern ließ Warmluftadvektion an der Ost- und Nordostflanke von Tief "Verena", das inzwischen über Italien angekommen war, ein Gebiet mit meist leichten Niederschlägen - Regen und Schnee - entstehen. Die Okklusion löste sich am 18. über der Mitte Deutschlands weitgehend auf; dennoch fiel von Sachsen bis nach Oberschwaben vor allem in der ersten Tageshälfte, südlich der Donau bis zum Abend noch etwas Schnee und Schneeregen. Außer direkt an den Alpen überschritten die 12-stündigen Niederschlagsmengen bis 18 UTC aber nirgendwo mehr die 1 mm-Marke. Am Nachmittag griff die Warmfront von Tief "Yvonne" mit Zentrum bei den Lofoten mit Regen auf den Nordwesten Deutschlands über. Die Kaltfront rückte rasch nach, sodass der Okklusionsprozess am Mittag des 19. fast abgeschlossen war. Der Tag verlief in ganz Deutschland trüb und nass, nur im Süden mischten sich auch Schneeflocken unter die Tropfen. Bis zum Abend beliefen sich die Niederschlagsmengen verbreitet auf mehrere Millimeter, auf dem Fichtelberg konnten deren 11 als Schnee gemessen werden.
Kaum hatte sich "Zimone" abgeschwächt und über dem Baltikum aufgelöst, wurde für Mitteleuropa am 21. schon das nächste Tief bedeutsam. "Antje", nicht minder kräftig als zuvor "Zimone", wählte allerdings eine nördlichere Zugbahn über die Mitte Skandinaviens hinweg ostwärts. Die zur Okklusion von "Zimone" und zur Warmfront von "Antje" gehörenden Niederschlagsgebiete gingen im Süden Deutschlands fast nahtlos ineinander über; so kamen dort auch die höchsten 12-stündigen Niederschlagsmengen zusammen (z.B. Stötten 12 mm). Unter Einbeziehung milder Atlantikluft fielen die Niederschläge bis in die höchsten Lagen der Mittelgebirge als Regen, sodass dort ein verfrühtes Weihnachtstauwetter einsetzte. Von teilweise mehr als 20 Zentimetern Schnee am 19. blieben drei Tage später häufig nur noch wenige Zentimeter oder Reste übrig. Im westdeutschen Tiefland wurden mancherorts zweistellige Tageshöchstwerte beobachtet (z.B. Köln/Bonn Flgh. +10,1 °C am 20. und +10,2 °C am 21.)
Kurz vor Weihnachten begann sich die Großwetterlage nachhaltig umzustellen. An der Ostflanke eines Hochs ("Quentin") mit Schwerpunkt über Frankreich drang die Kaltfront von "Antje" südwärts bis zu den Alpen vor, der meiste Regen fiel dabei in einem Streifen über der Mitte Deutschlands (z.B. Leipzig 6 mm in 12 Stunden). Der Hauptvorstoß kalter Polarluft ging jedoch östlich an Deutschland vorbei.
An den Weihnachtsfeiertagen nahm "Quentin" Kontakt zu einem russischen Kältehoch auf, sodass über Nordeuropa eine mächtige Hochdruckbrücke entstand. An der Südflanke dieser Brücke kam über Mitteleuropa eine zum Teil kräftige Ostströmung in Gang, mit der kontinentale Kaltluft westwärts gelangte. Im Schwarzwald traten am 26., exakt neun Jahre nach Orkan "Lothar" 1999, schwere Sturmböen auf. Bäume stürzten um und machten einige Straßen unpassierbar. Auf dem Feldberg blies der Ostwind mit Böen bis 119 km/h sogar in Orkanstärke. Im Osten Deutschlands herrschte Dauerfrost (z.B. Höchsttemperatur Dresden -2,9 °C), im Westen kletterte das Quecksilber nur noch wenige Grade über den Gefrierpunkt (z.B. Trier +2,3 °C). Trotzdem gab es einzig in höheren Mittelgebirgslagen eine "weiße Weihnacht", im Tiefland lag bis auf einige Regionen im Süden Bayerns nirgendwo Schnee.
Unterdessen weitete sich von Osteuropa her ein Höhentrog über die Alpen und den nördlichen Mittelmeerraum westwärts aus. Aus ihm ging ein Höhentief hervor, das sich zunächst nach Frankreich, an Silvester dann wieder über die Westalpen hinweg südostwärts bewegte. Es sorgte im Südwesten und Süden Deutschlands durch etwas gefrierenden Regen und Eisregen für einen nicht nur sprichwörtlichen "guten Rutsch" ins neue Jahr (siehe Artikel).
Monatswerte Nachstehend Monatswerte vom Dezember 2008 für ausgewählte Stationen in Deutschland. "Temp." steht dabei für die Monatsmitteltemperatur, "Nds." für die Niederschlagssumme und "Sonne" für die Sonnenscheindauer. "Vgl." gibt für die jeweilige Größe den Vergleich mit dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 des Ortes an (Quelle: DWD):
Text und Gestaltung: CE
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