Ergiebige Niederschläge in Form von Schnee und Regen sorgten Mitte Dezember 2008 in Teilen der Alpen und Italiens für
massive Behinderungen. Einige inneralpin gelegene Orte waren von der Außenwelt abgeschnitten, zudem fiel der Strom
aus. Neuschneemengen von über einem Meter innerhalb von zwei Tagen ließen einige Regionen vor allem in Kärnten und Osttirol
regelrecht im Schnee versinken, an manchen Stationen wurden alte Rekordschneehöhen für Dezember überboten.
Wetterlage und Entwicklung
Bereits zum wiederholten Male innerhalb weniger Woche stellte sich vom 10. Dezember 2008 an eine Wetterlage ein, die dem
Norden Italiens und den südlichen Alpen große Niederschlagsmengen und kräftige Schneefälle bescherten. Ein Höhentrog weitete
sich vom Nordatlantik über Westeuropa nach Süden aus und fing ein kleines Höhentief mit Zentrum über dem Osten der
Iberischen Halbinsel ein. Somit entstand ein Langwellentrog, dessen Hauptachse sich am 11. in einer leicht geschwungenen
Form etwa von Finnland über Frankreich bis in den Nordosten Algeriens erstreckte. Im Bereich des kleinen Höhentiefs
entwickelte sich bereits am 9. aus einer flachen Bodendruckverteilung heraus bei den Balearen Tiefdruckgebiet "Tine", das
sich unter vorübergehender Intensivierung bis zum 12. über Korsika zum Golf von Genua und anschließend über die Mitte
Italiens südostwärts verlagerte. Auf der Vorderseite von Höhentrog und Bodentief wurde zunächst mit einer südwestlichen,
später südlichen Strömung milde, in erster Linie aber sehr feuchte Luft gegen die Alpen geführt. Der hauptsächliche
Hebungsantrieb resultierte aus massiver Warmluftadvektion in der unteren und mittleren Troposphäre, die ihr Maximum am 11.
und 12. erreichte. Hinzu kam ausgeprägter Südstau vor allem in den Karnischen und Gailtaler Alpen, womit die Voraussetzungen
für intensive Niederschläge gegeben waren.
In Dellach im Drautal im westlichen Kärnten (Österreich) summierten sich zwischen dem 10., 06 UTC und dem 12., 06 UTC 187
mm. Das entspricht fast dem Dreifachen der sonst dort im gesamten Monat Dezember üblichen Menge. Bei Temperaturen um den
Gefrierpunkt fiel der Niederschlag in dem 620 Meter hoch gelegenen und knapp 2.000 Einwohner zählenden Ort überwiegend als
nasser Schnee. Innerhalb von 48 Stunden kam dabei über 1 Meter Neuschnee zusammen, am Morgen des 12. lagen insgesamt 122
cm. Damit wurde der Dezemberrekord aus dem Zeitraum 1971 bis 2000 um 22 cm überboten. Noch etwas mehr Neuschnee gab es im
Skigebiet Vogel in Slowenien. Auf 1535 Meter Höhe fielen in 48 Stunden 105 cm, am Morgen des 12. konnten dort 240 cm
gemessen werden. Die größte Neuschneemenge innerhalb von 24 Stunden hatte mit 80 cm Bad Bleiberg westlich von Villach zu
bieten. Eine Meldung über die Gesamtschneehöhe liegt für den auf 902 Meter Höhe gelegenen Ort leider nicht vor.
Die Schneefälle lösten in den betroffenen Regionen in Kärnten und Osttirol verbreitet Behinderungen aus. Einige Ortschaften,
wie zum Beispiel Bad Bleiberg, waren aufgrund unpassierbarer Zufahrtsstraßen einige Tage von der Außenwelt
abgeschnitten. Die Straße durch das Lesachtal musste zwischen Kötschach-Mauthen und Obertilliach wegen Lawinengefahr
gesperrt werden. Dort fiel zudem der Strom aus, nachdem umgestürzte Bäume die Leitungen abgerissen hatten. Ebenfalls
gesperrt wurden einige Bahnstrecken, beispielsweise Spittal - Lienz. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, die Hausdächer von
den Schneemassen zu befreien, da diese sonst einzustürzen drohten. Beim Freischaufeln wurde ein Mann schwer verletzt, als
sich eine Dachlawine löste und ihn vom Haus riss.
Kräftige Schneefälle gingen auch in den französischen Alpen und in der Südschweiz nieder. Rund 45.000 Haushalte in den
Départements Isère und Savoie in Frankreich mussten zeitweilig ohne Strom auskommen.
Doch nicht nur der Schnee, auch starke Regenfälle machten Teilen Italiens zu schaffen. In Rom wurde nach heftigen
Regenfällen und Gewittern mit Mengen bis 63 mm binnen zwölf Stunden wegen Hochwasser der Notstand ausgerufen. Der Pegel des
Tiber zeigte 12,55 Meter, normal sind 6,50 Meter. Die kritische Marke von 14 Meter wurde damit zwar verfehlt, dennoch
handelte es sich um das schlimmste Hochwasser seit 40 Jahren. Eine Frau wurde in einer Unterführung in ihrem Auto von den
Wassermassen eingeschlossen und ertrank. Auch Teile der Lagunenstadt Venedig - beispielsweise der berühmte
Markusplatz - standen zeitweilige unter Wasser; dort drückte vor allem kräftiger Wind in Verbindung mit den Gezeiten das
Wasser in die Stadt.
Text: CE
Bodendruckanalysen vom 10. bis 12.12.2008, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
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10.12.2008, 00 UTC |
11.12.2008, 00 UTC |
12.12.2008, 00 UTC |
500 hPa-Geopotential und Bodendruck vom 10. bis 12.12.2008, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
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10.12.2008, 00 UTC |
11.12.2008, 00 UTC |
12.12.2008, 00 UTC |
Wetterwerte
Nachstehend eine Auswahl gemessener Schneehöhen in Österreich, Italien und Slowenien vom 10. bis 12.12.2008 (jeweils 06 UTC,
Max. rot) sowie der Schneezuwachs in diesem Zeitraum und die Rekordschneehöhen für Dezember im Zeitraum 1971 bis 2000
(soweit verfügbar). Quellen: DWD, ZAMG
Ort |
10. |
11. |
12. |
Zuwachs |
Dez.-Rekord 1971-2000 |
Mallnitz (A, 1185 m) Lienz (A, 666 m) Dellach/Drautal (A, 620 m)
Villacheralpe (A, 2160 m) Tarvisio (I, 778 m) Rateče (SLO, 865 m) Vogel (SLO, 1535 m) |
40 cm 34 cm 20 cm 105 cm 28 cm
41 cm 135 cm |
68 cm 75 cm 73 cm 164 cm 102 cm
94 cm 185 cm |
110 cm 125 cm 122 cm 184 cm 132 cm
132 cm 240 cm |
70 cm 91 cm 102 cm 79 cm 104 cm
91 cm 105 cm |
90 cm 102 cm 100 cm 121 cm n.v.
n.v. n.v. |
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Schneehöhen
Nachfolgend eine Übersicht über die am 11.12.2008 in der Schweiz gemessenen Schneehöhen und der Vergleich zum langjährigen
Mittel (in Prozent). Dabei sind nur Stationen berücksichtigt, deren Messreihen länger als 10 Jahre sind. Quelle: slf.ch
Satellitenbilder
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10.12., 12:58 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
11.12., 12:48 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
12.12., 12:38 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
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