Eisregen und Schneefall machten an Silvester 2008 im Osten Frankreichs, in Teilen der Schweiz und im Südwesten
Deutschlands vielen Autofahrern zu schaffen. Auf spiegelglatten Fahrbahnen kam es zu zahlreichen Unfällen; dutzende Menschen
wurden verletzt, allein in Baden-Württemberg gab es drei Tote.
Wetterlage und Entwicklung
Aus einem sich von Osteuropa her westwärts ausdehnenden Höhentrog ging am 28.12.2008 ein kleines Höhentief, ein sogenannter
"Kaltlufttropfen", über Norditalien hervor. Bis zum 30.12.2008 zog dieses Höhentief zur Mitte Frankreichs west-, anschließend
bis zum 01.01.2009 über den Südwesten Deutschlands und die Schweiz wieder südostwärts. Im Bereich eines über das östliche
Mitteleuropa nach Süden wandernden und in sämtlichen Höhenschichten der Troposphäre gut ausgeprägten Hochdruckgebietes war
oberhalb einer wenigen hundert Meter mächtigen kalten Grundschicht vergleichsweise milde Luft bestimmend. So traten im
Umfeld des Kaltlufttropfens zunächst vor allem über der Mitte Frankreichs, an Silvester besonders im Südwesten Deutschlands
sowie im Nordwesten der Schweiz Niederschläge in allen Formen auf. Die Palette reichte von reinem Regen im westlichen Teil
des Niederschlagsgebietes am 29.12.2008 über Frankreich, Eiskörner, gefrierenden Regen, Schneeregen bis hin zu Schneefall. In
Ostfrankreich fielen bis zum Morgen des 31.12.2008 12-stündig örtlich knapp 50 mm (z.B. Lons-le-Saunier 48 mm). Sonst lagen
die Mengen meist nur bei wenigen Millimetern. An Silvester erfasste der Niederschlag auch Teile Deutschlands. Betroffen
waren in der ersten Tageshälfte in erster Linie Teile des Saarlandes und der Oberrhein. In den meisten Fällen handelte es
sich bei den Niederschlägen um gefrierenden Regen und Eisregen; bei letzterem schmelzen die Schneeflocken innerhalb der
Warmluft oberhalb der kalten Grundschicht zu Regentropfen und gefrieren bei ihrem Fall durch die Kaltluft wieder. Die
12-stündigen Niederschlagsmengen bis zum Abend betrugen oftmals nur einige Millimeter, dennoch bildete sich verbreitet eine
dünne Eisschicht auf Böden und Gegenständen aus.
Anders gestaltete sich die Lage in der Schweiz, über die in der Silvesternacht das Zentrum des Höhentiefs - von einem reinen
"Kaltlufttropfen" konnte nicht mehr die Rede sein, da auch am Boden inzwischen ein flaches Tief analysiert wurde -
hinwegzog. Dort herrschten auch oberhalb der Grundschicht häufig negative Temperaturen, sodass meist Schnee fiel. Starken
Schneefall meldeten um 18 UTC beispielsweise Bern und Payerne. Am Neujahrsmorgen lagen in der Hauptstadt 11 cm, am
Flughafen Zürich-Kloten 7 cm Schnee. Im Jura kamen nach Auskunft von MeteoSchweiz stellenweise 50 cm Neuschnee zusammen; auf
dem Chaumont, einem langgezogenen und an seiner höchsten Stelle 1180 Meter hohen Bergkamm im Kanton Neuenburg waren es 33 cm.
Auch im Süden Deutschlands gingen die sich ostwärts ausbreitenden Niederschläge in der Nacht immer mehr in Schnee über,
ließen gleichzeitig aber nach. Einige Stationen im Süden Baden-Württembergs und Bayerns meldeten am Morgen wenige Zentimeter
Neuschnee (z.B. Kempten 4 cm).
Gleichzeitig erfassten die Niederschläge auch Norditalien. Brescia verzeichnete zu Beginn des Jahres 2009 10 cm Neuschnee, in
Mailand konnten 4 cm Schnee gemessen werden.
Allein in Baden-Württemberg wurden von Silvester bis Neujahr 1003 Verkehrsunfälle gezählt. Wenngleich nicht jeder dieser
Unfälle auf Glatteis zurückzuführen ist, so spricht doch die Zunahme um 320 Unfälle gegenüber dem gleichen Zeitraum im
Vorjahr für einen deutlichen witterungsbedingten Einfluss. Mindestens drei Menschen verloren ihr Leben, darunter ein
achtjähriger Junge bei einem Unfall wegen Glatteis auf einer Brücke in Donaueschingen.
Im Kanton Bern in der Schweiz kam es zu 50 Unfällen, mehrere Menschen wurden verletzt. Auf der Autobahn 16 bei Delsberg im
Kanton Jura verunglückte ein Autofahrer tödlich.
Text: CE
Bodendruckanalysen vom 30.12.2008 bis 02.01.2009, jeweils 00 UTC
Quelle: wetter3.de
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30.12.2008, 00 UTC |
31.12.2008, 00 UTC |
01.01.2009, 00 UTC |
02.01.2009, 00 UTC |
500 hPa-Geopotential und Bodendruck vom 30.12.2008 bis 02.01.2009, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
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30.12.2008, 00 UTC |
31.12.2008, 00 UTC |
01.01.2009, 00 UTC |
02.01.2009, 00 UTC |
Wetterwerte
Nachstehend eine Auswahl gemessener Schneehöhen aus der Schweiz am 01.01.2009, 06 UTC. Quelle: DWD
Ort |
01. |
Payerne Bern Zürich-Kloten Wynau St. Gallen |
13 cm 11 cm 7 cm 6 cm 5 cm |
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Signifikantes Wetter
Nachfolgend signifikante Wettermeldungen aus Ostfrankreich, Südwestdeutschland, der Schweiz und Norditalien vom 31.12.2008,
12 UTC bis zum 01.01.2009, 18 UTC im 6-stündigen Abstand. Die lilafarbenen Sterne bedeuten Schneefall, die grünen Punkte
Regen. Die roten Punkte mit der geschlängelten Linie weisen auf gefrierenden Regen hin. Die gelben Striche stehen für Dunst
und Nebel, die roten Striche für gefrierenden Nebel. Quelle: DWD JavaMAP
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31.12.2008, 12 UTC |
31.12.2008, 18 UTC |
01.01.2009, 00 UTC |
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01.01.2009, 06 UTC |
01.01.2009, 12 UTC |
01.01.2009, 18 UTC |
Satellitenbilder
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30.12.2008, 12:50 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
31.12.2008, 12:39 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
01.01.2009, 12:29 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
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In Zusammenarbeit mit:
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