![]() |
Weitere Informationen: Wetterrekorde, Sturmstärken, Klimakarten usw. |
Wetterlage und Entwicklung Ein warmer Beginn, eine kalte Monatsmitte und ein mildes Ende - so lässt sich knapp die Witterung im Oktober 2010 in Deutschland zusammenfassen. Trotz spätsommerlicher Wärme am Anfang und Höchsttemperaturen über +20 °C in den letzten Tagen sorgten erste markante Kaltluftvorstöße und ruhige, zu Nebel und Hochnebel neigende Wetterlagen in der Gesamtbilanz für eine über die gesamte Fläche Deutschlands gemittelte negative Temperaturabweichung von -0,9 K. Am geringsten fielen die Abweichungen im Norden aus (z. B. Bremen +9,4 °C/-0,2 K), mehr als 1 K kälter als üblich blieb es gebietsweise im Osten und Südosten (z. B. Potsdam +7,9 °C/-1,5 K). Bis auf wenige, vor allem norddeutsche Ausnahmen (z. B. Emden 119,3 mm/179%) verlief der Monat überall mehr oder weniger deutlich zu trocken. Im gesamtdeutschen Mittel fielen lediglich 62% der sonst in einem Oktober üblichen Niederschlagsmenge. Besonders trocken war es dabei in den im August und September noch so nassen Regionen im Osten des Landes; in Görlitz etwa kamen nur 6,0 mm (13%) zusammen. Trotz einiger Tage, an denen sich Nebel und Hochnebelfelder nur sehr zögerlich oder überhaupt nicht mehr auflösten, wurde bei der Sonnenscheindauer an vielen Stationen ein Plus gegenüber den Mittelwerten der Jahre 1961 bis 1990 verzeichnet. Im Flächenmittel schien die Sonne 16,8 Stunden länger als üblich; vergleichsweise besonders lange tat sie das im Nordosten und rund um den Main (z. B. Würzburg 147,3 Stunden/142%). Nur wenige Orte registrierten weniger Sonne als im zehnten Monat des Jahres gewohnt (z. B. Hannover 98,0 Stunden/94%). Für Rheinstetten bedeutete eine mittlere Monatstemperatur von +9,0 °C und eine damit verbundene negative Abweichung von 1,0 K nach August und September den dritten zu kalten Monat in Folge. Messbarer Niederschlag fiel an neun Tagen, insgesamt jedoch nur rund die Hälfte (52%) der in den Jahren 1961 bis 1990 durchschnittlichen Menge für Oktober. Die Sonne zeigte sich 129,4 Stunden lang und schien damit länger als üblich (123%). Eine ausführlichere Betrachtung mit sämtlichen Tageswerten der Station gibt es hier.
Auf der Vorderseite von "Mareile" intensivierte sich am 2. die Warmluftadvektion, was zum einen zur Aufwölbung eines vom westlichen Mittelmeer über Mitteleuropa bis zum Ostseeraum reichenden Hochdruckrückens führte, der sich in seinem Nordteil mit dem zu "Marcel" korrespondierenden Rücken verband. Andererseits überkompensierte die massive Warmluftadvektion allerdings das auf der Vorderseite des Rückens induzierte Absinken, sodass im Umfeld des zu "Mareile" gehörenden Frontensystems großflächig etwas Regen fiel. Die Niederschlagsmengen hielten sich jedoch in Grenzen.
Am 5. zog das französische Höhentief - zusammen mit einem sich darunter befindlichen Bodentief ("Natalie") - über Norditalien zur nördlichen Adria. Großräumige Hebungsvorgänge auf der Vorderseite des Höhentiefs griffen über die Alpen nordwärts aus und bescherten dem Süden Deutschlands einen regnerischen Tag. Etwas Regen fiel auch in der Mitte, reichlich Sonnenschein gab es im Norden. Derweil weitete sich über dem Nordatlantik ein neuer Höhentrog nach Süden aus; Warmluftadvektion auf der Vorderseite von Tief "Olympia", das mit seinem Zentrum am 6. bei Island lag, ließ über West- und Mitteleuropa einen weiteren Rücken entstehen. Dies hatte besonders vom Südwesten Deutschlands bis zur Ostsee einen sonnigen Tag zur Folge; im Nordwesten machten sich die Ausläufer von "Olympia" mit Wolkenfeldern und im äußersten Norden auch mit ein paar Regentropfen bemerkbar, in weiten Teilen Bayerns hielt sich zäher Hochnebel. Dort kletterten die Temperaturen denn auch nur auf Höchstwerte um +15 °C, am sonnigen Oberrhein wurde ein Sommertag knapp verfehlt (z. B. Freiburg +24,3 °C). Zum 7. entwickelte sich über dem mittleren Nordatlantik nördlich der Azoren auf explosive Art und Weise aus einer zunächst flachen Frontalwelle binnen 18 Stunden ein Orkantief, "Paula". Am Abend betrug der Luftdruck in seinem Zentrum weniger als 950 hPa, dem stand im Osten noch immer Hoch "Marcel" mit Schwerpunkt über dem Nordwesten Russlands mit einem Luftdruck um 1040 hPa gegenüber. Aus den Luftdruckgegensätzen resultierte über weiten Teilen Europas eine stramme Südströmung, mit der einmal mehr sehr warme Luft nordwärts verfrachtet wurde. Der Tag jedoch war speziell in Bayern, vermehrt auch in Württemberg und am Oberrhein von Nebel und Hochnebel geprägt. Nach Norden hin hatte die Sonne mehr Chancen, doch auch dort verhinderten teilweise dichte hohe und mittelhohe Wolkenfelder im Umfeld des Ausläufers von "Olympia" eine größere Ausbeute an Sonnenstunden.
Zum Ende des ersten Monatsdrittels vollzog sich ein "Machtwechsel": Die massive Warmluftadvektion auf der Vorderseite von "Paula" führte zu weiterem Geopotentialanstieg über West- und Nordwesteuropa; im Zuge dessen formierte sich bei Island ein neues Bodenhoch ("Norman"). Dieses ging zunächst eine brückenartige Verbindung mit "Marcel" im Osten ein, das sich später allerdings nach Südosteuropa zurückzog. An der Ostflanke von "Norman" floss bereits am 10. in tiefen Schichten von Nordosten her etwas kühlere und trockenere Luft nach Deutschland ein. Nebel und Hochnebel hielten sich lediglich noch vom südlichen Oberrhein bis ins Allgäu, sonst strahlte die Sonne von einem nahezu wolkenlosen Himmel. Höchsttemperaturen um +15 °C im Nordosten und über +20 °C in Teilen Nordrhein-Westfalens (z. B. Köln-Stammheim +21,7 °C) vollendeten diesen goldenen Oktobersonntag.
Zu Beginn der zweiten Dekade drang die kühlere Luft an der Südostflanke von "Norman" noch etwas weiter nach Südwesten vor. Die Kaltfront selbst war wenig wetteraktiv, ihre ungefähre Lage bildete sich am 11. jedoch in Satellitenbildern durch ein über den Nordosten des Landes verlaufendes Wolkenband ab. Sonst schien erneut häufig die Sonne, die Temperaturen erreichten entlang des Rheins einmal mehr Höchstwerte um +20 °C (z. B. Ohlsbach/BW +20,8 °C). Allerdings traten in der einfließenden kühleren Luft im Nordosten erste verbreitete Nachtfröste auf (z. B. Cottbus -2,2 °C)
Einen vorerst letzten bundesweit "goldenen" Oktobertag gab es am 13. Unter dem Einfluss eines bis zum Schwarzen Meer reichenden Keils von Hoch "Norman", das seinen Platz zwischenzeitlich westlich der Britischen Inseln gefunden hatte, wurde von wenigen Ausnahmen abgesehen nahezu im ganzen Land die zu dieser Jahreszeit maximal mögliche Sonnenscheindauer von zehn Stunden erreicht. Auch die am Vortag noch große Flächen überdeckenden Hochnebelfelder im Norden hatten sich bis auf wenige Reste aufgelöst. Spitzenreiter der Temperaturhitliste waren zwei bayerische Orte - Regensburg und Saldenburg-Entschenreuth im Dreiburgenland kamen auf +16,3 bzw. 16,0 °C. Schließlich beendete am 14. die Kaltfront von Tief "Quanna", das unter Verstärkung mit seinem Zentrum über die Mitte Skandinaviens zum Baltikum zog, zunächst im Norden den ruhigen Witterungsabschnitt. Die Sonne versteckte sich hinter einer dichten Wolkendecke, aus der vor allem im Nordwesten stellenweise ein paar Spritzer Regen fielen. Hochnebelartige Bewölkung hielt sich teilweise am südlichen Oberrhein, im Norden Württembergs und im Süden Bayerns; am meisten Sonne bekamen an diesem Tag die Regionen zwischen der Pfalz und Thüringen ab.
Am 17. schnürte sich der zu "Roswitha" korrespondierende Höhentrog über den Westalpen ab, das resultierende Höhentief positionierte sich über Südostfrankreich. Innerhalb der nordwestlichen Höhenströmung näherte sich ein prägnanter Rücken an; in Bodennähe kam eine brückenartige Verbindung zwischen einem Hoch über dem mittleren Nordatlantik ("Olav"), der sich abschwächenden Antizyklone "Norman" über Westeuropa und einem dritten Hoch ("Peter") mit Schwerpunkt über dem Westen Russlands zustande. Diese Hochdruckbrücke verschob sich im Tagesverlauf allmählich südwärts, entsprechend beruhigte sich das Wetter im Norden und in der Mitte. Nach letzten Regenfällen dominierte dort teils hochnebelartige Bewölkung, teils aber auch - besonders im Norden und Osten - Sonnenschein. Bis zum Abend nass blieb es im Süden, auf den Mittelgebirgsgipfeln fiel weiter Schnee. In der vor allem im Norden und in der Mitte klaren Nacht zum 18. trat verbreitet leichter, örtlich sogar mäßiger Frost bis -5,1 °C (Deutschneudorf-Brüderwiese/SN) auf. An den Stationen Ueckermünde (-4,4 °C) und Neubrandenburg (-3,8 °C) konnten neue Rekorde für die zweite Dekade verzeichnet werden. Nach einem im Osten und Norden sonnigen Tag kamen im Laufe des Abends von Nordwesten her neue Regenfälle auf, die in Zusammenhang mit dem bereits okkludierten Frontensystem eines Tiefs ("Saphira") vor Nordnorwegen standen. Möglicherweise durch Lee-Effekte am südskandinavischen Gebirge formierte sich zum 19. über dem Oslofjord ein weiteres Tief, das offiziell zwar auch als "Saphira" tituliert wurde, offensichtlich aber nur ein Randtief des ursprünglichen, Richtung Spitzbergen ziehenden Tiefs darstellte. Als etwas unübersichtlich erwies sich die Lage der Fronten; im Wesentlichen konnten derer drei ausgemacht werden. Zum einen die bereits angesprochene Okklusion, der unmittelbar die Kaltfront des neuen Tiefs über Südnorwegen folgte. Schließlich rückte von Nordwesten her eine weitere Kaltluftstaffel nach, die zuvor als umgebogene Okklusion von "Saphira" identifiziert werden konnte. So verwunderte es nicht, dass sich das Wetter an diesem Tag deutschlandweit äußerst wechselhaft gestaltete. Am freundlichsten blieb es präfrontal im Süden Bayerns, etwa vom Saarland über Hessen und Thüringen bis nach Sachsen und Brandenburg fiel länger anhaltend Regen. Wechselhaftes Schauerwetter gab es im Norden und Nordwesten. In höheren Lagen fielen statt der Tropfen auch Flocken.
Im Laufe des 21. vollführte der südliche Teil des Höhentroges eine Schwenkbewegung in östliche Richtung, das gesamte Trogsystem kippte auf diese Weise in eine nordwest-südost-exponierte Lage. Das darin eingelagerte, zentrale Höhentief verlagerte sich vom Eismeer Richtung Skandinavien, wodurch sich über Mitteleuropa eine westliche Höhenströmung einstellte. Im Bodendruckfeld bewegte sich Hoch "Olav" über den Alpenraum hinweg ostwärts, über Skandinavien etablierte sich ein umfangreicher Tiefdruckkomplex. An dessen südlichem Rand zog ein kleines Sturmtief ("Tina") über Südnorwegen und Südschweden hinweg. Neben länger anhaltenden Regenfällen brachte es dem Küstenumfeld einzelne Sturm- und schwere Sturmböen (siehe Artikel). Nach Südwesten hin sorgte "Olav" hingegen für einen zwar sonnigen, mit Höchsttemperaturen meist unter +10 °C jedoch recht kühlen Oktobertag. Die Kaltfront von "Tina" kam nur wenig landeinwärts bis zur Norddeutschen Tiefebene voran und wurde am 22. vor einem neuen, zu den Britischen Inseln wandernden Tief ("Ursula") als Warmfront nach Norden rückläufig. In der Umgebung der zeitweilig quasistationären Front fiel etwas Regen; im Süden zeichnete eine in die ansonsten glatte Höhenströmung eingelagerte, kurzwellige Trogstruktur für ausgedehnte hohe und mittelhohe Wolkenfelder verantwortlich. Im Norden blieb es zudem recht windig (z. B. Lübeck/SH 76 km/h) und mild (z. B. Helgoland +12,3 °C), im Süden wurden nach einer verbreitet frostigen Nacht (z. B. Merklingen/BW -6,4 °C) nur Höchstwerte um +5 °C gemessen. Entwicklungsgünstig unter der Vorderseite eines nachfolgenden Höhentroges gelegen konnte "Ursula" am 23. noch an Intensität gewinnen. Am Abend befand sich das Tiefzentrum mit einem Luftdruck von unter 990 hPa über der Deutschen Bucht, das der Kaltfront vorgelagerte Regenband erreichte am Nachmittag den Westen des Landes. Die Annäherung der Front hatte nun auch im Süden - zumindest in höheren Lagen - eine Windzunahme zur Folge, auf dem Feldberg im Schwarzwald wurden schwere Sturmböen bis 97 km/h registriert. Sonnenschein und zweistellige Plusgrade gab es im Osten, die höchsten Temperaturen an diesem Tag hatten mit +15,6 °C (Müllheim/BW) und +15,5 °C (Lahr/BW) jedoch zwei südwestdeutsche Stationen zu bieten.
Der Höhentrog - zwischenzeitlich durch einen einlaufenden kurzwelligen Anteil regeneriert - schnürte sich am 25. ab, das entstandene Höhentief bewegte sich wie sooft zum westlichen Mittelmeerraum. In den verbliebenen und über Norddeutschland nordostwärts schwenkenden Resttrog lief noch einmal ein kurzwelliger Anteil hinein, der einer über die Nordsee südostwärts ziehenden Frontalwelle zur Ausbildung eines abgeschlossenen Tiefkerns verhalf. Dabei gingen im Norden Deutschlands einige kräftige Schauer und sogar einzelne Gewitter nieder. Nach Süden hin sorgte Hoch "Quentin" mit Schwerpunkt über Westeuropa für herbstlich ruhiges und recht kühles Wetter. Am 26. verschob sich "Quentin" über die Mitte Deutschlands ostwärts. Dies bedeutete nach einer weiteren frostigen Nacht im Süden tagsüber vielfach Sonnenschein; im Nordwesten machten sich jedoch schon wieder dichtere Wolken der Warmfront von Tief "Viorica" bei den Britischen Inseln bemerkbar. Im Umfeld der Weser fiel dabei stellenweise etwas Regen. Die der Warmfront folgende Kaltfront von "Viorica" schaffte es im weiteren Verlauf nicht, nach Süden vorzudringen; vielmehr war das gesamte Frontensystem einem raschen Okklusionsprozess unterworfen, wobei auf der Vorderseite eines weiteren Tiefs ("Wanda") ebenfalls bei den Britischen Inseln die Strömung alsbald wieder auf südwestliche Richtungen drehte. "Wanda" leitete sehr milde letzte Oktobertage ein, bereits am 27. stiegen die Temperaturen verbreitet auf zweistellige Höchstwerte (z. B. Nörvenich/NRW +13,2 °C). Ausgiebig die Sonne schien dabei aber nur im Südosten, nach Nordwesten hin regierten im Umfeld der Fronten von "Viorica" die Wolken.
Und dies sollte noch nicht der Höhepunkt der spätoktoberlichen Milde sein, einen Tag später gelangte im weit geöffneten Warmsektor von "Wanda" von Südwesten her Warmluft subtropischen Ursprungs nach Mitteleuropa. Am Alpenrand konnten durch Föhneffekte bis +16 °C in 850 hPa analysiert werden, was sich am Boden in Höchsttemperaturen um +20 °C niederschlug. Am wärmsten wurde es an diesem 29. Oktober bei viel Sonne in Notzingen (Baden-Württemberg) mit +21,3 °C. An den letzten beiden Tagen setzte sich das überaus milde, teilweise richtiggehend warme Wetter fort. Zwar kamen mit der Kaltfront von "Wanda", die sich längs über der Mitte Deutschlands liegend später auflöste, mehr Wolken und gebietsweise auch etwas Regen auf; dennoch wurden am 30. in Sachsen (z. B. Aue +20,4 °C) und im Süden Bayerns (z. B. Garmisch-Partenkirchen +20,3 °C) sowie am 31. - wiederum mit Föhnunterstützung am Alpenrand (z. B. Wielenbach +20,8 °C) Höchsttemperaturen über +20 °C notiert. Auch sonst kletterten die Quecksilber vielerorts auf Werte über +15 °C und federten die negative Temperaturabweichung für den Gesamtmonat noch etwas ab.
Monatswerte Nachstehend Monatswerte vom Oktober 2010 für ausgewählte Stationen in Deutschland. "Temp." steht dabei für die Monatsmitteltemperatur, "Nds." für die Niederschlagssumme und "Sonne" für die Sonnenscheindauer. "Vgl." gibt für die jeweilige Größe den Vergleich mit dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 des Ortes an (Quelle: DWD):
Text und Gestaltung: CE
|