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Samstag, 23. Oktober 2010, 16:00 MESZ
Kälte, Schnee Mittel-, West-, Nordeuropa 16.-22.10.2010 Satellitenbild vom 16.10.2010, 06 UTC Quelle: B. J. Burton |
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Nachdem bereits der Winter 2009/10 Mitteleuropa Mitte Oktober eine erste Stippvisite abstattete (siehe Artikel), gelang dies in jedoch deutlich abgeschwächter Form auch seinem Nachfolger. Dabei ereigneten sich innerhalb einer Woche gleich zwei hochreichende Kaltluftvorstöße, die beide zusammen für unbeständiges und für die Jahreszeit zu kaltes Wetter sorgten. Verbreitet traten Nachtfröste auf, örtlich fiel bis in tiefe Lagen Schnee.
Wetterlage und Entwicklung Zunächst lief am 15. und 16. am Rande eines nordatlantischen Hochdruckrückens eine kurzwellige Trogstruktur in ein bereits bestehendes nordeuropäisches Trogsystem hinein und weitete dieses nach Südwesten aus. Am Mittag des 16. stellte der Kurzwellentrog den südwestlichen Teil eines Langwellentroges dar, der vom Nordwesten Russlands über Osteuropa bis zur Iberischen Halbinsel reichte. Am Boden korrespondierte dazu Tiefdruckgebiet "Roswitha", das - von der Nordsee her kommend - mit seinem Zentrum bis zum 17. über Deutschland und die Alpen südwärts nach Norditalien zog. Auf seiner Rückseite wurde über Nordeuropa lagernde Kaltluft polaren Ursprungs angezapft und via West- und Mitteleuropa nach Süden geführt. Die südlichste Ausdehnung der Kaltluft wurde am Morgen des 18. analysiert, als die 0-°C-Isotherme in 850 hPa (etwa 1.500 Meter Höhe) den Norden Spaniens erreichte.
So trat an diesem Morgen sowohl auf der spanischen Hochebene (z. B. Aranda de Duero/790 m -3,5 °C) als auch an der französischen Biskayaküste (Cazaux -0,9 °C) Frost auf. Die mit "Roswitha" verbundenen Niederschläge gingen in den höchsten Mittelgebirgslagen Deutschlands am 16. allmählich in Schnee über. Für dünne Schneedecken reichte es aber nur auf dem Feldberg im Schwarzwald (1.493 m, 6 cm), auf dem Brocken im Harz (1.142 m, 5 cm) sowie auf dem Großen Arber im Bayerischen Wald (1.146 m, 1 cm). Genau ein Jahr zuvor war zum Teil schon mehr als ein halber Meter Schnee gemessen worden. Immerhin erlebten vor allem der Norden und die Mitte Deutschlands am 18. einen frostigen Morgen. An den Stationen Ueckermünde und Neubrandenburg, beide in Mecklenburg-Vorpommern gelegen, konnten mit -4,4 °C und -3,8 °C jeweils neue Rekordtiefstwerte für die zweite Oktoberdekade verzeichnet werden.
Der zweite, ausgeprägtere Kaltluftvorstoß nahm ab dem 18. Konturen an. Während sich der Südteil des ursprünglichen Troges - der ehemalige kurzwellige Anteil also - über Norditalien zu einem eigenständigen Höhentief abschnürte, richtete sich die recht stramme und nordwest-südost-orientierte Frontalzone über dem Nordatlantik auf Mitteleuropa aus. Nach kurzem Zwischenhocheinfluss, der aus einer sich südwärts verlagernden und aus den drei Schwerpunkten "Olav", "Norman" und "Peter" bestehenden Hochdruckzone resultierte, griff bereits in den Abendstunden des 18. der Ausläufer eines nordeuropäischen Tiefdruckkomplexes ("Saphira") mit Regen auf den Nordwesten Deutschlands über. Auf dessen Rückseite gelangte in mehreren Staffeln hochreichend kalte Luft polaren Ursprungs in große Teile Skandinaviens sowie nach West- und Mitteleuropa. Auf dem Höhepunkt der Kaltluftzufuhr wurden über dem Nordosten Deutschlands am 21. in 850 hPa -6 °C, in 500 hPa (rund 5.500 Meter Höhe) weniger als -35 °C gemessen.
Vom 19. auf den 20. meldete der Feldberg im Schwarzwald eine Neuschneehöhe von 10 cm, der Große Arber 13 cm. Auch in tieferen Lagen fiel jetzt Schnee; am Morgen des 21. waren die Höhenzüge der Schwäbischen Alb und des Nordschwarzwaldes "angezuckert" (z. B. Freudenstadt 2 cm). Am Alpennordrand schneite es bis in die Täler; Garmisch-Partenkirchen konnte mit 3, Oberstdorf mit 2 cm aufwarten. Auf der Zugspitze (2.962 m) fielen 30 cm Neuschnee innerhalb von 24 Stunden. Schneehöhen von mehr als 20 cm hatten auch der Wendelstein in den bayerischen Alpen (1.835 m) und der Große Arber mit jeweils 22 cm am Morgen des 22. zu bieten. Am Morgen des 21. mischten sich vorübergehend auch im norddeutschen Tiefland einige Flocken unter die Tropfen (z. B. Oldenburg, Lübeck, Schwerin). Bis auf Meereshöhe herab weiß wurde es im Süden Norwegens. Selbst in Bergen lagen am Morgen des 22. 4 cm. Eine Schneehöhe von 18 cm wurde zur selben Zeit im nur 211 Meter hoch gelegenen Byglandsfjord registriert. Zum Teil mäßiger Frost (z. B. Benson -4,7 °C) trat am 20. und 21. auf den Britischen Inseln auf.
Wetterwerte Nachstehend gemessene Schneehöhen auf einigen deutschen Mittelgebirgsgipfeln vom 16. bis zum 22.10.2010, jeweils von 8 Uhr MESZ. Quelle: DWD
Text: CE
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