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Dienstag, 5. Mai 2009, 20:00 MESZ
Rückblick April 2009 Satellitenbild: 18.04.2009, 12:06 UTC, NOAA-18 VIS/IR Quelle: B. J. Burton |
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Wetterlage und Entwicklung Der April 2009 geht in Deutschland vielerorts in die meteorologischen Geschichtsbücher ein. In der Nordosthälfte war der Monat der wärmste April seit Beginn der regelmäßigen Wetteraufzeichnungen, sogar der "Jahrhundertapril" von 2007 wurde getoppt. Vor allem in der ersten Monatshälfte gab es bundesweit viel Sonnenschein, Wärme und kaum bis gar keinen Regen. Nach zum Teil ergiebigen Regenfällen gegen Ende der zweiten Dekade stellte sich eingangs der letzten Dekade erneut eine sonnenscheinreiche und warme Witterungsphase ein, die fast bis zum Monatsende andauerte. Die positiven Temperaturabweichungen gegenüber den Mittelwerten der Jahre 1961 bis 1990 betrugen bis 6,3 K auf dem Brocken im Harz. Weniger große, aber dennoch bemerkenswerte Abweichungen traten im Südwesten auf (z. B. Lahr +2,7 K). Sehr trocken verlief der Monat in den Gebieten nordöstlich der Elbe. Lange Zeit bestand erhöhte Waldbrandgefahr. Beispielsweise fielen in Potsdam nur 2,3 mm Regen, das sind gerade einmal 5 Prozent des Monatsmittels. Im Süden und Westen regnete es generell mehr und öfter, aber auch dort wurde das Soll nur an wenigen Stationen erreicht oder überschritten (z. B. Köln/Bonn Flgh. 78,8 mm / 143 Prozent). Viele Überstunden leistete die Sonne, im Nordosten schien sie teilweise doppelt so lange wie im April üblich (z. B. Neuruppin 328,0 Stunden / 204 Prozent). In Rheinstetten wich die Monatsmitteltemperatur um 3,3 K von den langjährigen Mittelwerten nach oben ab. Sie betrug +12,8 °C; der Spitzenwert von +14,8 °C vom April 2007 - der allerdings noch an der alten Station in Karlsruhe gemessen wurde - wurde damit deutlich verfehlt. Zudem war der April 2009 trockener (37,0 mm / 56 Prozent) und sonniger (201,9 Stunden / 130 Prozent) als nach dem langjährigen Mittel zu erwarten. Eine ausführlichere Betrachtung mit sämtlichen Tageswerten der Station gibt es hier.
Am 2. und 3. verlagerte sich "Nives" nach Osteuropa, Tief "Kristian" änderte seine Position kaum. Auf der Rückseite des Hochs gelangte im Übergangsbereich zu tiefem Luftdruck über Westeuropa von Süden her zunehmend wärmere, aber auch feuchtere Luft in die Westhälfte Deutschlands. Über dem Süden wurden im 850-hPa-Niveau kleinräumig Temperaturen über +10 °C analysiert, was sich entsprechend auch in den Tageshöchstwerten am Boden widerspiegelte. Bei bundesweit viel Sonne konnten erstmals in diesem Frühjahr verbreitet Temperaturen über +20 °C gemessen werden. Erste Dekadenrekorde fielen am 3.; zum Beispiel am Flughafen Münster/Osnabrück, wo +24,2 °C registriert wurden.
Am 6. platzierte sich "Ottilia" mit ihrem Schwerpunkt zunächst über Polen, später über dem Baltikum. So konnte auf der Rückseite des Hochs - und vor einem neuen Tief bei den Britischen Inseln ("Michael") die feuchtwarme Luft wieder nordwärts vordringen. Die Sonne erwärmte die Luft am Nachmittag auf Werte um +20 °C; im Süden etwas darüber, im Norden meist nur knapp darunter. Richtig kühl blieb es nur auf den Inseln und unmittelbar an der Ostseeküste (z. B. Kap Arkona +8,3 °C). Unmittelbar vor der Kaltfront von "Michael" wurde am 7. von Südwesten her niedertroposphärisch sehr warme Luft nach Deutschland transportiert. Der bis dahin wärmste Tag des Jahres brachte Höchsttemperaturen bis +24,3 °C in Cottbus hervor. Gleich reihenweise gab es neue Rekorde für die erste Aprildekade, wobei zum Teil 47 Jahre alte Rekorde übertroffen wurden (z. B. St. Peter-Ording, Osnabrück). Am Nachmittag bildeten sich im Vorfeld der Front nördlich der Mittelgebirge gebietsweise Schauer und Gewitter, die Front selbst ging am Abend im Westen mit etwas Regen einher.
Wie schon die Fronten von "Leif" und "Michael" vermochte es auch die Kaltfront von "Norbert" nicht, bis nach Süddeutschland vorzustoßen. Stattdessen drehte die Strömung vor einem neuen, sich über dem Ostatlantik etablierenden Langwellentrog am 9. und 10. über Mitteleuropa in sämtlichen Höhenschichten der Troposphäre erneut auf Südwest, später sogar auf Süd. Damit verbunden war ein neuer Vorstoß subtropischer Warmluft, die 850-hPa-Temperaturen lagen über Mitteleuropa zum Osterwochenende großflächig über +10 °C. Bei bis zu 12, im Norden sogar örtlich 13 Sonnenstunden wurden am letzten Tag des ersten Monatsdrittels nochmals zahlreiche neue Dekadenrekorde aufgestellt. Norderney beispielsweise überbot seinen exakt 47 Jahre alten Rekord gleich um fast 3 K. Entlang des Rheins gab es örtlich erste Sommertage (z. B. Mannheim +25,5 °C).
Dies galt auch für den Ostermontag (13.). Zwischen einem weiteren Höhentrog über dem östlichen Nordatlantik, unter dessen Zentrum sich Tief "Quirin" vor Irland eingefunden hatte, und dem zum Balkan abtrünnigen Höhentief manifestierte sich ein Hochdruckrücken von der Iberischen Halbinsel über Frankreich und Deutschland bis zur Ostsee. Ausgehend von Tief "Paolini" erstreckte sich bodennah eine flache Tiefdruckrinne über die Alpen bis nach Norddeutschland, innerhalb derer sich nach Westen hin am Nachmittag einzelne Schauer und Gewitter entluden. Am 14. schwächte sich die Tiefdruckrinne ab, doch vor Tiefdrucksystem "Quirin", das sich vor die westeuropäische Küste verlagerte, fiel der Luftdruck zum 15. von Westen her erneut. Einmal mehr traten jeweils am Nachmittag nach zwei sonnigen und in der Westhälfte Deutschlands sommerlich warmen Tagen (z. B. Trier +25,6 °C am 15.) einzelne Schauer und Gewitter auf. Weiterhin kühl bis kalt war es dagegen an der Ostsee, Kap Arkona schaffte am 15. gerade einmal +8,0 °C. Die erste Aprilhälfte brachte deutschlandweit positive Temperaturabweichungen von bis zu 7,3 K auf dem Brocken im Harz gegenüber den Mittelwerten der Jahre 1961 bis 1990 hervor. Insgesamt wurden 34 neue Dekadenrekorde aufgestellt. Eine ausführliche Betrachtung zu dieser außergewöhnlichen Witterungsperiode gibt es in einem gesonderten Artikel.
Am 17. selbst kamen das Randtief und damit auch die Tiefdruckrinne sowie die Kaltfront nordostwärts voran, hoher Luftdruck über Nordeuropa ("Quinta") verhinderte jedoch ein Vordringen bis in den Norden Deutschlands. Dort blieb in einem Streifen vom südlichen Niedersachsen bis nach Brandenburg die trockene und warme Luftmasse erhalten; nördlich davon sickerte am Rande der nordeuropäischen Hochdruckzone etwas kühlere Luft ein, südlich der Tiefdruckrinne strömte hinter der Kaltfront kühle und feuchte Meeresluft ein. So ließ sich Deutschland wetter- und temperaturtechnisch in drei Zonen unterteilen: Einen sonnigen und vergleichsweise kühlen Norden (z. B. Rostock +9,8 °C), südlich daran anschließend eine sonnige und warme nördliche Mitte (z. B. Hannover/Flgh. +18,6 °C) sowie ein regnerischer und kühler Süden (z. B. Nürnberg +9,3 °C). Die Niederschlagsmengen waren speziell in Teilen des Westens und des Ostens hoch (z. B. Köln/Bonn Flgh. 55 mm, Weiden/Oberpfalz 48 mm innerhalb von 48 Stunden bis zum 18., 06 UTC). Die höchste Menge verbuchte jedoch der Große Arber im Bayerischen Wald mit 95 mm in diesem Zeitraum für sich - darin enthalten waren 25 cm Neuschnee am Morgen des 18. Am 18. drang die Luftmassengrenze auf der Rückseite des nach Osten abziehenden Tief "Quirin" wieder nach Süden vor. Im nördlichen Baden-Württemberg und Bayern regnete es länger anhaltend und durchaus auch nochmals ergiebig (z. B. Öhringen 18 mm binnen 24 Stunden), insgesamt ließen die Regenfälle aber langsam nach. Mehr zu "Quirin" und den damit verbundenen Niederschlägen gibt es hier.
Am 21. und 22. wölbte sich über Südwesteuropa bereits der nächste Hochdruckrücken auf; doch auf dessen Vorderseite mogelte sich aus der nordatlantischen Frontalzone ein zwar äußerst kurzwelliger, dafür aber umso markanterer Höhentrog nach Südosten. Er wandelte sich über Norddeutschland in ein kleines Höhentief um und zog bis zum 23. über die Osthälfte Deutschlands hinweg zu den Alpen. Nur kurzzeitig wurde dabei auch am Boden ein kleines Tief ("Sasa") in die Wetterkarten eingetragen. Der Norden und die Osthälfte bekamen auch die kräftigsten Schauer und sogar einzelne Gewitter ab; beispielsweise fielen am Hamburger Flughafen am 22. von 12 bis 18 UTC 10 mm. Im Südwesten blieb es dagegen heiter und trocken, auch im Norden kam rückseitig des Höhentiefs am 23. bereits wieder längere Zeit die Sonne zum Vorschein. Mit dem Durchzug des Höhentiefs war allerdings ein merklicher Temperaturrückgang verbunden, im 850-hPa-Niveau bis auf Werte unter 0 °C. Unter vielen Wolken und bei etwas Regen wurden am 23. in Thüringen zum Teil nur einstellige Höchstwerte gemessen (z. B. Erfurt +9,1 °C).
Derweil kam auf der Vorderseite des neuen Langwellentroges über den Britischen Inseln eine Zyklogenese in Gang, das fertige Tief erhielt den Namen "Thies". An seiner Ostflanke wurde mit einer südwestlichen Strömung am 25. und 26. rasch wieder Warmluft nach Mitteleuropa advehiert. Eine tägliche Sonnenscheindauer von bis zu 13 Stunden ermöglichte in der Norddeutschen Tiefebene Höchsttemperaturen um +25 °C (z. B. Bremen/Flgh. +24,0 °C am 26.). Vor allem im Osten und Süden zeigten sich mitunter kompaktere Wolkenfelder, am Abend des 26. mit Annäherung der Kaltfront von Tief "Thies" dann auch im Westen. Dort fiel etwas Regen.
An den beiden letzten Tagen des Monats verlagerte sich die Luftmassengrenze weiter nach Nordosten, erreichte die Gebiete nordöstlich der Elbe aber nicht. Dort blieb es sonnig, trocken und sehr warm (z. B. Potsdam +26,9 °C am 30.), während sonst vor allem am 29. noch Regen fiel.
Monatswerte Nachstehend Monatswerte vom April 2009 für ausgewählte Stationen in Deutschland. "Temp." steht dabei für die Monatsmitteltemperatur, "Nds." für die Niederschlagssumme und "Sonne" für die Sonnenscheindauer. "Vgl." gibt für die jeweilige Größe den Vergleich mit dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 des Ortes an (Quelle: DWD):
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