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Dienstag, 4. Dezember 2012, 23:45 MEZ
Schneefälle, Starkregen Mitteleuropa, Alpenraum, Norditalien 27.11.-01.12.2012 Neuschnee auf der Felsenegg (804 m) bei Zürich/CH, 29.11.2012 Quelle: MeteoSchweiz |
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Ende November 2012 brachte ein umfangreiches Tiefdruckgebiet über dem zentralen Mittelmeerraum kräftige Regenfälle in Norditalien und an den Südalpen. Nördlich des Alpenhauptkamms gingen mit einfließender Kaltluft die Niederschläge teilweise bis ins Flachland in Schnee über. Auf zahlreichen Straßen kam es zu Behinderungen und Unfällen, in den Mittelgebirgen und in den Alpen war erster Wintersport möglich.
Wetterlage und Entwicklung über Europa Übeltäter großer meteorologischer Umwälzungsprozesse Ende November 2012 war ein Langwellentrog in der oberen Troposphäre, der zum 27.11. mit Höhenkaltluft gefüllt die Iberische Halbinsel und Marokko erreichte. In den Folgetagen baute Kaltluftadvektion an der Westseite des Troges stetig Geopotential ab, so dass sich mit gleichzeitig zögerlicher Ostwärtsverlagerung des Systems bis zum Monatswechsel ein hiesiger Langwellentrog entwickeln konnte, welcher fast den gesamten europäischen Kontinent und den nahen Ostatlantik vereinnahmte. Unter der Westhälfte des mächtigen Troges kam subpolare Kaltluft mit der -5 °C-Isotherme bis nach Südfrankreich voran, auf der Ostseite wurde dagegen massiv Warmluft nordwärts gepumpt; die +5 °C-Isotherme erreichte sogar den Norden Russlands.
Auf der Vorderseite des Höhentroges setzten über dem westlichen und zentralen Mittelmeerraum durch Warmluft- und Vorticityadvektion großräumige Hebungsprozesse ein. Am 27.11. als Welle noch nahe den Balearen liegend, intensivierte sich in den folgenden Tagen das Tiefdruckgebiet "Heike" und folgte der südwestlichen Höhenströmung bis nach Norditalien, wo die Mittelmeerzyklone ihren tiefsten Kerndruck unter 985 hPa erreichte. "Heike" transportierte auf ihrer Ostseite feuchte Mittelmeerluft in höheren Luftschichten über die Alpen hinweg nordwärts. In Norditalien und an den Südalpen gingen ergiebige Regenfälle nieder, die besonders rund um die nördliche Adria auch mit teilweise kräftigen Gewittern durchsetzt waren. Größere Überflutungen wie zuletzt (siehe Artikel) blieben dort aber aus. Über Mitteleuropa stieß die Warmluft mit der von Norden und Nordwesten her einfließenden Kaltluft zusammen. Es bildete sich eine Gegenstromlage aus mit bodennaher Kaltluft und wärmerer sowie feuchter Luft darüber. Die Luftmassengrenze mit den kräftigsten Niederschlägen verlief in einem Streifen von der Nord- und Zentralschweiz über Südwestdeutschland bis zum Erzgebirge und nach Nordtschechien. Aufgrund der vorherrschenden Kaltluft in der unteren Troposphäre und zusätzlicher Niederschlagsabkühlung fielen die Niederschläge teilweise bis ins Flachland als Schnee. Die kräftigsten Neuschneezuwächse konnten orographisch bedingt und aufgrund der Höhenlage in den Appenzeller Alpen, auf der Schwäbischen Alb, im Fichtel- und im Erzgebirge verbucht werden. Größere Schneemengen in den Mittelgebirgen, auf vielen Straßen Schneeglätte und Unfälle Am 28.11. schneite es am kräftigsten in der Schweiz, auf der Schwäbischen Alb und im Allgäu. Je nach Region lag die Schneefallgrenze zwischen 200 und 500 Meter, darunter blieb es bei Regen oder Schneeregen. Nördlich der Alpen nahm Bad Wildbad im Nordschwarzwald den Spitzenplatz der erreichten 24-stündigen Niederschlagsmengen ein. Bis zum Morgen des 29.11. wurden dort 52,8 mm gemessen. Derweil schneite es auf der Schwäbischen Alb und auch in Teilen des Erzgebirges rund 10 bis 20 cm. Mit Nordwärtsverlagerung des Frontenzuges rückte am 29. und 30.11. der Schwerpunkt der Schneefälle in den Osten Deutschlands und in den Norden Tschechiens. Vor allem im und rund um das Erzgebirge konnten 10 bis 30 cm, örtlich sogar an die 40 cm Neuschnee beobachtet werden. Tagessieger in Sachen Niederschlag wurde der Fichtelberg, auf dem bis zum Morgen des 30.11. eine 24-stündige Niederschlagssumme von 42,7 mm zusammen kam. Die größte Schneehöhe konnte der Ort Rosenthal-Bielatal am 30.11. aufweisen. In nur mittelhoher Lage auf 460 m ü.NN betrug die Gesamtschneehöhe 55 cm. Auch in Süddeutschland und in den Alpen hielten die Schneefälle weiter an, so dass beispielsweise in Stötten auf der Nordalb die Schneehöhe auf 32 cm anwuchs und mancherorts, in den Alpen vielerorts erster Wintersport in der frisch angebrochenen Wintersaison möglich war.
Sowohl die Schneefälle als auch die gemessenen Schneehöhen sind für Ende November und Anfang Dezember nicht ungewöhnlich. Dennoch gab es Behinderungen im Straßenverkehr und zahlreiche Unfälle. Die meisten Meldungen gingen aus der Schweiz, aus den Kreisen Rottweil und Chemnitz und aus Schwaben ein. Auf der A7 im Ostallgäu starb ein Autofahrer. Nachdem sich die Wetterlage beruhigt hat, konnte die trockene Subpolarluft in windschwachen Nächten vor allem bei längerem Aufklaren in schneebedeckten höheren Tal- und Muldenlagen stark auskühlen. Auf der Schwäbischen Alb maßen zwei private Wetterstationen -24 °C bzw. -26 °C, die Dekadenrekorde zahlreicher Wetterstationen des amtlichen Messnetzes blieben aber ungefährdet. Text: DK 4. Dezember 2012 |