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Dienstag, 13. November 2012, 20:30 MEZ
Ergiebiger Regen, Überflutungen Norditalien, Südöstliches Mitteleuropa Friaul, Venetien, Toskana, Südösterreich 11.11./12.11.2012 Überflutungen in Carrara (Toskana) 11.11.2012 Quelle: youreporter.it |
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Starke Regenfälle und Gewitter lösten im November 2012 vor allem in der Toskana, in Venetien und in Friaul Überflutungen und Erdrutsche aus. Auch im Süden Österreichs regnete es erneut kräftig, nachdem sich dort bereits einige Tage zuvor ergiebige Niederschläge entluden (siehe Artikel). In der Lagunenstadt Venedig trat zum wiederholten Mal starkes Hochwasser auf. Der erreichte Pegel von 1.50 Meter über normalem Wasserstand ist der sechsthöchste, der laut Stadtchronik jemals gemessen wurde.
Wetterlage über Norditalien und über dem südöstlichen Mitteleuropa Verantwortlich für die erneut heftig ausgefallenen Niederschläge im Norden Italiens und rund um die nördliche Adria war ein stark amplifizierter Langwellentrog über Westeuropa, der zum 10.11. weit südwärts bis über Marokko im Nordwesten Afrikas reichte. Bis zum 12.11. kam nur der nördliche Teil des Höhentroges mit der planetarischen Frontalzone weiter nach Osten voran. Der südliche Teil des Druckgebildes unterlag einem Abschnürungsprozess und verblieb als eigenständiges Cut-Off-Tief über Marokko und Algerien. An der Vorderseite des hiesigen Langwellentroges etablierte sich im zentralen Mittelmeerraum eine relativ glatte südwestliche Höhenströmung. In der unteren Troposphäre setzte mit einer flachen Verteilung tiefen Luftdrucks zugleich eine feuchtwarme südliche Strömung mit starker Warmluftadvektion über dem Norden Italiens und im südöstlichen Mitteleuropa ein (rote Gebiete bei der 850-hPa-Temperaturadvektion). Von Westen her wurde die atmosphärische Schichtung mit dem Herannahen des hochreichend kalten Höhentroges zunehmend labilisiert. Entlang der südwestlichen Höhenströmung entwickelten sich in einem Streifen von der Toskana über Venetien und Friaul bis nach Kroatien und in den Süden Österreichs wiederholt kräftige Regenfälle und Gewitter. Dabei fungierten die hügeligen bis gebirgigen Festlandsgebiete als Strömungshindernisse, an der die feuchtwarme Mittelmeerluft zum Aufsteigen gezwungen wurde und damit der Startschuss für die Entwicklung hochreichender Konvektion in einer instabilen Troposphäre fiel.
Niederschläge über 350 mm in Friaul und erneut Hochwasser in Venedig Am 10.11. waren zunächst Teile Nordwestitaliens von starken Niederschlägen betroffen. Bis dahin fielen die Niederschlagssummen überwiegend moderat aus und bewegten sich im Rahmen jener Tagesregenmengen, die im Mittelmeerraum in den Herbstmonaten durchaus öfters vorkommen und üblich sind. Kräftig an Fahrt nahm das Ereignis aber im Laufe des 11.11. auf, als in den italienischen Provinzen Toskana, in Venetien und in Friaul wiederholt und nahezu an Ort und Stelle kräftige Gewitterkomplexe entstanden, die ergiebige und regional außergewöhnlich hohe Regenmengen brachten. Besonders in Friaul kamen beeindruckende Summen von punktuell bis über 350 mm binnen nicht einmal eines Tages zusammen. Das Feld führt der Ort Chievolis an, wo innerhalb nur 17 Stunden 368 mm niedergingen. Zum Vergleich fällt der deutsche Tagesniederschlagsrekord von 312 mm trotz längerem Messzeitraum (24-stündig) sogar etwas niedriger aus. Der Rekord wurde am 12./13.08.2002 in Zinnwald-Georgenfeld im Erzgebirge aufgestellt (siehe auch Wetterrekorde Deutschland). Die Folge dieser ergiebigen Regenfälle war das große Elbehochwasser im August 2002.
Text: DK 13. November 2012 |