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Dienstag, 18. September 2012, 11:15 MESZ
Update: Dürre, Rekordwärme, Eisschmelze USA, Nordamerika, Arktis Sommer 2012 Von Trockenheit und Dürre betroffene Landesteile der USA im August 2012 Quelle: NOAA ClimateWatch |
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Siehe auch erste Analyse vom 15.08.2012: Extreme Dürre und Rekordwärme in den USA Die USA erlebten im Jahr 2012 den drittwärmsten Sommer seit Beginn der Klimaaufzeichnungen. Weiter ausbleibende Niederschläge und anhaltend hohe Temperaturen riefen eine Verschärfung der Dürresituation hervor. Zwischen Januar und August war eine rekordgroße Landesfläche von Wald- und Buschbränden betroffen. Ende August steuerte die arktische Eisfläche auf ein neues Rekordminimum zu.
Drittwärmster Sommer und bis dato wärmstes Jahr in den USA Im Jahr 2012 registrierten die Vereinigten Staaten den drittwärmsten Sommer seit Beobachtungsbeginn im Jahr 1895. Landesweit gemittelt fielen die in den meteorologischen Sommer eingehenden Monate Juni, Juli und August um 2.3 °F (rund 1.4 °C) zu warm aus. Nur im Südosten und äußersten Nordwesten der USA konnten leicht negative Temperaturabweichungen festgestellt werden. Ansonsten wiesen große Landesteile, darunter vor allem der Westen der USA, die Great Plains, der Mittlere Westen und große Teile des Nordostens, hohe positive Temperaturanomalien auf. In 16 US-Bundesstaaten reihte sich der Sommer 2012 in die Top-10-Liste der heißesten Sommer ein. Wyoming und Colorado passierten sogar den heißesten Sommer seit Messbeginn, so auch in Denver (CO), wo die alte Rekorddurchschnittstemperatur des klimatologischen Sommers aus dem Jahr 1954 um 2 °F (rund 1.2 °C) überboten wurde.
Weiterhin hohes Niederschlagsdefizit in den Plains und im Mittleren Westen, Florida rekordnass Zwar blieben ab Mitte August größere Hitzewellen aus, dennoch wurden bis in den September hinein weiterhin und verbreitet hohe Temperaturen registriert. Das relativ persistente großräumige Strömungsmuster über dem nordamerikanischen Kontinent vermochte die sehr trockene, vielfach niederschlagsarme und zuweilen windige Großwetterlage nicht grundlegend umzustellen. Bundesweit gemittelt können die USA nach langjährigem Mittel auf eine nahezu durchschnittliche Niederschlagstätigkeit während des Sommers zurückblicken. Dies täuscht jedoch darüber hinweg, dass die Regensummen je nach Gebiet und Bundesstaat unterschiedlicher nicht hätten ausfallen können. Colorado und Nebraska durchschritten den trockensten Sommer seit Aufzeichnungsbeginn. In Missouri, Illiois, Iowa, South Dakota und New Mexiko schaffte der Sommer 2012 den Sprung in die Top-10-Liste der niederschlagärmsten Sommermonate. Ganz anders die Situation in Louisiana und Mississippi, wo der Sommer 2012 aufgrund Hurrikan "Isaac" (siehe Artikel) in den Top-10 der nassesten Sommer zu finden ist. "Isaac" und Tropensturm "Debby" (siehe Artikel) verursachten in Florida sogar den im Flächenmittel nassesten Sommer seit Messbeginn. Kräftige Regenfälle bekam auch Las Vegas (NV) am 22.08. ab. Innerhalb 24 Stunden kamen dort 43 mm zusammen, die zweitgrößte Tagesniederschlagssumme, die in der Stadt jemals gemessen wurde. Eine stattliche Regenmenge, verglichen mit dem in dieser Region üblichen klimatologischen Jahresniederschlag von 105 mm.
Verschärfung der extremen Dürre In vielen Regionen ausbleibende oder nur sparsame Regenfälle sowie hohe Verdunstungsraten verschärften die ohnehin angespannte Dürrelage in den Vereinigten Staaten. Die von mindestens moderater Dürre betroffene Landesfläche sank im August nach dem Palmer Drought Severity Index (Erklärung s.u.) um etwa 2 % auf 55 %. Der Landesanteil mit mindestens schwerer Dürre stieg aber auf 39 % weiter an. Auch die Fläche mit extremer Dürre nahm während des Augusts um 2 % zu (insgesamt 6 %). Damit zeigen die Zahlen weiterhin die fünftgrößte Dürre seit 1895 sowie die schwerste Dürre seit 56 Jahren (s.a. Tabelle unten). Die bis jetzt größte Dürre erlebten die USA in den 1930er Jahren, als der Großteil des Landes über mehrere Jahre hinweg ausgetrocknet war und Ereignisse wie der "Great-Dust-Bowl-Summer" im Jahr 1936 inklusive Staubstürme und große Erosionsschäden möglich wurden. Von solch einer dramatischen Situation kann im Jahr 2012 nicht die Rede sein, zumal in einigen Bundesstaaten wie Mississippi, Ohio oder Missouri im vergangenen Jahr 2011 große Flusshochwasser auftraten (siehe auch Artikel) und sich somit eine mehrjährige, nachhaltige Trockenphase nicht aufbauen konnte. Dennoch ist die Dürresituation im Jahr 2012 ernst. Hauptleidtragende sind vor allem die Bundesstaaten Kansas, Nebraska und Oklahoma sowie der Corn Belt ("Maisgürtel") im Mittleren Westen und die Great Plains ("Kornkammer der USA"). Laut Schätzungen soll die Getreideernte gegenüber 2011 um weitere 13 % zurückgehen. Das wäre die dritte schlechte Ernte in Folge und die ertragschwächste seit 1995. Auch die Maisernte soll die schlechteste seit 2006 werden, nachdem etwa ein Sechstel der Ernte binnen nur eines Monats verdorrte. Mehr Hoffnung hat man noch bei den Sojabohnen. Deren Handelspreis stieg seit Jahresbeginn um 40 % und notiert derzeit auf einem Rekordhoch.
Kurz erklärt: Palmer Drought Severity Index Der in den 1960er Jahren von Herrn Wayne Palmer entwickelte Palmer Drought Severity Index (PDSI) wird heutzutage vor allem in den USA als Indikator für die mehrmonatige Niederschlags- oder Dürrebedingungen an einem bestimmten Ort verwendet. In den Index gehen Informationen über Temperatur, Niederschlag, Bodenart und Ablussregime ein, welche gemäß Palmers Untersuchungen zu einem dimensionslosen Wert verarbeitet werden. Nimmt der Index Werte um 0 an, so findet man an dem jeweiligen Ort normale Bedingungen vor. Fällt der Index ins Negative, so spricht man bei Werten unter -1.0 von leichter, unter -2.0 von moderater, unter -3.0 von schwerer und bei Werten unter -4.0 von extremer Dürre. Analog folgt für positive Werte die Bezeichnung leichte, moderate, starke und extreme Nässe. Der PDSI ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Bemängelt wird, dass sich die Indexberechnung lediglich auf Beobachtungen in Teilen der US-Bundesstaaten Kansas und Iowa stütze und nicht ohne Weiteres auf andere Regionen der Erde übertragbar sei. Außerdem berücksichtigt der Index keinen Schnee. Dennoch hat sich der PDSI zur Bewertung der Niederschlags- und Dürresituation bewährt und findet in zahlreichen US-Behörden Anwendung. USA: Rekordfläche von Wald- und Buschbränden betroffen Von Jahresbeginn an bis Ende August 2012 standen in den USA mehr als 31.000 Quadratkilometer Land durch Wald- und Buschbrände in Flammen. Das entspricht einer Fläche größer als das ostdeutsche Bundesland Brandenburg. Seit den Erhebungen im Jahr 2000 war im Zeitraum Januar bis August noch nie eine solch große Landfläche von Bränden betroffen. Allein im Monat August wüteten die Feuer auf insgesamt über 14.500 Quadratkilometer, das entspricht annähernd der Fläche Schleswig-Holsteins. Über den Sommer hinweg wurden besonders die US-Bundesstaaten Kalifornien, Idaho, Oregon und Nevada in Mitleidenschaft gezogen.
Arktis: Rekordminimum der Eisfläche Aufgrund hoher Durchschnittstemperaturen fand im Kanadisch-Arktischen Archipel bereits im Juli ein bis dato noch nie beobachteter Eisschwund statt. Im August 2012 musste man den Fokus auf die gesamte Arktis ausweiten. Dort wurden im 925-hPa-Niveau (etwa 800 Meter ü.NN) positive Abweichungen der Monatsmitteltemperatur von 1 K bis 3 K, über der Beaufort See sogar bis 4 K analysiert. Zum 26.08. sank die Eisflächenausdehnung in der Arktis auf ein Rekordminimum unter 4 Millionen km², Anfang September am 05.09. sogar auf nur mehr 3.5 Millionen km², der niedrigste Stand seit Beginn regelmäßiger Satellitenbeobachtungen im Jahr 1979. Verglichen mit den Septemberverhältnissen in den 1980er und 1990er Jahren ist das ein Rückgang der Eisfläche um etwa 50 %. Das letzte und nun unterbotene Minimum stammte mit 4.2 Millionen km² vom 18.09.2007. Mitte September endet in der Regel die Schmelzsaison in der Arktis. Danach werden während des Nordwinters wieder Eiszuwächse verbucht.
Text: DK 18. September 2012 |