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Pünktlich zum meteorologischen Herbstbeginn eröffnete Tief "Christine" über dem zentralen Mittelmeerraum die diesjährige Herbst- und Wintersturmsaison. Der Tiefdruckwirbel wartete mit Sturm, Starkregen und teilweise kräftigen Gewittern auf, die in Teilen Italiens, Algeriens sowie auf Sardinien und Korsika für Überflutungen, Sturmschäden und Stromausfälle sorgten.
Wetterlage über Europa und Auswirkungen im Mittelmeerraum Kräftige Tiefdruckgebiete mit starken, gewittrigen Regenfällen und Sturm sind über dem Mittelmeerraum im Herbst und Winter nichts Seltenes. Alljährlich kommt es ab dem Spätjahr mehrfach zu solchen Entwicklungen über der mediterranen Klimazone, wenn bereits mehr und mehr herbstliche Höhenkaltluft weit nach Süden vorstößt, darunter aber gleichzeitig noch das vom vorangegangenen Sommer aufgeheizte Mittelmeerwasser als riesige Wärme- und Feuchtequelle fungiert. Damit stellt sich eine große vertikale Temperaturabnahme ein - die Troposphäre wird kräftig labilisiert.
Genau dies geschah auch Anfang September 2012, als ein Höhentrog über dem Atlantik entlang der planetarischen Frontalzone ostwärts zog, sich über dem europäischen Festland amplifizierte und schließlich seinen Einfluss nach Süden ausdehnte. Nicht nur in der Höhe breitete sich die Kaltluft bis über das westliche und zentrale Mittelmeer aus. Auch bodennah kam zwischen dem opulenten Hochdruckgebiet "Christoph" und dem Tiefdruckkomplex "Christine" eine kräftige Nordströmung entlang des westlichen Alpenbogens bis zum Löwengolf und zum Ligurischen Meer in Gang. Dort angekommen überlagerte die advehierte trockenkalte Luftmasse unmittelbar die feuchtwarme Mittelmeerluft, was große potentielle Instabilität erzeugte. Hinzu kamen großräumige Hebungsprozesse vorderseitig des Höhentroges, welche Druckfall und Konvergenz am Boden hervorriefen und kräftige Gewitter auslösten. Das Resultat war ein sich zyklonal eindrehender Tiefdruckwirbel namens "Christine", um den immer wieder bänderförmig angeordnete Gewittersysteme kreisten, die strichweise und regional heftige konvektive Niederschläge mit Sturmböen brachten.
Betroffen von heftigen Gewittern mit ergiebigem Regen und Sturm waren vor allem die gebirgigen Mittelmeerinseln Korsika und Sardinien. Auch entlang der Westküste Italiens und auf Sizilien gab es markante Wettererscheinungen mit Überflutungen, vollgelaufenen Kellern und Sturmschäden. In Rimini fiel durch Blitzschlag der Strom aus, in der norditalienischen Provinz Ravenna wurden Stromleitungen abgeknickt. Schadensmeldungen durch Überschwemmungen gingen auch aus der italienischen Provinz Cesena und aus dem Norden Algeriens ein.
Zwar war "Christine" ein kräftiges Tiefdruckgebiet, das mehrere Tage über dem Ligurischen und Tyrrhenischen Meer verweilte, weitaus heftiger sind aber langlebige Tiefdrucksysteme, die mit warmem Kern und mit tropischen Eigenschaften alle paar Jahre im Mittelmeergebiet auftreten. Jüngstes Beispiel für solch genannte Medicanes ist Tief "Rolf" im November 2011 (siehe Artikel). Niederschläge und Windböen: Tabellen, Summenkarten, Radarbilder, Animation
Text: DK 7. September 2012 |