Zum wiederholten Mal in diesem Sommerhalbjahr gingen über Österreich Mitte Juli 2012 unwetterartige Gewitter nieder.
Schon mehrfach zuvor hatte die Alpenrepublik mit Unwettern und Überschwemmungen zu kämpfen
(z.B. siehe Artikel). Dieses Mal traten erneut vor allem heftige Regenfälle auf,
die für Überflutungen, Murenabgänge und Felsstürze sowie für bundesweit verbreitete Schäden sorgten. Mancherorts wurden
die bisherigen Rekordniederschläge für den Monat Juli überboten.
Auslöser der Unwetter mit ergiebigen Regenfällen war ein Kurzwellentrog in der oberen Troposphäre, der recht rasch
über Mitteleuropa ostwärts hinwegschwenkte und auf seiner Vorderseite großräumige Hebungsantriebe bereitstellte.
Durch die Über- und Umströmung der Alpen kam es zu einer Leezyklogenese über Oberitalien und über dem Golf von Genua, aus
der ein ausgedehntes Tiefdruckgebiet mit zyklonalem Drehsinn hervorging. Folglich konnte über die Adria längere Zeit feuchtwarme
Luft in den südöstlichen Alpenraum einfließen (850-hPa-Temperaturen über 15 °C), während auf der Alpennordseite mit
Nordwestwinden bereits deutlich kühlere einsickerte (850-hPa-Temperaturen um 6 °C). Der zonal orientierte Gebirgszug
der Alpen fungierte dabei als natürliche Luftmassenbarriere, so dass es inneralpin zu einer Verschärfung der Temperaturgegensätze
und zu kräftiger Labilisierung kam. Mit orographischer Unterstützung entwickelten sich entlang des Alpenhauptkamms
teilweise schwere Gewitter, die der Höhenströmung folgend nahezu ausschließlich inneralpin ostwärts zogen. Zusammen
mit großräumig generierten Niederschlägen kamen regional beträchtliche Regensummen zustande.
GFS-Analysekarten zum 21.07.2012, 00 UTC | Quelle: wetter3.de |
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500-hPa-Geopot., Bodendruck |
850-hPa-Temperatur |
850-hPa pseudopot. Temp. |
Hebung, ausfällbares Wasser |
Satellitenbilder Mitteleuropa NOAA VIS/IR | Quelle: Deutsches Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) |
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20.07.2012, 12:57 UTC |
21.07.2012, 01:15 UTC |
21.07.2012, 11:06 UTC |
21.07.2012, 12:46 UTC |
Maximaler 24-h-Niederschlag 20.07. bis 22.07.
Quelle: ZAMG, ogimet.com |
Ort/Österreich |
Regen/24 h |
Präbichl Klagenfurt Arriach Villach St. Veit im Pongau |
94 mm 72 mm 60 mm 59 mm 45 mm |
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Die größte 24-stündige Niederschlagsmenge wurde mit 94 mm auf dem Präbichl in der Steiermark registriert. Erst wenige Wochen
zuvor kam es dort am 21. Juni mit 92 mm zu einer ähnlich hohen und außergewöhnlichen Tagesniederschlagssumme. Statistisch
gesehen sind auf dem Pass nur etwa alle 15 Jahre solch hohe Tagesregenmengen zu erwarten. Diesen Sommer war dies schon
gleich zwei Mal der Fall. Auch in Kärnten regnete es örtlich heftig, so beispielsweise in Klagenfurt mit 72 mm Regen.
Immer wieder auftretende kräftige Gewittergüsse und starke Niederschläge führten mancherorts zu neuen Niederschlagsrekorden
für den Monat Juli. In Oberwölz in der Steiermark summierte sich die Regenmenge im Juli 2012 bisher auf 264 mm. Damit wurde der
aus dem Jahr 1972 stammende Rekord von 224 mm bereits 10 Tage vor Monatsschluss deutlich überboten. In Fresach in Kärnten gab
es im Juli bis jetzt 263 mm - über 30 mm mehr als der bisherige Rekord aus dem Jahr 1990 mit 226 Litern pro Quadratmeter.
VERA-Analysen 6-h-Niederschlag [grün eingefärbt in mm] | Quelle: imgw, Universität Wien |
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bis 20.07., 18 UTC |
bis 21.07., 00 UTC |
bis 21.07., 06 UTC |
bis 21.07., 12 UTC |
Die kräftigen Regenfälle trafen vielerorts auf ein schon nahezu gesättigtes Erdreich, verursacht von den vorangegangenen
Niederschlägen. Die Folge waren Überflutungen, Murenabgänge und Felsstürze, welche erhebliche Behinderungen und Schäden
hervorriefen. Feuerwehren waren oft pausenlos im Einsatz. Besonders schlimm traf es St. Lorenzen in der
Obersteiermark, wo ein Murenabgang quer durch bebautes Gebiet eine Schneise großer Schäden schlug. Etliche Flüsse wie die Mur
oder der Göß-Bach führten Hochwasser und überfluteten zahlreiche angrenzende Orte, so auch besonders stark Deutschfeistritz
in der Grazer Umgebung. Auch in Kärnten und Oberösterreich traten Schäden durch die Unwetter auf. In insgesamt fünf Orten
musste Katastrophenalarm ausgelöst werden.
Schäden in der Ortschaft St. Lorenzen (Obersteiermark) | Quelle: Jürgen Ziegelwanger, Skywarn Austria |
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Text: DK 26. Juli 2012
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