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Montag, 5. März 2012, 21:45 MEZ
Heftige Gewitter, Tornados USA 28.02.-03.03.2012 Satellitenbild GOES-13 (VIS) vom 2. März 2012, 21:15 UTC: Gewittercluster über den USA. Quelle: NOAA |
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Heftige Gewitter mit unzähligen Tornados suchten Ende Februar und Anfang März 2012 die USA heim. An nur einem Tag wurden 128 Tornados gemeldet, eine zu dieser Jahreszeit sehr hohe Anzahl. Die kleinräumigen Wirbelstürme hinterließen Schneisen der Verwüstung, hinzu kamen örtlich sintflutartige Regenfälle und Schäden durch Großhagel. 17 Millionen Amerikaner waren vor allem in den Bundesstaaten Indiana, Ohio, Kentucky, Tennessee betroffen, über 40 Menschen kamen ums Leben.
Wetterlage und Entwicklung Nachdem bereits Ende Januar in den USA mehrere Tornados große Schäden in Texas und Alabama hervorriefen (siehe Artikel), steuerte die Tornadosaison 2012 zum Märzbeginn auf einen außergewöhnlich frühen und heftigen Höhepunkt zu. Durchschnittlich nur alle 10 Jahre kann man im März mit einem derart starken Tornadoausbruch rechnen. Schon Ende Februar zog von West nach Ost über den Mittleren Westen der USA eine Kaltfront, an der sich zahlreiche heftige Gewitter entluden und einige Tornados gesichtet wurden. Nur wenige Tage später entwickelten sich am 02.03. an einer wetteraktiven Kaltfront erneut unwetterartige Gewitter mit einer außergewöhnlich hohen Zahl an Tornados. Zum 02.03. war die großräumige Strömung über Nordamerika ideal für die Bildung kräftiger Gewitter mit Tornados. Praktisch den ganzen nordamerikanischen Kontinent einnehmend, erstreckte sich ein Höhentrog bis zum Golf von Mexiko mit Achse östlich der Rocky Mountains (Leetrog). Vorderseitig eines eingebetteten Kurzwellentroges über dem Mittleren Westen setzten Hebungsprozesse und Druckfall am Boden ein, so dass im Gebiet ursprünglich weitläufigen, niedrigeren Luftdrucks eine Zyklogenese in Gang kam. Im Laufe des 02.03. verlagerte sich das Tiefdruckgebiet unter Intensivierung nordostwärts und erreichte zum 03.03. die Großen Seen.
Auf der Tiefvorderseite wurde mit einer südwestlichen Strömung feuchtwarme Luft aus dem Golf barrierefrei weit in den Norden advehiert. Gleichzeitig floss auf der Rückseite des Tiefs trockenkalte Luft kanadischen Ursprungs ein. Im Bereich und unmittelbar vor der sich ausbildenden Kaltfront überlagerten sich beide Luftmassen und wurden dynamisch gehoben. Dabei kühlte die über der feuchten Warmluft liegende trockenere Luft schneller ab und der vertikale Temperaturgradient nahm zu (potentielle Instabilität); die gesamte Luftsäule wurde labilisiert. Zudem führte die starke Höhenströmung im Jetstream zu starker vertikaler Windscherung, das Tiefdruckgebiet sorgte bodennah für rückdrehende Winde und somit für erhöhte Richtungsscherung des Windes. Insgesamt ist solch eine meteorologische Ausgangssituation sehr günstig für die Entstehung schwerer Gewitter mit Tornados. Dies ist in den USA bevorzugt in der Tornado Alley häufig anzutreffen, verlaufend zwischen den Great Plains und den Appalachen.
Rückseitig des Tiefdruckgebietes fielen die Niederschläge in der eingeflossenen Kaltluft überwiegend als Schnee. Vor allem über Michigan gingen kräftige Schneefälle mit Neuschneesummen örtlich über 60 cm nieder. Hier machte sich der Lake Effect an den Großen Seen bemerkbar. Unter nördlicher Anströmung legte die kalte Luft einen langen Weg über den Michigansee sowie über den Oberen See zurück und konnte von der relativ warmen Seeoberfläche viel Feuchtigkeit aufnehmen, welche in den angrenzenden Küstengebieten in kräftigen Schauern wieder als Schnee ausfiel. Auswirkungen Bei der Gewitterfront am 28.02. wurden aus Kansas, Arkansas und Missouri heftige und schadenbringende Wettererscheinungen gemeldet. Weitaus schlimmer war die Situation aber am 03.02., als vor allem über den weiter östlich liegenden Bundesstaaten Indiana, Ohio, Kentucky und Tennessee schwere Gewitter mit Starkregen, Großhagel und zahlreichen Tornados wüteten. In Verbindung mit den Gewittern wurden in Meridian/Key 95 mm Niederschlag in nur kurzer Zeit gemessen, in Charleston ergossen sich 84 Liter Nass pro Quadratmeter. Dazu traten oft schwere Sturmböen auf, vielerorts gab es großen Hagelschlag mit Korngrößen über 8 cm. Per Radar und Beobachtungen konnten vielfach Superzellen identifiziert werden: kräftige, rotierende sowie hagel- und tornadoträchtige Gewitterzellen. Auf dem Radar bilden Superzellen häufig charakteristische hakenförmige Echos aus wie auf folgender Grafik zu sehen.
Das Hauptaugenmerk lag auf den zahlreich sich gebildeten und beobachteten Tornados. Allein am 03.02. gingen 128 Tornadomeldungen ein. Damit stieg die Anzahl der im Jahr 2012 beobachteten Tornados auf über das Doppelte der bis zu dieser Zeit im langjährigen Mittel üblichen. Abseits von Großhagel und Starkregen mit kleineren Überflutungen schlugen vor allem die Tornados Schneisen der Verwüstung in die Landschaft. Strichweise wurden ganze Existenzen, Häuser, Anwesen und Ortschaften dem Erdboden gleichgemacht. In vielen Gegenden fiel der Strom aus, Telefonleitungen wurden umgeknickt. Über 40 Menschen kamen in den Wirbelstürmen zu Tode, darunter ein erst 14 Monate altes Mädchen. In Ohio wurde der Notstand ausgerufen. Für Indiana, Kentucky und Ohio kündigte die amerikanische Regierung Hilfe an.
Schadensbilder nach den heftigen Gewittern und zahlreichen Tornados. Darunter Luftaufnahmen von Tornadoschäden im US-Bundesstaat Indiana (© dortonm, Quelle: Youtube):
Text: DK 5. März 2012 |