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Dienstag, 30. November 2010, 20:00 MEZ
Ungewöhnliche Kälte Nordeuropa November/Dezember 2010 Tagestiefsttemperaturen (blaue Linie) in Helsinki vom 01.11.-30.11.2010 Quelle: pogoda.ru.net |
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Nachdem die erste Hälfte des Novembers 2010 in Mittel- und Osteuropa deutlich zu mild ausgefallen war (siehe Artikel), herrschten ab der zweiten Hälfte des Monats vor allem in Nordeuropa ungewöhlich niedrige Temperaturen. Örtlich wurden neue Tagestiefstwerte für den Monat November gemessen (z.B. in Helsinki am 29.11. mit -18,6 Grad).
Wetterlage und Entwicklung Ein ausgeprägter Höhentrog über Europa bestimmte ab Mitte November die großräumige Wetterlage. Bereits am 20.11. entwickelte sich an dessen Westflanke über dem Ostatlantik ein Randtief, welches sich in den folgenden Tagen entlang der Südseite des Höhentroges ostwärts verlagerte. Am 22.11. befand sich das Zentrum dieses steuernden Tiefdruckgebietes mit einem Kerndruck von unter 1000 hPa über Norditalien. Über dem Osten Deutschlands bildete sich zeitgleich an der Nordseite dieses Tiefdruckgebietes ein weiteres Randtief, welches sich auf Grund von Warmluftadvektion innerhalb von 12 Stunden auf einen Kerndruck von unter 990 hPa intensivierte. An der Nordflanke dieses Tiefs bildete sich eine kräftige nordöstliche Strömung aus, so dass kalte Luft aus den Polargebieten südwärts geführt wurde. Begünstigt wurde diese Wetterlage durch die gleichzeitige Ausbildung eines Hochdruckrückens über dem Ostatlantik, der den Transport von milder Atlantikluft über Skandinavien hinweg nach Osten verhinderte. An dieser Wetterlage änderte sich in den folgenden Tagen wenig. Die nordöstliche Strömung führte beständig kühle Luft in Richtung Nord- und Mitteleuropa, so dass die Temperaturen kontinuierlich zurückgingen, weiterhin verhinderte der nahezu stationäre Rücken über dem Ostatlantik die Advektion milder Luft. In Folge dessen konnte sich die kühle Luft Ende November auch in Mitteleuropa durchsetzen und sorgte dort verbreitet für frostige Temperaturen.
Eisige Temperaturen von unter -30 Grad wurden in den ersten Tagen dieser Kälteperiode in der Mitte und im Norden Skandinaviens gemessen. Am 25.11. sanken die Temperaturen im schwedischen Kvikkjokk zum Beispiel auf -34,4 Grad. Einen Tag später zeigte das Thermometer in Südnorwegen in Røros -32,1 Grad. In der norwegischen Hauptstadt in Oslo sanken die Temperaturen an diesem Tag auf -10,4 Grad und verfehlten somit den Monatsrekord vom 23.11.1965 um 5,4 Grad. Mit -7,5 Grad lag die Tagesmitteltemperatur am 26.11.2010 um -10,3 Grad unter dem langjährigen Mittel. Höhere Abweichungen wurden bis zum 29.11. in Oslo nicht registriert. In Stockholm sank die Temperatur am 29.11. auf -14,0 Grad und erreichte somit einen neuen Monatsrekord. Die Tagestemperatur lag an diesem Tag um -10,4 Grad unter dem klimatologischen Mittel. Ein weiterer Temperaturrekord wurden in Helsinki egalisiert. Am Morgen des 29.11. zeigte dort das Thermometer -18,6 Grad. Zuletzt wurde diese Temperatur im November dort am 30.11.1980 gemessen. Die Tagesmitteltemperatur erreichte am 29.11. in Helsinki lediglich -15,3 Grad. Gegen Ende der Kälteperiode konnte sich die polare Luft bis Großbritannien durchsetzen. In London sanken die Temperaturen am 28.11. auf -4,8 Grad. Der Dekadenrekord aus dem Jahre 1956 wurde um 1,3 Grad verfehlt. In Wales wurde am gleichen Tag eine neue Tiefsttemperatur für den Monat November erreicht: in Llysdinam in der Nähe von Llandrindod Wells wurden -17,3 Grad gemessen. Kaum Auswirkungen auf das öffentliche Leben hatten die niedrigen Temperaturen in den skandinavischen Staaten. In Großbritannien machte den Menschen neben den eisigen Temperaturen besonders der Schneefall zu schaffen. Mehrere hundert Schulen blieben geschlossen und mehrere Straßen gesperrt, nachdem in den Tagen zuvor bis zu 61 cm Schnee gefallen waren. Wetterwerte Text: JQ
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