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Dienstag, 5. Januar 2010, 12:45 MEZ
Schneefälle Deutschland 29.12.2009-03.01.2010 Satellitenbild: 03.01.2010, 12:00 UTC, MSG-2 VIS/IR Quelle: B. J. Burton |
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Nur kurze Zeit nach den ersten kräftigen Schneefällen des Winters (siehe Artikel) hatten zum Jahreswechsel 2009/10 erneut vor allem der Norden und die Mitte Deutschlands mit Schnee und Eis zu kämpfen. Auf Fehmarn wurde mit 30 cm die höchste Schneedecke seit dem legendären Winter 1978/79 gemessen. Vor allem im Bahnverkehr kam es zu erheblichen Behinderungen.
Wetterlage und Entwicklung Nachdem Tief "Yann" (siehe Artikel) pünktlich zu Weihnachten die teilweise beachtlichen Schneehöhen zu Beginn des letzten Dezemberdrittels im Norden und in der Mitte Deutschlands auf Reste zusammenschmelzen ließ, stellte sich nur kurzzeitig auch im Norden milderes Wetter ein. Bereits am 28.12.2009 stieß auf der Rückseite von Tief "Zephyrinus" wieder Kaltluft polaren Ursprungs bis zur Mitte Deutschlands vor, am 29. herrschte in den Gebieten nordöstlich der Elbe vielfach schon wieder Dauerfrost. Im Süden des Landes blieb es zunächst sehr mild; dort wurde mit dem okkludierenden Frontensystem von Tief "Angelos" mit Zentrum westlich von Irland sogar nochmals verstärkt Warmluft von Südwesten herangeführt. Gleichzeitig strömte an der Westflanke eines über Osteuropa zum Baltikum ziehenden, namenlosen Tiefs polare Kaltluft südwärts, die ein weiteres Vorankommen der Warmluft nach Norden unterband. So bildete sich zum 29. und 30. über Norddeutschland eine recht scharfe Luftmassengrenze aus, auf deren warmer südlicher Seite Regen, im Übergangsbereich zum Teil gefrierender Regen und auf der kalten nördlichen Seite Schnee fiel.
Über den Jahreswechsel bewegte sich das bis dahin zu einem Komplex ausgewachsene Tief "Angelos" inklusive eines weiteren kleinen Tiefs ("Boy") zum südöstlichen Mitteleuropa, dahinter konnte die polare Kaltluft mit einer auf nördliche Richtungen drehenden Strömung rasch ganz Mitteleuropa fluten. Ein am 03.01.2010 über die Mitte Deutschlands ziehendes kleines Tief ("Annette") brachte in diesen Regionen nochmals verstärkt Schneefälle.
Die kräftigen Niederschläge in Zusammenhang mit Tief "Angelos" breiteten sich am 29. von Südwesten her über ganz Deutschland aus. Während im Südwesten bei bis zu +13 °C in Freiburg durchweg Regen fiel, schneite es östlich der Weser kräftig. So meldeten am Morgen des 30. viele Stationen zwischen Weser und Elbe zwischen 1 und 5 cm Neuschnee. Im Tagesverlauf verschob sich die Grenze zwischen Regen und Schnee vorübergehend noch etwas weiter nach Norden; in einem breiten Streifen zwischen der Nordseeküste und dem nördlichen Sachsen fiel weiterer Schnee. So lagen am Silvestermorgen beispielsweise in Potsdam bereits 13 cm. Bis zum Abend ging der Regen auch weiter südlich allmählich wieder in Schnee über. Allerdings verschob sich die Luftmassengrenze zunächst nur sehr langsam nach Süden. Vom nördlichen Nordrhein-Westfalen über Niedersachsen und Sachsen-Anhalt bis nach Brandenburg schneite es mit leichter bis mäßiger Intensität weiter. Zudem setzten auch im äußersten Norden im Bereich eines von Norden nahenden Höhentiefs kräftige schauerartige Schneefälle ein. Am 2. ließen die Schneefälle in der Mitte nur vorübergehend nach, ehe in Verbindung mit Tief "Annette" von Westen her neue Schneefälle aufkamen. Diese griffen am 3. weiter nach Süden aus. Die höchste Schneedecke im deutschen Tiefland wurde jedoch nicht in dem breiten Streifen über der Mitte mit den anhaltenden Schneefällen, sondern nach den schauerartigen Schneefällen in Westermarkelsdorf auf Fehmarn gemessen. Am Morgen des 3. meldete die Station 30 cm - soviel Schnee gab es dort zuletzt vor über 30 Jahren im Februar 1979. Verbreitet um 20 cm waren es am Morgen des 4. zwischen dem Emsland und Brandenburg (z. B. Meppen 20 cm, Hannover/Flgh. 23 cm und Potsdam 19 cm). 24 Stunden zuvor wurden im brandenburgischen Wiesenburg/Mark sogar 29 cm registriert. Erst im Laufe des 4. ließen die Schneefälle endgültig nach. Der neuerliche Wintereinbruch führte vor allem auf den Bahnstrecken im Norden und in der Mitte Deutschlands zu größeren Behinderungen, auf einzelnen Bahnhöfen herrschten teilweise chaotische Zustände. Aufgrund vereister Oberleitungen kam es ausgerechnet an Silvester zu zahlreichen Verspätungen. Besonders betroffen waren die Verbindungen Hamburg - Köln und Berlin - Amsterdam. Der Bahnhof Münster war vorübergehend vom Fernverkehr abgeschnitten. Der Frankfurter Flughafen musste am Morgen des 3. mehr als 60 Flüge umleiten oder streichen. Auch auf den Flughäfen Leipzig-Halle und Düsseldorf kam es zu Behinderungen. In Dortmund rutschte ein Ferienflieger mit 165 Passagieren an Bord nach einem missglückten Startversuch von der Bahn. Verletzt wurde aber niemand. Auf den Straßen ereignete sich eine Vielzahl von Unfällen, bei denen mehrere Menschen ums Leben kamen. Alleine in Bayern staute sich der Verkehr am 2. - einem Samstag - auf insgesamt mehr als 250 Kilometer. Wetterwerte Nachstehend eine Auswahl gemessener Schneehöhen in Deutschland am 03. und 04.01.2010. Quelle: DWD
Nachfolgend Karten mit gemessenen Schneehöhen in Deutschland vom 29.12.2009 bis zum 03.01.2010, jeweils 06 UTC. Quelle: DWD JavaMAP
Niederschlag Nachfolgend Niederschlagsradarbilder vom 29. und 30.12.2009 sowie vom 02. und 03.01.2010. Quelle: DWD
Satellitenbilder
Text: CE
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