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Mittwoch, 5. August 2009, 21:00 MESZ
Gewitter, Starkregen Mitteleuropa, Alpenraum 01.-05.08.2009 Satellitenbild: 04.08.2009, 01:49 UTC, NOAA-18 IR Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
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Weniger kräftige Gewitter als vielmehr starke Regenfälle standen bei der Passage einer Kaltfront Anfang August in Mitteleuropa im Blickpunkt des Geschehens. In Teilen Österreichs fielen innerhalb von 48 Stunden über 100 mm Regen, einmal mehr in diesem Sommer gab es dort Überschwemmungen und Erdrutsche.
Wetterlage und Entwicklung Der August schrieb die wechselhafte Geschichte des mitteleuropäischen Sommerwetters 2009 zunächst fort: Hochdruckgebiet "Irene" lag mit seinem Schwerpunkt am 1. bereits über Polen, der korrespondierende Hochdruckrücken bewegte sich im Tagesverlauf über Mitteleuropa ostwärts. Von Westen her näherte sich ein vom isländisch-grönländischen Raum über die Britischen Inseln bis zum westlichen Mittelmeer reichender Langwellentrog, darin eingebettet zog Tief "Zeno" bis zum 3. über Nordwestschottland und die Färöer hinweg nach Island.
Im Vorfeld der zugehörigen Kaltfront bildete sich eine Konvergenzlinie aus, die mit ersten Schauern und Gewittern nach einem vielfach sonnigen und heißen 1. in der Nacht zum 2. den Westen Deutschlands erreichte. Zuvor waren bereits in Zentralfrankreich größere Regenmengen gefallen, zum Beispiel 21 mm binnen einer Stunde bis 21 Uhr MESZ in Aurillac (Region Auvergne). Während sich an der Konvergenz am Nachmittag und Abend vor allem über dem Westen Tschechiens (z. B. Pardubice 55 mm in 24 Stunden bis zum 03., 06 UTC), in Ostdeutschland sowie am bayerischen Alpenrand kräftige Gewitter entluden, machte sich im Westen Deutschlands die Kaltfront von "Zeno" bemerkbar. Diese löste entlang des Oberrheins linienartig organisierte Gewitter aus, in Heidelberg summierten sich 27 mm in einer Stunde bis 19 Uhr MESZ. In der Nacht zum 3. zog die Kaltfront über Norddeutschland rasch ostwärts, in ihrem Südteil hing sie über den Alpen jedoch weit zurück. Der Höhentrog schwenkte unter Verkürzung seiner Wellenlänge nordostwärts, wurde aber von Westen her durch einen einlaufenden kurzwelligen Anteil regeneriert. Dessen scharfe Spitze führte über dem Golf von Genua an der Kaltfront zur Entstehung eines neuen Tiefdruckgebietes, die daraufhin zum Teil als Warmfront wieder nach Norden rückläufig wurde. Länger anhaltende und kräftige Regenfälle griffen zeitweilig über die Alpen nordwärts bis in den Süden Baden-Württembergs und Bayerns aus (z. B. Kempten 28 mm in zwölf Stunden bis zum 03., 18 UTC). Wesentlich intensiver regnete es allerdings in den Südalpen und besonders in Österreich. Davon war am 3. in erster Linie der Westen um Vorarlberg, Tirol und Salzburg, ab der Nacht zum 4. aber immer mehr die Mitte und der Osten des Landes betroffen. Örtlich fielen über 100 mm innerhalb von 48 Stunden bis zum 05., 06 UTC, beispielsweise in Bad Gleichenberg (Steiermark, 113 mm) und im nur wenige Kilometer entfernten Feldbach (111 mm). In Lunz am See im niederösterreichischen Ybbstal gingen allein in 24 Stunden bis zum 05., 06 UTC 107 mm nieder - damit wurden dort bereits zum dritten Mal innerhalb weniger Wochen über 100 mm in einem Zeitraum von 24 Stunden verzeichnet. Zwar ist der Ort für reichlich Niederschlag bekannt; in den zehn Jahren zuvor war dies aber bislang überhaupt erst vier Mal der Fall! Noch größere Regenmengen als in Österreich kamen durch Gewitter und kräftigen Regen im Norden Sloweniens zustande. In Maribor, der zweitgrößten Stadt des Landes, standen am 05. um 06 UTC 142 mm in 48 Stunden zu Buche. Die höchsten Summen sind in der Tabelle unten aufgelistet. Nachdem es bereits Ende Juni (siehe Artikel) und im Juli (siehe z. B. hier) in Teilen Österreichs zu Überschwemmungen gekommen war, setzten die neuen Regenfälle wiederum besonders in der Steiermark einige Regionen unter Wasser. Schon zum dritten Mal wurde der kleine Ort Hatzendorf im Bezirk Feldbach überflutet, wegen Hochwasser und Erdrutschgefahr mussten einige Bewohner ihre Häuser verlassen. Neben Feuerwehren war auch das Bundesheer im Einsatz; Anwohner wurden zur Hilfe beim Füllen von Sandsäcken aufgerufen. In Salzburg sowie an weiteren Messstellen überschritt die Salzach Melde- und Warnmarken, größere Überschwemmungen gab es in ihrem Umfeld aber nicht. Der Hydrographische Dienst sprach von einem drei- bis fünfjährigen Ereignis. Überflutete Kellerräume und einzelne Murenabgänge führten derweil auch in Vorarlberg zu insgesamt 35 Feuerwehreinsätzen. Wetterwerte Nachstehend die größten Regenmengen in Österreich und Slowenien (soweit verfügbar) vom 03.08., 06 UTC bis zum 05.08.2009, 06 UTC. Bis zum angegebenen Termin sind für Österreich jeweils 12-stündige Mengen (Ausnahmen mit (*) gekennzeichnet), für Slowenien jeweils 24-stündige Mengen angegeben. Quellen: DWD und ZAMG
Niederschlag/Gewitter Nachfolgend jeweils oben Radarbilder (Quelle: DWD) sowie unten Blitzkarten (Quelle: BLIDS) von Deutschland vom 02.08.2009. Darunter Niederschlagsgrafiken aus Österreich. Satellitenbilder
Text: CE
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