Von ergiebigen Niederschlägen wurde zu Beginn des letzten Junidrittels 2009 der östliche Alpenraum, im Speziellen das
südöstliche Bayern und weite Teile Österreichs heimgesucht. Dabei fielen innerhalb von zwei Tagen großflächig über 100
mm, in Niederösterreich örtlich sogar über 200 mm. Vor allem in Österreich traten zahlreiche kleinere Flüsse über die Ufer.
Wetterlage und Entwicklung
Verantwortlich für die ergiebigen Niederschläge zeichnete ein umfangreiches Höhentief, das aus einem am 20. und 21. über
Mitteleuropa weit nach Süden vorstoßenden Höhentrog hervorgegangen war und sich mit seinem Zentrum über der Adria
etablierte. Am Boden bildete sich in seinem Bereich Tief "Qinton" aus. Um Höhen- und Bodentief herum wurde in
einem großen Bogen warme und durch ihren Weg über das östliche Mittelmeer und Schwarze Meer mit viel Feuchtigkeit
angereicherte Luft nord- und schließlich westwärts transportiert. Über dem südöstlichen Mitteleuropa traf diese auf die
zuvor aus polaren Breiten eingeflossene Kaltluft. Am effektivsten war die Zufuhr warmer Luft zwischen dem 22. und
24., entsprechend fielen in diesem Zeitraum auch die stärksten Niederschläge. Zwei markante Kurzwellentröge schwenkten am
22. und 23. über das betroffene Gebiet hinweg und lieferten einen zusätzlichen Beitrag zu dem durch die Warmluftadvektion
ohnehin schon kräftigen großräumigen Hebungsantrieb. Mit einer nordwestlichen bis nördlichen Anströmung in der unteren
Troposphäre kam zudem eine Staukomponente hinzu und verstärkte die Niederschlagstätigkeit in den alpinen Gebieten.
Bodendruckanalysen vom 22. bis 24.06.2009, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
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22.06.2009, 00 UTC |
23.06.2009, 00 UTC |
24.06.2009, 00 UTC |
850-hPa-Geopotential und -Temperatur vom 22. bis 24.06.2009, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
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22.06.2009, 00 UTC |
23.06.2009, 00 UTC |
24.06.2009, 00 UTC |
Auf deutscher Seite wurden die größten Mengen im Zeitraum 22., 06 UTC bis 25., 06 UTC im oberbayerischen Landkreis
Traunstein gemessen. Die vordersten Plätze der Hitliste nahmen dabei Inzell (157 mm), Siegsdorf-Höll (150 mm) und
Chieming (136 mm) ein. Diese Mengen entsprechen etwa zu drei Vierteln dem nach den Mittelwerten der Jahre 1961 bis 1990
dort im gesamten Monat Juni zu erwartenden Niederschlag. An zahlreichen weiteren Stationen im Südosten Bayerns wurden mehr
als 100 mm registriert. In Lagen oberhalb etwa 2000 Meter fiel Schnee, beispielsweise betrug die Neuschneehöhe auf der
Zugspitze in 2962 Meter Höhe zwischen dem 22., 06 UTC und dem 23., 06 UTC satte 60 cm. Soviel Neuschnee innerhalb von 24
Stunden fiel dort in einem Junimonat zuletzt im Jahre 1998.
Enorme Niederschlagsmengen gab es auch in Österreich. Im niederösterreichischen Lunz am See summierten sich zwischen dem
22., 06 UTC und dem 24., 18 UTC 243 mm. Im selben Zeitraum wurden am Salzburger Flughafen 112 mm gezählt, das sind 73
Prozent des langjährigen Mittelwertes für Juni. Die größten 12-stündigen Mengen reichten bis 74 mm in Gmunden
(Oberösterreich).
Auch in Teilen Tschechiens, der Slowakei, Ungarns und Sloweniens fiel kräftiger Regen; in Gyõr (Nordwestungarn) zum
Beispiel 62 mm in 48 Stunden bis zum 24., 06 UTC.
Besonders in Österreich traten durch die anhaltenden Regenfälle kleinere Flüsse wie etwa Steyr, Enns, Krems und Traun über
die Ufer. Etwa 50 Straßen waren unpassierbar oder mussten wegen Überflutungen und Murenabgängen gesperrt werden. Auch im
Südosten Bayerns standen Straßen und Wiesen unter Wasser. Vor allem entlang der Donau wurde an einzelnen Stationen die
Hochwassermeldestufe zwei überschritten. In Passau erreichte der Pegel am 25. einen Höchststand von rund 7,80 Meter und
verfehlte damit nur knapp die zweithöchste Meldestufe drei.
Wetterwerte
Nachstehend die jeweils zehn größten Niederschlagsmengen in Deutschland im Messnetz des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom
22.06., 06 UTC bis zum 25.06., 06 UTC (alle Bayern, jeweils 24-stündig bis zum angegebenen Termin) sowie in Österreich vom
22., 06 UTC bis zum 24., 18 UTC (jeweils 12-stündig bis zum angegebenen Termin). Quelle: DWD
Ort |
23., 06 UTC |
24., 06 UTC |
25., 06 UTC |
Summe |
Inzell Siegsdorf-Höll Chieming Aschau-Stein Wendelstein
Obere Firstalm/Schl. Berge Chiemsee-Herrenchiemsee Kreuth-Glashütte Oberammergau Trostberg |
72 mm 61 mm 48 mm 68 mm 55 mm 57 mm 50 mm
58 mm 65 mm 50 mm |
64 mm 71 mm 66 mm 56 mm 64 mm 62 mm 48 mm
56 mm 44 mm 36 mm |
21 mm 18 mm 22 mm 10 mm 12 mm 7 mm 22 mm
3 mm 7 mm 21 mm |
157 mm 150 mm 136 mm 134 mm 131 mm
126 mm 120 mm 117 mm 116 mm 107 mm |
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Ort |
22., 18 UTC |
23., 06 UTC |
23., 18 UTC |
24., 06 UTC |
24., 18 UTC |
Summe |
Lunz am See (NÖ) Lilienfeld (NÖ) Gmunden (OÖ) Rudolfshütte (SBG)
Eisenstadt (BGL) Feuerkogel (OÖ) Salzburg (SBG) St. Wolfgang (OÖ) Kremsmünster (OÖ) Kleinzicken (BGL) |
40 mm 32 mm 10 mm 12 mm 19 mm 6 mm 5 mm
12 mm 14 mm 5 mm |
46 mm 41 mm 31 mm 49 mm 32 mm 34 mm 47 mm
57 mm 33 mm 5 mm |
37 mm 23 mm 38 mm 43 mm 9 mm 26 mm 30 mm
16 mm 35 mm 21 mm |
90 mm 57 mm 74 mm 28 mm 13 mm 73 mm 42 mm
45 mm 42 mm 19 mm |
30 mm 12 mm 12 mm 12 mm 67 mm k.M. 12 mm
4 mm 10 mm 83 mm |
243 mm 165 mm 165 mm 144 mm 140 mm
139 mm 136 mm 134 mm 134 mm 133 mm |
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Niederschlag
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Interpolierte 24-stündige Niederschlagsmenge im Zeitraum 23.06., 11 MESZ bis 24.06., 11 MESZ in ganz Bayern (links) und mit
Zoom auf den Südosten (rechts). Quelle: HND Bayern |
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Mittl. Niederschlag im Juni. Quelle:
klimadiagramme.de |
Pegelverlauf Passau/Donau, 22. bis 25.06.2009
Quelle: HND Bayern |
Summenlinien (oben) und stündliche Niederschlagsmengen (unten) im Zeitraum 22.06. bis 24.06. an drei
Stationen im oberbayerischen Landkreis Traunstein | Quelle: HND Bayern |
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Station Inzell |
Station Siegsdorf-Höll |
Station Chieming |
Satellitenbilder
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22.06., 12:00 UTC, Meteosat-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk |
23.06., 12:00 UTC, Meteosat-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk |
24.06., 12:00 UTC, Meteosat-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk |
Text: CE
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In Zusammenarbeit mit:
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