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Freitag, 10. Juli 2009, 19:30 MESZ
Gewitter mit Starkregen Mittel-, Ost-, Südeuropa 25.06.-06.07.2009 Satellitenbild: 03.07.2009, 15:22 UTC, NOAA-15 VIS/IR Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
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Eine gewitterreiche Witterungsphase stellte sich Ende Juni/Anfang Juli 2009 in großen Teilen Mittel-, Ost- und Südeuropas ein. Örtlich fielen innerhalb von Minuten oder wenigen Stunden enorme Regenmengen, die zu Überflutungen führten. In Deutschland starben mindestens zwei Menschen, mehrere Personen wurden verletzt. Die Schäden gingen in die Millionen.
Wetterlage und Entwicklung Die großräumige Wettersituation präsentierte sich vergleichsweise übersichtlich. Über Südosteuropa nistete sich ein hochreichendes Tiefdruckgebiet ("Qinton") ein; das Höhentief war zuvor aus einem mächtigen Langwellentrog hervorgegangen. Über Nordeuropa - Schwerpunkt Skandinavien - etablierte sich hohes Geopotential und am Boden zunächst Hochdruckgebiet "Corina", das aber bereits am 27.06. von Hoch "Diana" abgelöst wurde. Stromauf fand sich der nächste Trog samt korrespondierendem Tief über dem mittleren Nordatlantik. An der Ost- und Nordflanke von "Qinton" wurde in einem großen Bogen warme und durch das östliche Mittelmeer und Schwarze Meer mit reichlich Feuchtigkeit angereicherte Luft nach Mitteleuropa transportiert. Gleichzeitig gelangte auch von Südwesten her feuchtwarme Mittelmeerluft nach Frankreich und in die Westhälfte Deutschlands. Lediglich in den Norden wurde am Rande der nordeuropäischen Hochdruckgebiete trockenere Luft geführt. Über mehrere Tage herrschte eine äußerst flache Druckverteilung vor, sodass die über großen Teilen Europas lagernde Luftmasse kaum Austauschprozessen unterworfen war und sich infolge starker Sonneneinstrahlung noch weiter erwärmen konnte. Zwischen dem atlantischen Tief im Westen und Tief "Qinton" im Osten bildeten sich zumindest zeitweise rinnenartige Strukturen aus. Kräftige Gewitter entwickelten sich jeweils vor allem mit dem Tagesgang und konzentrierten sich mitunter im Bereich solcher seichten Tiefdruckrinnen, zum Beispiel am 27.06. Dynamische und von der Höhe getriggerte Hebungsvorgänge konnte indes nur schwer analysiert werden. Am ehesten waren diese zu Beginn im Südosten am Rande des südosteuropäischen Höhentiefs sowie ab dem 03.07. von Westen her gegeben, als erste kurzwellige Anteile des atlantischen Troges über Mitteleuropa hinweg ostwärts schwenkten. Am 30.06. lief zudem ein kleines Höhentief über den Südwesten Deutschlands südostwärts ab. Am 06.07. überquerte die Kaltfront von Tief "Rainer" mit Zentrum bei den Britischen Inseln Deutschland von West nach Ost. Damit wurde die feuchtwarme Gewitterluft nach Osten abgedrängt und durch zunächst mäßig warme, im weiteren Verlauf kühle Meeresluft ersetzt. Fotos Niederschlag Nachfolgend ausgewählte Niederschlagsgrafiken von Stationen in Baden-Württemberg vom 23.06. bis zum 04.07.2009 (Zeiten in MEZ). Quelle: HVZ Baden-Württemberg
Satellitenbilder
Nachfolgend eine chronologische Zusammenfassung der Gewitterereignisse vom 25.06 bis zum 06.07.2009: 25. Juni 2009 Erste Gewitter der kräftigeren Art dieser Witterungsphase entstanden in Mitteleuropa am 25. Ab den Mittagsstunden traten in Tschechien und der Slowakei verbreitet Gewitter auf, im Laufe des Nachmittags breiteten sich diese westwärts Richtung Bayerischer Wald aus. In Wullnhof im Landkreis Cham fielen am frühen Abend zwischen 17:40 MESZ und 18:20 MESZ 38 mm Niederschlag, davon 18 mm in zehn Minuten. Später entstanden weitere Gewitter rund um München, in Südhessen sowie im Rhein-Main-Gebiet und bei Köln; am Abend konzentrierte sich die Gewittertätigkeit auf Südbaden. In Waldshut-Tiengen wurden an der Station einer privaten Wetterfirma zwischen 22 MESZ und 01 MESZ (26.) 46 mm gemessen. Über größere Schäden wurde nichts bekannt. Auch im Norden Frankreichs und in Teilen Österreichs kam es zu kräftigen Gewittern; in der nordfranzösischen Hafenstadt Rouen fielen 38 mm innerhalb von 24 Stunden bis zum 26., 06 UTC, in Langenlois in Niederösterreich 33 mm binnen 12 Stunden bis zum selben Zeitpunkt.
26. Juni 2009 Im Bereich einer bodennahen Konvergenzlinie erfolgte die Auslösung von Schauern und Gewittern bereits in den Vormittagsstunden im Osten Frankreichs und in Südbaden. Weitere Gewitter entwickelten sich bald über die Bodenseeregion und das Allgäu hinweg bis nach Südwestbayern, im Laufe des Nachmittags dann auf einer Linie Bayerischer Wald - Nordhessen - südliches Niedersachsen. Am frühen Abend gab es auch in Franken sowie in Teilen von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen einzelne Gewitter. Wie schon am Vortag war erneut der Landkreis Waldshut in Südbaden besonders von kräftigen Gewittern betroffen; in Jestetten fielen zwischen 14 MESZ und 17 MESZ 42 mm, davon knapp 40 mm innerhalb einer Stunde. Ähnlich hohe bzw. sogar noch höhere Stundensummen wurden aus dem Osten Frankreichs gemeldet: In Nancy gingen 44 mm zwischen 15 MESZ und 16 MESZ, in Besançon 50 mm zwischen 18 MESZ und 19 MESZ nieder. In Niederösterreich verschärften kräftige Regengüsse die aus anhaltenden Regenfällen wenige Tage zuvor resultierende Hochwasserlage (siehe Artikel) erneut. Lilienfeld verzeichnete 34 mm in zwölf Stunden bis 20 MESZ, Wiener Neustadt 31 mm zwischen 17 MESZ und 18 MESZ. In der ostslowakischen Stadt Stropkov fielen im zwölfstündigen Zeitraum bis 20 MESZ 54 mm. Darüber hinaus wurden an zahlreichen Stationen im Südosten Europas und örtlich in Italien (z. B. Turin 45 mm, Florenz 30 mm) hohe zweistellige Summen binnen zwölf Stunden registriert. Nachstehend die größten gemessenen 24-stündigen Niederschlagsmengen in Deutschland im Messnetz des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bis zum 27.06., 06 UTC:
27. Juni 2009 Schon am frühen Morgen zwischen 05 MESZ und 06 MESZ entwickelten sich - teils durch dynamische Hebungsprozesse vorderseitig eines westwärts schwenkenden Kurzwellentroges, teils orographisch bedingt - über der Ostalb kräftige Gewitter, die bis zum späten Vormittag über Württemberg westwärts zogen und sich dabei wieder abschwächten. Zwischen Stuttgart und Ulm standen Teile der Autobahn 8 unter Wasser. Zudem wurden Keller und einige Straßen überflutet; im Landkreis Esslingen war die Neidlinger Steige nach einem Erdrutsch für mehrere Stunden gesperrt. Am späten Vormittag und frühen Nachmittag entstanden neue Gewitter zuerst im Saarland, dann - im Bereich einer bodennahen Konvergenzlinie - auch entlang der Rheinschiene von der niederländischen Grenze bis ins Rhein-Main-Gebiet und westlich davon. Bayernweit kam es vor allem in Franken und in der Oberpfalz zu Gewittern. Die höchste Regenmenge verzeichnete Schwäbisch Hall in Baden-Württemberg mit 74 mm, die während mehrerer Gewitter zusammenkamen. In Gärtringen im Landkreis Böblingen waren es zwischen 09 MESZ und 12 MESZ 49 mm. Am Burgstall Roggenstein in der Gemeinde Emmering (Oberbayern) summierten sich 57 mm, davon 51 mm zwischen 12 MESZ und 16 MESZ. Aus dem Saarland meldete Homburg 50 mm binnen zwei Stunden. Die Gewitter richteten verbreitet Schäden an. Im Raum Kaiserslautern und in Hochspeyer schlugen Blitze in drei Wohnhäuser ein und entfachten Feuer. Ein Dachstuhl brannte komplett aus. In Lingenfeld und Schwegenheim liefen etwa 70 Keller voll Wasser. Auch im Saarland führten kräftige Regengüsse zu Überschwemmungen, im Regionalverband Saarbrücken und im Saarpfalzkreis rückte die Feuerwehr zu über 90 Einsätzen aus. In Xanten (Nordrhein-Westfalen) wurden während eines Festes 13 Menschen durch einen Blitzschlag verletzt, als sie unter Bäumen Schutz gesucht hatten. Etwas ruhiger als in den Vortagen ging es im europäischen Ausland zu. Dennoch fielen beispielsweise im französischen Colmar im Elsass 46 mm, davon 36 mm zwischen 14 MESZ und 15 MESZ. Schaffhausen an der deutsch-schweizerischen Grenze kam auf 32 mm in zwölf Stunden bis 20 MESZ. Im gleichen Zeitraum registrierten Allentsteig (Niederösterreich) 25 mm, Sliač (Slowakei) 30 mm und Buzău (Rumänien) 32 mm. Auch im Baltikum gab es kräftige Gewitter: Alūksne im Nordosten Lettlands verbuchte 57 mm binnen zwölf Stunden bis 20 MESZ. Nachstehend die größten gemessenen 24-stündigen Niederschlagsmengen in Deutschland im Messnetz des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bis zum 28.06., 06 UTC:
28. Juni 2009 Gegenüber den Tagen zuvor nahm die Gewittertätigkeit deutlich ab. Nach einem teilweise hochnebelartig bewölkten Vormittag setzte sich am Nachmittag zwar vielerorts in Deutschland die Sonne durch; trotzdem reichte es für einzelne Gewitter nur im Süden Bayerns. In Nilling im Landkreis Traunstein fielen insgesamt 32 mm. Im Süden Baden-Württembergs gingen in Ühlingen-Birkendorf (Landkreis Waldshut) am Abend 25 mm binnen vier Stunden während eines kräftigen Schauers nieder. Währenddessen verschärfte sich die Hochwassersituation in Österreich wieder. In Lunz am See (Niederösterreich), wo in Vorwoche schon knapp 250 mm binnen drei Tagen fielen, kamen innerhalb von 24 Stunden bis zum 29., 08 MESZ erneut 103 mm zusammen. In St. Sebastian (nördliche Steiermark) fielen im selben Zeitraum 80 mm. Viele Gebiete vor allem in Niederösterreich waren noch immer oder wurden erneut überflutet, zudem traten vermehrt Erdrutsche auf. Nachstehend die größten gemessenen 24-stündigen Niederschlagsmengen in Deutschland im Messnetz des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bis zum 29.06., 06 UTC:
29. Juni 2009 Kräftige Schauer und Gewitter entwickelten sich in Deutschland ab dem frühen Nachmittag zunächst in Südbayern sowie im Süden Baden-Württembergs, später dann vereinzelt auch im nördlichen Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen. Im äußersten Nordwesten Hessens, an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen, fielen an der Station Battenberg-Hof Karlsburg 33 mm binnen 24 Stunden bis zum 30., 08 MESZ. An der Station Elspetal (Nordrhein-Westfalen) gingen zwischen 18 MESZ und 19 MESZ 18 mm nieder, bereits zuvor zwischen 13 MESZ und 14 MESZ in Oppenau im Schwarzwald 12 mm. In Hinterzarten (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald) wurden acht Kühe von einem Blitz erschlagen. Weitaus mehr Aktivität gab es im benachbarten Ausland. Vor allem entlang einer Linie vom südöstlichen Mitteleuropa über die Slowakei und Tschechien bis hinauf nach Polen entstanden zahlreiche und kräftige Gewitter, die sich langsam westwärts verlagerten. Ostrołęka (Nordostpolen) verzeichnete eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 73 mm bis zum 30., 08 MESZ; in Veszprém (Westungarn) und in Přibyslaw (Tschechien) wurden 46 und 38 mm binnen zwölf Stunden (jeweils bis 20 MESZ) registriert. Nicht verschont blieb einmal mehr auch die Osthälfte Österreichs, wo beispielsweise in Kremsmünster (Oberösterreich) 23 mm in sechs Stunden bis zum 30., 02 MESZ gemessen wurden. Viele Gewitter traten außerdem entlang der Apenninen in der Mitte und im Süden Italiens auf (z. B. Neapel 52 mm in zwölf Stunden bis 20 MESZ). Nachstehend die größten gemessenen 24-stündigen Niederschlagsmengen in Deutschland im Messnetz des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bis zum 30.06., 06 UTC:
30. Juni 2009 Die Gewitteraktivität in Deutschland nahm an diesem Tag über dem Bayerischen Wald ihren Anfang, wo zwischen 10:15 MESZ und 10:30 MESZ die ersten Blitze registriert wurden. Nur wenig später bildeten sich in der Osthälfte Bayerns verbreitet Gewitter (z. B. Station Teisendorf-Neukirchen-Wildberg (Berchtesgadener Land) 18 mm in zehn Minuten am frühen Nachmittag). Ein zweiter Gewitterschwerpunkt etablierte sich im Westen zwischen dem Saarland und Ostwestfalen. In diesem Bereich lief am Rande eines sich über Frankreich nach Norden aufwölbenden Hochdruckrückens ein kleines Höhentief südostwärts ab und begünstigte konvektive Entwicklungen. Entsprechend der Zugbahn des Höhentiefs verlagerten sich auch die Gewitter bis zum frühen Abend über Rheinland-Pfalz und Südhessen südostwärts; am meisten betroffen war dann das Rhein-Main-Gebiet. An der Wetterstation in Mannheim fielen innerhalb von sechs Stunden bis 20 MESZ 45 mm Regen, im benachbarten Viernheim standen Straßen und Keller unter Wasser. Polizei und Feuerwehr mussten zu über 100 Einsätzen ausrücken. Im Bahnverkehr kam es zu Behinderungen, nachdem Blitzeinschläge Signalanlagen lahm gelegt hatten. Während die Gewitter im Südwesten am Abend rasch in sich zusammenfielen, zogen im Osten von Tschechien und Südpolen her Gewitter Richtung Sachsen und Brandenburg. In Dresden fielen insgesamt 27 mm, davon 16 mm zwischen 20 MESZ und 21 MESZ. Einmal mehr zu verbreiteten Gewittern kam es im östlichen Mitteleuropa sowie auf dem Balkan. In Přibyslaw (Tschechien), wo bereits am Vortag 38 mm gefallen waren, wurden erneut 22 mm binnen zwölf Stunden bis 20 MESZ gemessen. In Novi Sad (Nordserbien) summierten sich im selben Zeitraum 44 mm. Nachstehend die größten gemessenen 24-stündigen Niederschlagsmengen in Deutschland im Messnetz des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bis zum 01.07., 06 UTC:
1. Juli 2009 Noch während der Nacht entwickelten sich im äußersten Süden Baden-Württembergs an der Grenze zur Schweiz Gewitter, in Gottmading (Landkreis Konstanz) fielen zwischen 00 MESZ und 01 MESZ 20 mm. Gegen Morgen klangen die Gewitter wieder ab. Nach einem sonnigen Vormittag traten ab dem späten Vormittag wiederum in der Südosthälfte Deutschlands verbreitet Gewitter auf, Schwerpunkte bildeten der Schwarzwald sowie der Osten Sachsens und Brandenburgs. In Coschen (Landkreis Oder-Spree, Ostbrandenburg) kamen binnen einer Stunde 57 mm zusammen. Im Südosten Berlins sollen während 75 Minuten sogar 81 mm gefallen sein. Im Süden verzeichneten Freiburg-Mitte zwischen 14 MESZ und 16 MESZ 34 mm, Bernbeuren-Prachtsried (Landkreis Weilheim-Schongau, Oberbayern) am frühen Abend 42 mm in gut zwei Stunden. Die Gewitter verursachten örtlich erneut Überflutungen und Schäden. Im Südosten Berlins liefen Keller voll Wasser, einige Straßen wurden überschwemmt. Der Flughafen Schönefeld musste kurzzeitig den Betrieb einstellen. In Treptow brannte ein Dachstuhl nach einem Blitzeinschlag vollständig aus. Im Süden Tschechiens wurden an der Station in Kostelní zwischen 17 MESZ und 18 MESZ 23 mm gemessen, in Pec Pod Snĕžkou im Riesengebirge zwischen 14 MESZ und 15 MESZ sogar 40 mm. Hohe Regensummen infolge von Gewittern meldeten auch Zlatibor im Westen Serbiens mit 39 mm in zwölf Stunden bis 20 MESZ und Grodno im Nordwesten Weißrusslands mit 49 mm in zwölf Stunden bis 08 MESZ am 2. Juli. Nachstehend die größten gemessenen 24-stündigen Niederschlagsmengen in Deutschland im Messnetz des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bis zum 02.07., 06 UTC:
2. Juli 2009 Ab etwa 11:30 MESZ, fast zur gleichen Zeit wie am Vortag, entwickelten sich von Sachsen bis nach Rheinland-Pfalz und südöstlich davon verbreitet Gewitter. Sie zogen allgemein langsam von Nordost nach Südwest, im Südwesten verlagerten sie sich in östliche Richtung. Einige Gebiete blieben ausgespart, beispielsweise das westliche Allgäu südlich von Ulm sowie zum wiederholten Male große Teile der Oberrheinschiene zwischen Karlsruhe und Basel. Andernorts gingen dagegen wieder kräftige Regengüsse nieder. Besonders betroffen war diesmal der Schwarzwald; an der Station Bad Wildbad Tal im Landkreis Calw fielen zwischen 14 MESZ und 16 MESZ 41 mm, auf der Westseite verzeichnete Baden-Baden-Geroldsau ebenfalls innerhalb von zwei Stunden 29 mm. An der Feldbergbahn im Südschwarzwald wurden zwischen 14 MESZ und 15 MESZ 21 mm gemessen. In Oberbayern und im Norden Tirols trafen am Abend Gewitter, die mit der nordöstlichen Strömung südwestwärts geführt wurden, auf solche, die zuvor über der Ostschweiz und dem Westen Österreichs entstanden waren und in nordöstliche Richtung zogen. Bad Kohlgrub (Landkreis Garmisch-Partenkirchen) verzeichnete eine zwölfstündige Niederschlagsmenge von 54 mm bis 20 MESZ, auf Tiroler Seite summierten sich an der Dürrachsperre am Achensee 25 mm innerhalb von nur einer halben Stunde zwischen 19:45 MESZ und 20:15 MESZ. Einzelne kräftige Gewitter gab es derweil auch im Ruhrgebiet, Essen meldete zwischen 18 MESZ und 20 MESZ 25 mm. Zahlreiche Gewitter traten erneut in Ost- und Südosteuropa auf. In Churáňov im Westen Tschechiens fielen 36 mm innerhalb von zwölf Stunden bis 20 MESZ, in Mönichkirchen (Niederösterreich) 44 mm in einer Stunde bis 19 MESZ. Nachstehend die größten gemessenen 24-stündigen Niederschlagsmengen in Deutschland im Messnetz des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bis zum 03.07., 06 UTC:
3. Juli 2009 Der 3. Juli markierte den Beginn der Umstellung der Großwetterlage. Im Tagesverlauf näherte sich ein erster Randtrog Deutschland von Westen her, der zu einem umfangreichen Höhentief mit Zentrum einige hundert Kilometer westlich von Irland gehörte. Vorlaufend schob sich am Boden eine flache Tiefdruckrinne nordostwärts vor. Im Bereich dieser Rinne entwickelten sich in einem breiten Streifen vom Westen Nordrhein-Westfalens bis ins Allgäu verbreitet heftige Gewitter, die bis zum Abend etwa auf eine Linie Bremen - Nürnberg ostwärts vorankamen. Bereits zuvor entstanden in Bayern verbreitet Gewitter. Wie in den Tagen zuvor summierten sich lokal große Regenmengen. In Sigmaringen-Laiz (Baden-Württemberg) fielen insgesamt 73 mm, davon 70 mm innerhalb von zwei Stunden. In Backnang (Rems-Murr-Kreis) kamen 40 mm von insgesamt 44 mm binnen einer Stunde vom Himmel. An der Station Bad Wildbad Tal (Landkreis Calw), wo bereits am Vortag 41 mm gefallen waren, gingen 45 mm nieder - davon 40 mm zwischen 14 MESZ und 16 MESZ. Im bayerischen Landkreis Rosenheim wurde die Station Karolinenfeld gleich von zwei kräftigen Gewittern getroffen. In der Summe konnten 61 mm registriert werden, 28 mm davon binnen 30 Minuten zwischen 14:30 MESZ und 15:00 MESZ. Eine sogar noch höhere halbstündige Menge verbuchte zwischen 17:50 MESZ und 18:20 MESZ Schwarzenau (Unterfranken) mit 40 mm. Auch im Saarland, in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen gab es punktuell hohe Regensummen; unter anderem am Düsseldorfer Flughafen, wo zwischen 18 MESZ und 19 MESZ 41 mm und bis 20 MESZ zwölfstündig 57 mm registriert wurden. Die Gewitter richteten verbreitet Schäden vor allem durch Überschwemmungen an. Allein in Stuttgart beispielsweise mussten Rettungskräfte zu mehr als 350 Einsätzen ausrücken. Im Stadtteil Zuffenhausen stand das Wasser in einer Straße mehr als einen Meter hoch. Zahlreiche Straßen waren unpassierbar, Keller liefen voll Wasser. In Baden-Württemberg kamen zwei Menschen ums Leben; eine Frau wurde im Landkreis Ludwigsburg neben ihrem Haus von einem umstürzenden Baum erschlagen, in den ein Blitz eingeschlagen hatte. Ein Feuerwehrmann erlitt beim Abpumpen eines Kellers einen tödlichen Stromschlag. Im Landkreis Waldshut setzte ein Blitz ein Mehrfamilienhaus in Brand. In Freiburg wurde unter anderem die Tiefgarage des Hauptbahnhofs überflutet. In Hauenstein (Rheinland-Pfalz) wurden fünf Jugendliche beim Zelten durch einen Blitzschlag verletzt. Starker Regen führte auch dort zu Überschwemmungen, vollgelaufenen Kellern und Behinderungen im Straßenverkehr. Im Bahnverkehr zwischen Frankfurt und Mainz kam es zu Verspätungen, nachdem ein Blitz ein Stellwerk getroffen hatte. In Kaiserslautern fuhr ein Blitz in die Feuerwache, woraufhin der Strom für zweieinhalb Stunden ausfiel. In Düsseldorf mussten der Flughafen für rund anderthalb Stunden geschlossen und zwölf Autobahnabschnitte wegen Überflutungen gesperrt werden. In Essen kämpften 400 Einsatzkräfte gegen die Wassermassen. Allein dort belief sich der Schaden durch Regen und Hagel nach ersten Schätzungen auf etwa eine Million Euro. In den Niederlanden wurden die höchsten zwölfstündigen Summen bis 20 MESZ in Arcen (43 mm) und Twenthe (32 mm) gemessen. Auf dem Jauerling in Niederösterreich fielen 49 mm, in Gmunden (Oberösterreich) 46 mm innerhalb von zwölf Stunden bis 20 MESZ. Viterbo in Mittelitalien meldete im selben Zeitraum 60 mm. Nachstehend die größten gemessenen 24-stündigen Niederschlagsmengen in Deutschland im Messnetz des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bis zum 04.07., 06 UTC:
4. Juli 2009 Schon während der Nacht- und Frühstunden waren in einigen Teilen Deutschlands Gewitter aktiv. So bildeten sich beispielsweise östlich von Magdeburg und in Franken einzelne Zellen. In Bamberg fielen zwischen 08 MESZ und 10 MESZ 19 mm. Ab dem späten Vormittag entwickelten sich zunächst in Sachsen und Brandenburg, später auch weiter westlich verbreitet Gewitter; nordwestlich einer Linie Greifswald - Saarbrücken blieb es trocken. Örtlich kamen wiederum große Regenmengen zustande, der Schwerpunkt lag dabei im Osten Deutschlands. Zum Beispiel wurden in Frankfurt (Oder) 96 mm und in Eberswalde 60 mm gemessen. Aber auch in Baden-Württemberg gab es lokal zweistellige Summen in kurzer Zeit: Zwischen 15 MESZ und 18 MESZ fielen beispielsweise in Königsfeld (Schwarzwald-Baar-Kreis) 35 mm und in Eisenbach (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald) 26 mm. Am Abend schwächten sich die Gewitter fast überall ab. Am längsten blitzte und donnerte es im Erzgebirge (z. B. Carlsfeld 15 mm in zwölf Stunden bis 08 MESZ am 5.), und auch rund um Karlsruhe entstanden am späten Abend nochmals neue Gewitter. In Frankfurt (Oder) musste die Feuerwehr nach den sintflutartigen Regenfällen zu mehr als 350 Einsätzen ausrücken. In Alt Tucheband (Ostbrandenburg) wurde ein Mann vom Blitz erschlagen, als er vor dem Gewitter Schutz unter einem Baum gesucht hatte. Seine Begleiterin kam mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus. Auch andernorts in Europa entluden sich einmal mehr schwere Gewitter. Am Salzburger Flughafen fielen innerhalb von zwölf Stunden bis 20 MESZ 32 mm. Churáňov (Tschechien) meldete im selben Zeitraum 30 mm. In Ferrara (Norditalien) gingen binnen 24 Stunden bis zum 5., 08 MESZ 61 mm nieder; in Gomel im Südosten Weißrusslands 64 mm in zwölf Stunden ebenfalls bis zum 5., 08 MESZ. Nachstehend die größten gemessenen 24-stündigen Niederschlagsmengen in Deutschland im Messnetz des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bis zum 05.07., 06 UTC:
5. Juli 2009 Während der Nacht traten im Süden Deutschlands sowie in der Oberlausitz einzelne Gewitter auf, sonst beruhigte sich das Wetter. Bereits am frühen Morgen entstanden in der Region München neue Gewitter, um die Mittagszeit dann verbreitet auch rund um die Schwäbische Alb und südlich der Donau. In bayerischen Lechfeld summierten sich zwölfstündig bis 20 MESZ 23 mm. Bis zum Abend blieb die Gewittertätigkeit auf den Süden beschränkt, erst später kamen in Verbindung mit der Kaltfront von Tief "Rainer" über den Britischen Inseln der Westhälfte neue Schauer und Gewitter auf. Anders stellte sich die Situation beispielsweise in Österreich dar, wo an mehreren Stationen hohe zweistellige Summen zustande kamen (z. B. Langenlois / Niederösterreich 36 mm, Rohrbach / Oberösterreich 30 mm jeweils in zwölf Stunden bis 20 MESZ). Am Abend formierte sich über der westlichen Poebene ein MCS (mesoskaliges konvektives System), das sich während der Nacht Richtung Nordosten bewegte. In Lugano (Schweizer Kanton Tessin) fielen 50 mm in sechs Stunden zwischen 20 MESZ und 02 MESZ am 6. Nachstehend die größten gemessenen 24-stündigen Niederschlagsmengen in Deutschland im Messnetz des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bis zum 06.07., 06 UTC:
6. Juli 2009 Einzelne kräftige Gewitter gab es in der Nacht zum 6. im Südwesten Deutschlands. In Albstadt (Zollernalbkreis) fielen innerhalb von einer Stunde 30 mm, in Buchen (Neckar-Odenwald-Kreis) dieselbe Menge in zwei Stunden. Heidelberg meldete innerhalb von sechs Stunden bis 08 MESZ nach mehreren Gewittern insgesamt 33 mm. Im Bereich der Front gab es bis zum Mittag über der Mitte Deutschlands länger anhaltenden und teilweise schauerartig verstärkten Regen. Präfrontal entwickelten sich hauptsächlich über dem Bayerischen Wald Gewitter, die rasch Richtung Tschechien abzogen. Hinter der Front bildeten sich allerdings im Tagesverlauf in der von Westen einströmenden mäßig warmen Meeresluft verbreitet neue Gewitter. Aufgrund der größeren Zuggeschwindigkeit brachten diese zwar keine großen Regenmengen mehr, dafür örtlich starke Böen. Unwetterartig fielen die Gewitter im Vorfeld der Front einmal mehr im Osten Österreichs aus. Auf dem 1592 Meter hohen Feuerkogel im Höllengebirge (Oberösterreich) wurden binnen zwölf Stunden bis 20 MESZ 98 mm registriert. 51 mm und 50 mm im selben Zeitraum verbuchten Lilienfeld (Niederösterreich) und der Flughafen Wien-Schwechat. Durch die enormen Regenmengen waren mehrere Ortschaften in Niederösterreich zeitweise von der Umwelt abgeschnitten. Nach den ergiebigen Niederschlägen von Ende Juni (siehe Artikel) schwollen zahlreiche kleinere Flüsse wieder stark an. Im Burgenland und in Kärnten kam es zu lokalen Überflutungen. Nachstehend die größten gemessenen 24-stündigen Niederschlagsmengen in Deutschland im Messnetz des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bis zum 07.07., 06 UTC:
Text: CE
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