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Samstag, 08. September 2007, 20:15 MESZ
Starkniederschlag Ostalpen, Slowakei, Südpolen, Ostrumänien 05.-08.09.2007 Satellitenbild: 06.09.2007, 12:39 UTC, NOAA-18 VIS/IR Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
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Wetterlage und Entwicklung Die Serie der Starkniederschlagsereignisse im mitteleuropäischen Sommer 2007 reißt nicht ab und setzt sich auch zu Beginn des Septembers fort. Nachdem gut eine Woche zuvor die Westalpen betroffen waren (siehe Artikel), erwischte es diesmal vor allem die mittleren und östlichen Teile Österreichs, die Slowakei, Südpolen und Ostrumänien. Dabei gingen innerhalb von 48 Stunden verbreitet über 100, örtlich sogar über 200 mm Regen - in höheren Lagen der Alpen auch Schnee - nieder. Anders als eine Woche zuvor war in diesem Fall keine scharfe Luftmassengrenze als Hauptursache für die ergiebigen Niederschläge verantwortlich. Vielmehr leitete ein erster herbstlicher Kaltluftvorstoß aus nördlichen Breiten am 03.09. die Entwicklung eines besonders in der mittleren und oberen Troposphäre ausgeprägten Tiefdruckgebietes über dem südöstlichen Mitteleuropa wenige Tage später ein. Dabei überquerte die wetteraktive - da vorderseitig eines markanten nachfolgenden Höhentroges gelegene - Kaltfront des Tiefdrucksystems "Vere" über Skandinavien am 3. Deutschland zügig von Nordwest nach Südost und bereits in der darauffolgenden Nacht zum 4. die Alpen. Im 500 hPa-Niveau schnürte sich der Trog im Bereich der Ostsee ab und wanderte als Höhentief über Polen und Tschechien südwärts. Das Zentrum der kältesten Luft, mit für Jahreszeit und Breitengrad beachtlichen Werten von unter -25 °C, lag am 6. über dem nördlichen Serbien. Um das Höhentief herum schwenkten in rascher Folge Kurzwellentröge. Mit deren Unterstützung entstand am 5. über der südlichen Adria an der inzwischen verwellten Kaltfront das Tiefdruckgebiet "Xaver", das sich auf Vb-artiger Zugbahn nach Nordosten verlagerte und am 6. über Südpolen analysiert wurde. Es lenkte im Gegenuhrzeigersinn um den Tiefkern herum deutlich wärmere Luft aus Südosteuropa über das Schwarze Meer nach Westen und im Bereich der Ostalpen gen Südwesten. An der Grenze zur zuvor eingeflossenen polaren Kaltluft, die dort die niedrigsten Temperaturen aufwies, war der Warmlufttransport hier am effektivsten und überlagerte sich mit den Hebungsantrieben, die durch die um das Höhentief zirkulierenden Kurzwellentröge geliefert wurden. Zum 7. zogen Boden- und Höhentief nach Osten ab und füllten sich allmählich auf. Die Niederschläge setzten im Verlauf des 5. ein und erreichten am späten Abend auch den äußersten Südosten Deutschlands. Neben der Zugspitze verzeichnete in Deutschland das oberbayerische Chieming mit 84 mm innerhalb von zwei Tagen bis zum Morgen des 7. die höchste Niederschlagsmenge an Stationen des Deutschen Wetterdienstes. Eine private Wetterfirma maß dagegen zum Teil noch höhere Mengen, zum Beispiel 109 mm in Marktschellenberg in 24 Stunden bis zum 7., 08 Uhr MESZ. Durch die nördliche Anströmung wurden die Niederschläge am Nordrand der Alpen verstärkt. Daher verwundert es auch nicht, dass in den Ostalpen die höchsten Niederschlagssummen auftraten. Am 6. hielten die kräftigen Niederschläge an, bis zum Abend gingen beispielsweise im österreichischen Abtenau (Salzburg) 64 mm nieder. In der Nacht zum 7. konzentrierten sich die stärksten Niederschläge erneut auf Niederösterreich. In Lunz am See kamen binnen 12 Stunden 98 mm zusammen, in Lilienfeld 70 mm. Im Tagesverlauf zogen sich die Regenfälle nach Osten zurück und ließen nach. Allerdings war nicht nur Regen ein Thema. Die kalte Luftmasse in Verbindung mit starker Abkühlung beim Schmelzen und Verdunsten der Niederschlagspartikel sorgten bis unter 1500 Meter, stellenweise sogar bis unter 1000 Meter auch für Schnee. Zum Beispiel meldete das nur 696 Meter hoch gelegene Lilienfeld am Morgen des 6. Schneeregen. Auf der Zugspitze (2962 Meter) fielen zwischen dem 4. und 7. 120 cm Neuschnee, am Morgen des 7. berührte der Maßstab dort erst nach einem 140 cm langen Weg durch den Schnee festen Boden. Diese Schneehöhe ist im September selbst für die Zugspitze ungewöhnlich. Auch auf dem 1621 Meter hohen Feuerkogel (Österreich) lagen am Morgen des 7. 50 cm Schnee. Mit Nachlassen der Niederschläge und genereller Erwärmung der Luft stieg die Schneefallgrenze am 8. dann schnell an. Durch die heftigen Regenfälle traten vor allem in Österreich kleinere Flüsse über die Ufer, viele Straßen wurden überschwemmt oder mussten nach Murenabgängen zeitweise gesperrt werden. In Steyr (Oberösterreich) standen ufernahe Gebiete an der Enns unter Wasser, in Wien fielen infolge intensiven Dauerregens Verkehrsampeln aus. Die Großglockner-Hochalpenstraße wurde wegen Schnees geschlossen Schwere Regenfälle führten indes auch im Osten Rumäniens zu Überflutungen. Mindestens fünf Menschen kamen ums Leben, weitere wurden vermisst. Besonders betroffen war die Stadt Tecuci. Dort hatten 50.000 Einwohner keinen Strom und waren von der Außenwelt abgeschnitten. Nach Behördenangaben mussten insgesamt 780 Menschen aus den Fluten gerettet werden. Text: CE
Wetterwerte Nachstehend ausgewählte 12-stündige Niederschlagsmengen aus Österreich, der Slowakei und Polen vom 05. bis 08.09.2007, jeweils bis zum angegebenen Zeitpunkt; dazu Schneehöhen vom 07.09., 06 UTC (Quelle jeweils: DWD):
Niederschlag Quelle der folgenden Grafiken: Hochwassernachrichtendienst Bayern
Satellitenbilder
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