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Dienstag, 30. Mai 2006, 14:00 MESZ
Starkregen Deutschland 26.-28.5.2006 Satellitenbild: 26.5.2006, 16:14 UTC, NOAA 15 VIS Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
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Wetterlage und Entwicklung Nur knapp eine Woche, nachdem das Tiefdruckgebiet Gertrud mit Orkanböen über Deutschland hinweggebraust war, sorgte die rege Tiefdrucktätigkeit in Mitteleuropa erneut für heftige Wettererscheinungen; dieses Mal fielen besonders ergiebige Niederschläge, die mancherorts binnen 48 Stunden mehr als 100 mm brachten. Die ungewöhnlich kräftige und eher für das Winterhalbjahr typische Westwindzone verlief weit südlich und steuerte am 26. und 27. zwei Wolken- und Niederschlagsgebiete nach Deutschland. Das erste erreichte im Laufe des 26.5.2006 den Westen des Landes und gehörte zur Warmfront eines Tief über dem Nordatlantik. Ergiebige und anhaltende Regenfälle führten von Nordrhein-Westfalen über Hessen und das nördliche Baden-Württemberg bis nach Nordbayern zu Mengen, die vielerorts zwischen 30 und 50 mm lagen, den größten Wert registierte bis zum Morgen des 27.5. der Großer Arber im Bayerischen Wald mit 68 mm. Ganz im Norden und ganz im Süden regnete es wenig oder gar nicht, in Rheinfelden stieg dafür die Temperatur bis 23°C. Im Tagesverlauf frischte auch der Wind kräftig auf, Sturm- bzw. Orkanböen blieben allerdings auf die Berglagen beschränkt (zB Feuerkogel 159 km/h, Wendelstein 126 km/h). In den Niederungen traten einzelne stürmische Böen auf (zB Freiburg, Pforzheim). Nur wenig später überzog ein zweites Frontensystem wieder die Mitte des Landes mit Regenwolken, die erneut große Regenmengen brachten. Zunächst fiel der Regen in einem breiten Streifen an einer wellenden Front, in der Nacht zum 28.5. formierte sich das Regenband schließlich entlang der langsam südwärts schwenkenden Kaltfront (siehe Radarbilder). Die Frontpassage bedeutete das Ende der Westlage, die Strömung drehte auf Nord und lenkte Kaltluft aus dem Nordmeer heran. Regenmengen, die innerhalb kurzer Zeit bis über 100 mm erreichen und nicht nur lokal in Form von Gewittern, sondern in einem ausgedehnteren Gebiet niedergehen, können zumindest an kleineren Bächen und Flüssen die Pegel stark ansteigen lassen, zum Teil treten die Gewässer auch über die Ufer. Besonders betroffen war Nordostbayern (Oberfranken), wo im Landkreis Kulmbach Katastrophenalarm ausgelöst wurde. Für den Meinleuser Ortsteil Pölz wurde sogar eine Evakuierung angeordnet, dann aber doch nicht umgesetzt. Auch in den Landkreisen Wunsiedel, Bayreuth, Lichtenfels und Kronach standen ganze Straßenzüge und Keller unter Wasser, örtlich fiel der Strom aus. Insgesamt wird der Schaden auf mehrere Millionen Euro geschätzt.
Niederschlagsmengen und Windspitzen
Nachstehend eine Auswahl an gemessenen Regenmengen vom 26.5.2006, 06 UTC, bis zum 28.5.2006, 06 UTC,
sowie die Stationen mit Böen von mindestens 100 km/h am 26.5.2006:
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