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Wetterlage und Entwicklung Ähnlich extrem bezogen auf Wärme, Sonnenscheindauer und Niederschlagsarmut wie seine Vorgänger in den Jahren 2007 und 2009 präsentierte sich auch der April 2011 in Deutschland. Mit einer über die bundesweite Fläche gemittelten Durchschnittstemperatur von +11,6 °C lag der Monat 4,2 K über dem klimatologischen Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 und reihte sich in der Liste der wärmsten Aprilmonate seit 1881 hinter 2009 und vor 2007 auf Platz zwei ein. Dabei wiesen die positiven Abweichungen in den meisten Regionen einheitlich hohe Werte auf. Nach dem bereits äußerst trockenen März gab es Niederschlag auch im April nur in spärlichen Mengen, sodass die Trockenheit allmählich zu einem Problem für die Land- und Forstwirtschaft sowie aufgrund sinkender Pegel auch für die Binnenschifffahrt wurde. In einzelnen Regionen gerieten kleinere Waldstücke in Brand. Die mittlere Niederschlagshöhe betrug lediglich 24,7 mm, was nicht einmal der Hälfte (42%) des Solls entspricht. Besonders wenig Nass kam an der Nordsee vom Himmel; Helgoland verbuchte nur magere 5,1 mm Niederschlag, normal wären 38,3 mm (13%). Mit am meisten regnete und schneite es im Erzgebirge, obgleich auch dort die klimatologisch zu erwartende Niederschlagsmenge nicht erreicht wurde (z. B. Dresden/Flgh. 40,0 mm/76%). Durchschnittlich 241,9 Sonnenscheinstunden konnte man in diesem Monat an einem Ort in Deutschland zählen - so viel wie nur in zwei Jahren (2007 und 2009) zuvor. Wie bei den Temperaturen stach auch beim Sonnenschein keine Region durch besonders große oder kleine Abweichungen hervor. In Rheinstetten bei Karlsruhe kam der April 2011 auf eine mittlere Temperatur von +13,1 °C (+3,6 K), eine Niederschlagsmenge von 21,5 mm (33%) sowie eine Sonnenscheindauer von 280,0 Stunden (181%). Beeindruckend liest sich vor allem die Anzahl der Sonnenstunden; selbst im Hochsommermonat Juli, dem klimatologisch betrachtet sonnenscheinreichsten Monat des Jahres, scheint die Sonne im Mittel deutlich weniger lang als in diesem April (237,5 Stunden). Lediglich an drei Tagen regnete es mehr als 1 mm. Eine ausführlichere Betrachtung mit sämtlichen Tageswerten der Station gibt es hier.
Doch die Umstellung zu insgesamt deutlich sonnigerem Wetter vollzog sich rasch. Im weit aufgespannten Warmsektor von Tief "Günther" gelangte am 2. und 3. von Südwesten her warme Mittelmeerluft nach Deutschland, im 850-hPa-Niveau konnten dabei bis +12 °C über Süddeutschland diagnostiziert werden. Unter dem Einfluss eines Hochs ("Peggy") mit Schwerpunkt über dem Alpenraum schien verbreitet die Sonne und die Temperaturen stiegen auf bereits durchaus als "frühsommerlich" zu bezeichnende Werte an; im Südwesten wurde in Waghäusel-Kirrlach (Baden-Württemberg) ein Spitzenwert von +26,6 °C gemessen. An einigen Stationen (z. B. Brocken/SA, Würzburg/BY) war es so warm wie Anfang April seit 50 Jahren nicht mehr. An insgesamt 18 von 119 Stationen konnten neue Rekorde für die erste Aprildekade verzeichnet werden (siehe Artikel). Im Verlauf drang die Kaltfront von "Günther" von Nordwesten her nach Deutschland vor, sodass dort zum Abschluss des Wochenendes bei deutlich niedrigeren Temperaturen um +15 °C zum Teil kräftiger schauerartiger Regen fiel. Im Vorfeld der Kaltfront entwickelten sich örtlich kräftige Gewitter; im baden-württembergischen Malsburg-Marzell wurden 32 mm Niederschlag registriert.
In Verbindung mit einem weiteren, markanten Kurzwellentrog streifte die Okklusion eines Tiefs mit Zentrum vor der Südspitze Grönlands in der Nacht zum 5. den Norden - jedoch ohne größere Wetteraktivität. Tagsüber profitierten weite Landesteile von einem sich nach Mitteleuropa vorschiebenden Hoch ("Quirina"), lediglich einmal mehr im Nordwesten verhinderten hohe und mittelhohe Wolkenfelder längeren Sonnenschein. Diese gehörten zur Warmfront eines sich zum Nordmeer verlagernden Tiefs ("Hugo"). Unter den Wolken, aus denen gebietsweise auch etwas Regen fiel, blieb es mit Höchstwerten um +10 °C recht kühl, sonst wurden meist um +15, im Südwesten örtlich nahe +20 °C (z. B. Rheinfelden/BW +19,4 °C) gemessen. An der quasizonal ausgerichteten und weit zurückhängenden Kaltfront von "Hugo" formierte sich eine Welle, aus der am 6. über dem Süden Norwegens Tief "Ingo" hervorging. Im breiten Warmsektor des jungen Tiefs war Warmluftadvektion wirksam, welche zur Entstehung ausgedehnter Wolkenfelder Anlass gab. Diese breiteten sich mit örtlichem Regen unter anderem über den Norden Deutschlands aus, im Süden sorgte Hoch "Quirina" - mit seinem Schwerpunkt bis dahin über den Alpen angekommen - für einen weiteren sonnigen und sehr milden Tag. In Bad Kreuznach und Bendorf (beide Rheinland-Pfalz) wurden jeweils +24,2 °C erreicht. An der Westflanke von "Quirina" respektive auf der Vorderseite eines weit nach Süden reichenden Höhentroges über dem mittleren Nordatlantik wurde subtropische Warmluft weit nach Norden und innerhalb der Frontalzone zum 7. auch nach Mitteleuropa geführt. Der Warmluftvorstoß ließ zunächst das Geopotential über Westeuropa steigen und initiierte den Aufbau eines neuen Bodenhochs ("Ruth") bei den Britischen Inseln. Gleichzeitig passierte die Kaltfront von Tief "Ingo" Deutschland von Nord nach Süd. Starke Kaltluftadvektion kompensierte dabei jedoch die durch den begleitenden Kurzwellentrog bereitgestellten Hebungsantriebe, sodass nur im Norden und Nordosten örtlich etwas Regen fiel. Allerdings frischte der Wind spürbar auf und erreichte in Böen mancherorts Sturmstärke (z. B. Berlin-Dahlem 76 km/h). Nach Süden und Südwesten hin überwogen dagegen die sonnigen Anteile und die ursprünglich subtropische Warmluft konnte sich in Höchsttemperaturen bis +27,7 °C in Rheinfelden (Baden-Württemberg) entfalten. An einigen Stationen (z. B. Feldberg/Schw./BW, Oberstdorf/BY) wurden erneut Rekorde für die erste Aprildekade aufgestellt.
Am 9. und 10. verlagerte sich der mächtige Rücken im Gesamten allmählich nach Osten und wurde zudem von Westen her regeneriert. Im Bodendruckfeld ließ sich der Weg von Hoch "Ruth" nach Süddeutschland verfolgen, sodass in ganz Deutschland an diesen beiden Tagen - einem weiteren Wochenende - die Sonne schien. In der Osthälfte machte sich am Samstag noch die zuvor eingeflossene Kaltluft mit Höchstwerten um +15 °C bemerkbar, während im Südwesten Maxima zwischen +20 und +25 °C gemessen werden konnten. Am Sonntag glichen sich diese Unterschiede aus. Hoch "Ruth" schwächte sich am 11. allmählich ab, blieb aber zusammen mit dem nach wie vor präsenten Rücken für Mitteleuropa wetterbestimmend. Einige dichtere Wolkenfelder lassen sich einem diesen umlaufenden Kurzwellentrog zuordnen, Regen fiel jedoch nicht. Die Temperaturen stiegen vielfach erneut auf Höchstwerte zwischen +20 und +25 °C.
Am 13. schleifte die umgebogene Okklusion von Tief "Karl", mittlerweile über Osteuropa angekommen, über Ostdeutschland hinweg. Dort fiel großflächig und lang anhaltend Regen, im Erzgebirge Schnee. In Zinnwald-Georgenfeld (Sachsen) wurden innerhalb von 24 Stunden 38 mm Niederschlag gemessen, der teilweise als Schnee niederging. Bis zum Morgen des Folgetages häuften sich dort somit 17 cm Neuschnee an. Entsprechend niedrig lagen auch die Temperaturen, die vielerorts nur knapp den Sprung über die +5-°C-Marke schafften. Gänzlich anders verlief das Geschehen in der Westhälfte, wo das mit seinem Schwerpunkt zur Mitte Frankreichs wandernde Hoch "Stephanie" für viel Sonne verantwortlich zeichnete und nur einzelne Schauer beobachtet wurden. Mehr als +15,0 °C in Mannheim (Baden-Württemberg) waren aber auch hier nicht drin. Hoch "Stephanie" erhielt am 14. Unterstützung von einem sich über Westeuropa aufbauenden Rücken. Zum Tagesende reichte die Hochdruckzone am Boden, die "Stephanie" als Schwerpunkt über dem Norden Deutschlands beinhaltete, vom nahen Atlantik über Mitteleuropa hinweg bis zum Baltikum. In höheren Schichten stand dem Rücken ein umfangreiches Höhentief mit Zentrum über Rumänien gegenüber, sodass Mitteleuropa unter einer nördlichen Höhenströmung zum Liegen kam. Die Kaltluftadvektion dauerte somit zunächst an, die Temperaturen änderten sich gegenüber dem Vortag kaum. Unter klarem nächtlichem Himmel trat in einem Streifen von Niedersachsen und Schleswig-Holstein bis nach Bayern leichter Nachtfrost auf. Im Osten regnete es noch etwas, nach Westen hin setzte sich die Sonne öfter durch.
Am 18. verschob "Stephanie" ihren Schwerpunkt langsam in nördliche Richtung. So konnte auf der Westseite des Hochs einsetzende Warmluftadvektion nun ebenfalls einen Beitrag zur Erwärmung liefern. Bei landesweit viel Sonnenschein wurden am Nachmittag Höchsttemperaturen um +20 °C verzeichnet. Am 19. konnte Hoch "Stephanie" über der Ostsee ausgemacht werden. In der mittleren und oberen Troposphäre begann sich ein omegaförmiges Muster mit zwei abgeschlossenen, recht kleinräumigen Höhentiefs vor der Iberischen Halbinsel und über dem östlichen Mittelmeer zu formieren; allerdings wies der Bereich dazwischen noch nicht die Struktur eines ausgeprägten Rückens auf. Dennoch schien auch an diesem Tag nahezu überall in Deutschland die Sonne, die Temperaturen stiegen gegenüber dem Vortag noch etwas an.
Ab dem Ostermontag jedoch sorgte ein kleiner Kaltlufttropfen, der sich zuvor aus einem nordosteuropäischen Höhentrog abgespalten hatte, gebietsweise für wechselhafteres und kühleres Wetter. Am Abend konnte dieser mit seinem Zentrum über Tschechien analysiert werden, sein weiterer Weg führte ihn über die südlichen Teile Deutschlands hinweg gen Südwesten. Während in vielen Regionen des Landes noch ungetrübt die Sonne schien, mischten im Osten einige Schauer mit. Pohlitz in Brandenburg verzeichnete am 25. immerhin eine Regenmenge von 12 mm binnen 24 Stunden. Am 26. breiteten sich die Schauer auf die gesamte Südosthälfte aus. Durch die zyklonale Drehbewegung um das Zentrum des Höhentiefs verweilte ein Regengebiet quasistationär längere Zeit über Teilen Frankens, der Nürnberger Flughafen bekam so ab dem Abend eine 12-stündige Niederschlagsmenge von 30 mm ab. Nach Westen, vor allem aber nach Norden hin schien weiterhin ausgiebig die Sonne; die zusammen mit dem Höhentief einfließende kühlere Luft vermochte sie aber nur noch auf Höchstwerte um +20 °C zu erwärmen. In Sachsen und Bayern wurden lediglich um +15 °C erreicht. Der an diesem Tag über dem Süden und Südwesten Deutschlands positionierte Kaltlufttropfen sorgte am 27. nahezu im ganzen Land für wechselhaftes Wetter mit Schauern und einigen Gewittern besonders über der Mitte. Warmluftadvektion auf seiner Rückseite machte den Osten zur wärmsten Region mit Höchstwerten bis +23,6 °C in Grambow-Schwennenz (Mecklenburg-Vorpommern).
Nach dem endgültigen Abzug des Kaltlufttropfens erfasste die recht feuchte Warmluft am 29. auch den Süden mit im Tagesverlauf auflebender Schauer- und Gewittertätigkeit. In den Norden strömte dagegen auf der Südostseite von Hoch "Uta", das sich etwas nach Norden zurückzog, und hinter der Kaltfront eines nordosteuropäischen Tiefs ein Schwall Kaltluft polaren Ursprungs ein. So ergaben sich Temperaturdifferenzen von mehr als 15 Kelvin diagonal durch Deutschland - mit Maxima bis +26,8 °C in Bad Neuenahr-Ahrweiler in Rheinland-Pfalz und nur +9,1 °C an der Greifswalder Oie. Am 30. drang die Kaltfront ohne größere Aktivität bis etwa zur Mitte Deutschlands vor. In der zwischenzeitlich gealterten präfrontalen Warmluftmasse bildeten sich über dem Süden am Nachmittag erneut Schauer und Gewitter. Zudem wurden dort sommerliche Höchsttemperaturen nur knapp verpasst (z. B. Worms/RP +23,8 °C), im Norden dagegen örtlich die +10-°C-Marke nicht oder nur mit Mühe überstiegen (z. B. Ueckermünde/MV +10,7 °C).
Monatswerte Nachstehend Monatswerte vom April 2011 für ausgewählte Stationen in Deutschland. "Temp." steht dabei für die Monatsmitteltemperatur, "Nds." für die Niederschlagssumme und "Sonne" für die Sonnenscheindauer. "Vgl." gibt für die jeweilige Größe den Vergleich mit dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 des Ortes an (Quelle: DWD):
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