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Sonntag, 4. April 2010, 16:00 MESZ
Rückblick März 2010 Satellitenbild: 06.03.2010, 12:13 UTC, NOAA VIS Quelle: DLR |
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Wetterlage und Entwicklung Ein rascher Übergang vom Spätwinter in den Frühling vollzog sich im März 2010 in Deutschland. War die erste Monatshälfte noch überall winterlich geprägt mit Schneefällen und frostigen Temperaturen, wurden zum Monatsende hin örtlich schon fast Sommertage mit Höchstwerten um +25 °C erreicht. Lag die mittlere Temperatur an zahlreichen Stationen zum Ende der ersten Dekade noch rund 5 K unter dem klimatologischen Mittel der Jahre 1961 bis 1990, standen am Monatsende dank des warmen Endspurts doch noch meist leicht positive Abweichungen zu Buche. Rund 1 K zu warm schloss der Monat nordöstlich der Elbe ab (z. B. Rostock +4,1 °C / +1,0 K), nur wenige Zehntel über dem Schnitt dagegen im Süden (z. B. Augsburg +3,6 °C / +0,1 K). Das Niederschlagssoll wurde im Nordosten (über-)erfüllt, so fiel beispielsweise in Hamburg (Flughafen Fuhlsbüttel) mit 90,2 mm mehr als anderthalb Mal (160 Prozent) so viel wie sonst im März üblich. Deutlich weniger Schnee und Regen wurde im Süden verzeichnet; besonders trocken blieb es im Südwesten, wo zum Teil weniger als die Hälfte des normalerweise Üblichen zusammenkam (z. B. Freudenstadt 68,8 mm / 46 Prozent). Länger als gewohnt schien in diesem Monat die Sonne fast überall - beispielhaft stehen hierfür 134,9 Sonnenstunden (123 Prozent) in Kassel. Eine ungewöhnlich kalte erste und eine sehr milde bis warme zweite Monatshälfte ergaben in Rheinstetten am Ende eine mittlere Temperatur, die exakt dem Mittel der Jahre 1961 bis 1990 entspricht (+5,7 °C). Mit nur 26,9 mm Niederschlag (47 Prozent) verlief der Monat ausgesprochen trocken. Überstunden leistete dagegen die Sonne; 147,1 Stunden bedeuteten 129 Prozent des Solls. Eine ausführlichere Betrachtung mit sämtlichen Tageswerten der Station gibt es hier.
"Xynthia" und der zu ihr korrespondierende Langwellentrog zogen am 2. allmählich ostwärts ab. Vor einem sich von Südwesteuropa annähernden Hochdruckrücken kräftigte sich die ebenfalls langsam ostwärts vorankommende Hochdruckzone in ihrem Mittelteil und damit auch Hoch "Harro". Unmittelbar vor dem Rücken liefen an diesem Tag allerdings noch kurzwellige Troganteile über den Süden der Bundesrepublik ostwärts ab, sodass in Baden-Württemberg und Bayern häufig etwas Regen und - in höheren Lagen - Schnee fiel. Viel Sonnenschein gab es in der Nordwesthälfte. Zum 3. kam die Hochdruckzone am Boden vorübergehend diagonal von Nordwest nach Südost ausgerichtet über Deutschland zum Liegen. In vielen Gegenden schien die Sonne, einige Schauer traten nahe des sich über Nordosteuropa als äußerst zählebig erweisenden Höhentroges im Nordosten und Osten Deutschlands auf. Dort kamen die Temperaturen nach wie vor nicht über die +5-Grad-Marke hinaus, im Südwesten war bei knapp +10 °C (z. B. Lahr +9,8 °C) Schluss.
Mit dem Schnee kam die Kälte: Bereits am 6. dominierte Dauerfrost, auf der Rückseite von "Yve" stieß die arktische Kaltluft dann erneut nach Südwesten vor und erfasste im Verlauf selbst Südfrankreich und Nordspanien. Über der frischen Schneedecke und bei weitgehend klarem Himmel sanken die Temperaturen in der Nacht zum 7. im Norden und in der Mitte Deutschlands örtlich bis -20 °C (z. B. Helmstedt-Emmerstadt in Niedersachsen -19,5 °C), vereinzelt wurden neue Rekordtiefstwerte registriert (Leck, Oschatz und in der Nacht zum 8. auch Zinnwald). Derweil verlagerte sich Hoch "Isidor" mit seinem Schwerpunkt zum nördlichen Mitteleuropa, während ein weiteres, kräftiges Tief ("Andrea") von der Iberischen Halbinsel über das westliche Mittelmeer zur Mitte Italiens wanderte. Zwischen der lang gestreckten Hochdruckzone im Norden und dem Tief im Süden wurde mit einer vor allem über dem Süden Deutschlands kräftigen östlichen Strömung der Zustrom arktischer Kaltluft aufrechterhalten. Diese kräftige Ostströmung wurde beispielsweise durch die Spitzenböen auf dem Feldberg im Schwarzwald dokumentiert, wo an vier Tagen hintereinander (6. bis 10.) Werte über 100 km/h gemessen werden konnten. Mehr zu Schneetief "Yve" und der Kälte Anfang März in Mitteleuropa findet sich in einem separaten Artikel.
Zum 10. splittete sich die Hochdruckzone über dem nördlichen Mitteleuropa, bestehend aus "Isidor I" und "Isidor II", allmählich auf. Der östliche Teil, "Isidor I", wanderte Richtung Schwarzes Meer ab, "Isidor II" zog sich etwas nach Westen zurück. In die Schwachstelle dazwischen drang bereits am Abend des 9. eine erste Kaltfront mit dichten Wolken vor. Dahinter sickerte in tiefen Schichten sehr feuchte Luft in den Norden Deutschlands ein, in der sich eine geschlossene Hochnebeldecke ausbilden konnte. Vereinzelt fiel etwas gefrierender Sprühregen (z. B. Laage) und Schneegriesel (z. B. Hamburg, Rostock). In der Mitte schien die Sonne, in den Süden schob Tief "Andrea" dichtere Wolken vor.
Aus diesen fielen am 11. südlich des Mains verbreitet einige Zentimeter Schnee (z. B. Lahr 8 cm), im Norden weiteten sich die Hochnebelfelder etwa bis zum Mittelgebirgsraum südwärts aus; der sonnige Bereich in der Mitte wurde somit immer schmäler. Schritt für Schritt stiegen die Temperaturen vor allem im Westen und Nordwesten etwas an (z. B. Mannheim +6,4 °C), speziell im Süden sowie in einem Streifen nördlich der Mittelgebirge blieb es jedoch bei Dauerfrost. Nicht mehr ganz so kalt verliefen aufgrund der Mehrzahl an Wolken die Nächte.
Am 13. stand Hoch "Isidor" mit Schwerpunkt knapp südwestlich von Irland einem ausgeprägten nordosteuropäischen Tiefdruckkomplex gegenüber, dazwischen erstreckte sich die Frontalzone diagonal über die Nordosthälfte Deutschlands. In Bodennähe liefen an dem Frontenzug im Abstand von etwa 18 Stunden zwei Frontalwellen südostwärts ab. Erstere brachte am Abend des 13. dem Norden verbreitet Regen und starke bis stürmische Böen; als deutlich wetteraktiver entpuppte sich aber die zweite Welle respektive deren Kaltfront am Abend des 14. im Osten des Bundesgebietes. Dynamisch unterstützt durch einen markanten Kurzwellentrog in der Höhe traten starke Schnee- und Graupelschauer, einzelne Wintergewitter und Sturmböen (z. B. Leipzig/Flgh. 83 km/h) auf; in Görlitz fielen innerhalb von sechs Stunden 12 cm Neuschnee. Vergleichsweise ruhig verlief dieses Wochenende in der Südwesthälfte Deutschlands mit zwar vielen Wolken, aber nur wenig Regen und Schnee. War der März im Vergleich zum langjährigen Mittel bis dahin deutlich zu kalt, wurden zur Monatsmitte die Weichen Richtung Frühling gestellt. Der über dem Ostatlantik/Westeuropa liegende Hochdruckrücken und mit ihm "Isidor" rückten allmählich südostwärts vor, am 15. lag der Schwerpunkt des Bodenhochs bereits über Westfrankreich. Im Umfeld der nach wie vor diagonal über Mitteleuropa ausgerichteten Luftmassengrenze fiel weiterhin etwas Regen, nach Osten hin und in höheren Lagen Schnee. Zum Abend hin näherte sich ein letztes, über Deutschland nach Südosten ablaufendes Randtief ("Dagmar") mit sich intensivierenden Niederschlägen von Nordwesten her. Verbreitet fielen zwischen 5 und 10 mm zwischen innerhalb von sechs Stunden bis 19 Uhr MEZ.
Am 17. hatte sich Hoch "Isidor", welches das Wettergeschehen in Mitteleuropa nun seit rund zwei Wochen maßgeblich mitbestimmte, zu den Alpen verschoben und zog sich im Tagesverlauf noch weiter nach Süden zum zentralen Mittelmeer zurück. Somit stellte sich in Bodennähe eine südwestliche Strömung ein, mit der zunehmend milde Luft nach Deutschland geführt wurde. In der mittleren und oberen Troposphäre wurde der Rücken über Westeuropa zunächst regeneriert. In der Westhälfte der Bundesrepublik schien vielfach die Sonne, die Temperaturen erreichten bereits häufig Werte zwischen +10 und +15 °C. Viele Wolken hielten sich noch nach Osten hin, aber auch dort fasste die milde Luft allmählich Fuß (z. B. Cottbus +9,4 °C). Am 18. machte die Erwärmung weitere Fortschritte. Der regenerierte und dadurch breite Rücken verschob sich bis zum Tagesende über Mitteleuropa ostwärts, wodurch auch in größeren Höhen allmählich eine weit im Südwesten ansetzende südwestliche Strömung in Gang kam. Auf der Vorderseite zweier umfangreicher atlantischen Tiefdruckgebiete ("Felicitas" und "Gisela") intensivierte sich der Zustrom warmer Luft. So wurden bei reichlich Sonnenschein im Westen zum ersten Mal verbreitet Werte nahe +20 °C gemessen, örtlich auch wenige Zehntel darüber (z. B. Bendorf +20,3 °C). Mit dem fast ungetrübten Sonnenschein war es am 19. im Norden Deutschlands allerdings schon wieder vorbei, als dort die Kaltfront von Tief "Felicitas" mit kompakter Bewölkung und etwas Regen übergriff. In der Südwesthälfte schien dagegen bei ähnlichen Höchstwerten wie am Vortag erneut vielmals die Sonne.
Am 21. passierten weitere Kurzwellentröge sowie am Abend die Kaltfront des sich zur Ostsee bewegenden Tiefs "Gisela" Deutschland. Dabei blieb der wechselhafte Witterungscharakter mit schauerartigen Regenfällen erhalten, größere Auflockerungen gab es am Nachmittag und Abend postfrontal im Norden. Die sehr milde Luftmasse wurde nach Südosten abgedrängt und durch kühlere Meeresluft ersetzt (z. B. Regensburg +17,3 °C, Cuxhaven +7,9 °C).
In der Kalenderwoche 12 - also ab dem 22. - unternahm der Frühling einen neuen Anlauf in Mitteleuropa. Die eingeflossene kühlere Meeresluft geriet zunächst unter den Einfluss eines weit nach Osten reichenden Azorenhochkeils. Kompaktere Wolkenfelder hielten sich im Bereich der zurückhängenden Kaltfront von "Gisela", die mittlerweile über dem Nordwesten Russlands angelangt war, in einem Streifen über der Mitte Deutschlands, sonst schien oft die Sonne. Die Temperaturen übersprangen am Oberrhein bereits wieder die +15-Grad-Marke (z. B. Rheinstetten +16,0 °C). Am 23. beeinflusste das Frontensystem eines über den Süden Skandinaviens ostwärts ziehenden Tiefs ("Helene") den Norden und die Mitte Deutschlands. Regen fiel aber in nur unbedeutenden Mengen (z. B. Itzehoe 1 mm), sonst versperrten meist viele Wolken den Blick zum Himmel. Bis zu elf Sonnenstunden gab es im Nordwesten und in Baden-Württemberg; im Süden bei Temperaturen bis +18 °C (z. B. Lahr +17,9 °C).
Am 26. ereignete sich ein für Ende März ungewöhnlich markanter und schon fast typisch sommerlicher Kaltfrontdurchgang. Dabei handelte es sich um die Kaltfront von Tief "Ingeborg", das inzwischen bei den Britischen Inseln Stellung bezogen hatte. Auf der Vorderseite des Langwellentroges lief ein scharfer Kurzwellentrog nordostwärts ab und initiierte an der Front über Nordostfrankreich eine Randtiefentwicklung ("Judy"). Dieses Tief zog im Tagesverlauf über Baden-Württemberg und Nordbayern hinweg und drehte dann nach Norden ein. Während im Westen Deutschlands bereits am späten Vormittag kräftiger Regen aufkam, erwärmte die Sonne die Luft nach Osten hin nochmals auf Werte zum Teil deutlich über +20 °C. Weitere sechs Dekaden- und gleichzeitig neue Märzrekorde wurden dort verzeichnet, unter anderem am Münchner Flughafen mit +24,0 °C. Zum Mittag formierte sich eine ausgeprägte Gewitterlinie über Hessen und Württemberg, die bis zum Abend bis nach Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern vorankam. Dabei traten starke Regenfälle (z. B. Kassel 18 mm) und Sturm-, örtlich auch Orkanböen auf (z. B. Gießen 122 km/h). Mit Passage der Kaltfront gingen die Temperaturen innerhalb kürzester Zeit um mehrere Grad zurück, zum Teil gab es regelrechte Temperaturstürze (z. B. Bamberg +23 °C auf +12 °C zwischen 15 und 16 Uhr MEZ). Besonders imposant verlief der Tag in Balderschwang im Allgäu, wo zur Mittagszeit Sonnenschein und +18 °C noch Frühlingsstimmung verbreiteten und vier Stunden später etwa 10 cm Neuschnee lagen. Am 27. verlagerte sich der Langwellentrog, angefüllt mit höhenkalter und damit labil geschichteter Meeresluft, zusammen mit dem ursprünglichen Kern von Tief "Ingeborg" über Mitteleuropa ostwärts. Verbreitet kam es zu Schauern, örtlich auch einzelnen Gewittern.
"Kerstin" etablierte sich wie ihre Vorgängerin zunächst bei den Britischen Inseln und leitete einen neuen Warmluftschub ein. Vor dem Tief und dem zugehörigen Höhentrog drehte die Strömung zum 29. auf Südwest zurück, mit Sonnenunterstützung konnten am Nachmittag im Süden und Südwesten bereits wieder nahe +20 °C erreicht werden (z. B. Lahr +18,7 °C). Reichlich Regen fiel dagegen in der Mitte im Umfeld der dort verharrenden Warmfront von "Kerstin", an der sich eine Welle gebildet hatte. In Leinefelde beispielsweise wurden 17 mm innerhalb von zwölf Stunden bis 19 Uhr MESZ registriert. Die Kaltfront von "Kerstin" schritt am 30. über Deutschland hinweg ostwärts voran. Ähnlich wie vier Tage zuvor entstand auch dieses Mal ein Randtief und am Nachmittag eine Gewitterlinie; aufgrund der weniger großen Temperaturgegensätze an der Kaltfront - speziell die präfrontale Luftmasse war weniger warm temperiert - fielen die Wettererscheinungen insgesamt aber nicht ganz so heftig aus. Örtlich kamen aber dennoch beachtliche Regenmengen zustande, so meldete etwa der Hamburger Flughafen Fuhlsbüttel am Morgen des 31. eine zwölfstündige Niederschlagsmenge von 21 mm. Am letzten Tag des Monats intensivierte sich "Kerstin" über den Britischen Inseln gar noch etwas. Die in den Westen und Südwesten Deutschlands einfließende hochreichende Kaltluft sorgte dort verbreitet für Schauer und einzelne Gewitter. Nach Norden hin blieb es bei einer Mischung aus Sonne und Wolken überwiegend trocken. Die Temperaturen lagen tagsüber recht einheitlich bei Werten zwischen +10 und +15 °C.
Monatswerte Nachstehend Monatswerte vom März 2010 für ausgewählte Stationen in Deutschland. "Temp." steht dabei für die Monatsmitteltemperatur, "Nds." für die Niederschlagssumme und "Sonne" für die Sonnenscheindauer. "Vgl." gibt für die jeweilige Größe den Vergleich mit dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 des Ortes an (Quelle: DWD):
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