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Montag, 2. November 2009, 18:30 MEZ
Rückblick Oktober 2009 Satellitenbild: 15.10.2009, 12:27 UTC, NOAA-19 VIS Quelle: B. J. Burton |
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Wetterlage und Entwicklung Die nur geringfügig nach unten abweichenden Monatsmitteltemperaturen verraten auf den ersten Blick wenig über die tatsächlich sehr unterschiedlichen Witterungsphasen im Oktober 2009 in Mitteleuropa. Einem sehr warmen Monatsbeginn mit einem neuen deutschen Temperaturrekord stand eine bereits durchaus als winterlich kalt zu bezeichnende zweite Dekade gegenüber, in der ebenfalls wieder Rekorde auftraten - dieses Mal in die andere Richtung. Im Schnitt ergeben sich so nur leichte Abweichungen vom Mittel der Jahre 1961 bis 1990, die von -2,2 K auf dem Wendelstein bis +0,4 K in Kempten reichten. Besonders nass war der Monat in der Nordosthälfte Deutschlands, dort fiel teilweise fast die dreifache Menge des sonst üblichen Niederschlags (z. B. Magdeburg 81,9 mm / 281 Prozent). Umgekehrt wurde das Soll in der Südwesthälfte meist nicht ganz, in Saarbrücken sogar nur gut zur Hälfte erfüllt (37,4 mm / 52 Prozent). Die aufsummierte Sonnenscheindauer lag im Westen und Norden im Bereich des für Oktober zu erwartenden (z. B. Bremen 99,1 Stunden / 99 Prozent); der Osten und Süden wurde dagegen zum Teil nur halb so lang wie im langjährigen Mittel beschienen (z. B. Hof 56,1 Stunden / 46 Prozent). Rheinstetten kam im Oktober 2009 auf eine Monatsmitteltemperatur von +10,3 °C, eine Gesamtniederschlagsmenge von 57,1 mm und eine Sonnenscheindauer von 86,0 Stunden. Im Vergleich mit der Referenzperiode 1961 bis 1990 schnitt der Monat also geringfügig zu warm (+0,3 K), etwas zu trocken (90 Prozent) und mit etwas weniger Sonne als üblich (86 Prozent) ab. Eine ausführlichere Betrachtung mit sämtlichen Tageswerten der Station gibt es hier.
Am 2. überquerte die Front die Alpen, dahinter riss die Bewölkung auf. Über den Norden und die Mitte Deutschlands schwenkten mehrere kurzwellige Höhentröge hinweg; zahlreiche Schauer waren die Folge. Über zwölf Stunden summierten sich dabei örtlich zweistellige Regenmengen (z. B. Bremerhaven 11 mm).
Sturmtief "Sören" zog am 5. weiter in den Nordwesten Russlands und verlor den Einfluss auf das Wettergeschehen in Mitteleuropa. Derweil hatte sich vor Südwesteuropa ein umfangreiches Tiefdrucksystem ("Uwe") etabliert, mit "Grace" bildete sich unweit der Azoren sogar ein tropischer Sturm aus. Auf der Vorderseite dieses Tiefdrucksystems wurde im Zusammenspiel mit einem weiteren kräftigen Tief der nordatlantischen Frontalzone, "Tim", ein massiver Warmluftvorstoß nach West- und Mitteleuropa eingeleitet. Dabei fiel am 5. selbst zunächst im Bereich der rückläufig werdenden Kaltfront von "Sören", die in die Warmfront von "Tim" überging, verbreitet Regen. Ausgespart blieben die Gebiete südlich der Donau und nordöstlich der Elbe. Am 6. verlagerte sich ein Randtief von "Uwe" quer über die Mitte Deutschlands nach Osten. Zusammen mit in der südwestlichen bis westlichen Höhenströmung ablaufenden Kurzwellentrögen sorgte dieses Randtief vor allem erneut im Westen und in der Mitte für teilweise kräftigen Regen, in Lüdenscheid fielen bis zum Abend 16 mm. Zum 7. setzte sich die Warmluft bundesweit durch. Schon die Nacht verlief außergewöhnlich mild, örtlich wurde eine Tropennacht nur knapp verpasst. An einigen Stationen konnte die wärmste Oktobernacht seit Beginn der Messaufzeichnungen notiert werden, zum Beispiel im nordrhein-westfälischen Geilenkirchen (+18,1 °C). Im 850-hPa-Niveau wurden über dem Süden und der Mitte verbreitet über +15, im Alpenvorland mit leichter Föhnunterstützung sogar über +20 °C analysiert. Entsprechend stiegen die Temperaturen am Boden südlich des Mains zum Teil deutlich über +25 °C, den höchsten Wert registrierte die Station Müllheim bei Freiburg mit +30,9 °C - dies bedeutete einen neuen deutschen Rekord für Oktober. Weitere Rekorde fielen an den Stationen Regensburg, München/Flughafen und Straubing. Mit Annäherung der Kaltfront von "Tim", das zwischenzeitlich über der Halbinsel Kola angekommen war, und an der Tief "Uwe" zügig nordostwärts zog, entwickelten sich in der feuchtwarmen Luftmasse zum Abend besonders in einem Streifen über Nordrhein-Westfalen und Südniedersachsen kräftige Gewitter, die den Vergleich mit sommerlichen Gewittern nicht zu scheuen brauchten. Innerhalb weniger Stunden kamen mancherorts hohe Regensummen zustande (z. B. Gütersloh 56 mm in zwölf Stunden). Hauptsächlich in Ostwestfalen überfluteten die Wassermassen zahlreiche Straßen (siehe Artikel).
Das nächste Frontensystem griff am 10. auf Mitteleuropa über. Geknüpft an einen markanten Kurzwellentrog brachten die zu Tief "Vali" bei Island gehörenden Ausläufer großflächigen Regen; zahlreiche kräftige Regenschauer und einzelne Gewitter waren wenig später dem Höhentrog zuzuordnen. Am Okklusionspunkt des Tiefs bildete sich zudem ein Randtief, "Vali II" aus, das mit seinem Zentrum im Tagesverlauf über den Norden Deutschlands nach Polen zog. Zu Beginn der zweiten Dekade weitete sich ein Langwellentrog vom Nordmeer über Mitteleuropa nach Süden aus, damit einhergehend bewegte sich auch das ursprüngliche Tief "Vali" nach Mittel- und bis zum 12. nach Osteuropa. Die eigentliche Kaltfront von "Vali" überquerte Deutschland in der zweiten Tageshälfte des 11. mit Regen und zum Teil orkanartigen Böen auf den Bergen (z. B. Feldberg/Schwarzwald 108 km/h); hinter einer zweiten Front, quasi der umgebogenen Okklusion, flutete dann am 12. polare Kaltluft ganz Mitteleuropa. Um 9 Uhr MESZ meldete der 1142 Meter hohe Brocken im Harz Schneeregen. Die Temperaturen gingen deutlich zurück, nordöstlich der Elbe wurde die +10-Grad-Marke oftmals nicht mehr erreicht.
Doch nicht nur bei den Tiefsttemperaturen, auch in Sachen Schnee gab es neue Rekorde zu vermelden. In Nürnberg und Dresden konnte seit Beginn der Schneehöhenmessungen noch nie so früh im Herbst eine geschlossene Schneedecke beobachtet werden. Diese kam am 15. durch großflächiges Aufgleiten warmer Luft vor allem in der mittleren Troposphäre zustande, in der Bodenwetterkarte durch die um den Tiefkern von "Wimar" gebogene Okklusion analysiert. Während im Westen vielfach die Sonne schien, schneite es in der Osthälfte zum Teil bis in die Niederungen. Bemerkenswert für Mitte Oktober waren an diesem Tag die Höchsttemperaturen, die im Dauerregen/-schneefall im Osten an manchen Orten bei kaum +3, im Nordwesten bei maximal +11 °C lagen.
Hinter "Xavier" strömte von Norden her erneut kalte, wenngleich nicht ganz so kalte wie in den Tagen zuvor und außerdem maritim geprägte Luft ein. Der Langwellentrog indes wurde durch von Norden einlaufende Kurzwellentröge regeneriert. Diese initiierten am 17. noch zahlreiche und örtlich durchaus kräftige Schauer, am 18. und 19. beruhigte sich das Wetter unter dem Einfluss des nach Osten vorrückenden Hochs "Xenia" dann. In den teilweise klaren Nächten sanken die Temperaturen häufig wieder in den frostigen Bereich, Lahr verbuchte mit -3,6 °C am Morgen des 19. sogar einen neuen Rekord für die zweite Monatsdekade. Eine ausführliche Betrachtung des frühen Kälteeinbruchs ist hier verfügbar.
Am 21. breiteten sich Nebel und Hochnebel insgesamt aus, vor allem entlang der Elbe. Zum Mittag und Nachmittag setzte sich dann aber doch meist die Sonne durch. Derweil stellte sich auf der Vorderseite von "Yannick" in den Alpen Föhn ein, am bayerischen Alpenrand kletterten die Temperaturen örtlich bis nahe +20 °C (z. B. Oberstdorf +17,9 °C). Der durch die Warmluftadvektion entstandene Rücken verschob sich am 22. allmählich nach Osten. Mitteleuropa gelangte somit mehr und mehr auf die Vorderseite des sich vom Atlantik her annähernden und zu Tief "Yannick" korrespondierenden Höhentroges, aus dem kurzwellige Anteile nordostwärts liefen. Ein erster solcher kurzwelliger Anteil griff im Tagesverlauf von Südwesten her auf Deutschland über, ihm zugehörig war die Okklusion des gealterten und sich abschwächenden Tiefs. So breitete sich am Nachmittag aus den Alpen heraus länger anhaltender Regen besonders auf Württemberg und Bayern aus, die zwölfstündigen Mengen bis 20 Uhr MESZ blieben jedoch unterhalb 10 mm. Rückseitig von Trog und Front riss die Bewölkung am Abend von Südwesten her auf.
Nach kurzem Zwischenhocheinfluss machte sich zum 25. das nächste Tief ("Zephir") bei den Britischen Inseln bemerkbar. Dessen okkludierendes Frontensystem erreichte bereits noch am Abend des 24. mit neuem Regen den Westen und zog im Verlauf des 25. über Deutschland hinweg ostwärts. Die Niederschlagsmengen hielten sich in engen Grenzen; verbreitet fielen um 2 mm, im Norden etwas mehr als im Süden, wo es zum Teil auch gänzlich trocken blieb. Eingangs der letzten Oktoberwoche verlagerte sich "Zephir" über Südskandinavien hinweg zum Baltikum. Ihm folgte mit "Zarah" ein Hoch nach, das mit seinem Schwerpunkt am 28. genau über der Mitte Deutschlands zum Liegen kam. Im Bereich des abziehenden Tiefs beziehungsweise des zugehörigen Höhentroges fiel am 26. und 27. im Norden noch schauerartiger Regen, im Süden setzte sich ruhiges Herbstwetter mit recht milden Tagestemperaturen bis +17 °C am Oberrhein durch (z. B. Lahr).
Zum Monatsende verschwand Hoch ",Zarah" von der Karte, dafür schob sich aus dem skandinavischen Raum ein neues Hoch ("Antonia") nach Süden vor. An dessen Süd- und Westflanke wurde die Front nach Westen gedrückt, hinter ihr strömte kältere und trockenere Luft bis an Rhein und Mosel. Wurden am 30. noch Höchstwerte bis +16 °C gemessen (z. B. Köln/Bonn Flgh. +15,7 °C), waren es am 31. nur noch wenig über +10 °C.
Monatswerte Nachstehend Monatswerte vom Oktober 2009 für ausgewählte Stationen in Deutschland. "Temp." steht dabei für die Monatsmitteltemperatur, "Nds." für die Niederschlagssumme und "Sonne" für die Sonnenscheindauer. "Vgl." gibt für die jeweilige Größe den Vergleich mit dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 des Ortes an (Quelle: DWD):
Text und Gestaltung: CE
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