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Donnerstag, 01. Januar 2015, 18:45 MEZ
Schneefall, Kälte Mitteleuropa 27.12.-30.12.2012 Schnee in Bermatingen © Manuel Schmidberger |
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Nach Weihnachten erlebte Mitteleuropa im Winter 2014/2015 seinen ersten Wintereinbruch. Am 27.12. überquerte Sturmtief "Hiltrud" den Südwesten Deutschlands und bescherte den Gebieten in der Südhälfte Deutschlands vielerorts eine geschlossene Schneedecke. In den Folgetagen zogen bis zum 30.12. immer wieder neue Schneefallgebiete über Deutschland hinweg. Unter klarem Himmel wurde es in der Nacht zum 29.12. besonders in der Südhälfte Deutschlands sehr kalt. In Altheim, Kreis Biberach sank das Thermometer auf -24,9 Grad.
Wetterlage, Entwicklung und Auswirkungen Nach einem ausgesprochen milden und insbesondere in der Westhälfte Deutschlands vielerorts schneelosen Winter 2013/2014, der mit einer Abweichung von 3,1 K vom Mittel der Jahre 1961 bis 1990 bislang der viertmildeste Winter seit Beginn der Aufzeichnungen 1881 war, präsentierte sich der Winter 2014/2015 bis Weihnachten ebenfalls sehr mild. Mit einer kräftigen westlichen Strömung zwischen dem Tiefdruckkomplex "Freia" über Nordeuropa und Hoch "Thue" über dem Mittelmeerraum stiegen die Temperaturen am 23.12 im Süden Deutschlands örtlich über 15 Grad (Wielenbach (BY): 17,0 °C). Ab Heiligabend stellte sich die Wetterlage grundlegend um. Die Kaltfront von Tief "Gerlinde" überquerte Deutschland von Nord nach Süd und zwischen einem sich aufbauenden Hoch über dem Ostatlantik und dem nach Osten abziehenden Tiefdruckkomplex strömte an den Weihnachtstagen zunehmend kältere Luft polaren Ursprungs nach Deutschland.Im 850 hPa-Nieveau (etwa 1500 m) lagen die Temperaturen am 2. Weihnachtsfeiertag nur noch zwischen -5 Grad im äußersten Westen und Südwesten Deutschlands und -11 Grad im äußersten Nordosten. Im 500 hPa-Niveau wölbte sich an den Weihnachtsfeiertagen ein mächtiger Höhenrücken über dem Atlantik bis nach Grönland auf während über dem europäischen Kontinent ein Langwellentrog seine Amplitude nach Süden bis nach Nordafrika vergrößerte. Vorderseitig eines Kurzwellentroges entstand in der Nacht zum 26.12. westlich der Britischen Inseln Tief "Hiltrud". Starke Divergenz in der Höhe führte zu einer Evakuierung der sich darunter befindenden Luftsäule und somit zu einer raschen Intensivierung des Tiefs. Am 27.12., 6 UTC erreichte "Hiltrud" mit einem Kerndruck von etwa 992 hPa über dem Westen Belgiens ihren Höhepunkt der Entwicklung und verlagerte sich im weiteren Verlauf bis zum 28.12 mit der Höhenströmung südostwärts über Luxenburg, den Südwesten Deuutschlands und die Alpen in den Mittelmeerraum.
Durch die rasche Intensivierung von Hiltrud erhöhte sich der Druckgradient im Bereich des Tiefs und von England über den Norden Frankreichs und Belgien hinweg bis in den Südwesten Deutschlands und die Schweiz frischte der Wind stark bis stürmisch auf und es kam vielerorts zu Sturmböen, vereinzelt auch zu schweren Sturmböen. Auf den Gipfeln der Mittelgebirge wie etwa auf dem Feldberg im Schwarzwald (118 km/h), entlang des Ärmelkanals sowie auf den Alpengipfeln traten vereinzelt sogar Orkanböen auf.
Nach Abzug des Tiefs kam die aus Nordosten eingeflossene Kaltluft unter einem nachrückenden Hochdruckgebiet, das mit seinem Zentrum über den Britischen Inseln lag im Laufe des 28.12. zur Ruhe und der Himmel lockerte von Norden zunehmend auf. Unter klarem Himmel und über dem frisch gefallenen Schnee sanken die Temperaturen in der Nacht zum 29.12. südlich des Mains verbreitet in den zweistelligen Minusbereich. Am kältesten wurde es rund um die schwäbische Alb. In Altheim (Kreis Biberach, BW) sank das Thermometer auf -24.9 °C, Merklingen (Schwäbische Alb) brachte es auf -23.4 °C. Nördlich des Mains verhinderten aufziehende Wolkenfelder eine stärkere Auskühlung.
Bereits am Abend des 28.12. näherte sich dem Norden Deutschlands aus Norden Tief "Indira", das an einer schwach ausgeprägten Kurzwelle entstand und Deutschland im Laufe des 29.12. von Nord nach Süd überquerte. Damit setzten von der Küste her am Abend des 28.12. neue Niederschläge ein, die in der Nacht zum 29.12. südwärts zogen und zum 6 UTC-Termin die Mainlinie bereits überquert hatten. Mit Tief "Indira" drehte die Strömung von östlichen Richtungen auf Nordwest und von der Nordsee wurden deutlich mildere Luftmassen ins Landesinnere geführt. Damit ging der Niederschlag im Nordwesten von der Nordsee her mehr und mehr in Regen über. In den übrigen Landesteilen schneite es bis in tiefe Lagen. Am meisten schneite es in der Nacht zum 29.12. in einem Streifen von Mecklenburg-Vorpommern bis nach Sachsen. Dort fielen verbreitet über 10 cm Neuschnee. Am 29.12. schneite es tagsüber besonders noch in Teilen Sachsens und Thüringens sowie in Baden-Württemberg und Bayern. Im Nordstau der Alpen kamen bis 30.12., 06 UTC örtlich über 30 cm Neuschnee zusammen, so zum Beispiel mit 34 cm in Reit im Winkl. In der milderen Nordseeluft stiegen die Temperaturen in der Nordwesthälfte tagsüber verbreitet über den Gefrierpunkt, während der Südosten des Landes im Dauerfrostbereich verharrte. Im Allgäu beispielsweise lagen die Höchstwerte nur bei etwa -6 Grad. Während sich am Abend die Schneefälle zu den Alpen zurückzogen, setzten von Norden massiver Warmluftadvektion zur Folge erneut Niederschläge ein, die sich in der Nacht und am Folgetag südwärts ausbreiteten. Nordwestlich einer Linie etwa vom Niederrhein bis in den Norden Brandenburgs gingen die Schneefälle in milderer Nordseeluft rasch in Regen über. Ansonsten schneite es bis in die Niederungen nochmals teils kräftig. Am meisten schneite es am 30.12 im Süden Bayerns, besonders am Alpenrand. Am Silvestermorgen meldete die Station München-Stadt eine Schneehöhe von 30 cm. In Balderschwang summierte sich der Schnee auf eine Höhe von 120 cm. Neben zahlreichen Verkehrsunfälle sorgten die starken Schneefälle in den letzten Tagen des Jahres 2014 zum Teil auch für Behinderungen im Schienenverkehr. Verspätungen und Zugausfälle waren die Folge. Zu Behinderungen kam es auch an den Flughäfen Frankfurt, Leipzig/Halle, Stuttgart und München. Allein am Flughafen München fielen am 30.12. 45 Flüge aus.
Text: MB 01. Januar 2015 |