Ende September entwickelten sich über westlichen Mittelmeerraum stellenweise Unwetter mit heftigem Starkregen und Überflutungen.
Betroffen waren vor allem Katalonien und Südfrankreich. In Montpellier fielen in wenigen Stunden über 250 mm Niederschlag - Rekord!
Frankreichs Innenminister rief für die betroffenen Kommunen den Naturkatastrophenzustand aus. Es kam zu zahlreichen Schäden und
Verkehrsbehinderungen.
Wetterlage und Entwicklung
Ende September dominierte über dem westlichen Mittelmeerraum schwacher Tiefdruckeinfluss. Auf der Bodendruckkarte kaum zu erkennen,
sorgte es mit seiner vorgelagerten Konvergenzlinie für stellenweise enorme Regenmengen. Auf der Höhenwetterkarte war zunächst
ebenfalls nur ein schwacher Trog zu erkennen, der auf seiner Vorderseite für Hebungsvorgänge verantwortlich war - allerdings
auch nicht derartige Extremwetterereignisse vermuten ließ.
Mit der Höhe zunehmende Vorticityadvekion war wenig vorhanden. In den westlichen Mittelmeerraum wurden aber feuchtwarme Luftmassen
aus Nordafrika advehiert. Über dem noch warmen Mittelmeer erreichten die 850-hPa-pseudopotentiellen Temperaturen 50-60 °C und
ermöglichten die Bildung von heftigen Gewittern. In Palma de Mallorca (ES) betrug die konvektiv verfügbare potentielle Energie (CAPE)
am 29.09. um 12 UTC beachtliche 1614 J/kg.
500-hPa-Geopotential, Bodendruckanalysen, 850 hPa pseudopot. Temperaturen und CAPE |
Quelle: wetter3.de, FU Berlin/DWD |
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28.09.2014, 00 UTC |
29.09.2014, 00 UTC |
30.09.2014, 00 UTC |
01.10.2014, 00 UTC |
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Satellitenfilm, 29.09. (Zur Animation bitte Bild anklicken)
© Sat24
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Vom Norden Marokkos und Algeriens ausgehende Gewitter kamen am 28.09. nordwärts voran und erfassten zunächst die spanische
Mittelmeerküste und die Balearen. Örtlich fielen in Katalonien über 100 mm Niederschlag in kurzer Zeit. So fielen in Girona (ES)
im Nordosten Kataloniens in 24 Stunden 137,4 mm, davon 132 mm in zwölf Stunden. Im nördlich angrenzenden französischen Département
Pyrénées-Orientales fielen lokal Regenmengen um 75 mm.
Am 29.09. steuerten von Nordafrika erneut zum Teil heftige Gewitter nordwärts und führten an der spanischen Mittelmeerküste,
auf den Balearen und in Südfrankreich für teilweise heftigen Starkregen.
Im südfranzösischen Département Hérault sorgte ein parallel stratiform Mesoscale Convective System (PS-MCS) für örtlich extrem
ergiebigen Starkregen. Geringe Verlagerungstendenzen und linienhaft angeordnete Wolkenformationen waren verantwortlich für
andauernden Starkregen. Besonders betroffen war Montpellier (FR), wo innerhalb von zwei Stunden 180 mm und binnen drei Stunden
250 mm vom Himmel kamen. Für Montpellier bedeuten diese Regenmengen Stunden- und Tagesrekord. Außerdem wurde ein neuer
Monats-Regenrekord aufgestellt - und das in nur wenigen Stunden (Quelle: keraunos.org). Im langjährigen Mittel (1981-2010)
beträgt die Monats-Niederschlagssumme in Montpellier 80,3 mm (Quelle: meteofrance.com). Am 29.09. ist somit mehr als das
Dreifache in nur drei Stunden gefallen. Laut Météo France waren es die schwersten Regenfälle seit elf Jahren.
Satellitenbilder RGB-Airmass Zentraleuropa |
Quelle: EUMETSAT |
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28.09.2014, 12 UTC |
28.09.2014, 21 UTC |
29.09.2014, 08 UTC |
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29.09.2014, 14 UTC |
30.09.2014, 00 UTC |
30.09.2014, 12 UTC |
Nach zahlreichen Überschwemmungen in der Region mussten Straßen gesperrt, Flüge umgeleitet oder gestrichen und Schulen
evakuiert werden. Etwa 4000 Menschen harrten die Nacht zum 30.09. in Bahnhofshallen und Notunterkünften aus. Mindestens
3500 Haushalte blieben vorübergehend ohne Strom.
Frankreichs Innenminister Cazeneuve hat für rund 60 Kommunen Héraults
den Zustand des Naturkatastrophengebiets ausgerufen
(Quelle: Le Parisien).
Auch am Folgetag kam es noch zu Beeinträchtigungen im Bahnverkehr.
Am 30.09. gingen im Nordosten Spaniens und in Südfrankreich erneut zum Teil kräftige Gewitter nieder. Insgesamt blieb die
Intensität aber deutlich unter den Starkregenfällen des 29.09. zurück.
Nur zehn Tage zuvor suchten heftige Gewitter die Region Languedoc-Roussillon heim und sorgte mit heftigen Regenfällen für
Überschwemmungen. Ein Bach an einem Campingplatz schwoll in kürzester Zeit zu einem reißenden Strom an und riss vier Menschen in den Tod.
Niederschlagsradarbilder Frankreich |
Quellen: infoclimat.fr |
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29.09.2014, 03 UTC |
29.09.2014, 06 UTC |
29.09.2014, 09 UTC |
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29.09.2014, 12 UTC |
29.09.2014, 15 UTC |
29.09.2014, 18 UTC |
Ort |
24-h-RR bis 29.09 |
Zeit (bis) |
Gerona (ES)
Barcelona Aeroporto (ES)
Corbera Pic d'Agulles (ES)
Sant Hilari (ES)
Perpignan (FR)
Sabadell Aeroporo (ES)
Prat de Llucanès(ES)
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137,4 mm
95,9 mm
84,8 mm
83,2 mm
75,6 mm
71,8 mm
62,8 mm
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06 UTC
06 UTC
00 MESZ
00 MESZ
00 MESZ
00 MESZ
00 MESZ
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Ort |
24-h-RR bis 30.09. |
Zeit (bis) |
Montpellier (FR)
Beziers - Cap d'Agde (FR)
Figueres (ES)
Espolla (ES)
Girona Aeroporto (ES)
Girona (ES)
La Vall de Bianya (ES)
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299,5 mm
130,9 mm
115,6 mm
93,8 mm
88,8 mm
68,8 mm
62,8 mm
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06 UTC
06 UTC
00 MESZ
00 MESZ
00 MESZ
00 MESZ
00 MESZ
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Ort |
24-h-RR bis 01.10. |
Zeit (bis) |
Calanda (ES)
Caldes de Monbui (ES)
Cap Cepet (FR)
Hyerres (FR)
Marseille (Marignane Aerop.) (FR)
Toulon (FR)
Hijar (ES)
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63,0 mm
52,6 mm
52,0 mm
50,3 mm
48,7 mm
43,6 mm
43,0 mm
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00 MESZ
00 MESZ
06 UTC
06 UTC
06 UTC
06 UTC
00 MESZ
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Text: SB 03. Oktober 2014
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