Anfang September 2014 verursachten heftige Monsunniederschläge schwere Überschwemmungen in Teilen Pakistans und im Nordwesten
Indiens. Im pakistanischen Lahore fielen innerhalb von 3 Tagen fast 500 mm Niederschlag. Durch die Überflutengen kamen
mehr als 450 Menschen ums Leben.
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Akkumulierter 7-Tage-Niederschlag in Südasien bis 10.09.2014
© TRMM
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Alljährlich drehen die Winde über dem Indischen Subkontinent in den Sommermonaten zwischen Juni und September von
nordöstlichen auf südwestliche Richtungen und führen anstatt trockenen Kontinentalluftmassen feuchtwarme Luft vom Indischen
Ozean auf den Kontinent und gegen den Himalaya. Zu dieser Zeit fällt dort der Großteil des Jahresniederschlags, der meist in
Form heftiger von Gewittern begleitenden Starkregenfällen niedergeht. Die Ursache der alljährlichen Winddrehung liegt in der
stärkeren Erhitzung der Landesoberflächen im Sommer im Vergleich zur Meeresoberfläche. Über dem Indischen Subkontinent
entsteht ein Hitzetief und die Luft wird zum Aufsteigen gezwungen. Um die Luftdruckunterschiede auszugleichen strömen aus
Südwesten feuchte Luftmassen nach und der Sommermonsun setzt ein.
Im Durchschnitt beginnt der Südwestmonsun etwa am 01. Juni im äußersten Süden Indiens und in Bangladesch und arbeitet
sich bis Mitte Juli nach Nordwesten bis in die zentralen Teile Pakistans voran. In diesem Jahr hielt sich die Trockenheit in
vielen Landesteilen Indiens länger als üblich und der Sommermonsun setzte später ein. Großflächig fielen die
Monsunniederschläge über Indien bislang etwa 11 % geringer aus als im langjährigen Mittel. In der ersten
Septemberwoche jedoch machten sich über dem Norden Pakistans sowie über dem Nordwesten Indiens mächtige Gewittercluster
breit, die dort besonders zwischen dem 02.09. und 06.09. sintflutartige Regenfälle mit sich führten.
In der Indischen Provinz Jammu & Kaschmir im Nordwesten des Landes fielen zwischen dem 04.- und dem 10. September mit
durchschnittlich 267,7 mm knapp das 9-fache der sonst für diesen Zeitraum üblichen Niederschlagsmenge. In Pakistan
waren besonders die Provinzen Punjab und Gilgit Baltistan / Azad Kaschmir von ergiebigen Regenfällen betroffen. In der
pakistanischen Hauptstadt Islamabad fielen am 05. September an nur einem Tag 298 mm Niederschlag. Üblicherweise
fallen dort nur 110,7 mm in einem ganzen September. In der zweitgrößten pakistanischen Stadt Lahore fielen zwischen dem
04.- und 06.09 binnen 3 Tagen 498 mm Regen. Im September werden dort im Mittel nur knapp 75 mm gemessen.
Durch die enormen Regenmengen schwollen zahlreiche Flüsse stark an und überfluteten ganze Landstriche. Der Durchfluss an
der Manglatalsperre stieg von knapp über 20.000 Cusecs am 03.09. auf über 410.000 Cusecs am 06.09 an. Dies
entspricht einer Durchflussrate von 11,6 Mio. Liter pro Sekunde.
Niederschläge und Niederschlagsanomalie der letzten 30 Tage bis 08.09.2014|
Quelle: NOAA CPC
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Islamabad (Pakistan) |
Srinagar (Indien) |
Lahore (Pakistan) |
In der Region Kaschmir, die zum Teil zu Indien, zum anderen Teil zu Pakistan gehört, standen 450 Dörfer unter Wasser
und auch in der Millionenmetropole Srinagar verursachte die Flut schwere Verwüstungen. Mehr als 50 Brücken sowie große
landwirtschaftliche Bestände wurden zerstört, einzelne Kraftwerke fielen aus. Hunderttausende mussten ihre Häuser verlassen.
Insgesamt kamen in den Fluten mehr als 450 Menschen ums Leben. (Quelle: wunderground) Damit forderte das Hochwasser in diesem Jahr nicht so
viele Opfer als die große Flut in Pakistan 2010 (siehe Artikel), bei der etwa 1700 Menschen starben.
Station |
Niederschlagsmenge |
Mittlere Niederschlagsmenge im September |
Lahore A/P
Sialkot Cantt
Rawalakot
Kotli
Islamabad A/P
Mangla
Gujranwala
Kasur
Okara
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498 mm
471 mm
464 mm
410 mm
336 mm
333 mm
286 mm
280 mm
257 mm
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74,6 mm
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83,4 mm
110,7 mm
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Niederschlag/Niederschlagsabweichung vom 01.06. bis 10.09.2014 für den Nordwesten Indiens (oben) und vom 04.09. bis 07.09. täglich für ganz Indien (unten)
Quelle:
India Meteorological Department |
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Text: MB 13. September 2014
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