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Donnerstag, 31. Juli 2014, 11:30 MESZ Heftige Gewitter, Starkregen Mitteleuropa 28.07.-30.07.2014 Überflutungen in Münster am 28.07.2014 © Christian Blanke |
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Ende Juli 2014 kam es in Deutschland nach den heftigen Gewitter- und Starkregenereignissen Anfang Juli und zum Ende der zweiten / Anfang der dritten Julidekade erneut zu verbreiteten Gewittern, die stellenweise extremen Starkregen brachten. Mancherorts fiel innerhalb weniger Stunden die für den gesamten Juli übliche Regensumme. Entsprechend kam es örtlich zu Überschwemmungen.
Wetterlage und Entwicklung Am 27.07. vergrößerte ein Trog über dem nördlichen Ostatlantik seine Amplitude und über den Britischen Inseln schnürte sich bei einem Cut-Off-Prozess ein eigenständiges Höhentief ab, das sich auf den Weg Richtung Frankreich machte. Vorderseitig geriet besonders Mitteleuropa in den Einfluss von Warmluftadvektion. Bis nach Finnland wurden auf der 850-hPa-Fläche (rund 1500 Meter) um 15 °C analysiert. Erste Hitzegewitter enwickelten sich bereits am 27.07. und fielen lokal kräftig aus. Bis 28.07., 06 UTC registrierte Pöttmes-Schnellmannskreuth (BY) eine Tagesniederschlagssumme von 59,0 mm. Am 28.07. befand sich das Höhentief über Frankreich und sorgte an seiner Vorderseite für großräumige Hebungsvorgänge, die in feucht-warmer Luft zur Auslösung von Gewittern führte. Diese entwickelten sich zunächst besonders nachmittags und abends über dem Bergland und ausgehend von Bergen. Vorderseitig des Höhentiefs bildete sich außerdem ein schwaches Bodentief aus, das im Bereich der Kaltfront und der vorgelagerten Konvergenzlinie die Bildung von Gewittern verursachte.
Stationäre Gewitter mit extremem Starkregen Betroffen waren vor allem der Südwesten und Westen Deutschlands sowie Holland. In Deelen (NL) kamen bis 29.07., 06 UTC 131,2 mm Regen vom Himmel, gefolgt von Emmingen-Liptingen (BW) mit 109,4 mm. In Emmingen-Liptingen musste ein Hotel geräumt werden, weil Sturzbäche den Keller fluteten und der Strom ausfiel. Besonders heftig traf ein Unwetter das nordrhein-westfälische Münster, wo an der Station MuensterHKA des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) NRW eine unglaubliche Regenmenge von 293 mm innerhalb weniger Stunden gefallen sein soll. In Münster kam es infolge des extremen Starkregens zu schweren Überschwemmungen. Zahlreiche Keller standen unter Wasser, etliche Straßen waren überflutet, viele Unterführungen blieben unpassierbar, einige Bäume fielen um. Zwei Menschen starben in den Fluten. Allein in Münster gingen bei der Feuerwehr über 1000 Notrufe ein. Örtlich richtete Blitzschlag Schäden an. Am 29.07. kam das Drucksystem etwas nach Osten voran. Die schwachen Tiefdruckgebiete "Paula" und "Quintia" beeinflussten Mitteleuropa. Bei weiterhin eher geringen Luftdruckgegensätzen und schwachen Höhenwinden verlagerten sich die vor allem im Übergangsgebiet zwischen kühlerer Luft vom Atlantik und schwül-warmen Luftmassen mit 850-hPa-pseudopotentiellen Temperaturen von zum Teil über 60 °C entwickelnden Gewitter kaum. Stationäre Schauer und Gewitter, die sich meist am Nachmittag bildeten und zum Teil bis in die Nacht hinein andauerten, gingen daher mit ergiebigen Regenmengen in kurzer Zeit einher. In Bad Harzburg (NI) fielen 92,2 mm Tagesniederschlag bis 30.07., 06 UTC. Stellenweise traten erneut Überflutungen auf, die Keller voll laufen ließen und zu Verkehrsbehinderungen führten. In Frankfurt/Main wurden fast 100 Flüge gestrichen.
Von Nordwesten Abkühlung Am 30.07. machten sich von Nordwesten trockenere und kühlere Luftmassen bemerkbar. Verantwortlich dafür war die Kaltfront von Tief "Renate" mit Zentrum über dem Nordatlantik, die nachfolgend für stabilere Schichtungsverhältnisse sorgte. Besonders in der Osthälfte Deutschlands waren in der energiereichen Luft nochmals teilweise heftige Gewitter dabei. Die nötige Dynamik für Großhagel und heftige Böen war wegen der gradientschwachen Drucksituation, langsamen Verlagerungsgeschwindigkeiten und geringen Höhenwinden meist nicht gegeben.
Auch in anderen Teilen Europas teilweise kräftige Gewitter Ein weiterer Gewitterschwerpunkt lag von 27.07. bis 30.07. von der Adria bis zum Balkan. Dort befand sich über mehrere Tage ein Höhentief, das sich nur allmählich abschwächte. Stellenweise gingen heftige Gewitter mit Starkregen und Hagel nieder, wie etwa an der Station Portoroz-Secovlje Airport (SI), wo binnen 24 Stunden bis 30.07., 06 UTC 113,5 mm Niederschlag fielen. Sogar 119,8 mm waren es in Stabio (CH) im selben Zeitraum.
Betrachtet man Gesamt-Deutschland, so war der Juli 2014 flächendeckend im Schnitt über 50 Prozent nasser als im langjährigen Niederschlagsmittel für den Monat Juli. In Erfurt beispielsweise fielen 204,6 mm (Stand: 30.07.), was 420 Prozent des normal üblichen Werts entspricht. Trockener als im langjährigen Mittel blieb der Juli 2014 lediglich im äußersten Norden. Der Juli 2014 zeigte sich zudem von seiner warmen Seite - rund 2 Kelvin wärmer als im langjährigen Mittel von 1961-1990 und rund 1 Kelvin wärmer als im langjährigen Mittel von 1981-2010. Am wärmsten und sonnigsten war es in der Nordhälfte Deutschlands. Auf Sylt war es zum Beispiel über 4 Kelvin wärmer, Lahr dagegen lag ziemlich genau im langjährigen Temperaturmittel (1961-1990) für den Monat Juli. Auch beim Sonnenschein gab es ein Nord-Süd-Gefälle: Im Norden schien die Sonne rund ein Viertel mehr, im Süden bis zu ein Viertel weniger als im langjährigen Julimittel (1961-1990). Text: SB 31. Juli 2014 |