Zum Monatswechsel von Januar auf Februar 2014 stellten sich ergiebige Niederschläge auf der Alpensüdseite ein. Besonders betroffen
waren die Julischen Alpen und die Dolomiten in Italien sowie Osttirol und Kärnten in Österreich. In den Tälern fielen oberhalb etwa 600
Meter teilweise 100 bis 150 Zentimeter Neuschnee innerhalb 48 Stunden, auf den Bergen noch erheblich mehr. In anderen Landesteilen
Italiens sorgten ergiebige Regenfälle für Überschwemmungen, wie beispielsweise in Rom und auf Sizilien.
Wetterlage und Entwicklung
Am 28.01.2014 lag Westeuropa unter einem ausgedehnten Langwellentrog, an dessen Rückseite sich über dem Atlantik ein Kurzwellentrog
ausbildete. Dieser verlagerte sich in der Höhenströmung nach Süden und amplifizierte den über Westeuropa liegenden langwellentrog deutlich,
so dass er sich am 30.01 bis in den Süden Algeriens erstreckte. Nur sehr selten greifen Tröge über Europa vergleichsweise weit nach Süden
aus. Dies hatte zur Folge, dass feuchtwarme Luftmassen aus den Tropen auf der Vorderseite des Troges nordwärts über das Mittelmeer gegen die Alpen geführt wurden.
Durch die so entstandenen Luftmassengegensätze und positive Vorticityadvektion vor der Trogachse setzte am 29.01. über dem westlichen Mittelmeer eine Zyklogenese ein. Das so entstandene Tief
"Mayla" bildete in der Folge mit einem Tief, dass sich über dem afrikanischen Kontinent entwickelte, eine Tiefdruckrinne aus, die
sich am 31.01. von Tunesien bis in den Golf von Genua erstreckte.
500-hPa-Geopotential/Bodendruck (oben) und 850-hPa-Temperatur (unten) |
Quelle: wetter3.de,
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30.01.2014, 00 UTC |
31.01.2014, 00 UTC |
01.02.2014, 00 UTC |
Östlich des Tiefs setzte durch das Heranführen tropischer Luftmassen an der Alpensüdseite und über dem zentralen Mittelmeerraum
massive Warmluftadvektion ein, die in Verbindung mit der günstigen trogvorderseitigen Lage zu intensiven Hebungsprozessen führten, welche
sich an der Alpensüdseite orographisch bedingt noch verstärkten. Intensive Hebungsprozesse haben meistens ergiebige Niederschlagsmengen zur Folge.
Im Nordosten Italiens fielen innerhalb 72 Stunden örtlich über 200 mm Niederschlag. So meldete die Station Malga Capiela (Venetien) zwischen dem 30.01., 00:00 MEZ und 02.02., 00:00 MEZ
eine Niederschlagsmenge von 226 mm, davon 105 mm innerhalb 6 Stunden. Inneralpin fiel ein Großteil der Niederschläge bis in die Täler als Schnee.
In Kötschach-Mauthen in Kärnten kamen innerhalb 24 Stunden bis zum 31.01., 07:00 MEZ 102 cm Neuschnee zusammen. Am 01.02., 07:00 MEZ
lag dort eine Gesamtschneehöhe von 150 cm. In Dellach im Draxtal wurden innerhalb 48 Stunden 131 cm Neuschnee gemessen.
Selbst im nur etwa 450 Meter hoch gelegenen Villach lagen am selben Morgen 65cm Schnee.
Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik ZAMG spricht von einem 75 bis 100 jährigem Ereigenis. Österreichs Neuschneerekord
stammt mit einer 24-stündigen Neuschneemenge von 170 cm aus dem Jahr 1986. Am 02.01. ging der Schnee in den Tälern vorübergehend in
Regen über, was zu enormen Schneelasten auf Dächern, Bäumen und auch Stromleitungen führte. Viele Dächer mussten von der Schneelast befreit werden,
zahlreiche Strecken waren unpassierbar, in Teilen Kärntens und der Steiermark fiel in 10000 Haushalten kurzzeitig der Strom aus. Auch im Bahnverkehr kam es zu Verspätungen und Zugausfällen.
Im Südwesten Kärntens wurde am 31.01. die höchste Lawinenwarnstufe 5 ausgerufen.
MSG-Satellitenbilder sichtbarer Kanal (VIS) |
Quelle:
F. Valk / Eumetsat |
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30.01.2014, 12 UTC |
31.01.2014, 12 UTC |
01.02.2014, 12 UTC |
Niederschlagsradarbilder Italien |
Quelle: Protezione Civile |
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31.01.2014, 02:30 UTC |
01.02.2014, 11:30 UTC |
01.02.2014, 22:10 UTC |
In Verbindung mit kleinräumigen Vorticitymaxima vorderseitig des Troges, derren Advektion für weiteren Hebungsantrieb sorgte,
entstanden in der feucht-warmen Luft am 31.01. auch im mittleren Teil Italiens konvektiv verstärkte Niederschlagsgebiete. Besonders betroffen waren die Regionen
Emilia-Romagna, Marken, Umbrien und Latium. Bei solchen Ereignissen fallen innerhalb kurzer Zeit enorme Niederschlagsmengen. Binnen
6 Stunden (01:00-07:00 MEZ) fielen in Rom/Fiumicino 108,6 mm Regen. Viele Dörfer wurden überschwemmt (vgl. Bilder unten).
Akkumulierter Niederschlag |
Quelle:
ARPAV |
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Col Indes |
Malga Ciapela |
Am 01.02. schnürte sich der immer noch weit nach Süden reichende Höhentrog ab und es blieb ein eigenständiges Höhentief über dem
zentralen Mittelmeerraum übrig, dass sich in der Folge ostwärts verlagerte. Von Nordwesten stieß bereits der nächste Trog nach
Süden vor. Tief "Mayla" vertiefte sich vorübergehend nochmals über Sizilien und wies einen Kerndruck von unter 1000 hPa vor.
Wie bereits am Vortag in Mittelitalien ereigneten sich besonders in Sizilien kräftige Niederschläge. Im Stau des Etnas fielen
innerhalb 48 Stunden bis zu 300 mm Niederschlag. Auch hier kam es vielerorts zu Überschwemmungen. Drei Menschen starben, als
sie in ihrem Auto von den Wassermassen mitgerissen wurden.
72-stündige Niederschlagssummen vom 30.01, 00:00 MEZ bis 01.02, 00:00 MEZ (links)
Niederschlagssummen in Venetien am 01.02., 00:00-22:00 MEZ (Mitte)
48-stündige Niederschlagssummen auf Sizilien bis 01.02., 22:00 MEZ (rechts)
sowie Schneehöhen und 24-h-Neuschneemengen am 31.01., 7:00 MEZ (Mitte) und 01.02., 07:00 MEZ (rechts)
Datenquellen: ARPAV,
ZAMG
meteo.fvg
SIAS
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Ort |
Niederschlagssumme |
Malga Capiela
Col Indes
Feltre
Formo di Zoldo
Gaiarine
Belluno
Agordo
Cortina d'Ampezzo
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226 mm
221 mm
210 mm
206 mm
204 mm
191 mm
185 mm
184 mm
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Ort |
Niederschlagssumme |
Bordano
Coritis
Chievolis
Musi
Piancavello
Barcis
Tolmezzo
Gemona d.F.
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156,6 mm
148,8 mm
140,2 mm
123,2 mm
116,8 mm
105,8 mm
104,8 mm
81,2 mm
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Ort |
Niederschlagssumme |
Etna Nord
Linguaglossa
Modica
Ragusa
Novara di Sicilia
Randazzo
Gela
Torregrotta
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301 mm
205 mm
183 mm
158 mm
124 mm
83 mm
70 mm
64 mm
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Ort |
Schneehöhe |
Sonnblick
Villacher Alpe
Pitztaler Gletscher
Rudolfshütte-Alpinzentrum
Kötschach-Mauthen
Galzig
Dellach im Drautal
Lienz
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360 cm
217 cm
217 cm
178 cm
150 cm
144 cm
143 cm
110 cm
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Ort |
Neuschneemenge |
Kötschach-Mauthen
Dellach im Draxtal
Lienz
Hermagor
Mittewald/Drau
Villach
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102 cm
93 cm
71 cm
71 cm
57 cm
42 cm
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Ort |
Neuschneemenge |
Dellach im Drautal
Mallnitz-Bad
Millstatt
Döllach
Lienz
Villacher Alpe
Kötschach-Mauthen
Sonnblick
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40 cm
39 cm
39 cm
35 cm
35 cm
35 cm
25 cm
20 cm
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Text: MB 04. Februar 2014
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