Ein Vorgeschmack auf den nahenden Herbst brachte gegen Mitte September 2013 das Tief "Schorsch". Besonders
in Teilen Westeuropas und im südlichen Mitteleuropa frischte der Wind mit der Passage des Randtiefs stark auf. Im
Flachland gab es einzelne Sturmböen, in den süddeutschen Mittelgebirgen und in den Hochlagen der Alpen auch Orkanböen.
Teilweise kräftige Regenfälle brachte "Schorschs" Kaltfront in Süddeutschland und an den Nordalpen.
Wetterlage und Entwicklung
Frühherbstlich windiges, wechselhaftes und mitunter nasses Wetter stellte sich Mitte September 2013 in Teilen
Westeuropas und im südlichen Mitteleuropa ein. An der Südflanke von Zentraltief "Roland" mit Kern über dem Nordmeer entstand
zum 17.09. südlich von Grönland das Tief "Schorsch", das aus einem weiteren Tiefdruckgebiet über Neufundland hervorging. "Schorsch" war
ein sogenannter Schnellläufer - ein Randtief, das unterhalb der planetarischen Frontalzone eine hohe Verlagerungsgeschwindigkeit
aufweist und sich bei optimalen Umgebungsbedingungen rasch verstärken kann. Am 17.09., 00 UTC konnte "Schorschs" Kern
noch über dem Nordatlantik südwestlich von Island ausgemacht werden, 24 Stunden später hatte das Randtief bereits
Großbritannien überquert und lag mit seinem Kern über dem nördlichen Ärmelkanal. Zwar war in der Höhe der Jetstream mit
Windgeschwindigkeiten von über 200 km/h gut ausgeprägt, allerdings wies der mit "Schorsch" verbundene Kurzwellentrog kaum
Krümmung auf. Damit fiel trogvorderseitig die Advektion positiver Wirbelgröße (Vorticity) entsprechend gering aus und das Tief verstärkte sich nur marginal auf einen
minimalen Kerndruck von etwa 992 hPa über den Benelux-Ländern und Westdeutschland. Über dem östlichen Mitteleuropa füllte sich
"Schorsch" aufgrund der Bodenreibung und fehlendem Antrieb wieder auf. Zum 19.09. war keine geschlossene Kernisobare mehr
auszumachen.
500-hPa-Geopotential und Bodendruck sowie Bodendruckanalysen für Europa/Mitteleuropa
Quellen: wetter3.de,
Wetterzentrale,
DWD / FU Berlin |
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17.09.2013, 00 UTC |
18.09.2013, 00 UTC |
17.09.2013, 00 UTC |
18.09.2013, 00 UTC |
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17.09.2013, 12 UTC |
17.09.2013, 18 UTC |
18.09.2013, 00 UTC |
18.09.2013, 06 UTC |
Trotz nur schwacher Vertiefung bildete sich an "Schorschs" Südflanke ein großes Luftdruckgefälle aus, das durch einen aus Südwesten
nachrückenden Ableger des Azorenhochs gestützt wurde. Das damit verbundene Starkwindfeld erreichte im 850-hPa-Niveau (etwa
1500 Meter) mitunter Orkanstärke, war aber größtenteils im Warmsektor des Tiefs angesiedelt. Die dort herrschende
stabile Schichtung schränkte den vertikalen Transport von horizontalem Impuls ein. Die Höhenwinde konnten nicht bis ins Flachland
herabgemischt werden wie es beispielsweise bei Rückseitenstürmen oder bei Stürmen im Trogsektor der Fall ist. Einzig
im Nordalpenvorland stellte sich aufgrund der natürlichen Strömungsbarriere durch die Alpen der sogenannte
Leitplankeneffekt ein. Dort gab es auch im Flachland einzelne Sturmböen, so in Luzern (CH) oder in Altenstadt (BY)
mit 85 km/h bzw. 79 km/h. Ansonsten wurden im Südwesten Großbritanniens, in Nordfrankreich, in Süddeutschland und
im westlichen Alpenraum überwiegend nur stürmische Böen gemessen. Anders sah die Situation in den süddeutschen Mittelgebirgen
und auf den Alpengipfeln aus, wo die starken Höhenwinde den ersten Herbststurm mit Orkanböen hervorbrachten. Spitzenreiter
war das Jungfraujoch mit 139 km/h, gefolgt vom Säntis mit einer Windböe von 135 km/h. In Deutschland konnten sich
der Feldberg im Schwarzwald und die Zugspitze mit 126 km/h behaupten, weiter östlich registrierte der Feuerkogel in
Österreich noch eine Orkanböe von 122 km/h. Kräftige Warmluftadvektion rief bereits auf der Vorderseite des Tiefs
im Bereich der Warmfront länger anhaltende Regenfälle hervor. Doch vor allem am 18.09. konnte man an der schleifenden und
kaum südwärts vorankommenden Kaltfront an den süddeutschen Mittelgebirgen und an den Bayerischen Alpen deutlich ausgeprägte
Luv- und Leeeffekte beobachten. In der westlichen Strömung bekamen die Luvlagen an den Westhängen der Gebirge am meisten
Regen ab, während im Lee und im umliegenden Tiefland deutlich geringere Niederschlagsmengen verzeichnet wurden. Bis
19.09., 06 UTC kamen binnen 24 Stunden in Marktschellenberg in den Berchtesgadener Alpen 82 mm zusammen.
Baiersbronn-Ruhestein im Nordschwarzwald maß 31 mm, wohingegen im Schwarzwaldlee in Haigerloch nur 1 mm Regen fiel
(siehe auch Tabelle und Grafik).
Links: Ausgewählte Spitzenböen >75 km/h in Mitteleuropa am 18.09.2013
Rechts: Ausgewählte Niederschlagssummenpaare der 24-h-Niederschläge in Süddeutschland bis 19.09.2013, 06 UTC
Datenquelle: DWD |
Ort |
Windböe |
Jungfraujoch (CH)
Säntis (CH)
Feldberg/Schwarzwald (BW)
Zugspitze (BY)
Feuerkogel (A)
Pilatus (CH)
Plaffeien-Oberschrot (CH)
Weinbiet (RP)
Luzern (CH)
Schaffhausen (CH)
Altenstadt (BY)
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139 km/h
135 km/h
126 km/h
126 km/h
122 km/h
120 km/h
102 km/h
90 km/h
85 km/h
83 km/h
79 km/h
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Ort |
Regen/24 h |
Baiersbronn-Ruhestein (BW)
Haigerloch (BW)
Oberreute (BY)
Wangen im Allgäu (BY)
Großer Arber (BY)
Schorndorf-Knöbling (BY)
Marktschellenberg (BY)
Chieming (BY)
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31 mm
1 mm
50 mm
7 mm
44 mm
6 mm
82 mm
28 mm
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Luv-/Leeeffekte in Süddeutschland am 18.09.2013 | Quelle:
DWD Ninjo |
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24-h-Niederschläge Süddeutschland bis 19.09.2013, 06 UTC |
Text: DK 19. September 2013
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