Als erster kräftiger tropischer Wirbelsturm der Saison über dem Westpazifik zog "Soulik" Mitte Juli 2013 über
Nordtaiwan und Ostchina hinweg und brachte dort heftigen Wind, ergiebige Regenfälle und eine Sturmflut an den Küsten.
Überschwemmungen, Erdrutsche und Orkanwinde verursachten Schäden in dreistelliger Millionenhöhe, mindestens 9 Menschen
starben.
Hervorgehend aus einem weit südwärts vorstoßenden Höhentrog über dem Pazifik, organisierte sich ab dem 06.07. ein Gebiet
kräftiger Konvektion zu einer tropischen Depression. In schwach gescherter Umgebung und über dem um 30 °C warmen
Wasser des Pazifiks bildete das System zum 08.07. eine geschlossene Zirkulation aus und intensivierte sich zu einem
Tropensturm. Unter Westwärtsverlagerung verstärkte sich der Sturm noch während des 08.07. rapide zu einem tropischen Wirbelsturm
der ersten Kategorie. Ab dem 08.07., 18 UTC wurde das System als Taifun "Soulik" geführt. Bei idealen atmosphärischen
Bedigungen wuchs "Soulik" bis zum 10.07. zu einem tropischen Wirbelsturm der vierten Kategorie an. Zu diesem Zeitpunkt
bildete sich in seinem Zentrum das charakteristische Auge aus, die höchsten 10-Minuten-Mittelwinde zeigten
185 km/h, der Kerndruck fiel auf 925 hPa. Obwohl der Taifun nachwievor westwärts über den warmen Pazifik zog, verlor
"Soulik" ab dem 11.07. bereits wieder an Kraft, da in der oberen Troposphäre trockene Luft in das System einbezogen wurde. Zum
12.07. passierte "Soulik" als tropischer Wirbelsturm der Kategorie 2 den Norden Taiwans und büßte durch die
Interaktion mit der gebirgigen Insel weiter an Stärke ein. Im Lee der Insel erhöhte
sich die Verlagerungsgeschwindigkeit über der Formosastraße deutlich (Phänomen bekannt als "lee side jump"), so dass dem
Sturm kaum Zeit blieb, sich nach der Abschwächung nochmals über dem warmen Wasser zu reintensivieren. Am 13.07. traf
"Soulik" als tropischer Wirbelsturm der ersten Kategorie auf das ostchinesische Festland, der Landgang erfolgte nahe der
Stadt Fuzhou. Über dem Kontinent flaute der Sturm durch die hohe Reibung und die fehlende Energiequelle mehr und mehr ab.
Heftige Regenfälle im Landesinneren Ostchinas hielten aber noch bis zum 14.07. an.
Zugbahndaten
Zugbahn graphisch (links), Kerndruck (mitte) und Zugbahn/Intensität tabellarisch (rechts)
Quellen: Digital Typhoon,
Weather Unisys |
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Zugbahn von "Soulik" |
Kerndruckverlauf in hPa |
Tabelle: Zugbahn/Intensität |
Satellitenbilder
Zoom auf Taiwan und Ostchina: IR-Satellitenbilder und 6-h-Regenmengen bis zum Termin | Quelle: DWD Ninjo |
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12.07.2013, 12 UTC |
12.07.2013, 18 UTC |
13.07.2013, 00 UTC |
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13.07.2013, 06 UTC |
13.07.2013, 12 UTC |
13.07.2013, 18 UTC |
"Souliks" erste markante Wettermeldung auf dem Festland ging von der Hauptinsel Ishigakijima der japanischen Yaeyama-Inseln
ein. Mit der Passage des Taifuns wurde dort ein 10-Minuten-Mittel der Windgeschwindigkeit von 128 km/h festgehalten.
Yonaguni in der japanischen Präfektur Okinawa maß eine Spitzenböe von 217 km/h.
Im weiteren Verlauf traten im Norden Taiwans verbreitet Orkanböen auf, in der Hauptstadt Taipeh konnten Windböen bis 120 km/h
gemessen werden. Neben einer Sturmflut, die die Küstenabschnitte Nordtaiwans
unter Wasser setzte, gab es über der gebirgigen Insel heftige Starkregenfälle, die innerhalb 48 Stunden an vielen
Stationen deutlich über 500 mm brachten. Am meisten regnete es in Bailan mit 965 mm, die zweitgrößte Summe
meldete mit 921 mm der Ort Alishan. Etwas abgeschwächt, jedoch immer noch sehr intensiv, fielen die Niederschläge
im Osten Chinas in den Provinzen Guangdong, Fujian und Zhejiang aus. Dort wurde in Xiamen eine 24-stündige Niederschlagssumme
von 197 mm registriert. Vor der chinesischen Küste türmte "Soulik" bis zu 10 Meter hohe Wellen auf.
Die sintflutartigen Regenfälle verursachten große Schäden durch Überschwemmungen, Erdrutsche und Sturzfluten. Sturmwinde entwurzelten
zahlreiche Bäume, beschädigten Häuser, deckten Dächer ab und rissen Stromleitungen zu Boden. In Taiwan waren rund 800.000
Einwohner ohne Strom, viele Schulen blieben geschlossen. In der ostchinesischen Provinz Guangdong mussten aufgrund der heftigen Regenfälle etwa
2 Millionen Menschen ihre Häuser verlassen und Schutz aufsuchen. Insgesamt werden die Schäden durch "Soulik" auf eine
dreistellige Millionensumme geschätzt, mindestens 9 Menschen kamen ums Leben. "Soulik" verfolgte über dem Westpazifik eine
von tropischen Wirbelstürmen oft eingeschlagene Zugbahn über Taiwan bis zum ostchinesischen Festland.
Der letzte starke Taifun beschäftigte Taiwan im Jahr 2012, als "Saola"
über die Insel hinwegzog und 48-stündige Regenmengen bis zu 1783 mm hervorrief.
Damit steht "Saola"
an fünfter Stelle der nassesten tropischen Wirbelstürme in Taiwan seit Beobachtungsbeginn.
Niederschläge
Niederschlagsradarbilder Taiwan | Quelle:
Central Weather Bureau Taiwan |
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13.07.2013, 04:15 CST |
13.07.2013, 07:22 CST |
13.07.2013, 10:15 CST |
13.07.2013, 16:15 CST |
Größte Niederschlagssummen 48-stündig Taiwan bis 14.07., 0 CST (links), 24-h-Niederschläge Ostchina bis 14.07., 0 UTC (rechts)
Datenquellen: Central Weather Bureau Taiwan, DWD |
Ort Taiwan |
Regen/48 h |
Ort Taiwan (Forts.) |
Regen/48 h |
Bailan
Alishan
Song-an
Fengmei
Xueba
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965 mm
921 mm
917 mm
886 mm
877 mm
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Shaolai
Xueling
Wushikeng
Fenqihu
Shangguguan
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867 mm
820 mm
758 mm
746 mm
724 mm
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Ort Ostchina |
Regen/24 h |
Xiamen
Jiuxian Shan
Yong'an
Zhang Ping
Mei Xian
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197 mm
178 mm
114 mm
109 mm
101 mm
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Text: DK 15. Juli 2013
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