Zu spätem Zeitpunkt beschäftigte der kräftige Wintersturm "Walda" im April 2013 weite Teile der USA. Vor und entlang
der Kaltfront entluden sich in der Warmluft teilweise heftige Regenfälle und Gewitter, im Übergangsbereich zu polarer
Kaltluft kam es zu gefrierendem Regen. Rückseitig des Tiefdruckgebietes gingen bei mitunter außergewöhnlicher Kälte
kräftige Schneefälle nieder.
Wetterlage, Entwicklung und Auswirkungen
Ein von West nach Ost durchschwenkender Kurzwellentrog war der Auslöser heftiger Wettererscheinungen in weiten Teilen
der USA im April 2013. Nur mäßig stark gekrümmt, aber weit südwärts ausgreifend amplifizierte sich der Höhentrog
am 09. und 10.04. über dem Westen der USA im Gebiet der Rocky Mountains, bevor er sich zum 11. und 12.04. ostwärts über die
zentralen Landesteile, die Great Plains und den Mittleren Westen verlagerte. Vorderseitig setzte großräumig Druckfall ein,
so dass sich am Boden ein ausgedehntes, aber nicht allzu kräftiges Bodentief mit einem minimalen Kerndruck knapp unter
1000 hPa entwickelte. Dennoch sorgte das entstandene Tief "Walda" für einen vielerorts turbulenten Wetterverlauf.
Vor allem der sich ausbildende große Temperaturkontrast zwischen tiefvorderseitig advehierter Golfluft
und tiefrückseitig eingebundener polarer Kaltluft stach markant ins Auge. Mit kräftiger Kaltluftadvektion stieß die
-5 °C-Isotherme bis in den Norden von Texas vor. Gleichzeitig erreichte die +15 °C-Isotherme den Süden von Illinois
und Indiana. Im Übergangsbereich beider involvierten Luftmassen baute sich ein extremer Temperaturgradient auf, deutlich
zu sehen auf der Karte der pseudopotentiellen Temperatur (siehe unten), welche neben der Lufttemperatur auch die Luftfeuchte berücksichtigt
und somit den Charakter einer Luftmasse wiedergibt. Auf engstem Raum zeigten sich die völlig unterschiedlich temperierten
Luftmassen beispielsweise am 09.04. im Bundesstaat Texas. Im Norden fiel die Temperatur in Dalhart nach dem Durchgang der Kaltfront
auf -6 °C, im Süden meldete Laredo in der subtropischen Warmluft eine Höchsttemperatur von +42 °C; ein Temperaturunterschied
von stattlichen 48 °C auf rund 1200 Kilometer.
500-hPa-Geopotential und Bodendruck sowie Bodendruckanalysen vom 08.04. bis 11.04.2013 |
Quellen: wetter3.de,
NOAA HPC |
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08.04.2013, 12 UTC |
09.04.2013, 12 UTC |
10.04.2013, 12 UTC |
11.04.2013, 12 UTC |
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08.04.2013, 07 EST |
09.04.2013, 07 EST |
10.04.2013, 07 EST |
11.04.2013, 07 EST |
Synoptische Analysekarten zum 10.04.2013 gegen 00 UTC | Quelle: DWD Ninjo |
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Bodenwettermeldungen, 10.04., 1:18 UTC |
Radiosonde, 10.04., 00 UTC: typisch für Glatteisregen |
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Pseudopotentielle Temperatur, 10.04., 00 UTC |
In der instabilen Warmluft entluden sich vor und entlang der Kaltfront teilweise unwetterartige Regenfälle und Gewitter
mit Sturm, Hagel und einzelnen Tornados. Betroffen von Starkregenfällen mit Überflutungen war ein Korridor von
den südlichen Bundesstaaten Texas und Louisiana nordostwärts bis nach Indiana und Ohio. Aus Colorado, Mississippi und Arkansas
gingen Meldungen über Tornadoschäden ein. Noch vor Eintreffen der Warmfront trat in bodennah lagernder Kaltluft Hagelschlag
im Bundesstaat Nebraska auf. Gewöhnlich entstehen Hagelgewitter bevorzugt im Warmluftregime in schwülwarmer Luft vorderseitig oder entlang
von Kaltfronten. In Nebraska meldeten einige Orte Hagel bei ungewöhnlich tiefen und sogar frostigen Lufttemperaturen zwischen
-2 und -7 °C. Von der Grenzschicht entkoppelte Konvektion im Bereich von Warmluftadvektion in höheren Luftschichten
machte dieses zunächst kurios erscheinende Phänomen möglich. Das Heranführen von Warmluft in der Höhe bei gleichzeitig
bodennah einfließender Kaltluft sorgte in einigen Regionen auch für gefrierenden Regen, vor allem in Teilen Texas',
Oklahomas, Minnesotas und Iowas, wo der Regen auf dem Boden zu einer zentimeterdicken Eisschicht gefror.
GOES-East Satellitenbilder USA (oben), 24-stündige Niederschlagssummen (unten) | Quellen: NOAA NNVL,
NOAA AHP |
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09.04.2013, 23:15 UTC |
11.04.2013, 17:45 UTC |
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09.04., 12 UTC bis 10.04., 12 UTC |
10.04., 12 UTC bis 11.04., 12 UTC |
Auf der Nordseite von "Walda" traf Warmluft in der Höhe auf darunter liegende Kaltluft, an der
Westseite stieß die Kaltluft weit in den Süden vor. Das Resultat beider Vorgänge waren ergiebige Schneefälle,
wodurch "Walda" auch noch im Frühlingsmonat April zurecht als Wintersturm bezeichnet wurde. Betroffen von massiven Verkehrsbehinderungen und eisigen
Verhältnissen waren vor allem die Bundesstaaten Wyoming,
Colorado, Nebraska sowie North und South Dakota. Bis zu 70 cm Neuschnee wurden gemessen, so in Lander im Bundesstaat
Wyoming. Am Flughafen Rapid City in South Dakota schneite es am 09.04. innerhalb
24 Stunden 51 cm, gleichzeitig die größte Neuschneemenge, die innerhalb eines Tages dort jemals gemessen wurde.
Am Flughafen Denver in Colorado fielen aufgrund der starken Schneefälle hunderte Flüge aus. Dazu brachte "Walda" mancherorts
außergewöhnliche Kälte. In Casper im Bundesstaat Wyoming stieg das Quecksilber am 09.04. nicht über -11 °C, ein neuer
Rekord für die niedrigste Tageshöchsttemperatur in einem April seit Beginn der Aufzeichungen im Jahr 1939.
Wyomings Hauptstadt Cheyenne erlebte mit ebenfalls -11 °C die drittkälteste Höchsttemperatur im Monat April
seit Messbeginn im Jahr 1871.
Gesamtneuschneesummen von "Walda" (links), 24-stündige Niederschlagsmengen (mitte) und Spitzenböen (rechts)
Datenquelle: NOAA HPC |
Ort |
Neuschnee |
Lander (WY) Douglas (WY) Harrison (NE) Boulder (CO) Park City (UT) |
72 cm 61 cm 61 cm 46 cm 41 cm |
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Ort |
Regen |
Amber (IA) Dubuque Muni Airport (IA) Monroe Airport (LA) Charlie Heath (MO)
Greenwood (MS) |
114 mm 102 mm 93 mm 83 mm 76 mm |
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Ort |
Windböe |
Menominee Airport (MI) Dubuque Muni Airport (IA) Ruby Valley (NV) Centerville (UT)
University Park Airport (PA) |
137 km/h 126 km/h 119 km/h
113 km/h 108 km/h |
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Hagel in Olney, Texas (links) und Neuschnee in Boulder, Colorado (rechts) | Quelle: wunderground |
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Text: DK 14. April 2013
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