Nach den zwei Tiefs "Xaver" und "Yorick", die einigen Teilen West-, Mittel- und Osteuropas Mitte März 2013 den Winter zurück brachten
(siehe "Xaver" sowie
"Yorick" und "Xaver"),
beschäftigte einige Tage später ein neues Tiefdruckgebiet namans "Birk" den nördlichen Mittelmeerraum, die Südalpen
und das östliche Mitteleuropa. In den Hochlagen Südfrankreichs und Norditaliens gingen ergiebige Schneefälle nieder.
Kräftigen Regen gab es vor allem in Ligurien, am Nordappenin, in Friaul und in Slowenien.
Auslöser der erneut spätwinterlichen und markanten Wettererscheinungen war ein Kurzwellentrog, der über Westeuropa
südwärts vorstieß und danach über dem Mittelmeerraum ostwärts durchschwenkte. In Erscheinung trat der Kurzwellentrog über
Europa erstmals am 13.03. bei Südgrönland. Im den darauf folgenden Tagen propagierte die Kurzwelle gekoppelt an den
Jetstream südwärts bis zur Iberischen Halbinsel, um sich danach ab dem 17.03. mit seiner schärfsten Krümmung weiter
nach Osten Richtung Italien und Balkan zu verlagern. Vorderseitig des Höhentroges entwickelte sich am 17.03. über Ostspanien
das Tiefdruckgebiet "Birk", das unter Verstärkung nordostwärts über den Löwengolf, über Norditalien und über den östlichen Alpenraum
bis nach Polen und Weißrussland zog. Die Verlagerung kam einer klassischen Vb-Zugbahn nahe, die häufig von
kräftigen Genuazyklonen preferiert wird. Dabei treten nicht selten entlang der Zugbahn ergiebige Niederschläge auf, die
bei genügend kalten Temperaturen im Bergland und weiter im Norden rückseitig des Tiefs bis ins Flachland als Schnee fallen.
500-hPa-Geopotential/Bodendruck und MSG-Satellitenbilder sichtbarer Kanal (VIS) |
Quelle: wetter3.de,
F. Valk / Eumetsat |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
17.03.2013, 12 UTC |
18.03.2013, 12 UTC |
19.03.2013, 12 UTC |
"Birk" schaufelte auf der Vorderseite warme Mittelmeerluft nordwärts zunächst Richtung Südfrankreich und Alpenraum, später
auch ins östliche Mitteleuropa. Im Übergangsbereich zu rückseitig einfließender Kaltluft sorgten Hebungsprozesse für
kräftige Niederschläge. Ab dem 17.03. entluden sich kräftige Regenfälle im Süden Frankreichs, in den Cevennen und Seealpen
fielen die Niederschläge oberhalb etwa 1200 Meter als Schnee. Mitunter konnten Neuschneemengen über 50 cm beobachtet
werden. Zum 18.03. konzentrierten sich die stärksten Regen- und Schneefälle auf Slowenien und Norditalien, dort insbesondere
entlang des Nordappenin und in den Regionen Ligurien und Friaul. In den Südalpen schneite es in den Gebirgsregionen
des Piemonts, der Lombardei, sowie im Trentino und in Südtirol oberhalb rund 1000 Meter ergiebig. Zwischen 20 und örtlich
60 cm Neuschnee kamen dort zusammen. Die höchsten Niederschläge des Ereignisses verbuchte Slowenien. In den Staulagen
der Julischen Alpen und der Karawanken maß die Station Vojsko mit 132 mm die größte 24-stündige Niederschlagsmenge.
WETTERWERTE:
Links: Gesamtschneehöhe Ostdeutschland am 20.03.2013, 06 UTC
Mitte: Maximale 24-stündige Neuschneehöhen am 19./20.03., jeweils 06 UTC
Rechts: Größte 24-h-Niederschlagssummen nördl. Mittelmeerraum, Südalpen (17.03., 06 UTC - 19.03., 06 UTC)
Datenquelle: DWD |
Ort 20.03.2013 |
Schnee |
Walkendorf (MV) Laage (MV) Lübeck-Blankensee (SH) Wittenborn (SH)
Sohland/Spree (SN) Putbus/Rügen (MV) Berlin-Tegel Cottbus (BB) |
32 cm 27 cm 26 cm
20 cm 20 cm 17 cm 16 cm 12 cm |
|
Ort |
Neuschnee |
Steinhagen-Negast (MV) Gersdorf (MV) Tribsees (MV) Artern (TH) Querfurt (ST)
Köthen/Anhalt (ST) Rostock-Warnemünde (MV) Teterow (MV) |
23 cm 22 cm 17 cm
15 cm 13 cm 13 cm 12 cm 12 cm |
|
Ort 17.-19.03. |
Regen/24 h |
Vojsko (SLO) Mont Aigoual (F) Sarzana (I) Vogel (SLO)
Venedig (I) Ratece (SLO) Aviano (I) Genua (I) |
132 mm 81 mm 81 mm
77 mm 77 mm 62 mm 55 mm 44 mm |
|
24-h-Neuschneemengen (beide links) und 12-h-Niederschlagssummen (beide rechts) |
Quelle: DWD Ninjo |
 |
 |
 |
 |
bis 19.03.2013, 06 UTC |
bis 20.03.2013, 06 UTC |
bis 18.03.2013, 06 UTC |
bis 18.03.2013, 18 UTC |
Ab dem 19.03. erfassten kräftigere Schneefälle auch die Gebiete nördlich der Alpen. In der mittleren Troposphäre
führte "Birk" die feuchte Mittelmeerluft an seiner Ost- und Nordseite über die bodennah und tiefrückseitig
vorhandene Kaltluft. Diese Luftmassenanordnung brachte Tschechien, Polen sowie Ost- und Mitteldeutschland
weitere Schneefälle bis ins Flachland. Besonders stark fielen diese nordöstlich der Elbe und dort vor allem im Ostseeumfeld und
in Teilen Mecklenburg-Vorpommerns
aus, wo die Luftmassen durch den Ostwind längere Zeit über der Ostsee zusätzlich Feuchtigkeit aufnehmen konnten.
Vielerorts konnten Neuschneesummen zwischen 10 und 20 cm verbucht werden. In Steinhagen-Negast (MV) wuchs die
Schneedecke binnen eines Tages sogar um 23 cm. Gegen Ende der Schneefälle war Walkendorf (MV) im DWD-Stationsmessnetz
deutschlandweit führend
in Sachen Gesamtschneehöhe. Dort wurden am Morgen des 20.03. 32 cm gemessen. Mit örtlich bis zu 40 cm lag noch mehr
Schnee auf Rügen. 27 cm Schnee in Laage (MV) reichten dort für einen neuen Monatsrekord. Der bisherige Bestwert stammte mit 21 cm vom
2. März 2005. Hinsichtlich der Schneemengen fällt der diesjährige März in der Nordosthälfte Deutschlands außergewöhnlich schneereich aus.
Durch die anhaltend spätwinterliche Witterung zeigt auch das bis jetzt laufende Monatsmittel der Durchschnittstemperatur
vor allem im Nordosten Deutschlands deutliche negative Abweichungen zwischen 2 und örtlich 5 Kelvin. Bis Ende März
ist dort weiterhin nicht mit einer durchgreifenden Milderung zu rechnen. Der März 2013 wird in Nordostdeutschland wohl
deutlich zu kalt ausfallen, dennoch bleiben die rekordkalten Märzmonate der Jahre 1883, 1958 oder 1987 wahrscheinlich
unangefochten.
Hagen auf Rügen am 20.03.2013 bei einer Schneehöhe von 35 bis 40 cm |
© rueganer (Wetterzentrale-Forum) |
 |
Webcambilder und Eindrücke aus den Südalpen |
 |
 |
 |
 |
Monte Poggio (I), 18.03. © meteo-system.com |
Pozza di Fassa (I), 18.03. © dolomitiwebcam.com |
St. Ulrich Gröden (I), 18.03. © val-gardena.net |
Autobahnstau (SLO), 18.03. © facebook/meteo mania |
 |
Webcamvergleich St. Ulrich Gröden (I) 17./18.03., jeweils 13:10 Uhr MEZ | © val-gardena.net |
Text: DK 20. März 2013
|