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Kontrastreiche Wetterverhältnisse gab es über Europa am zweiten Januarwochenende und in der zweiten Januarwoche 2013. Ungewöhnlich warme Luft rief in Südwesteuropa auf dem französischen Festland einen neuen Monatsrekord der Höchsttemperatur hervor. Gleichzeitig verursachte ein Kaltluftvorstoß über Südosteuropa bis in den Nahen Osten Sturm, starke Regen- und Schneefälle sowie Schäden in Millionenhöhe. Mindestens 9 Menschen erlagen den Unwettern. In Jerusalem fiel wieder der erste Schnee seit 4 Jahren.
Wetterlage und Entwicklung Die großräumige Wetterlage über dem Nordatlantik und über Europa war in der zweiten Januarwoche 2013 geprägt von langen und stark amplifizierten Rossby-Wellen, die sich kaum nach Westen oder Osten verlagerten und sich ständig neu regenerierten. Wiederholte, von Nordostkananda und Grönland ausgehende Kaltluftvorstöße hielten einen breiten Höhentrog über dem Atlantik aufrecht, der in einen stabilen Höhenrücken über West- und Zentraleuropa überging. Atlantische Tiefdruckgebiete stützten diesen Höhenrücken über mehrere Tage mit einer breiten Zufuhr warmer Luft aus subtropischen Gefilden und aus dem westlichen Mittelmeerraum. Im 850-hPa-Niveau (rund 1.500 Meter) konnte sich die 10 °C-Isotherme bis in die Mitte Frankreichs nordwärts voranarbeiten, im Lee der Pyrenäen wurden im selben Niveau sogar nahe 15 °C erreicht. Die ungewöhnlich milde Luft brachte dem französischen Festland unter Hoch "Xerxes" mit 25.2 °C einen neuen Monatsrekord der Höchsttemperatur. In der Schweiz zeichnete man in der Warmluft an einigen Orten die mildesten Januarnächte seit Messbeginn auf.
Rekordtemperaturen in Frankreich und in der Schweiz Trotz nur magerer Durchmischung inmitten von Hoch "Xerxes", gelang es der milden Luft über Frankreich, sich mit Leeeffekten in tiefere Regionen und bis ins Flachland durchzusetzen. Dies bescherte dem französischen Festland am 05.01. den wärmsten Januartag seit Aufzeichnungsbeginn. Im Lee der Pyrenäen erreichte der Ort la Llau (930 m ü.NN) eine Höchsttemperatur von 25.2 °C, die jemals höchste Januartemperatur auf dem französischen Festland. Mit 25.5 °C am 02.01.1962 in Solenzara war es im gesamten Frankreich in einem Januar nur auf der französischen Mittelmeerinsel Korsika noch etwas wärmer. Am 05.01. dieses Jahres ebenfalls sehr warm war es in Eus (310 m) mit 24.1 °C oder in Serralongue (700 m) mit 23.3 °C. Am 07.01. schaffte es die bekanntere Stadt Perpignan auf 23.0 °C, etwa 12 °C mehr, als die dort durchschnittlich zu erwartende Höchsttemperatur im Januar. Die Schweiz entging knapp einem neuen Monatsrekord der Höchsttemperatur. Am 05.01. kam der Ort Brissago mit 23.7 °C sehr nahe an den Monatsrekord von 24.1 °C vom 19.01.2007 in Grono heran. In Lugano in der Südschweiz stieg das Quecksilber auf 22.3 °C, gleichzeitig dort der dritthöchste Januarwert seit Messbeginn im Jahr 1864. Rekordmild verlief an einigen Orten die Nacht zum 06.01. wie beispielsweise in Locarno, Lugano, Piotta oder Comprovasco. Eindrucksvoll erscheint die für den Monat Januar neue höchste Minimumtemperatur von 11.1 °C in Robbia/Puschlav. Gleich um rund 6 °C wurde an dieser Station der bisherige höchste Tagestiefstwert von 5.3 °C aus dem Jahr 1962 überboten. Schnee, Kälte und Sturm in der Türkei und im Nahen Osten Der Kälteeinbruch brachte vor allem in der Türkei kräftige Schneefälle bis ins Flachland. Auf den Bergen in der Osttürkei kamen 20 bis 40 cm, in den Niederungen der West- und Nordtürkei 5 bis örtlich 15 cm Neuschnee zusammen. Richtung Schwarzmeer und im Osten Anatoliens waren etliche Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten. In der Metropole Istanbul lagen am Morgen des 09.01. 10 cm Schnee, es gab Behinderungen im Straßen- und Flugverkehr, die Schulen blieben für einen Tag geschlossen. Auch in Griechenland und auf vielen Ägäisinseln schneite es mitunter kräftig. Starke Regenfälle und Gewitter begleitet von örtlich schweren Sturmböen suchten Zypern und den Nahen Osten heim. Auf den Satellitenbildern sind deutlich zahlreiche Quellwolken und konvektive Systeme zu sehen, die ihre Entwicklung dem darunter liegenden warmen Mittelmeer verdanken. In Beirut im Libanon kamen binnen 24 Stunden 139 mm zusammen. Selbst die Wetterstation des IMK am Toten Meer registrierte signifikante Niederschläge mit Tageshöchstwerten unter 15 °C. Mit Eintreffen der Kaltluft gingen die Niederschläge im Bergland in Schnee über. Besonders in den höheren Lagen im Libanon, in Syrien, in Israel und in Jordanien konnten gebietsweise große Schneemengen beobachtet werden. In Jerusalem schneite es wieder das erste Mal seit 4 Jahren. Mit den Unwettern verbunden waren schwere Behinderungen im Straßen- und Berufsverkehr sowie vielerorts Stromausfälle, vor allem in der Region Tel Aviv und Jerusalem. Überschwemmungen und Hagel verursachten große Schäden, die vorläufig auf insgesamt rund 100 Millionen Euro geschätzt werden. Mindestens 9 Menschen verloren ihr Leben. Nach Angaben der Wetterdienste im Nahen Osten waren dies die schlimmsten Unwetter seit 10 Jahren.
Text: DK 12. Januar 2013 |