Der tropische Wirbelsturm "Gordon" war nach "Chris" und "Ernesto" Hurrikan Nummer 3 der laufenden Saison auf dem Atlantik und wurde
auf seinem Höhepunkt als Hurrikan der zweiten Kategorie eingestuft. Damit war "Gordon" rein faktisch kein
sonderlich starker Wirbelsturm, jedoch machte ihn seine Zugbahn, die ihn bis zu den Azoren führte, zu einem
außergewöhnlichen Ereignis. Von Starkregen und Orkanböen betroffen waren die Azoren-Inseln
Sao Miguel und Santa Maria.
Wetterlage und Entwicklung
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Zugbahn "Gordon" Quelle: weather.unisys.com |
"Gordon" hatte seinen Ursprung Anfang August als tropische Depression (Invest 93L) zwischen den Kapverdischen Inseln
und der Westküste Afrikas. Die zuvor recht organisierte Konvektion im Bereich des Tiefdrucksystems, welches sich auf einer
nordwestlichen Zugbahn befand, baute sich aufgrund schlechter werdender Voraussetzungen (kühlere Wassertemperaturen)
zunächst ab. Nachdem sich das System nach Norden verlagert hatte, wurde es am 15. August etwa auf 55 ° West und 30 °
Nord 1000 Kilometer östlich von Bermuda wieder als tropische Depression klassifiziert. Über nun ideal temperiertem
Wasser (27 Grad Celsius) konnte sich das System rasch intensivieren und wurde bereits am 16. August als achter tropischer Sturm
der laufenden Saison eingestuft. Nun schlug der Sturm eine ungewöhnliche, sehr seltene Zugbahn ein. Zwischen 16. und 19.
August verlagerte er sich etwa entlang des 35. Breitengrades nach Osten. Am 18. August sank der Kerndruck unter 990 hPa und die
Mittelwinde erreichten Werte von 65 Knoten (120 km/h). Hurrikan "Gordon" war geboren.
Satellitenbilder 18.-20.08.2012, GOES-VIS/MET-9 | Quelle: NASA/Eumetsat |
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18.08.2012, 9:45 UTC |
19.08.2012, 9:15 UTC |
20.08.2012, 9:00 UTC |
Trotz der nun wieder deutlich schlechter werdenden Voraussetzungen konnte sich "Gordon" in der Nacht vom 18. auf den
19. August zu einem Hurrikan zweiter Kategorie verstärken. "Gordon" entwickelte ein Auge, welches man auf den Satellitenbilder gut erkennen konnte. Auf seinem Höhepunkt erreichte der Kerndruck einen Wert
von 965 hPa, die Mittelwinde Geschwindigkeiten bis 95 Knoten (176 km/h). Unter leichter Abschwächung zog "Gordon"
als Hurrikan erster Kategorie am Vormittag des 20. August über die östlichste Azoren-Insel Santa Maria hinweg.
Noch am Nachmittag desselben Tages wurde "Gordon" zu einem tropischen Sturm heruntergestuft und erreichte am 22.
August schließlich als außertropisches Tiefdruckgebiet die Küste Portugals. Durch seine Zugbahn über
den 35. Breitengrades hinweg gilt "Gordon" als einer der nördlichsten je im Atlantik registrierten Hurrikane.
Der Punkt seiner Bildung auf 34 ° Nord stellt sogar einen Allzeitrekord Atlantischer Hurrikane dar. Bisher wurde der Rekord
von "Vince" gehalten, der im Jahre 2005 als Hurrikan die Iberische Halbinsel erreichte.
TRMM Niederschlagsanalyse am 19.08.2012, 01:10 UTC | Quelle: NASA TRMM Mission |
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Auswirkungen und Daten
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Zugbahndaten "Gordon" Quelle: weather.unisys.com |
Besonders betroffen von Hurrikan "Gordon" waren die Azoren-Inseln Santa Maria und Sao Miguel im Südosten
des Archipels. Starkregen und Sturmflut sorgten für schwere Überschwemmungen. Im Kreis Sao Roque (Sao Miguel)
wurden Häuser bis in den zweiten Stock überflutet. Gebietsweise fiel der Strom aus. Auf Santa Maria ist vor
allem die Landwirtschaft stark betroffen. Ein Großteil der Maisernte wurde vernichtet. Mais gilt als unersetzbarer
Futterbestandteil auf den Azoren. Zahlreiche Landwirte fordern nun staatliche Hilfe an. Schäden gibt es auch entlang
der Küstenstreifen, wo etliche Befestigungsmauern in Mitleidenschaft gezogen wurden. Insgesamt halten sich die
Auswirkungen des Hurrikans allerdings in Grenzen, was auch auf die sehr gute Vorbereitung zurückzuführen ist.
Bemerkenswerte Wetterwerte zeichnete nur die Station Santa Maria auf. Am 20. August, als "Gordon" die Insel
erreichte, fielen binnen weniger Stunden 70 mm Regen und Orkanböen bis 119 km/h wurden erfasst.
Text: AL
22. August 2012
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