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Mittwoch, 15. August 2012, 15:30 MESZ
Extreme Dürre und Rekordwärme USA, Nordamerika Juni, Juli und August 2012 Rechts oben: Monatsmitteltemperatur Juli 2012 in Fahrenheit [°F] Rechts unten: Abweichung der Monatsmitteltemperatur zum langjährigen Mittel (1981-2010) Quelle: NOAA ClimateWatch |
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Nach einem rekordverdächtig warmen Frühjahr setzte sich die Wärme und Hitze im Sommer 2012 über den USA und über Nordamerika beständig fort. Der Juli 2012 ging in den USA als heißester Juli seit Aufzeichnungsbeginn ein. Extreme Dürre suchte vor allem die Great Plains heim. Im Kanadisch-Arktischen Archipel und auf Grönland wurde massiver Eisschwund beobachtet.
Hitzesommer in den USA
Im Juli und August 2012 setzte sich die außergewöhnlich warme Witterung fort. Gründe hierfür liegen vor allem im persistenten großräumigen Strömungsmuster über Nordamerika und in der Nordhemisphäre. Die Folge waren über einer Region lang anhaltende und beständige Großwetterlagen, die in den USA häufig den Vorstoß und das Verweilen sehr warmer Luftmassen südlicheren Ursprungs möglich machten. Häufig wölbte sich über dem nordamerikamischen Kontinent ein langwelliger und mit sehr warmer Luft gefüllter Höhenrücken auf, der große Teile der USA viel Sonnenschein, wenige Wolken, kaum Niederschlag und sehr hohe Temperaturen brachte. Lange Wellen in der oberen Troposphäre neigen dazu, sich kaum nach Ost oder West zu verlagern und verbleiben damit oft quasistationär an Ort und Stelle. Über Nordamerika auffällig weit in den Norden zurückgedrängt schien in den letzten Monaten die planetarische Frontalzone zu sein, welche maßgeblich für großräumige Niederschläge verantwortlich ist. Damit konnte, abseits kurzer Unterbrechungen, trockene, niederschlagsarme und sehr heiße Luft subtropischen Ursprungs lange Zeit über den USA verweilen.
Heißester Juli seit Aufzeichnungsbeginn, Hitzewellen und Hitzejahr 2012 Das Titelbild ganz oben zeigt die aufgezeichnete mittlere Julitemperatur und deren deutlich positive Abweichung von bis zu 8 °F (rund 4.5 °C). Der Bundesstaat Virginia meldete den heißesten Juli seit Beginn der Beobachtungen. In 32 Staaten ist der Juli 2012 unter den Top-10 der heißesten Julimonate. Landesweit gemittelt geht der Juli 2012 als heißester Juli seit Aufzeichungsbeginn im Jahr 1895 in die amerikanische Klimageschichte ein.
Die Vereinigten Staaten erleben dieses Jahr das bisher wärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn. Zurück liegt der wärmste März, der drittwärmste April, der zweitwärmste Mai und nun der wärmste Juli, welcher selbst den bisherigen Rekordjuli vom Dust-Bowl-Jahr 1936 in den Schatten stellt. In Verbindung mit dem vorangegangenen und auch außergewöhnlich warmen Jahr 2011 (damals mit dem zweitwärmsten Sommer) zeigt die Temperaturstatistik eine bis dato noch nie beobachtete Wärmeepisode in den USA. Der 12-Monat-Zeitraum vom August 2011 bis Juli 2012 fiel in 24 Bundesstaaten rekordwarm aus. Bundesweit war dies der wärmste jemals gemessene 12-Monat-Zeitraum. Auch bei Betrachtung der Temperaturabweichungen von Jahresbeginn an bis Juli 2012 zeichnet sich eine Kurve ab, die jenseits aller zuvor erhobenen Beobachtungen verläuft (siehe auch Grafiken). Etwa 132 Millionen Einwohner waren unmittelbar von der Hitze betroffen. Sie wurden von der amerikanischen Wetterbehörde NOAA mittels Hitzewarnungen über die aktuelle Wettersituation informiert.
Erneut 71 neue Allzeitrekorde der Höchsttemperatur im Juli 2012 Nachdem im Juni bereits 170 Allzeitrekorde eingestellt oder überboten wurden, purzelten im Juli zum wiederholten Male die Bestmarken der Höchsttemperaturen, dies vor allem in der Osthälfte der USA. 102 Stationen stellten ihren bisherigen Rekord ein, an 71 Orten wurde ein neuer Allzeitrekord aufgestellt.
Hohes Niederschlagsdefizit und extreme Dürre Aufgrund der persistenten Großwetterlagen ging die extreme Hitze in vielen Teilen der USA mit längerfristig ausbleibenden oder spärlichen Niederschlägen einher. Nur regional brachten durchschwenkende Höhentröge mit großflächigen Niederschlägen etwas Linderung. Vielmehr regte Sonnenschein, trocken-heiße Luft und Wind die Verdunstung an, so dass mit dem fehlenden Regen ein großes und aktuell vielerorts immer noch wachsendes Niederschlagsdefizit entstand. In Joplin (MO) regnete es im Juli keinen Tropfen. Dies war dort im Jahr 1946 das letzte Mal der Fall. In Springfield (MO) wurde mit 8.3 mm Monatsniederschlag der trockenste Juli seit 1953 registriert. Auch in Sioux Fall (SD) regnete es mit 6.1 mm rekordverdächtig wenig. Normal wären dort im Juli etwa 78 mm.
Fünftgrößte Dürre seit dem Jahr 1895 Infolge der Witterung stieg im Juli nach dem Palmer Drought Severity Index der Prozentsatz der mindestens moderat verdorrten Landesfläche auf 57 % an. Dies ist die fünftgrößte Dürre gemäß Archiv, welches bis Anfang des 20. Jahrhunderts reicht. Die Fläche mit extremer Dürre vergrößerte sich von Juni auf Juli um mehr als das Doppelte. Der Bundesstaat Maine durchschritt den fünfttrockensten Juli seit Beginn der Beobachtungen. Nach den 3-monatigen Niederschlagssummen fielen die Monate Mai bis Juli in Nebraska, Kansas und Arkansas rekordtrocken aus. Die letzte große Dürre ereignete sich über 50 Jahre zurückliegend im Dezember 1956.
Folgen und Auswirkungen der extremen Trockenheit - Waldbrände und Ernteausfälle
In mehr als jedem zweiten US-Bezirk herrscht der Notstand. Über 1500 Bezirke in 32 Bundesstaaten stehen auf der Liste des Landwirtschaftministeriums, um möglichst schnell Hilfe vom Staat zu erhalten, Tendenz weiter steigend. In manchen Landesteilen wurde das Trinkwasser rationiert, da Stauseen und Speicher an die Reserven gehen. Derweil fördert die trockene und niederschlagsarme Hitze zahlreiche, von böigem Wind oder Blitzschlag immer wieder angefachte Waldbrände, dies vor allem in Norden und Nordwesten des Landes.
Rapide Eisschmelze in der Nordwestpassage und auf Grönland Der extreme Wärmeüberschuss auf dem nordamerikanischen Kontinent beschränkte sich nicht nur auf die Rekordwärme in den USA, sondern fand seinen Fortsatz nordwärts bis zum Kanadisch-Arktischen Archipel und bis nach Grönland. Zwei markante Temperaturwerte machen dies deutlich: Alert, Nunavut in Kanada auf 82 °N: Tmax von 19.6 °C am 18.07.2012 (Rekord nur marginal höher mit 20.0 °C am 18.07.1956) Summit auf dem Eisschild Grönlands (3300 m ü.NN): Tmax von +3.6 °C am 16.07.2012 (erste positive Temperatur seit Messbeginn) Erstmals zeigten 97 % des grönländischen Inlandeises Hinweise auf Schmelzprozesse, eine Folge der dort außergewöhnlich hohen Temperaturen bis in den deutlichen Plusbereich. Seit dem Jahr 2000 war auf Grönland in einem Juli noch nie so wenig Eismasse vorhanden als in diesem Sommer. Die Nordwestpassage, bekannt als wichtiger Seeweg, erlebte einen beispiellosen Schwund an Meereis während der zweiten Julihälfte. Anfang August waren nur mehr 25 % der Meeresoberfläche mit Eis bedeckt. Nach dreißigjährigem Mittel (1981-2010) sind zu dieser Jahreszeit normalerweise noch mehr als zwei Drittel der Passage in Eis gehüllt.
Text: DK 15. August 2012 |