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Sonntag, 08. Juli 2012, 21:45 MESZ
Starkregen & Überschwemmungen Süd-Russland/Schwarzes Meer 05.-08.07.2012 Großflächige Überflutungen in Krymsk/Krasnodar am 08.07.2012 © Margarita Khmelevskaya |
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Anfang Juli sorgte tagelanger Starkregen an der russischen Schwarzmeerküste für eine Flutkatastrophe. In der Urlaubsregion Krasnodar forderten die Wassermassen mindestens 140 Menschenleben, Tausende sind obdachlos und Zehntausende ohne Strom.
Wetterlage und Entwicklung Ein ausgeprägter, fast quasistationärer Langwellentrog lag Mitte bis Ende Juni über dem Osten Europas. Seine Achse erstreckte sich von Kola Peninsula bis an die Küste des Schwarzen Meeres. Zum Monatswechsel erfolgte ein Cut-Off-Prozess. Dabei schnürte sich der Trog von der Höhenströmung an der Frontalzone ab und verlagerte sich als abgeschlossenes Höhentief langsam südwärts. Im Bereich des ausgedehnten Höhentiefs bildete sich Anfang Juli auch am Boden tiefer Luftdruck aus. Dieser beeinflusste insbesondere die Russische Schwarzmeerküste.
Sowohl Höhentief, als auch Bodentief bestimmten über mehrere Tage hinweg das Wetter im Bereich des Schwarzen Meeres. Ein solches Tiefdrucksystem über dem Schwarzen Meer ist zu dieser Jahreszeit eher ungewöhnlich. Sogenannte "Schwarzmeertiefs" sind typisch für das frühe Winterhalbjahr, wenn sich kalte Luftmassen bis über das meist noch sehr warme Meereswasser ausbreiten.
Das mit Kaltluft angefüllte Höhentief (-43 Grad Celsius in 300 hPa) sorgte im Bereich und insbesondere direkt über dem warmen Wasser des Schwarzen Meeres für eine Destabilisierung der Schichtung. Zudem sorgte ein Trog, der sich an der Westseite des Höhentiefs nach Süden verlagerte, vor allem in der Region Krasnodar und im Südosten der Ukraine für dynamischen, großräumigen Hebungsantrieb, hervorgerufen durch positive, mit der Höhe zunehmende Vorticity-Advektion, der die Entwicklung konvektiv durchsetzter Niederschlagsgebiete weiter forcierte. Auswirkungen In der Summe mussten in diesen Regionen nördlich des Schwarzen Meeres über Tage hinweg mit teilweise länger anhaltenden, gleichzeitig aber auch konvektiv durchsetzten Niederschlägen gerechnet werden. Nach Angaben des Russischen Hydrologischen Instituts fielen im Bereich der Schwarzmeerküste knapp 300 mm Regen. Binnen 16 Stunden soll die vier- bis fünffache Niederschlagssumme des Monats Juli gefallen sein. Verheerende Überschwemmungen waren die Folge. Sogar von einer sieben Meter hohen Flutwelle wurde berichtet. Mindestens 140 Menschen kamen in den Fluten ums Leben, 75 000 mussten ihre Häuser verlassen. Über 100 000 Menschen waren zeitweise ohne Elektrizität.
Besonders betroffen war der Bezirk Krymsk im Südwesten der Region Krasnodar. Dort wurden nach Angaben der örtlichen Behörden 14 Brücken weggespült. Viele Straßen und Bahngleise wurden unterspült und waren unpassierbar. In Novorossiysk, knapp 100 Kilometer südwestlich von Krasnodar, musste der Hafen gesperrt werden. Insgesamt waren 1500 Rettungskräfte im Einsatz. Die letzte große Flutkatastrophe in dieser Region mit ähnlichen Ausmaßen liegt über 70 Jahre zurück. Text: AL 08. Juli 2012 |