Mit "Lua" traf Mitte März 2012 einer der kräftigsten tropischen Wirbelstürme der vergangenen Jahre die
australische Nordwestküste in der Pilbara-Region. Der Zyklon brachte einigen Küstenabschnitten mehrere hundert Millimeter
Regen innerhalb eines Tages; in der nur dünn besiedelten Region traten jedoch nur geringe Schäden auf.
Wetterlage und Entwicklung
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Zugbahn "Lua" Quelle: weather.unisys.com |
Vor der Entwicklung zu Zyklon "Lua" war das tropische System bereits einige Tage in nicht allzu weiter Entfernung
vor der nordwestaustralischen Küste unterwegs. Am 13. formierte sich aus dem Tiefdruckgebiet ein tropischer Sturm, der
zunächst in nordwestliche Richtung und damit vom Kontinent weg auf den südlichen Indischen Ozean zog. Am 14. und 15.
vollführte der Sturm jedoch eine markante Rechtsdrehung und verlagerte sich fortan in die entgegengesetzte Richtung. Derweil
verstärkte sich das System und überschritt am Morgen des 15. (UTC) die Schwelle zu einem Zyklon der Kategorie 1 analog zur
Saffir-Simpson-Hurrikan-Skala. Den Höhepunkt ihrer Entwicklung erreichte "Lua" 48 Stunden später am Morgen des 17.
(UTC), als 1-minütige Mittelwinde von 95 kt (176 km/h) und Böen bis 115 kt (213 km/h) analysiert werden konnten. Just zu
dieser Zeit erfolgte der Landgang etwa 150 Kilometer nordöstlich von Port Hedland, mit 11.500 Einwohnern einer der größten
Städte im Bundesstaat Westaustralien. Im weiteren Verlauf drang der Sturm noch einige hundert Kilometer ins Landesinnere vor,
schwächte sich dabei jedoch rasch ab.
24-stündige interpolierte Niederschlagsmenge | Quelle: Bureau of Meteorology |
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15.03.2012 |
16.03.2012 |
17.03.2012 |
Trotz der hohen Windgeschwindigkeiten in seiner unmittelbaren Umgebung wurden kaum nennenswerte Spitzenböen verzeichnet. Am
Flughafen von Broome, einer kleinen Küstenstadt im Norden von Westaustralien, wurden am 17. 96 km/h gemessen. Port Hedland
kam am selben Tag auf 80 km/h. Die größte Regenmenge innerhalb eines Tages wurde am 16. in Doongan registriert,
fernab jeder größeren Siedlung im Norden Westaustraliens. Dort fielen 243 mm und damit rund ein Drittel mehr, als
normalerweise im gesamten Monat März zusammenkommt. Gleichzeitig bedeutete diese Menge einen neuen Tagesrekord in der seit
1988 bestehenden Messreihe. Allerdings muss betont werden, dass die Station am äußeren Rand des Einflussgebietes von
"Lua" lag; die heftigen Regenfälle resultierten aus einem zunächst eigenständigen konvektiven System, das später
in die Zirkulation des Zyklons mit einbezogen wurde. Deutlich mehr als 100 mm konnten auch an den westaustralischen Stationen
Theda (152 mm), Drysdale River Station (150 mm) und Kimberley Coastal Camp (142 mm) notiert werden.
Satellitenbilder, MTSAT-2 VIS | Quelle: Dundee Satellite Receive Station |
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15.03.2012, 3 UTC |
16.03.2012, 3 UTC |
17.03.2012, 3 UTC |
18.03.2012, 3 UTC |
Die australischen Behörden meldeten insgesamt nur geringe Schäden und keine Verletzten oder gar Toten. Dies mag angesichts
der Stärke des Zyklons zunächst verwunderlich erscheinen, wird einem jedoch schnell begreiflich, wenn man sich die
Bevölkerungsverteilung von Westaustralien und insbesondere des betroffenen Küstenstreifens betrachtet (siehe nebenstehende
Abbildung). So leben östlich von Port Hedland, wo der Wirbelsturm an Land ging, kaum Menschen. Und selbst die größten Städte
im Norden des flächenmäßig größten Bundesstaates Australiens haben kaum mehr als 10.000 Einwohner.
Abbildung: Bevölkerungsverteilung in Westaustralien. Ein Punkt repräsentiert ungefähr 1.000 Einwohner. Quelle: Wikipedia
Text: CE
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