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Sonntag, 11. Dezember 2011, 16:45 MEZ
Sturm/Santa-Ana-Winde West-USA 30.11./01.12.2011 Satellitenbild: 01.12.2011, 20:25 UTC, TERRA VIS Quelle: MODIS Rapid Response |
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Stürmische Santa-Ana-Winde - die stärksten seit Jahren - richteten Anfang Dezember 2011 im Süden Kaliforniens Schäden an. Hunderttausende Menschen waren ohne Strom, der Gesamtschaden wurde auf 3,5 Millionen US-Dollar geschätzt.
Wetterlage und Entwicklung Santa-Ana-Winde sind trockene Fallwinde, die hauptsächlich im Spätherbst und Winter im Süden Kaliforniens auftreten. Sie haben ihren Ursprung im Großen Becken zwischen den Rocky Mountains und der Sierra Nevada. Dort sammelt sich Kaltluft an und führt zum Aufbau eines ausgeprägten Hochdruckgebietes. Herrscht eine östliche Strömungskomponente vor, erfährt diese Luft auf ihrem Weg Richtung Pazifik beim Abstieg über die Sierra Nevada eine Beschleunigung. Pässe und Canyons sorgen über den Düseneffekt für eine weitere Geschwindigkeitszunahme. Die trockenen, in tiefen Lagen oftmals warmen Fallwinde können dann mitunter große Geschwindigkeiten erreichen. Begünstigt wird das Auftreten der Santa-Ana-Winde durch La Niñja, wenn aufgrund der Temperaturanomalien im mittleren Pazifik vor der Küste Mittel- und Südamerikas ohnehin häufig kalte und trockene Luft lagert.
Ende November / Anfang Dezember 2011 erstreckte sich ein solches Hoch von der mittleren Westküste der USA über die Bundesstaaten Washington, Oregon, Idaho, Nevada, Montana und Wyoming bis zu den Dakotas und nach Nebraska. Am Flughafen Seattle/Tacoma (Bundesstaat Washington) wurde in der Nacht vom 30.11. zum 01.12. ein Luftdruck von 1043,4 hPa registriert, was einen neuen Rekord für diese Station bedeutete. Gleichzeitig entwickelte sich auf der Vorderseite eines über den Westen der USA südwärts schwenkenden Höhentroges über Arizona ein kräftiges Tief, das am 01.12. einen Kerndruck von unter 1005 hPa aufwies. Zwischen den beiden System etablierte sich eine lebhafte östliche Strömung.
Die ersten kräftigen Böen wurden in den Abendstunden (Ortszeit) des 30.11. im südlichen Kalifornien beobachtet. An der Station Whitaker Peak, 1.262 Meter hoch gelegen, konnte eine Spitzenböe von 156 km/h verzeichnet werden. Der internationale Flughafen von Los Angeles musste vorübergehend gesperrt werden, nachdem Sturmböen bis 80 km/h Sand und Staub über die Start- und Landebahnen geweht hatten. Zahlreiche Flüge hatten Verspätungen oder fielen ganz aus. Sturm- und schwere Sturmböen traten im gesamten südlichen Kalifornien auf und dauerten etwa 24 Stunden an. Hunderte Bäume wurden entwurzelt, Strommasten knickten um. Knapp 300.000 Menschen waren ohne Strom.
Am 01.12. meldete Kane Springs in Nevada eine Spitzenböe von 158 km/h; in Centreville (Utah), knapp nördlich von Salt Lake City gelegen, konnten gar 164 km/h gemessen werden. Die Orkanböen rissen Bäume und Stromleitungen um, selbst große Trucks wurden umgeweht. Insgesamt beliefen sich die Schäden ersten Schätzungen zur Folge auf etwa 3,5 Millionen US-Dollar.
Nach dem selben meteorologischen Prinzip wie die Santa-Ana-Winde im Süden entstehen die Diablo-Winde im Norden Kaliforniens, speziell in der Bucht von San Francisco. Die kräftigste Böe wurde auf dem Gipfel des Mount Diablo in 1.250 Metern Höhe mit 124 km/h gemessen. Eine automatische Messstation (Mammoth Summit Gondola 2) in 3.369 Metern Höhe übermittelte eine mittlere Windgeschwindigkeit von 238 km/h. Allerdings misst das Anemometer dieser Station nur Windgeschwindigkeiten bis etwa 240 km/h, sodass sogar noch höhere Windgeschwindigkeiten wahrscheinlich erscheinen. Text: CE
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