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Einen außergewöhnlich warmen Witterungsabschnitt erlebten Teile Skandinaviens - vor allem Finnland, die Mitte Schwedens und das nördliche Norwegen - Anfang respektive Mitte Juni 2011. Selbst nördlich des Polarkreis wurden Höchsttemperaturen um +30 °C gemessen, auf den Lofoten eine Tropennacht registriert.
Wetterlage und Entwicklung Zwar sind Hitzewellen im Sommer auch im sonst eher gemäßigt warmen Skandinavien möglich, meist beschränken sich heiße Tage jedoch auf die südlichen Regionen Finnlands und Schwedens, wohin von Osteuropa gelegentlich sehr warme Festlandsluft gelangen kann. Ungewöhnlich sind Höchsttemperaturen um und örtlich sogar deutlich über +30 °C am Polarkreis, wie sie Anfang/Mitte Juni 2011 gemessen wurden. Für solche Wärme im hohen Norden bedarf es eines kräftigen und weit im Süden ansetzenden Warmlufttransportes, der auf der Vorderseite eines langwelligen Höhentroges mit großer Amplitude vor Westeuropa ab dem 6. gegeben war. Der Trog reichte mit seiner Achse von Spitzbergen über das Eismeer, Island, die Britischen Inseln und die Iberische Halbinsel bis nach Nordafrika; an seiner Ostflanke wurde mediterrane Warmluft über Osteuropa zum Ostseeraum und in die östlichen Teile Skandinaviens geführt. Am Boden war dem Trog ein Tiefdrucksystem mit Zentren bei den Britischen Inseln ("Balthasar") und über dem nördlichen Mitteleuropa ("Aram") unterlegen, auf dessen Vorderseite sich ebenfalls eine Südströmung etablierte. Zum 8. und 9. verlagerte sich "Balthasar" Richtung Färöer, wodurch mit einer südöstlichen Strömung nun vermehrt auch kontinentale Warmluft in die nördlichen Teile Skandinaviens gelenkt wurde. Am 10. konnten vom Nordwesten Norwegens bis nach Karelien 850-hPa-Temperaturen von über +15 °C analysiert werden. Erst mit Abschwächung von "Balthasar" drang am Rande eines Polarhochs am 12. deutlich kühlere Luft nach Süden vor und setzte der Hitzeepisode mit teilweise kräftigen Schauern und Gewittern ein abruptes Ende.
Schon am 7. und 8. wurden in weiten Teilen Finnlands und Schwedens Höchsttemperaturen um +25, örtlich bereits über +30 °C gemessen. Beispielsweise verzeichnete Oulunsalo im Nordwesten Finnlands am 8. +30,6 °C. Noch heißer wurde es an diesem Tag in Padun auf der zu Russland gehörenden Halbinsel Kola, wo auf 68,60 ° geografischer Breite ein Maximum von +31,1 °C verzeichnet werden konnte. Der Höhepunkt der Hitze aber wurde am 10. und 11. erreicht, als in den mittleren Teilen Schwedens und Norwegens Temperaturen bis +34 °C notiert werden konnten. Am heißesten wurde es dabei in der norwegischen Kommune Saltdal, immerhin auf 66,85 ° nördlicher Breite gelegen, mit einem Spitzenwert von +33,8 °C. Nur eine Station in ganz Europa - auf Zypern - meldete an diesem Tag ein höheres Maximum. An einer südwestfinnischen Station blieb das Quecksilber am 10. erst bei +32,8 °C stehen, was die höchste in Finnland gemessene Junitemperatur seit 1974 bedeutete. Die absolut höchste Junitemperatur liegt nur 1 K höher bei +33,8 °C und stammt aus dem Jahre 1935.
Doch nicht nur die Tage, auch die in den dortigen Regionen zu dieser Zeit sehr kurzen oder im eigentlichen Sinne nicht mehr vorhandenen Nächte verliefen ungewöhnlich mild. In dem kleinen Fischerdorf Skrova auf den Lofoten wurde die Nacht zum 10. mit einem Minimum von +21,5 °C gar zu einer der seltenen Tropennächte. Dieser Tiefstwert stand für die zweithöchste Tiefsttemperatur, die seit 1957 je in Nordnorwegen gemessen wurde. Mit einem Minimum von +22,7 °C noch wärmer verlief lediglich die Nacht zum 30.06.1958 - ebenfalls in Skrova.
Während im Norden die Wärme vorherrschte, gingen im Süden Norwegens teilweise kräftige Schauer und Gewitter nieder. In Rena fielen am 9./10. innerhalb von 24 Stunden 67 mm, an der Station Oslo-Blindern einen Tag später 32 mm. Im Gudbrandsdalen, Norwegens längstem Tal, kam es am 11. zu Überschwemmungen und Erdrutschen, 200 Menschen mussten evakuiert werden. Mit Passage der Kaltfront gingen am 12. auch weiter nördlich teilweise kräftige Gewitter nieder (z. B. Trondheim/Værnes Flgh. 32 mm in 24 Stunden).
Text: CE
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