Ein Vorstoß maritimer Kaltluft brachte im Zusammenspiel mit feuchtwarmer Mittelmeerluft dem Alpenraum am Wochenende des
14./15. Mai 2011 ergiebige Niederschläge, die teilweise bis unter 1.500 Meter herab als Schnee fielen. Insbesondere in
den Hochlagen über 2.000 Meter wurden beträchtliche Neuschneezuwächse von mehr als einem halben Meter innerhalb von 48
Stunden verzeichnet.
Wetterlage und Entwicklung
Im Laufe der zweiten Maiwoche 2011 hatte sich quer über Mitteleuropa verlaufend eine Luftmassengrenze ausgebildet, die
feuchtwarme Luft im Süden von kühlerer und trockenerer Luft im Norden trennte. Die warme und feuchte Luft wies Taupunkte nahe
+15 °C auf; in ihr entwickelten sich teilweise kräftige Schauer und Gewitter. Im Umfeld der Luftmassengrenze, die am 12.
allmählich nach Südosten zu den Alpen hin abgedrängt wurde, traten zeitweilig schauerartig verstärkte und örtlich gewittrige
Regenfälle auf.
Bodendruckanalysen vom 14. und 15.05.2011 | Quellen: FU Berlin / DWD / wetter3.de |
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14.05.2011, 00 UTC |
14.05.2011, 12 UTC |
15.05.2011, 00 UTC |
15.05.2011, 12 UTC |
850-hPa-Geopotential und -Temperatur vom 14. und 15.05.2011 | Quelle: wetter3.de |
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14.05.2011, 00 UTC |
14.05.2011, 12 UTC |
15.05.2011, 00 UTC |
15.05.2011, 12 UTC |
Mit Abzug der Luftmassengrenze setzte sich zunächst in ganz Deutschland kühlere Luft durch, ehe die Strömung vor einem sich
über die Nordsee nach Südnorwegen verlagernden Tiefdruckgebiet ("Paul") auf Südwest rückdrehte und die feuchtwarme
Luft zum 14. kurzzeitig nochmals nach Norden an Raum gewann. Dem Bodentief überlagert war ein umfangreiches Höhentief, von
dem ausgehend sich ein markanter Trog nach Südwesten erstreckte. Massive Kaltluftadvektion in den Trog hinein ließ diesen
sich nach Süden ausweiten und am 15. bis zum westlichen Mittelmeer vorstoßen. Die nordwärts vorgedrungene feuchtwarme
Luftmasse war auf der Vorderseite des sich annähernden Troges am 14. und 15. großräumigen Hebungsvorgängen unterworfen; dazu
stellte sich ab den Abendstunden des 14. über den Alpen eine Gegenstromlage mit nordwestlichen bis nördlichen Winden in den
unteren und weiterhin südlicher bis südwestlicher Anströmung in den oberen Luftschichten ein. Dies hatte ein Aufgleiten der
feuchtwarmen Luft auf die hinter der Kaltfront von "Paul" niedertroposphärisch einfließende Kaltluft zur Folge. Wie
kalt diese Luft war, verdeutlicht ein Blick auf die Temperaturkarten für das Niveau 850 hPa, etwa 1.500 Meter Höhe
entsprechend. Am 15. um 6 UTC wurden über Deutschland nur Werte um 0 °C analysiert; im Süden etwas darüber, im Norden
noch darunter.
Niederschlagsradarbilder vom 14 und 15.05.2011 | Quelle: DWD |
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14.05.2011, 18:00 MESZ |
14.05.2011, 22:00 MESZ |
15.05.2011, 02:00 MESZ |
15.05.2011, 06:00 MESZ |
Die intensiven Niederschläge im Umfeld der Luftmassengrenze - an der Station Kreuth-Glashütte fielen 54 mm innerhalb von 24
Stunden bis zum 15., 6 UTC - bewirkten durch Schmelz- und Verdunstungsprozesse eine weitere Abkühlung der einfließenden
Kaltluft, sodass die Niederschläge bis unter 2.000 Meter herab in Schnee übergehen konnten. Durch die günstige Zeit der
maximalen Niederschlagsintensität während der Nacht präsentierten sich am Morgen des 15. selbst Höhenlagen nur wenig über
1.000 Meter teilweise in frischem Weiß. So konnten zum Beispiel auch im nur 1.044 Meter hoch gelegenen Balderschwang im
Oberallgäu Flocken beobachtet werden. Größere Neuschneemengen gab es allerdings erst in Lagen oberhalb etwa 2.000 Meter. Auf
der Zugspitze wuchs die Schneedecke innerhalb von 48 Stunden bis zum Morgen des 16. von 192 auf 250 cm, auch am 2.310 Meter
hoch gelegenen Alpinzentrum Rudolfshütte im Salzburger Land (Österreich) kam in diesem Zeitraum ein halber Meter Neuschnee
zusammen. Auf dem Wendelstein (1.835 m) in den bayerischen Alpen fielen 12 cm, an der Station Hahnenkamm/Ehrenbachhöhe in den
Kitzbüheler Alpen (Tirol, 1.763 m) sogar 20 cm. Allerdings sind solche Schneehöhen in diesen Lagen um diese Jahreszeit nichts
Außergewöhnliches; auf der Zugspitze beispielsweise beträgt die Rekordschneehöhe für Mai 740 cm und datiert vom 12. Mai 1965.
Zwischen dem 17. und dem 20. Mai 1991 fielen nach einer Information der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG)
in Ramsau am Dachstein in der Steiermark (Österreich) auf einer Höhe von 1.135 Meter 45 cm Schnee.
Satellitenbilder | Quelle: DLR |
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14.05.2011, 11:51 UTC, NOAA VIS |
15.05.2011, 01:50 UTC, NOAA IR |
15.05.2011, 11:40 UTC, NOAA VIS |
Das spätwinterliche Gastspiel blieb auch in den Hochlagen eine kurze Episode; bereits im Laufe des 16. setzte sich wieder
wärmere Luft durch und der frische Schnee taute rasch ab.
Text: CE
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